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Hardware- und Nachrichten-Links des 16./17. August 2017

ComputerBase und PCGamer haben sich mit der Mining-Power von Radeon RX Vega beschäftigt – und kommen dabei zu Schlüssen, welche gegenteiliger nicht sein könnten: Denn während die ComputerBase die neuen AMD-Grafikkarten als gut für Miner geeignet ansieht, verweisen PCGamer auf die hohen Nebenkosten der Vega-Karten und die damit verbundene niedrige Mining-Effizienz. An dieser Stelle schlägt sich der ComputerBase-Artikel leider ein wenig selbst, denn der Mining-Vergleich gegen eine GeForce GTX 1080 Ti ist einigermaßen Nonsens – niemand setzt diese Karten fürs Mining ein, jene sind dafür zu teuer und zu stromschluckend, zudem verhindert der verbaute GDDR5X-Speicher ein wirkliches Ausfahren der sicherlich vorhandenen Rechenleistung. Bei nVidia hört der Mining-Spaß üblicherweise bei der GeForce GTX 1070 auf, dies ist die letzte wirklich effiziente Mining-Karte in nVidias Angebotsportfolio. Ganz generell kann man aus der bisherigen Erfahrung des Mining-Booms wohl durchaus sagen, das Mining-Effizienz eine gewichtige Größe darstellt – nicht umsonst wurden beim Mining-Boom in diesem Frühling zuerst die effizientesten Mining-Grafikkarten ausverkauft, nachfolgend dann die weniger effizienten.

Mining-Power Stromverbrauch Mining-Effizienz Listenpreis
GeForce GTX 1080 Ti 31,7 MH/s 230W 138 kH/s/W 699$
GeForce GTX 1080 21,0 MH/s 173W 121 kH/s/W 499$
GeForce GTX 1070 26,6 MH/s 147W 181 kH/s/W 379$
GeForce GTX 1060 6GB 18,9 MH/s 118W 160 kH/s/W 249$
Radeon RX 470 20,5 MH/s 138W 149 kH/s/W 179$
Radeon RX 480 8GB 23,8 MH/s 164W 145 kH/s/W 239$
Radeon RX 570 22,0 MH/s ~150W 147 kH/s/W 169$
Radeon RX 580 8GB 24,1 MH/s ~180W 134 kH/s/W 229$
Radeon R9 Fury X 28,3 MH/s 289W 98 kH/s/W 649$
Radeon RX Vega 56 29,3 MH/s 219W 134 kH/s/W 399$
Radeon RX Vega 64 31,8 MH/s 295W 108 kH/s/W 499$
alle Angaben zur Mining-Power im default-Zustand, d.h. unoptimiert fürs Cryptomining

Die fürs Mining wirklich ineffizienten Grafikkarten (wie beispielsweise die GeForce GTX 1080) legten erst später im Preis zu – und dies vermutlich nicht durch Käufe von Minern, sondern weil echte Grafikkarten-Käufer verstärkt auf jene Karten setzen mussten (aufgrund mangelnder Verfügbarkeit bei vielen anderen Grafikkarten). Eine andere wichtige Tendenz ist, das es auch um die Kosten- und Energieeffizienz des Gesamtsystems geht: Ausverkauft wurden zuerst die Mining-effizienten und gleichzeitig vergleichsweise kostengünstigen Karten der Radeon RX 470/480 & 570/580 Serien – erst danach (nach deren Nichtverfügbarkeit am Markt) widmente man sich den teilweise genauso Mining-effizienten, aber teureren nVidia-Grafikkarten. Der Anschaffungspreis der Hardware und des Gesamtsystems (Stichwort Netzteil-Leistungsklasse) scheint also doch eine gewisse Rolle zu spielen – was eine Erklärung dafür sein dürfte, weshalb die GeForce GTX 1080 Ti trotz nominell vernünftiger Mining-Effizienz vom Mining-Boom mehr oder weniger gar nicht betroffen war/ist. Sofern man diese Erfahrungen auf Radeon RX Vega umlegen kann, dann dürfte die Radeon RX Vega 64 vermutlich ziemlich sicher vor Cryptominern sein. Den riskanten Punkt stellt dagegen die Radeon RX Vega 56 dar, welche eine gute Mining-Effizienz zu einem noch gangbarem Preispunkt bietet. Was hier wirklich passiert, wird sich dann aber erst nach Marktstart dieser Karte (am 28. August) ergeben.

In der Frage der Straßenpreise zur Radeon RX Vega 64 läßt sich derzeit sagen, das augenscheinlich vor allem das Angebot sehr niedrig ist: Es wird derzeit nur die Radeon RX Vega 64 gelistet, wovon nur die luftgekühlte Version überhaupt real verfügbar ist. Allerdings ist nicht nur die Verfügbarkeit sehr gering, sondern vor allem die Anzahl der Händlerlistungen auf einem derart niedrigen Stand, das dies eher dem seinerzeitigen Launch der Radeon Vega Frontier Edition ähnelt. Normalerweise kann man mit locker und leicht über 20 Händlerlistungen pro konkretem Grafikkarten-Modell rechnen – derzeit erreicht keine der einzelnen Vega-Grafikkarten aber mehr als 6 Händlerlistungen. Davon sind aufgrund des Punkts, das VibuOnline, Drive City, Compuland und Mindfactory zusammengehören (bzw. sich aus demselben Zentrallager speisen und immer dieselben Preise bieten), eigentlich noch 3 Händler abzuziehen – bleiben maximal 3 unterschiedliche Einzelhändler übrig. Dies ist keineswegs ein Angebot, was Grafikkarten dieses Preisbereichs entspricht, hier werden also reihenweise Distributoren und damit dann Einzelhändler noch gar nicht beliefert, existiert augenscheinlich ein Problem auf Angebotsseite (sprich bei AMD). Das die Einzelhändler aufgrund dieser schwachen Liefersituation demzufolge die Preise hochgesetzt haben, ist damit (leider) normal – eine Verbesserung dieser Situation könnte sich aber erst nach Erreichen eines ernsthaften Marktangebots an Vega-Karten ergeben.

In die Launch-Analyse zu AMDs Ryzen Threadripper wurde noch eine Tabelle mit exakten Threadripper Overclocking-Performancegewinnen eingefügt – weil es natürlich immer besser ist, die Aussagen des Textes auch direkt zu belegen. Jene Performancegewinne unter Übertaktung fallen wie gesagt nicht gerade ansprechend aus, realistisch kann man mit 5-8% Performancegewinn bei einer Übertaktung auf 4.0 GHz rechnen – was kaum spürbar sein dürfte und daher den Aufwand der Übertaktung kaum wert ist. AMDs Threadripper-Prozessoren sind (insbesondere die X-Modelle) einfach schon zu nahe an deren Taktratenlimit angesetzt, der restliche Takt-Spielraum ist dann zu klein für ernsthaftes Overclocking (die Taktdifferenz zwischen dem Allcore-Turbo von 3.7 GHz und einer Übertaktung auf 4.0 GHz beträgt gerade einmal +8,1%). Allerdings hatte AMD dies von Anfang an beim Ryzen-Launch derart kommuniziert, das speziell die X-Modelle vornehmlich für diejenigen Anwender gedacht sind, welche sich maximale Performance bereits ohne Übertaktung wünschen.

Overclocking 1920X OC 1950X OC
KitGuru Anwendungs-Performance  (6 Tests) +4,7% @ 4.0 GHz +7,6% @ 3.95 GHz
TechSpot Anwendungs-Performance  (4 Tests) +9,8% @ 4.0 GHz +10,8% @ 4.0 GHz
Benchmark.pl Anwendungs-Performance  (7 Tests) +4,7% @ 3.9 GHz +6,5% @ 3.9 GHz
PCLab Anwendungs-Performance  (18 Tests) +6,8% @ 4.0 GHz +7,9% @ 4.0 GHz
Nordic Hardware Anwendungs-Performance  (4 Tests) +7,5% @ 4.0 GHz +8,7% @ 4.0 GHz

Zur Frage der kürzlich seitens Intel prognostizierten Performancegewinne von Coffee Lake gibt es augenscheinlich reichlich Diskussionsbedarf: Ein Punkt ist dabei, ob jene beiden Zahlenangaben überhaupt die SingleThread- und MultiThread-Performancegewinne darstellen sollen. Hierzu gibt es derzeit keine wirklich sichere Aussage, dazu hätte jemand bei dieser Präsentationsveranstaltung zugegen sein müssen. Auch die Kommentare im Chiphell-Forum selber ergeben hierzu keinerlei Eindeutigkeit, der Threadersteller selber fragte sogar nach der korrekten Deutung dieser Zahlen. Andererseits sind preisliche Angaben von der Höhe her eher unpassend – und alle anderen Zahlen von der Wichtigkeit her weitaus geringer angesiedelt, womit deren Nennung unwahrscheinlich erscheint. Zudem hat sich gerade im Zuge des Launches der verschiedenen Ryzen-Prozessoren verstärkt der Blick auf diese zwei Performanceklassen (SingleThread & MultiThread) ergeben – insofern ist es eine vernünftige Annahme, das Intel dieser Sichtweise nunmehr genauso folgt (gerade da hier die Stärken Intels liegen). Das eigentliche Problem liegt allerdings sicherlich darin, das falls dies wirklich SingleThread-/MultiThread-Angaben sind, die Werte allgemein als unrealistisch hoch eingeordnet werden. Auch das Erreichen irgendwelcher großer IPC-Gewinne wird derzeit als ziemlich unwahrscheinlich angesehen – und dann wären Intels Performance-Prognosen (sofern wir jene korrekt deuten) wirklich nicht mehr zu halten. Es wird in jedem Fall interessant werden, jene Präsentationsfolie später mit der real erreichten Performance von Coffee Lake zu vergleichen.

Golem notieren die erste offizielle Nennung der "Coffee Lake" nachfolgenden Intel "Ice Lake" CPU-Generation: Hierzu hat Intel nur den Codenamen sowie das Fertigungsverfahren in Form von "10nm+" bekanntgegeben. Weitere Details werden sicherlich noch auf sich warten lassen, da Ice Lake eher denn eine Sache des Jahresendes 2018 wird, bei Intel derzeit sich alles Augenmerk auf Coffee Lake sowie die erste 10nm-Generation in Form von Cannon Lake richtet. Letztere wird allerdings (wegen Intels Schwierigkeiten mit der 10nm-Fertigung) im Sinne der Verkaufsmodelle der Coffee-Lake-Generation zugeschlagen, wird innerhalb dieser nur für ein paar Tablet- und Ultrabook-Modelle Verwendung finden. So gesehen wird Ice Lake dann die erste echte 10nm-Generation von Intel geben. Jene wird mit "Tiger Lake" noch einmal einen Refresh im Jahr 2019 bekommen, ehe sich Intel dann im (voraussichtlichen) Zeitrahmen 2019/20 unter wahrscheinlich weiterhin der 10nm-Fertigung einer wirklich neuen Prozessor-Architektur widmen wird, welche (kolportiert) einige alte Zöpfe abschneiden soll.