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Die Grafikchip- und Grafikkarten-Marktanteile im vierten Quartal 2017

Seitens der Marktforscher von Jon Peddie Research liegen neue Zahlen zu den Grafikchip-Marktanteilen im abgelaufenen vierten Quartal 2017 vor. Vom konkurrierenden Marktforschungs-Institut Mercury Research fehlen dessen Zahlen leider, werden eventuell nachgereicht, können damit derzeit aber noch nicht mit betrachtet werden. Im Markt aller PC-Grafikchips inklusive integrierter Lösungen hat sich wie üblich wenig bewegt: Gegenüber dem Vorquartal legte AMD etwas zu, Intel marginal und nVidia verlor etwas – um ironischerweise fast kommagenau auf den Stand vom Vorjahresquartal herauszukommen. AMD hat in dieser Insgesamt-Statistik zuletzt etwas gewonnen durch den Effekt des Cryptomining-Booms, für welche Aufgabe sich AMDs Desktop-Grafikkarten besonders gut eignen. Aber selbst diese im Desktop-Segment (wie nachfolgend noch zu sehen) beachtbaren Marktverschiebungen ergeben bei der Insgesamt-Statistik nur eher kleine Ausschläge – und vor allem kein Wandel des Gesamtbildes, welches nach wie vor Intel klar den Markt mit konstant über 65% Marktanteil dominieren sieht.

Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 Q4/2017
AMD 14,4%
13,3%
13,1%
13,4%
13,2%
13,2%
13,0%
13,0%
14,2%
 
Intel 68,1%
70,4%
71,1%
70,5%
70,6%
70,3%
67,8%
70,1%
68,1%
 
nVidia 17,5%
16,2%
15,8%
16,0%
16,3%
16,4%
19,3%
16,9%
17,5%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) & Mercury Research (blau)

Eine gewisse Überraschung hält dann der Markt der Grafikchips für Desktop-Grafikkarten bereit: Zumindest laut Jon Peddie Research hat AMD in diesem Teilmarkt einen erheblichen Zugewinn an Marktanteil zu verbuchen. Gerade nachdem man die letzten Quartale ziemlich konstant bei einem AMD/nVidia-Verhältnis von grob 28:72% herumkrebste, sind die im vierten Quartal aufgestellten immerhin 33,7% Marktanteil für AMD gegenüber "nur" 66,3% Marktanteil für nVidia doch eine gewisse Überraschung. Das letzte Mal mit über 30% Marktanteil stand AMD immerhin vor über drei Jahren im dritten Quartal des Jahres 2014. Inwiefern dies bei Mercury Research eventuell anders gesehen wird (im gewöhnlichen gibt es dort etwas weniger große Ausschläge), bleibt bis zur Veröffentlichung von deren Zahlen vorbehalten. Rein nominell legt AMD damit bei den Grafikchips für Desktop-Grafikkarten einen statistisch durchaus klar belegbaren Aufwärtstrend hin, welcher seinen Beginn schon im vierten Quartal 2015 hatte.

Q4/2016 Q1/2017 Q2/2017 Q3/2017 Q4/2017
AMD 29,5%
27,6%
27,5%
28,7%
30,3%
28,6%
27,2%
27,9%
33,7%
 
nVidia 70,5%
72,4%
72,5%
71,3%
69,7%
71,4%
72,8%
72,1%
66,3%
 
Quellen: Jon Peddie Research (schwarz) & Mercury Research (blau)

Rein praktisch dürfte insbesondere die Entwicklung des letzten Quartals jedoch auf Einmaleffekte wegen des Cryptomining-Booms zurückzuführen sein, dies ist dann auch die Einschätzung von Jon Peddie Research. AMD hat hiervon besonders profitiert, weil AMD und den Herstellern von AMD-basierten Grafikkarten faktisch alles aus den Händen gerissen wurde, was herzustellen war. Damit werden natürlich in gewissem Sinne die Aussagen zur Beliebtheit der jeweiligen Grafikchip-Entwickler anhand deren Marktanteile etwas verzerrt, weil hier nun erstmals in der inzwischen gar nicht mehr so kurzen Geschichte der 3D-Grafikkarte "artfremde" Käufer in großer Anzahl im Markt mitmischen. Andererseits dürfte sich dieser Effekt sicherlich demnächst wieder etwas abkühlen bzw. nVidia gerade bei längerem Anhalten des Cryptomining-Booms mit eigenen Angeboten daran (noch besser) mitzuverdienen versuchen, die Cryptomining-Geschäfts sich zukünftig wohl wieder besser zwischen den Herstellern verteilen.

Insofern kann diese erfreuliche Entwicklung der reinen Verkaufszahlen wenig darüber hinwegtäuschen, das AMD im Grafikchip-Geschäft derzeit weiterhin eher schwach dasteht: Die Desktop-Grafikkarten sind nach wie vor nur bis in den Midrange-Bereich (wirklich) konkurrenzfähig, die aktuellen HighEnd-Grafikkarten werden nach wie vor in zu geringer Anzahl hergestellt (dies ganz unabhängig des Cryptomining-Booms), für Gaming-Notebooks hat man inzwischen gar nichts mehr zu bieten. Dabei muß auf eine neue AMD-Generation voraussichtlich bis zum Jahr 2019 (mittels "Navi") gewartet werden, während nVidia seinen aktuell schon beachtbaren Vorsprung mittels einer neuen nVidia-Generation (ob nun "Ampere" oder "Turing") noch dieses Jahr weiter ausbauen dürfte. Allenfalls in der Insgesamt-Statistik könnte AMD mit den neuen integrierten Grafiklösungen von Raven Ridge zukünftig punkten, sofern man jene nur in genügend Komplett-PCs und Notebooks unterbringen kann.