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Hardware- und Nachrichten-Links des 17./18. April 2018

Heise bringen als mögliche Auflösung zum kürzlich aufgetauchten Consumer-Achtkerner von Intel eine Spezialausführung von Skylake-X für den Sockel 1151 ins Spiel – was schneller und einfacher zu realisieren wäre als "Coffee Lake S 8+2", für welches immerhin ein neuer Silizium-Chip aufgelegt werden müsste. Leider funktioniert diese Erklärung nicht, da Skylake-X aufgrund der Server-Abstammung über keine integrierte Grafiklösung verfügt – und das Neuauflegen von Skylake-X mit einer extra Grafikeinheit ja dann genauso wieder ein neues Stück Silizium ergeben würde. Der entdeckte Coffee-Lake-Prozessor mit 8 CPU-Kernen soll jedoch über eine GT2-Grafiklösung verfügen, dies ist mit keinem der bislang bei Intel bekannten Chips machbar – die Auflage eines neuen Siliziums hierfür erscheint als unausweichlich. Aber sicherlich ist an dieser Stelle noch zu wenig thematisiert worden, was dies für einen zeitlichen Aufwand bedeutet: Locker und leicht ein Jahr gehen üblicherweise bei neuen CPUs allein für die Phase der Evaluierung und Produktionsvorbereitung drauf, vorher muß der neue Chip aber auch noch designt werden. Mag letzteres vergleichsweise einfach sein, wenn man "nur" zwei mehr CPU-Kerne an das bekannte Coffee-Lake-Design dranpappt, kann man sich kaum um das eine Jahr zwischen Tape-Out und Launch herumdrücken. Wenn Intel also tatsächlich noch einen Coffee-Lake-Achtkerner herausbringt, dann hat man die Entscheidung hierfür spätestens wohl schon Anfang 2017 gefällt, muß das Tape-Out des entsprechenden Dies spätestens im Herbst 2017 über die Bühne gegangen sein.

Andererseits stammt ja auch die erste Information über einen Consumer-Achtkerner aus dem letzten September – selbst wenn man seinerzeit noch fälschlicherweise davon ausging, hier einen ersten Vertreter von Intels nachfolgender Ice-Lake-Generation (in der 10nm-Fertigung) zu sehen. In der Summe scheint Intel bereits im Frühjahr 2017 unter dem Eindruck von AMDs Ryzen seine kurzfristige Roadmap sehr deutlich umgestellt zu haben: Coffee Lake wurde terminlich maßgeblich beschleunigt, Skylake-X über die ursprünglich maximal geplanten Zehnkerner bis auf einen 18-Kerner hin ausgedehnt (auf Basis sowieso geplanter Chips für den Server-Einsatz) – und wahrscheinlich auch der Coffee-Lake-Nachzügler im Achtkern-Design nachträglich auf die Roadmap gebracht. Hier dürfte mit hineinspielen, da Intel vermutlich und entgegen offizieller Aussagen zu diesem Zeitpunkt wohl schon einschätzen konnte, das die eigentlich für Ende 2018 geplante Ice-Lake-Generation es nicht rechtzeitig schaffen würde oder aber wegen Ryzen noch maßgeblich überarbeitet werden musste. Nur in diesem Szenario macht der Coffee-Lake-Nachzügler schließlich Sinn – würde Ice Lake rechtzeitig und ebenfalls als Achtkerner daherkommen, würde es keinen Coffee-Lake-Nachzügler benötigen. Da selbiger aber nun in internen Intel-Dokumentationen mehrfach über mehrere Wochen derart genannt wurde, ist ein Copy&Paste-Fehler faktisch auszuschließen – und kommt nun zuerst doch noch Coffee Lake im Achtkern-Gewand und dürfte sich Ice Lake auf einen unbestimmten Zeitpunkt im Jahr 2019 verschoben haben.

Nachzutragen sind noch drei Twitter-Postings seitens Ashraf Eassa von The Motley Fool zum Thema von Intels dedizierten Grafikchips "Arctic Sound" & "Jupiter Sound". Aus selbiger Quelle gab es seinerzeit erste Informationen zu diesen kommenden Intel-Grafiklösungen, mit den neuen Twitter-Postings wird es nunmehr etwas spezifischer: So klärt das ersten Twitter-Posting die Zeitpläne ab: "Arctic Sound" ist für das erste Halbjahr 2020 geplant – was dann doch noch einigermaßen entfernt ist (aber eine echte Neuentwicklung bricht man eben nicht übers Knie). Mit dem Nachfolger "Jupiter Sound" will Intel dann nVidia im Bereich von unter 60 Watt Stromverbrauch bei der Energieeffizienz schlagen können. Neben dieser hohen Zielsetzung deutet sich hiermit aber auch an, das beide dedizierten Grafikchips derzeit nicht wirklich außerhalb des Einsatzes in Komplett-Geräten (wie Notebooks, AiOs und OEM-PCs) geplant sind, denn mehr als Mainstream-Performance ist in diesem Stromverbrauchs-Bereich nicht zu erwarten. Noch scheint Intel keinen direkten Angriff auf AMDs und nVidia Domäne bei den Desktop-Grafikkarten zu planen, auch wenn die technologischen Möglichkeiten hierfür augenscheinlich (Schritt für Schritt) erarbeitet werden.

Darauf zeigt auch das zweite Twitter-Posting hin, wonach "Arctic Sound" ursprünglich mal viel tiefer als schnelle Videostreaming-Lösung gedacht war, nun aber (mutmaßlich durch das Wirken von Raja Koduri) als echter Grafikchip für den Gaming-Einsatz erscheinen soll. Leider reichlich vakant ist dagegen das dritte Twitter-Posting, welches von der Möglichkeit spricht, das "Arctic Sound" als Multichip-Lösung erscheint – womit Intel dann tatsächlich auch höhere Performance-Segmente anpeilen könnte. Allerdings erscheint aus unserer Sicht die Formulierung "could potentially" eher auf eine reine Annahme hinzudeuten, für welche es aber noch keinerlei handfesten Hinweise gibt. Gäbe es dagegen ernsthafte Hinweise, würde man wahrscheinlich eine andere, stärkere Formulierung wählen. Generell gesehen erscheint es als unwahrscheinlich, das Intel so etwas (technologisch hochwertiges) gleich mit der allerersten Generation an dedizierten Grafikchips realisiert. So gesehen ist an dieser Stelle durchaus Vorsicht angeraten – gerade, wenn die originale Aussage an anderer Stelle gleich wieder zu "will be an MCM product" umgedeutet wird.

Gleiches gilt für eine andere Twitter-Aussage seitens Ashraf Eassa zum Thema von Intels Tiger Lake, der CPU-Generation nach Ice Lake und vor der erwarteten NextGen-Prozessorenarchitektur seitens Intel: Aus der ursprünglichen Aussage einer besonders niedrigen Standby-Stromaufnahme schließen einige Webseiten bereits auf einen big.LITTLE-Ansatz bei Intel ("big.LITTLE" stellt die Paarung von besonders leistungsstarken und besonders stromsparenden CPU-Kernen bei ARM dar) – und zwar teilweise mit einem Wortlaut, welcher keinen Zweifel mehr daran läßt, das Intel so etwas wirklich entwickeln würde. Dies entspricht jedoch mitnichten dem originalen Twitter-Posting, welches nicht einmal eine Andeutung in diese Richtung hin beinhaltet. Sicherlich ist diese Auslegung denkbar, selbige wäre dann zur Zeit aber eben noch rein hypothetisch – weit davon entfernt, als nahezu "Fakt" verkauft zu werden. Ob sich Intels Prozessoren-Kerne (selbst die der Atom-Serie) überhaupt für so etwas eignen, wäre hierzu sowieso erst einmal zu prüfen – vermutlich würde dies nur funktionieren, wenn beiderseits die identischen CPU-Befehlssatzerweiterungen existieren, was aber derzeit zwischen den Atom- und Core-Serien bei Intel gar nicht der Fall ist (beispielsweise fehlt AVX bei der Atom-Serie). Insofern wäre an dieser Stelle ein handfesterer Hinweis vonnöten, um wirklich von einem big.LITTLE-Ansatz bei Intel sprechen zu können.