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Hardware- und Nachrichten-Links des 1./2. März 2021

Twitterer HXL berichtet über Äußerungen aus dem chinesischen Chiphell-Forum, wonach AMDs Zen 4 tatsächlich AVX512 beherrschen soll. Ob hiermit eine reine Unterstützung des Features gemeint ist (kann man ja auch über die Koppelung zweier AVX2-Einheiten erreichen) oder ein echter Hardware-Support mit einer 512 Bit breiten AVX512-Einheit, ist jedoch noch unklar. Dass AMD bei Zen 4 allerdings eher in die Vollen zu gehen gedenkt, darauf deuten die von ExecutableFix @ Twitter offerierten Chipflächen hin. Der Twitterer hat wohl bereits entsprechend aussagekräftiges Material vorliegen, kann dieses zwar nicht im Original zeigen, aber zumindest die Chipflächen von Zen 4 anhand dessen errechnen. Und danach geht das Core-Chiplet (welches sowohl im Server- als auch im Desktop-Segment identisch verbaut wird) von 80,7mm² (Zen 3) nur auf 72,2mm² Chipfläche (Zen 4) zurück.

Zen 2 Zen 3 Zen 4
Core-Chiplet (je 8C) 74mm²  (TSMC 7nm) 80,7mm²  (TSMC 7nm) 72,2mm²  (TSMC 5nm)
I/O-Die Desktop 125mm²  (GF 12nm) 125mm²  (GF 12nm) ?
I/O-Die Server 416mm²  (GF 14nm) ? 396,6mm²

Angesichts des erheblichen Packdichten-Vorteils zwischen der 7nm- und 5nm-Fertigung von TSMC von nominell +86% ist dies erstaunlich wenig – was andererseits andeutet, dass AMD eine erheblich größere Anzahl an Transistoren verbaut, sprich die CPU-Architektur wahrscheinlich erneut an allen Ecken und Enden aufstockt. Natürlich kann hierbei auch ein erheblicher Teil der Mehrtransistoren für größere Caches draufgehen – nicht, weil man jene zwingend bräuchte, sondern damit man das Chiplet auf eine gewisse Größe bekommt. Denn unterhalb einer gewissen Chiplet-Größe steigt die thermische Belastung pro mm² zu stark an, wird das Chiplet immer schwieriger zu kühlen. Nicht umsonst ist AMD bei seiner Zen-Garde bislang nirgendwo unterhalb einer Chipfläche von 70mm² pro Chiplet gegangen. Auch spätere Fertigungsverfahren mit nochmals besseren Packdichten werden AMD erneut vor diese Herausforderung stellen: Damit hat man natürlich viel Platz zugunsten zusätzlicher Transistoren für die eigentliche CPU-Architektur, notfalls muß man die gewünschte Chiplet-Größe aber auch mittels größerer Caches oder irgendwann mittels mehr CPU-Kernen pro Chiplet erzwingen.

Laut YouTuber Moore's Law Is Dead soll die Radeon RX 6700 XT mit einem Listenpreis von $479 oder $499 antreten. Das Referenzmodell würde sich anschließend mit der GeForce RTX 3060 Ti duellieren, die Herstellermodelle mit einer besseren Chipversion hingegen irgendwo zwischen GeForce RTX 3060 Ti & 3070 herauskommen. Interessanterweise (und im Gegensatz zu anderen Gerüchten) soll AMD die Radeon RX 6700 XT selber in seinem Online-Shop anbieten und sowie den Markteintritt auch mit deutlich höherem Volumen bestreiten als bei den bisherigen RDNA2-basierten Grafikkarten. So die Informationen seitens MLID – zu welchen es am Mittwoch im Rahmen von AMDs Vorstellungs-Event zur Radeon RX 6700 XT (17 Uhr deutscher Zeit) teilweise schon eine Bestätigung oder ein Dementi geben wird. Die aufgerufene Preislage erscheint dabei – betrachtend die anderen Listenpreise und nicht die aktuellen Straßenpreise – jedoch als zu hoch, denn die (angeblich) Performance-gleiche GeForce RTX 3060 Ti steht schließlich für $399 in nVidias Liste.

Ironischerweise würde man AMD zur aktuellen Situation des Grafikkarten-Markts eine Radeon RX 6700 XT für $479 glatt aus den Händen reißen, selbst wenn die Performance der GeForce RTX 3060 Ti nicht einmal ganz erreicht wird. Insofern sind Performance & Preis derzeit alles irgendwie (leider) nebensächliche Punkte, die wahre Konzentration gilt alleinig der Lieferfähigkeit. Aber vermutlich ist dies nicht auf einen Schlag lösbar, denn selbst wenn die Radeon RX 6700 XT am Launchtag (kolportiert der 18. März 2021) mit der mehrfachen Menge des üblichen Bedarfs in den Läden stehen würde, müsste jene Karte dann ganz allein gegen die Lieferschwäche bei allen anderen Grafikkarten antreten – was für eine einzelne Grafikkarte unmöglich zu schultern ist. Nur die erhebliche Produktionsausweitung auf breiter Front (= bei vielen Grafikkarten gleichzeitig) kann den Grafikkarten-Markt irgendwann wieder in normale Fahrwasser bringen. Und selbst zu diesem Zeitpunkt wäre dann erst einmal der erhebliche Rückstau an aufgeschobenen Grafikkarten-Käufen abzuarbeiten.

Laut einer Erhebung der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) erreichte der Grafikkarten-Umsatz in Deutschland im vierten Quartal 2020 eine Steigerung vom +64% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, die Steigerung im nachfolgenden Januar 2021 soll sogar +94% betragen haben. Zu beachten ist, dass hierbei explizit nur von Umsatzzahlen und nicht von Stückzahlen geredet wird – die meisten anderen diesbezüglichen Marktstatistiken berichten hingegen ausschließlich von Stückzahlen. Denn der Hintergrund des Umsatzbooms liegt wohl weniger denn in einem Anziehen der Stückzahlen-Absätze, sondern in den bekannt abgehobenen Grafikkarten-Preisen. Die GfK notiert hierzu für eine "Grafikkarte der neuen Generation" einen durchschnittlichen (!) Abgabepreis von satten 956 Euro im Januar 2021 – was dann wohl Radeon RX 6000 und GeForce RTX 30 meint. Selbige sollen inzwischen für zwei Drittel des insgesamten Umsatzes stehen – sicherlich vorangetrieben durch die hohen Preislagen, aber natürlich auch durch die inzwischen genauso bei den früheren Grafikkarten anzutreffende Lieferknappheit.

Wirklich belastbares Zahlenmaterial bietet der Bericht leider nicht, es bleibt bei diesen anekdotischen Zahlen-Einwürfen. An jenen läuft sich abschätzen, dass der Stückzahlen-Absatz trotz wie bekannt knappem Händlerangebot vermutlich sogar ein gewisses Normalmaß erreicht hat. Der Umsatzboom würde somit primär von den hochgezogenen Preisen getragen, die reine Absatzmenge scheint aber nicht gravierend niedriger als zu "Normalzeiten" zu liegen. Dies deckt sich mit den Aussagen von AMD & nVidia, dass jene eigentlich gute Mengen geliefert haben – doch wenn der Bedarf dauerhaft viel höher liegt als gedacht, dann reichen auch "gute Mengen" einfach nicht aus. Die Titelsetzung der GfK von "Deutschland im Gaming-Fieber" passt dann allerdings nicht ganz, denn letztlich haben trotz des Umsatzbooms vermutlich klar weniger Gamer zu einer neuen Grafikkarte gefunden als zu "Normalzeiten" – der Umsatzboom ist schließlich Preis- und nicht Stückzahlen-getrieben, den Anteil an Karten in Miner-Händen noch nicht einmal einrechnend. Das genannte "Fieber" dürfte wenn dann eher der Umstand auslösen, keine Grafikkarte (zum gangbaren Preis) bekommen zu haben.

Von WCCF Tech kommen erneute Spezifikations-Angaben zu "Rocket Lake", welche an vielen Stellen detaillierter sind als das bisher bekannte Wissen, bei den reinen Taktraten jedoch von diesem nicht abweichen. Die neue Angabe kann man somit aber auch als Bestätigung der alten Angaben sehen – was ja auch etwas wert ist. Damit läßt sich dann auch ein Taktratenvergleich von 10. Core-Generation (Rocket Lake) zu 11. Core-Generation (Rocket Lake) aufstellen, was in Bezug auf etwaige Taktrate-Verluste gegenüber dem (angeblich) hohen IPC-Sprung der neuen "Cypress Cove" CPU-Kerne wichtig ist. Dabei ergeben sich kleinere Schwankungen in beide Richtungen hin, jedoch kein genereller Unterschied. Die real laufenden Taktraten können natürlich dennoch abweichend sein, dies können nur die am 30. März (15 Uhr deutscher Zeit) zu erwartenden Launch-Reviews zur Rocket Lake klären.

Comet Lake Rocket Lake
Core i9-10900K11900K 3.7/4.9/5.3 GHz 3.5/4.8/5.3 GHz
Core i9-1090011900 2.8/4.6/5.2 GHz 2.5/4.7/5.2 GHz
Core i7-10700K11700K 3.8/4.7/5.1 GHz 3.6/4.6/5.0 GHz
Core i7-1070011700 2.9/4.6/4.8 GHz 2.5/4.4/4.9 GHz
Taktraten-Angaben: 1. Base-Takt, 2. AllCore-Turbo, 3. maximaler Turbo-Takt (jeweils inklusive Turbo Boost Max 3.0 sowie Thermal Velocity Boost) ... Taktraten zu Rocket Lake gemäß der Ausführungen von WCCF Tech

Der Planet 3DNow! erinnert an den Launch von AMDs ersten Ryzen-Prozessoren auf Basis von "Zen 1" mit Codenamen "Summit Ridge" vor vier Jahren am 2. März 2017 – und ruft damit ins Gedächtnis, wieviel seitdem auf Prozessoren-Seite bei AMD passiert ist und wie stark damit die CPU-Landschaft auf dem PC umgekrempelt wurde. Wenn man sich dagegen die vier Jahre Intel-Prozessoren zuvor ansieht (von Anfang 2013 bis Anfang 2017), dann fand hierbei nur der Sprung von Ivy Bridge zu Kaby Lake statt – nichts, was einen irgendwie hinter dem warmen Ofen hervorholen würde, trotz dass es da so einige Prozessoren-Generationen sowie neue Mainboard-Plattformen gegeben hatte. Damit hat sich letztlich die Vorhersage im Fazit der seinerzeitigen Ryzen-7-Launchanalyse doch sehr gut erfüllt:

Am Ende hat AMD das mit Ryzen/Zen erreicht, was man sich mit dieser neuen Prozessoren-Architektur erhofft & gedacht hatte: Einen neuen Start im Prozessoren-Geschäft – nicht völlig gleich zum seinerzeitigen K7-Launch, aber auch nicht vollkommen davon abweichend. Und AMD brauchte diesen neuen Start sehr wohl, ohne neuen Schwung aus seinen Kerngeschäftsfeldern ist das Unternehmen gegenüber dem massiv größeren Wettbewerber Intel und natürlich auch gegenüber dem derzeit vom Erfolg glatt umgerannten nVidia nicht konkurrenzfähig – womit den Konsumenten perspektivisch sogar die einzige Konkurrenz wegbrechen können, welche im CPU- und GPU-Geschäft überhaupt noch existiert. Ryzen/Zen dürften diese tiefschwarze Zukunftsvision (derzeit) zuverlässig verhindert haben, denn AMD hat hiermit die Grundlage für gute CPU-Geschäfte über die nachfolgenden Jahre gelegt.
Quelle:  Fazit der Launchanalyse zu Ryzen 7 auf 3DCenter.org am 15. März 2017

Denn die ersten Ryzen-Prozessoren gaben AMD tatsächlich den Startschuß für ein neues Leben im Prozessoren-Markt, mit den nachfolgenden Ryzen-Generationen hat AMD dann alle noch existierenden Schwachstellen ausgemerzt und ist nunmehr sogar zum unumstrittenenen Performance-Leader in den allermeisten Situationen & Segmenten aufgestiegen. Vor allem aber wurde dabei das Unternehmen "AMD" im Kern gerettet, welches vorher geschäftlich durch ein langjähriges tiefes Tal mit schwachen Quartalszahlen (teilweise unterhalb der Milliarden-Marke), Mitarbeiter-Entlassungen und generellen Zweifel an der Bestandsfähigkeit ging. Heutzutage mag dies schon fast wieder vergessen sein, aber seinerzeit war AMD ein klarer Übernahme-Kandidat – und zwar einer, der so tief unten drin hing, dass es nicht einmal ernsthafte Angebote gab. Dies erscheint gerade mit den letzten Geschäftszahlen von AMD nur noch wie ein ferner Traum – und ist gerade einmal vier Jahre vergangen.