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Hardware- und Nachrichten-Links des 11. Januar 2019

Eine interessante Geschichte zur Radeon VII dreht sich darum, das es wohl AMD-intern einen gewissen Kampf darum gegeben hat, ob man eine solche Grafikkarte überhaupt bringen sollte. Einer der beiden zwischenzeitlichen RTG-Chefs, Mike Rayfield, war wohl dafür – während andere Kräfte bei AMD dieses Vorhaben seinerzeit intern als "nicht wirklich machbar" einschätzten, da eine solche Vega-20-basierte Grafikkarte für Gaming-Bedürfnisse einen Kostenpunkt von 750 Dollar (!) haben würde und es zudem schwer hätte, es überhaupt mit einer GeForce GTX 1080 Ti aufzunehmen. Letzteres trifft nun wohl ganz augenscheinlich zu, denn die Radeon VII wird es schwer haben, mit der GeForce GTX 1080 Ti gleichzuziehen und die GeForce RTX 2080 wird mit einiger Sicherheit weiterhin vorn liegen. Damit bekommt erstere Aussage an Gewicht, wonach die Karte AMD gleich 750 Dollar kosten soll – was hoffentlich in der Realität inzwischen etwas abgemildert werden konnte, aber dennoch grundsätzlich die Richtung vorgibt. AMD macht hier also kaum ein Geschäft und hat auch wenig Potential zu niedrigeren Preisen – möglicherweise ist selbst ein Abgabepreis von 649 Dollar, was gemäß der erreichbaren Performance als durchaus sinnvoller erscheint, nicht mehr realisierbar.

He [Mike Rayfield] presented suggestions that weren't really feasible such as "Radeon VII" – which was to be a Vega 20 based consumer facing part that cost $750 to build and would barely tie in with an [NVIDIA] GTX 1080 Ti.
Quelle:  Insideraussage gegenüber WCCF Tech vom 13. Dezember 2018

Zur Radeon VII selber gibt es noch zwei wichtige Nachträge: Erstens einmal sind die (auch an dieser Stelle) gemeldeten 128 ROPs bei der Radeon VII bzw. beim Vega-20-Chip doch nicht existent. Wie ExtremeTech auf Basis einer AMD-Information ausführen, hat auch dieser Grafikchip wieder nur 64 ROPs. Die Mehrperformance der Radeon VII hängt somit nur an der ca. 10% höheren Rechenleistung sowie der um 111% höheren Speicherbandbreite. Angesichts dieser Ausgangslage ist es dann durchaus denkbar, das beim Vega-20-Chip einige der bei Radeon RX Vega 56/64 nicht aktiven Features der Vega-Architektur gefixt wurden und vom Treiber angesprochen werden können – dies würde zumindest besser zur gezeigten Mehrperformance passen. Und zweitens hat AMD erstaunlicherweise den Support von PCI Express 4.0, welchen der Vega-20-Chip definitiv beherrscht, bei der Radeon VII abgekappt. Damit wird es zum Sommer 2019 auch keine Systeme mit durchgehendem PCI Express 4.0 geben können, da zwar Zen 2 (samt neuer Mainboards) jenes Feature beherrscht, im Consumer-Bereich dann jedoch weiterhin entsprechende Grafikkarten fehlen. Möglicherweise hebt sich AMD dieses Feature zur Bewerbung der (dieses Jahr) nachfolgenden Navi-Generation auf, ein klein wenig schade ist diese Entscheidung aber dennoch.

Stichwort PCI Express 4.0: Zwar wird es den offiziellen Support für jenes Feature erst mit den neuen Mainboard-Chipsätzen B550 & X570 geben, allerdings ist PCI Express 4.0 durchaus auch auf Mainboards mit den bestehenden 300er und 400er Chipsätzen realisierbar. Wie Tom's Hardware unter Berufung auf eine Bestätigung seitens AMD ausführen, sind dafür noch nicht einmal neue Mainboards erforderlich – PCI Express 4.0 ist auch auf einigen bestehenden Mainboards nachträglich aktivierbar. Dafür muß die Verdrahtung des Mainboards entsprechend hochwertig sein und vor allem der Grafik-Steckplatz (normgerecht) nahe an der CPU sitzen, damit die Signalwege nicht zu lang werden. Die Mainboard-Hersteller müssen dies dann für jenes einzelne Mainboard validieren und nachfolgend per BIOS-Update freischalten – worauf AMD keinen Einfluß hat, dies ist eine freie Entscheidung der Mainboard-Hersteller. Ob dies bei vielen älteren Platinen geschieht, wäre somit zu bezweifeln – allerdings ist damit klar, das neu herauskommende Mainboards auf Basis der 300er/400er Chipsätze somit problemlos mit dem Support von PCI Express 4.0 erstellbar sind (wie dies schon erwartet wurde).

Bei AnandTech hat man von AMD hingegen Detail-Informationen zu Chiplets & TDP von "Matisse" eingeholt, der Desktop-Ausführung von Zen 2 unter dem späteren Verkaufsnamen "Ryzen 3000". So sollen die Matisse-basierten Prozessoren in derselben TDP-Bandbreite wie Ryzen 2000 herauskommen – sprich von 35 Watt bis 105 Watt. Da "Matisse" dann alles abdeckt, was im Consumer-Bereich (außerhalb von Threadripper) kommt, würde dies bedeuten, das AMD auch seine potentiellen Zen-2-basierten 16-Kerner noch in diese TDP von 105 Watt pressen will. Die 7nm-Fertigung von TSMC würde demzufolge eine Verdopplung der Kern-Anzahl bei gleichbleibendem Stromverbrauch ermöglichen – was ein sehr starkes Ergebnis wäre. Ganz beschrieen werden sollte diese Nachricht aber noch nicht, denn ein 16-Kerner mit 105 Watt TDP bleibt eine grenzwertige Angelegenheit – und wenn dann real eine höhere TDP-Marke herauskommt, wäre dies auch nicht so tragisch. Der entscheidende Punkt von Zen 2 ist derzeit sowieso eher, das AMD gemäß seiner CES-Demonstration mit einem Zen-2-basierten Achtkerner das Cinebench-Resultat eines Core i9-9900K erreichen konnte, ohne aber wie der Intel-Prozessor die TDP-Grenze maßgeblich zu reißen.

Denn die generelle Schlagkräftigkeit von 12- und 16-Kern-Prozessoren im normalen Consumer-Segment muß sich erst noch erweisen – viel wichtiger dürfte sein, was AMD bei den 6- und 8-Kern-Prozessoren hinbekommt, da dort das größere Geschäft (auch mit den PC-Herstellern) wartet. Das AMD hierbei gute Karten mittels Zen 2 hat, darauf weist die CES-Demonstration sicherlich schon hin. Eine Option, die AMD dagegen derzeit nicht bemühen wird, ist die Auflage von Matisse-Prozessoren mit einem Compute-Die (mit 8 CPU-Kernen), dem obligatorischem I/O-Die – und dann einem Graphics-Die auf dem freibleibenden Platz, sprich eine Matisse-basierte APU. Dieser These hat AMD gegenüber AnandTech eine Absage erteilt und selbiges mit dem gänzlich anderen Ansatz von APUs (Mobile zuerst & niedrigere Kostenlage) begründet. Diese Aussage muß natürlich nicht für zukünftige Chiplet-Generationen von AMD gelten – doch primär müssen für diesen Chiplet-Ansatz zuerst einmal die Kosten sinken, ehe man selbiges auch im APU-Bereich ins Auge fassen kann. Zukünftig dürfte sich AMD sicherlich dieser Idee zuwenden, der Chiplet-Ansatz macht es schließlich naheliegend, irgendwann alle CPUs & APUs nur noch aus einem Baukasten-System zu erstellen. Dieses Jahr dürfte da aber nichts mehr passieren, denn die "Picasso" nachfolgende "Renoir"-APU steht (obwohl technisch zu Zen 2 gehörend) erst im Jahr 2020 auf AMDs Roadmap.