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AMD stellt Radeon RX Vega 56 & 64 in vier Varianten offiziell vor

Auf seinem Capsaicin-Event auf der Siggraph-Konferenz hat Chipentwickler nun endlich den lange erwarteten Vega-10-Chip vorgestellt, welcher 12,5 Mrd. Transistoren schwer sowie 484mm² groß ist. Darauf basiert die Radeon RX Vega Grafikkarten-Serie, welche allerdings erst am 14. August in den Markt entlassen wird, erst dann fällt auch das NDA für die Launchreviews. Zu diesem Zeitpunkt kommen vier verschiedene Varianten von Radeon RX Vega: Die abgespeckte Radeon RX Vega 56 mit nur 56 Shader-Clustern zu einem Listenpreis von 399 Dollar, die reguläre Radeon RX Vega 64 zu einem Listenpreis von 499 Dollar, die Radeon RX Vega 64 "Limited Edition" mit dem Kühler der Frontier-Edition (allerdings in silber) und letztlich die ab Werk wassergekühlte Radeon RX Vega 64 "Liquid Cooled" mit höheren Taktraten und höherer TBP. Die beiden letztgenannten Karten werden offiziell nicht einzeln erhältlich sein, sondern nur im Rahmen diverser Bundles ("Radeon Packs") vertrieben – die hierzu oftmals vermeldeten Listenpreise von 599$ bzw. 699$ sind also falsch bzw. gelten nur für das jeweilige Paket (dazu später mehr). Rein offiziell werden die jeweiligen Zahlen "56" und "64" im übrigen bei AMD hochgestellt geschrieben (wie "Radeon RX Vega 64") – was sich aber, da diese Zeichen auf Standard-Tastaturen so nicht vorhanden sind, kaum breit durchsetzen dürfte.

Im Gegensatz zu vorherigen Informationen wird es für alle vier Karten – und damit auch die Radeon RX Vega 56 – ein Referenzdesign geben (Radeon RX 56 & 64 haben das gleiche Referenzdesign). Einziger vakanter Punkt an den offiziellen Spezifikationen ist derzeit noch die verbaute Speichermenge bei jener Radeon RX Vega 56, welche AMD bislang nicht angegeben hat – aber alles andere als 8 GB HBM2-Speicher auch bei der Radeon RX Vega 56 würde doch sehr verwundern. Dies gilt insbesondere deswegen, als daß eines der Hauptfeatures der GCN5-Architektur in Form des High Bandwith Cache Controllers (HBCC) derzeit noch inaktiv ist – AMD will hierzu erst noch weitere Daten sammeln, ehe man dieses Feature per default aktiviert (ist allerdings schon manuell im Treiber aktivierbar). Der Draw Stream Binning Rasterizer (DSBR), welcher gemäß Vorab-Tests bei der Radeon Vega Frontier Edition nicht aktiv war (nunmehr von AMD bestätigt), ist hingegen auf der Radeon RX Vega aktiviert. Allerdings kann der Treiber jenen aus Kompatibilitätsgründen für einzelne Anwendungen auch wieder deaktivieren – wobei nicht bekannt ist, wieviele und welche Anwendungen hiervon betroffen sind. Das von AMD stark betonte "Rapid Packed Math" Feature (FP16-Berechnungen) ist dagegen an die Unterstützung durch die Spiele-Entwickler gebunden und dürfte daher erst im Verlauf einiger Jahre seine Vorteile voll ausspielen können.

Wie es die genannten Preislagen schon andeuten, vergleicht AMD die Radeon RX Vega 64 primär mit der GeForce GTX 1080. Laut den hierbei verkündeten Benchmarks kann es für die (reguläre) Radeon RX Vega 64 durchaus zu einer gleichwertigen Performance gegenüber der GeForce GTX 1080 langen. Gänzlich sicher ist diese Auslegung aber noch nicht, denn AMD hat sich vergleichsweise schlecht mit der GeForce GTX 1080 skalierende Benchmarks & Settings herausgesucht, welche unter der UltraHD-Auflösung nur eine Performance-Differenz von +15-20% zur GeForce GTX 980 Ti aufzeigten – regulär sind es allerdings unter UltraHD +32% zwischen diesen nVidia-Karten. Die AiO-Ausführung der Radeon RX Vega 64 dürfte dann sicherlich schneller als die GeForce GTX 1080 im Referenzdesign herauskommen, muß sich aufgrund des höheren Preises aber auch mit schnellen Werksübertaktungen der GeForce GTX 1080 und teilweise sogar der GeForce GTX 1080 Ti messen – mit ungewissem Ausgang, dies können erst die wie gesagt am 14. August zu erwartenden Launchreviews klären.

Chip Cluster Taktraten Speicher Kühlung TBP (ASIC) Listenpreis Bundlepreis Release
Radeon RX Vega 64 "Liquid Cooled" Vega 10 XTX 64 1406/1677/945 MHz 8 GB HBM2 AiO 345W (265W) - 699$ 14. August 2017
Radeon RX Vega 64 "Limited Edition" Vega 10 XT 64 1247/1546/945 MHz 8 GB HBM2 Luft 295W (220W) - 599$ 14. August 2017
Radeon RX Vega 64 Vega 10 XT 64 1247/1546/945 MHz 8 GB HBM2 Luft 295W (220W) 499$ 599$ 14. August 2017
Radeon RX Vega 56 Vega 10 XL 56 1156/1471/800 MHz ? GB HBM2 Luft 210W (165W) 399$ 499$ 14. August 2017
Im Gegensatz zu früheren Auflistungen enthält diese Tabelle ausschließlich offiziell bestätigte Daten.

Prinzipiell gesehen ist dies allerdings ein mageres Ergebnis, egal ob AMDs Benchmarks vielleicht stimmen oder ob man durch spätere Treiberarbeit eventuell noch etwas herausholen kann (was AMD schon angekündigt hat). Dafür, wie lange man am Vega-Projekt gewerkelt hat, wieviel Energie die Spitzenmodelle (mal wieder bei AMD) letztlich schlucken, ist eine Performance auf Niveau GeForce GTX 1080 nicht berauschend – schließlich gibt es diese nVidia-Karte schon seit über einem Jahr und verbraucht jene auch in sehr erheblichen Maßstab weniger Strom (173 Watt unter Spielen). AMD hat ganz sicher größeres mit dem Vega-10-Chip angepeilt, welcher in etwa so groß (484mm²) ist wie nVidias GP102-Chip der GeForce GTX 1080 Ti (471mm²) – und damit deutlich größer als der GP104-Chip von GeForce GTX 1070 & 1080 (314mm²). So gesehen ist AMDs Vega-Projekt für den Augenblick zumindest ein halber Reinfall – und es wird später auf Basis der Launchreviews noch auszudiskutieren sein, weshalb es AMD (wieder einmal) nicht geschaft hat, viel Arbeit an der Grafikchip-Architektur in eine Takt- und Einheiten-normiert höhere Performance umzuwandeln.

Sicherlich auch, um diesen unguten Eindruck abzumildern, legt AMD für die Radeon RX Vega Serie allerdings teilweise interessante Bundles ("Radeon Packs") auf. Diese haben verschiedene Namen je nach mitgelieferter Grafikkarte, beinhalten aber abseits der Grafikkarte (fast) immer dasselbe: Einen 200-Dollar-Rabatt beim Kauf des (üblicherweise ~800 Euro teuren) 34" Curved-FreeSync-Monitors Samsung CF791, einen 100-Dollar-Rabatt beim Kauf eines Ryzen 7 1700X oder 1800X Prozessors samt eines der drei X370-Mainboards Asus ROG Crosshair VI Extreme X370, Gigabyte ROG Crosshair VI Extreme X370 oder MSI X370 XPOWER Gaming Titanium sowie die zwei Spiele "Prey (2017)" und "Sniper Elite 4" (außerhalb der deutschsprachigen Länder sind es "Prey (2017)" und "Wolfenstein II"). Wenn man zumindest einen der beiden Hardware-Rabatte nutzen kann, dann kommt die Vega-Grafikkarte im Rahmen eines dieser Bundles reichlich günstiger daher, hat das ganze also durchaus etwas für sich. Außerhalb der USA, Kanada, Mexiko, Australien und Singapur ist der Rabatt auf den Samsung-Monitor jedoch nicht mehr Teil des Bundles, ohne das sich am Bundlepreis allerdings etwas ändern würde. Rein für die beiden Spiele lohnt sich das Bundle dagegen eher kaum, denn die Bundles legen auf den eigentlichen Kartenpreis jeweils noch einmal 100 Dollar oben drauf – was in etwa dem Wert dieser beiden Spieletitel entspricht. Sofern man mit diesen ganzen Dreingaben nichts anfangen kann, bezahlt man für die AiO-Variante der Radeon RX Vega 64 dann jedoch einen Preisaufschlag von gleich 200 Dollar – was die Karte nahezu in die Preisregion einer GeForce GTX 1080 Ti bringt.

AMD Radeon RX Vega – "Radeon Packs"
AMD Radeon RX Vega: "Radeon Packs"
AMD Radeon RX Vega – Kauf-Varianten
AMD Radeon RX Vega: Kauf-Varianten

Nachtrag vom 31. Juli 2017

Bezüglich der Ankündigung der Radeon RX Vega Serie gibt es noch einiges nachzutragen: Zum einen hat AMD schon einmal eine "Radeon RX Vega Nano" angeteasert, ohne das es zu dieser allerdings bislang konkretere Daten gäbe. Desweiteren kann man sich AMDs Ankündungs-Show nun nachträglich noch mittels YouTube-Video geben. Derweilen ist es leider immer noch nicht gänzlich gesichert, mittels welcher Vega-Grafikkarte AMD seine eigenen Vega-Benchmarks gegen die GeForce GTX 1080 angetreten hat: Nominell sollte es (laut den Fußnoten) eine reguläre luftgekühlte "Radeon RX Vega 64" sein, aber wegen der nicht gänzlich eindeutigen Namenswahl dieser Karte ist zumindest theoretisch die Verwendung der wassergekühlten "Liquid Cooled" auch noch nicht gänzlich auszuschließen. Für AMD wäre es natürlich wichtig, nach dieser bestenfalls durchwachsenen Vorstellung mit der regulären Radeon RX Vega 64 die GeForce GTX 1080 nun wenigstens eindeutig erreichen zu können.

Dann würde vermutlich der bessere Straßenpreis (leicht) zugunsten von AMD sprechen, denn die GeForce GTX 1080 wird derzeit nach wie vor leicht überteuert (gemessen an ihrem Listenpreis und dem derzeit günstigen Dollar/Euro-Kurs) angeboten. Wegen der vergleichsweise hohen Leistungsaufnahmen muß AMD auch weniger fürchten, das die gesamte Produktion umgehend von Minern weggekauft wird, denn die realistisch erreichbaren 11,5-12 TFlops bei 295 Watt TBP der Radeon RX Vega 64 sind deutlich weniger energieeffizient als die ~8,6 TFlops bei 180W GCP der GeForce GTX 1080 (40% mehr Rechenleistung bei 64% mehr Stromverbrauch). Bei der kleineren Radeon RX Vega 56 ergibt sich diese Chance viel eher: Dort ist mit ~10 TFlops bei 210W TBP (16% mehr Rechenleistung bei 17% mehr Stromverbrauch) in etwa dieselbe Energieeffizienz wie bei der GeForce GTX 1080 zu erwarten, der geringere Preispunkt wird diese Karte wahrscheinlich sogar hochinteressant für Miner machen. Gegenüber der im gleichen Preissegment stehenden GeForce GTX 1070 gibt es immerhin ~55% mehr Rechenleistung zu nur 40% mehr (nominellen) Stromverbrauch – die Radeon RX Vega 56 hat somit durchaus sogar das Potential zu "Miners Best Friend".

Teilweise sieht man die von AMD aufgemachten "Radeon Packs" sogar als Möglichkeit gesehen, die Miner drauszuhalten – sprich, die Miner werden nur die regulären Karten kaufen und die wirklichen Gamer nehmen dann halt eines der Packs und hoffen darauf, deren Mehrpreis irgendwie über die Dreingaben wieder reinzuholen. Sofern dies wirklich von AMD derart gedacht ist, wäre dies eine nette Idee, um wenigstens eine gewisse Verfügbarkeit der Grafikkarten zugunsten der Gamer zu erreichen. Sobald allerdings die Liefermengen klar nicht ausreichend sein sollten, werden so oder so die Preise steigen, ganz egal ob es dann rein die Gamer sind, welche diese Preissteigerungen antreiben. Ein wenig ist an dieser Stelle noch zu kritisieren, das AMDs Radeon Packs außerhalb von Nordamerika sowie Australien & Singapur nicht den 200-Dollar-Rabatt für den Samsung-Monitor CF791 beinhalten, der Rest der Welt an dieser Stelle ersatzlos leer ausgeht. AMD sollte sich wirklich überlegen, ob man dies nicht noch besser lösen kann – ansonsten sieht es (ungünstigerweise) so aus, als müsste der Rest der Welt den gleichen Preis für allerdings klar weniger Inhalt bei den Radeon Packs löhnen.