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AMD bringt die Radeon Vega Frontier Edition für 999 Dollar in den Handel

Wie erwartet, hat AMD seine "Radeon Vega Frontier Edition" auf Vega-10-Basis heute offiziell vorgestellt und in den Einzelhandel entlassen. Die Karte richtet sich nicht an Spieler, ist aber auch noch kein echtes Profi-Produkt für den CAD-Einsatz, dieses Marktsegment wird über nachfolgende "Radeon Pro" Karten noch bedient werden. Als typischen Anwendungsfall für die Radeon Vega Frontier Edition sieht AMD eher denn Mediengestalter – beispielsweise den Spieleentwickler, welcher zum einen die hohe Rechenkraft der Karte für seine Tätigkeit benötigt, zum anderen deren weiterhin vorhandene Spielefähigkeit dann dazu ausnutzt, den Erfolg seiner Arbeit umgehend gegenzutesten. Damit fällt die Radeon Vega Frontier Edition in eine durchaus ähnliche Schiene wie die Titan Xp von nVidia, welche ebenfalls eher für den professionellen Einsatz gedacht ist, trotzdem weiterhin als Spiele-Beschleuniger taugt, deswegen aber vor allem noch keine echte Profi-Lösung mit den entsprechenden CAD-Treibern darstellt.

Für den Augenblick ist zum Preispunkt von 999 Dollar jedoch nur das luftgekühlte Modell verfügbar, das wassergekühlte Modell (mit höherer TBP) soll zu einem nicht genauer spezifizierten Termin im dritten Quartal für 1499 Dollar nachfolgen. Beide Preispunkte liegen damit 200 bzw. 300 Dollar niedriger als die kürzlich gemeldeten Vorbestellerpreise, rein auf die luftgekühlte Variante bezogen die AMD damit sogar günstiger als nVidias Titan Xp (Listenpreis 1200$). Eine andere Abweichung zum bisherigen Wissen besteht in der offiziell genannten DirectX-Version der Radeon Vega Frontier Edition, welches von AMD nun doch wieder nur mit "DirectX 12" bezeichnet wurde. Vorab waren hingegen wahrscheinlich sogar von AMD selber stammende Datenbank-Einträge aufgetaucht, welche die Karte gleich mit "DirectX 12.1" ausgezeichnet hatten (Update: kann nach vorliegender Bestätigung nun doch wieder zu DirectX 12.1 geändert werden).

Treiber-seitig hat die Radeon Vega Frontier Edition derzeit allerdings noch den Nachteil, das die Radeon-Treiber für den Gaming-Einsatz dieser Karte noch nicht final sind, hieran wird zugunsten der eigentlichen Gaming-Lösungen auf Vega-10-Basis noch gearbeitet. Möglicherweise dieser Punkt hat AMD auch dazu veranlaßt, augenscheinlich keinerlei Testsamples zu dieser neuen Grafikkarte herauszugeben – obwohl jene wegen der Abstammung von der neuen Vega-Architektur natürlich in jedem Fall interessant wären. Ohne auf die Vega-Architektur gut angepassten Radeon-Treiber wird man aber natürlich auch mit im Einzelhandel erstandenen Karten kaum die volle Spiele-Performance der Radeon Vega Frontier Edition sehen können, hierzu wird man das Erscheinen der echten Gaming-Lösungen auf Vega-10-Basis (samt deren finaler Treiber) zum Ende des Juli abwarten müssen.

GeForce GTX 1080 Ti Titan Xp "Radeon RX Vega 64" Radeon Vega Frontier Edition
Chipbasis nVidia GP102 nVidia GP102 AMD Vega 10 AMD Vega 10
Fertigung 12 Mrd. Transistoren in 16nm auf 471mm² Chipfläche bei TSMC ? Mrd. Transistoren in 14nm auf ~490mm² Chipfläche bei GlobalFoundries
Architektur Pascal, DirectX 12 Feature-Level 12_1 GCN5 (Vega), DirectX 12 Feature-Level 12_1
Features Vulkan, Asynchonous Compute, DSR, SLI, PhysX, G-Sync Vulkan, Asynchonous Compute, VSR, CrossFire, FreeSync, TrueAudio Next
Technik 6 Raster-Engines, 3584 Shader-Einheiten, 224 TMUs, 88 ROPs, 352 Bit GDDR5X-Interface, 2.75 MB Level2-Cache (Salvage) 6 Raster-Engines, 3840 Shader-Einheiten, 240 TMUs, 96 ROPs, 384 Bit GDDR5X-Interface, 3 MB Level2-Cache (Vollausbau) 4 Raster-Engines, 4096 Shader-Einheiten, 256 TMUs, 64 ROPs, 2048 Bit DDR HBM2-Interface (Vollausbau)
Taktraten 1480/1582/2750 MHz
(Ø-Chiptakt: 1636 MHz)
1404/1582/2850 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
möglicherweise ≤1500/925 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
≤1600/945 MHz
(Ø-Chiptakt: ?)
Speicherausbau 11 GB GDDR5X 12 GB GDDR5X 8 GB HBM2 16 GB HBM2
Layout DualSlot DualSlot DualSlot DualSlot
Kartenlänge 27,0cm 27,0cm ? 27,0cm
Ref./Herst./OC / / / / / / / /
Stromstecker 1x 6pol. + 1x 8pol. 1x 6pol. + 1x 8pol. ? 2x 8pol.
off. Verbrauch 250W (GCP) 250W (GCP) ? 300/375W (TBP)
(luft/wassergekühlt)
Ausgänge HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4 ? HDMI 2.0b, 3x DisplayPort 1.4
Listenpreis 699$ 1200$ ? 999/1499$ (?)
(luft/wassergekühlt)
Straßenpreis 670-720€ 1349€ - -
Release 10. März 2017 6. April 2017 August 2017 (?) 27. Juni 2017

Nachtrag vom 27. Juni 2017

Als kleine Korrektur zum Launch der Radeon Vega Frontier Edition wäre noch zu erwähnen, das jene Vega-10-basierte Grafikkarte nun doch DirectX 12 im Feature-Level 12_1 in vollster Schönheit (sprich mit allen "Top-Tiers") bieten wird. AMD hat auf seiner Webseite zwar nach wie vor nur "DirectX 12" ohne weiteren Anmerkungen notiert, aber ein Posting im Beyond3D-Forum von einem AMD-Mitarbeiter bestätigt diesen Fakt in klarstmöglicher Form. Hierbei sollen sogar alle Unterfeatures mit dem jeweiligen Maximum der DirectX-Spezifikation erfüllt werden – etwas, was nicht einmal nVidias Pascal-Chips bieten. Dieser Punkt darf dann zur Liste der bekannten Verbesserungen der Vega-Architektur (aka GCN5) hinzugefügt werden. Ein Praxisnutzen dessen ist derzeit zwar noch nicht vorhanden, aber es ist natürlich klar, das neue Spitzen-Hardware sich nur unter Erfüllung der höchsten Feature-Normen sehen lassen kann – gerade wenn nVidia DirectX 12 im Feature-Level 12_1 schon seit der Maxwell-Generation zur Verfügung hat und inzwischen sogar integrierte Grafiklösungen von Intel dasselbe aufbieten können.

Modelle DX11 Level DX12 Level Vulkan Level
AMD Terascale-2-Architektur Radeon HD 5000 & 6000 Serien 11.0 - -
AMD GCN1 Architektur Grafikchips Oland, Cape Verde, Pitcairn & Tahiti 11.2a 11_1 1.0
AMD GCN2 Architektur Grafikchips Bonaire & Hawaii 11.2b 12_0 1.0
AMD GCN3 Architektur Grafikchips Tonga & Fiji 11.2b 12_0 1.0
AMD GCN4 Architektur Radeon RX 400/500 Serien 11.2b 12_0 1.0
AMD GCN5 Architektur Radeon RX Vega Serie 11.2b 12_1 1.0
nVidia Fermi-Architektur GeForce 400/500 Serien 11.0 - -
nVidia Kepler-Architektur GeForce 600/700 Serien 11.0 11_0 1.0
nVidia Maxwell-1-Architektur Grafikchip GM107 (GeForce 750 Serie) 11.0 11_0 1.0
nVidia Maxwell-2-Architektur GeForce 900 Serie 11.1 (?) 12_1 1.0
nVidia Pascal-Architektur GeForce 1000 Serie 11.1 (?) 12_1 1.0

Hinzu kommen noch ein paar weitere Anmerkungen zum Launch der Radeon Vega Frontier Edition (RV-FE): Laut der PC Games Hardware wird die Karte mit einem Radeon-Pro-Treiber ausgeliefert, bei welchem die Spiele-spezifischen Optimierungen ganz fehlen. Selbst wenn man das ganze schaffen würde mit einem normalen Gaming-Treiber zu installieren, würden in dieser Konstellation zum jetzigen Zeitpunkt die Spiele-spezifischen Optimierungen für GCN5 fehlen – anders formuliert ist von der RV-FE derzeit fast nirgendwo eine sinnvolle Spiele-Performance zu erwarten, jene wird es erst nach dem Launch der Radeon RX Vega und damit deren Gaming-Treiber für Vega-basierte Grafikkarten geben. Interessanterweise verfügt die RV-FE laut Videocardz über einen "Gaming Mode", mittels welchem zwischen dem Pro- und dem Gaming-Treiber bzw. deren jeweiligen Optimierungen hin- und hergeschaltet werden kann. Dies unterstreicht nochmals, das AMD die Karte primär für Spieleentwickler gedacht hat – welche eben beides benötigen, Profi-Features und dann eben auch die Ergebniskontrolle mit einer "normalen" Gaming-Lösung. In der AMD-Strategie hierzu dürfte sicherlich auch mitschwingen, das Spieleentwicklungen auf AMD-Hardware langfristig eben auch generelle Vorteile zugunsten von AMD abwerfen werden.

Dann wirft AMD mit den RV-FE-Spezifikationen auch eine neue Kenngröße in die Runde: Der "Typical Engine Clock" der Karte liegt bei 1382 MHz – deutlich abweichend von den maximal 1600 MHz, mit welchen AMD ansonsten wirbt. Gut möglich, das diese 1382 MHz eine ehrliche Aussage zum Takt der luftgekühlten RV-FE sind – und das die 1600 MHz auch nur in Boosts von der wassergekühlten RV-FE erreicht werden. Dies kann durchaus neue Bedenken befeuern, ob Vega 10 denn die von AMD postulierten (und für den Zweikampf mit nVidia wohl auch notwendigen) hohen Taktraten wirklich aufbieten kann. Und letztlich soll das Vega-10-Package laut informierter Quelle rein mechanisch einigermaßen fragil gebaut sein: AMD gibt den Grafikkarten-Herstellern augenscheinlich explizite Anweisungen, extra vorsichtig mit dem Interposer umzugehen, die Wärmeleitpaste im Bedarfsfall nie komplett zu entfernen, wenig Anpressdruck zu verwenden und keinerlei Röntgentests durchzuführen. Letzteres bezieht sich wahrscheinlich aber nicht auf die üblichen Zoll- und Flughafentests, sondern echte Durchleuchtungen wie beispielsweise für Die-Shots. Für die Hardware-Modder bedeuten diese Anweisungen in jedem Fall ein zusätzliches Risiko auf Beschädigungen, sofern man beispielsweise eigene Kühllösungen anbringen will.