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Hardware- und Nachrichten-Links des 19. Februar 2019

Hardwareluxx haben im Overclocking-Nachtest zur Radeon VII dann doch noch ganz praktikable Übertaktungsergebnisse zur Radeon VII erzielen können. Mit dem verbesserten Treiber war somit eine Anhebung der Taktraten auf 2060/1200 MHz möglich – dies sind +17,7% mehr Chiptakt sowie ein um +20% höherer Speichertakt. Die Mehrperformance unter Übertaktung kommt da nicht ganz mit, erreicht mit gemittelt +12,7% allerdings dennoch einen vernünftigen Wert. Ein wirklich guter Übertakter wird die Radeon VII damit zwar nicht mehr (die Relation zwischen Mehrtakt und Mehrperformance ist zu mittelmäßig), aber wenigsten kann man nunmehr ca. 10% Mehrperformance herausholen und ist vor allem die psychologisch interessante 2-GHz-Marke erreichbar. Erkauft wird sich dieser Erfolg mit einem Stromverbrauch in Richtung 360 Watt – was sich nach viel anhört, aber im Delta zum Normalverbrauch (+60W) gar nicht so schlimm ist, andere Grafikkarten haben unter Übertaktung teilweise viel höhere Stromverbrauchs-Differenzen oben drauf gelegt. Wie üblich steht auch der umgekehrte Weg des Undervoltings zur Verfügung, bei welchem man ohne Performance-Verlust den Stromverbrauch der Karte beachtbar zügeln kann.

Radeon VII unübertaktet Undervolting Overclocking
Taktraten 1750/1000 MHz 1850/1000 MHz 2060/1200 MHz
Performance (6 Tests @ UltraHD) 100% 102,1% 112,7%
Gfx-Stromverbrauch 300W 248W 359W
Chip-Temperatur 68°C 68°C 75°C
Gfx-Lautstärke 52 dB(A) 51 dB(A) 55 dB(A)
gemäß der Übertaktungs-Benchmarks zur Radeon VII von Hardwareluxx

Im Beispiel von Hardwareluxx tauscht man dabei 50 Watt weniger Stromverbrauch gegen sogar 2 Prozent Performancegewinn – ein schöner Bestcase, welchen sich vor allem die Produkt-Manager bei AMD zu Herzen nehmen sollten. Denn wenn AMD die Radeon VII in diesem Zustand ausgeliefert hätte, wäre deren Bewertung durchaus besser ausgefallen, schließlich sind +2% im knappen Wettstreit zur GeForce RTX 2080 durchaus relevant, die -50 Watt Stromverbrauch sind dagegen enorm bei der insgesamten Bewertung (wo die Radeon VII wegen ihres hohen Stromverbrauchs kritisiert wurde). Hinzuweisen wäre an dieser Stelle noch auf die These, das die Radeon VII durchaus die Chance hat, in späteren Fertigungs-Chargen noch bessere Ergebnisse bei Overclocking & Undervolting aufzubieten. Schließlich entstammt der zugrundeliegende Vega-20-Chip aus den ersten Chargen der 7nm-Fertigung von TSMC für große PC-Chips. Zwar muß AMD nun nichts mehr vorsätzlich am Vega-20-Chip optimieren, aber rein potentiell könnten zukünftige Verbesserungen der reinen Chipfertigung bei TSMC (leicht) bessere elektrische und thermische Eigenschaften hervorbringen. Dies hat es jedenfalls in der Vergangenheit bei den ersten Produkten auf Basis eines neuen Fertigungsverfahrens durchaus immer mal wieder gegeben.

Die gestern schon erwähnte Meldung seitens Red Gaming Tech enthält auch eine wichtige Passage zu Intels Comet Lake bzw. allgemein zu Intels Planungen im Desktop-Segment. Danach soll "Ice Lake" für Consumer-Bedürfnisse nicht mehr erscheinen (für den HEDT/Server-Einsatz allerdings dennoch) und Intel sich in der Frage von 10nm-Prozessoren für Consumer-Bedürfnisse auf den Ice-Lake-Nachfolger "Tiger Lake" vertagt haben. Als Ersatz für die wegfallenden Ice-Lake-Prozessoren ist dann "Comet Lake" vorgesehen, welches gemäß den Informationen von Red Gaming Tech allerdings nicht vor April 2020 antreten wird. Dies wäre ein heftiger Umbruch der bisherigen Intel-Roadmap, wo Intel immer wieder die Ice-Lake-Generation noch für das Jahresende 2019 bestätigt hat – und um die entsprechenden Server-Ausführungen von Ice Lake kann es sich dabei nicht gehandelt haben, jene stehen bei Intel sowieso erst für Mitte 2020 auf dem Plan. Andererseits war bislang immer etwas unklar, wieso Intel denn nun noch Comet Lake in die Roadmap einschieben muß, wenn Ice Lake wirklich noch im Jahr 2019 erscheint.

alte Roadmap neue Roadmap Technik
Comet Lake unklarer Temin im Jahr 2019 irgendwann ab Frühling 2020 Skylake-Architektur, 14nm-Fertigung, bis 10 CPU-Kerne
Ice Lake für Ende 2019 versprochen gestrichen Ice-Lake-Architektur mit Sunny-Cove-Rechenkernen, 10nm-Fertigung
Tiger Lake irgendwann 2021 vermutet irgendwann 2021 vermutet 10nm-Fertigung
bezogen ausschließlich auf normale Consumer-Prozessoren, nicht HEDT/Server-Modelle

Mittels dieser Roadmap-Änderung wäre die Auflage von Comet Lake dann jedenfalls besser zu erklären – als Abwehrkampf gegenüber AMDs Zen-2-basierten Ryzen 3000 Prozessoren und mangels andere Möglichkeiten auf Intel-Seite. Dabei ist Comet Lake als 10-Kern-Prozessor auf Basis der Skylake-Architektur unter weiterhin der aktuellen 14nm-Fertigung eigentlich nur ein klassischer Lückenbüßer, so richtiges Interesse kann dieser Prozessor derzeit nicht hervorzaubern. Kommt Ice Lake nun wirklich nicht (für Consumer-Bedürfnisse), dann müsste Intel gegenüber Ryzen 3000 bis Anfang 2020 auf einen Kontrahenten warten – und selbst jener wird vermutlich nicht ausreichend schlagkäftig sein, wenn AMD seine 16-Kerner für Consumer-Bedürfnisse auspackt. Nur mittels 10nm-basierten Prozessoren kann Intel wirklich gegenüber Zen 2 bzw. Ryzen 3000 ankommen – gemäß der (angeblichen) Roadmap-Änderung sind jene dann aber erst im Jahr 2021 zu erwarten, wenn AMD längst Zen 3 im Markt stehen hat und Zen 4 vor der Tür steht. In der Summe der Dinge bedeutet dies, das AMD nicht nur ein paar Monate freie Bahn mit Zen 2 bzw. Ryzen 3000 hätte (gegenüber Ice Lake zum Jahresende 2019) sondern gemäß der (angeblichen) Roadmap-Änderung dann gleich gut zwei Jahre (dann gegenüber Tiger Lake im Jahr 2021).

Abseits der Frage, mit welcher Kern-Anzahl die kleineren Modelle der Core i-9000H Serie an Notebook-Prozessoren nun wirklich antreten werden, wird in unserem Forum eher die Frage aufgeworfen, ob denn Achtkerner im Mobile-Einsatz bezüglich der Limits an CPU-Temperatur und Stromverbrauch überhaupt noch sinnig sind. Und damit legt man sicherlich den Finger in die Wunde, denn schon die bisherigen hochgetakteten Vierkerner sowie Sechskerner der aktuellen Core i-8000H Serie haben damit schon so ihre Probleme – mit noch mehr CPU-Kernen auf derselben 14nm-Fertigung wird es dann eher schlechter als besser werden. Schließlich wird im Mobile-Bereich die eingestellte TDP auch wirklich eingehalten – sprich, normalerweise benutzt der Notebook-Hersteller die Intel-Vorgabe von 45 Watt TDP. Somit wird bei Erreichen dieses Limits der Takt gedrosselt, egal ob Kühlung & Stromversorgung eventuell noch mehr hergeben würden. Damit ist es gut möglich, das ein Achtkerner letztlich nur auf dieselbe Performance wie ein Sechskerner oder ein hochtaktender Vierkerner herauskommt – denn wenn alle diese Prozessoren auf 45 Watt limitiert sind, stehen dann Mehrkerne gegen Mehrtakt, was einfach nur verschiedene Wege nach Rom sind.

Sicherlich kann hier am Ende doch noch eine gewisse Performance-Differenz herauskommen, aber die großen Unterschiede des Desktop-Segments wird man bei diesen Mobile-Prozessoren nicht erleben können. Intel geht hiermit letztlich in Bereiche hinein, welche (unter Mobile-Bedingungen) eigentlich erst ein Thema der nachfolgenden 10nm-Fertigung sein sollten. Unter der aktuellen 14nm-Fertigung sind mobile Achtkerner zwar aufstellbar, dürften somit aber keine wirkliche Mehrperformance erbringen können. Die Ausnahme von der Regel können nur explizit auf Performance getrimmte Notebooks darstellen, wo der Notebook-Hersteller sich nicht an die Intel-Vorgaben hält und mehr TDP oder auch eine freie TDP genehmigt. Speziell für das Top-Modell in Form des Core i9-9980HK macht dies sicherlich Sinn, denn ansonsten kann man dessen Übertaktungseignung nicht wirklich ausprobieren. Unter das Stichwort "normales Notebook" fällt dies dann allerdings lange nicht mehr, das sind dann schon eher transportable Workstations (mit entsprechendem Preis und damit arg begrenztem Käuferkreis).