23

Hardware- und Nachrichten-Links des 23. August 2018

Videocardz zeigen in der Berichterstattung über nVidias Editor's Day noch eine weitere Performance-Folie, welche rein nur die Shading-Performance von Turing thematisiert. Hierbei wird ein Einheiten-normierter Performance-Vergleich geboten – ob es auch Takt-normiert ist, erschließt sich aus der Folie nicht, ist aber wegen der ähnlichen Taktraten zwischen Pascal und Turing vielleicht auch nicht ganz so wesentlich. In jedem Fall versprich nVidia hiermit eine grob +50% höhere Shading-Performance auf Basis derselben Anzahl an Shader-Einheiten zwischen Turing und Pascal – was letztlich bedeutet, das die Recheneffizienz zwischen Turing und Pascal in einem sehr erheblichen Maßstab zunimmt. Somit braucht nVidia auch nicht so sehr auf eine höhere Rohleistung zu schauen, die effizientere Grafikchip-Architektur ist hier der größere Performance-Bringer zugunsten von Turing. Dies gibt in jedem Fall Hoffnung darauf, das sich nVidias Performance-Versprechen trotz der nominell eher geringen Rohleistungs-Steigerung doch erfüllen läßt.

Zu den seitens nVidia präsentierten GeForce RTX 2080 Benchmarks bleibt derzeit offen, mit was für einer Grafikkarte nVidia jene (eigenen) Benchmarks angetreten hat – einer (standardmäßig werksübertakteten) Founders Edition oder einer Karte mit Referenztaktraten. Wenn man raten wollte, dann war es eine Founders Edition – erstens einmal verkauft nVidia selber nur diese und zweitens sieht man somit natürlich etwas besser aus. Wobei die eigentliche hierunter lauernde Frage ist, ob es überhaupt in beachtbarer Anzahl Turing-Karten zum Referenztakt geben wird. Denn dadurch, das nVidia nun gleich selber mit werksübertakteten Karten antritt, drängt man indirekt die Grafikkartenhersteller dazu, ähnliches zu tun – und somit die Taktraten der Founders Edition als eigentlichen Referenztakt zu übernehmen. Leider läßt sich noch nicht absehen, wie sich diese Situation in der Realität entwickeln wird, denn die Grafikkartenhersteller haben derzeit primär ihre Eigendesigns mit Werksübertaktung angekündigt – die Brot- und Butter-Ware wird dagegen sicherlich genauso entwickelt, aber weit weniger in den Vordergrund gestellt. Zudem gibt es derzeit von den wenigsten Grafikkartenherstellern bereits solide Taktraten-Angaben, selbst bei Händlern mit Vorbestellungs-Angeboten fehlen speziell diese Daten oftmals noch (Beispiel).

Angenommen, es würde keine beachtbare Anzahl an Turing-Grafikkarten mit Referenztakt geben, wäre die Situation ja klar – der Takt der Founders Edition würde zum neuen Referenztakt, wenn auch nur inoffiziell. Sobald allerdings eine beachtbare Anzahl an Turing-Grafikkarten mit Referenztakt am Markt aufschlägt, wird es letztlich zwei bedeutsame Taktraten geben (Referenztakt und Takt der Founders Edition) – und damit zwei Ansatzpunkte für Performance-Vergleiche. Normalerweise sollte das Pendel hier in Richtung des Referenztakts schwingen, aber da die meisten Hardwaretester zum eigentlichen Turing-Launch (14. September 2018) durch nVidia mit Founders-Edition-Karten beliefert werden dürften, könnte sich letztlich deren Taktrate bei der Performanceermittlung durchsetzen, egal ob dies (wegen der Werksübertaktung) eigentlich ungerechfertigt ist. Ist dann durch die Masse der Launchreviews einmal dieser Standard gesetzt, wird es auch schwer, sich dem noch zu entziehen – obwohl das ganze doppelt ungünstig dadurch wird, das es nicht nur nicht standardmäßig ist, sondern das sich nVidia hiermit auch einen (ungerechtfertigten) Optikvorteil gegenüber AMD sichert. Letzterer Punkt fällt derzeit nur nicht auf, weil AMD keinen Wettbewerb in diesem Performancesegment bietet, ist aber so oder so unfair gegenüber AMD.

Die ComputerBase vermeldet die ersten Vorab-Preislistungen diverser Einzelhändler zum Coffee-Lake-Refresh: So wird der Core i7-9700K (8C) zwischen 440 bis 540 Euro notiert, der Core i9-9900K (8C+HT) dagegen für 560-690 Euro. In aller Regel ist dabei selbst das günstigere Ende dieser Preisspanne noch oberhalb des späteren Launchpreises zu finden, denn diese Vorab-Angebote beinhalten entweder bewußt hoch angesetzte Platzhalter-Preise, oder aber sollen halt frühe Vorbesteller entsprechend melken. Insofern dürften die realen Preise noch etwas unterhalb des Niveaus von 440 bzw. 560 Euro herauskommen – und selbst dieses ist eigentlich zu hoch, denn der Core i7-8700K steht für 359 Dollar in Intels Preisliste und dessen Nachfolger (in Form des Core i7-9700K) dürfte zukünftig eher weniger als mehr kosten, da selbiger nun nicht mehr das Top-Modell in der Core i-9000 Serie darstellen wird. Ausgehend von dieser Überlegung kann man gut und gerne vermuten, das der Core i7-9700K irgendwo bei einem Preisniveau um die 300-320 Dollar antreten dürfte und der Core i9-9900K eher denn knapp unter 400 Dollar angesiedelt sein wird. Die jeweiligen Euro-Preise dürften dann gemäß des aktuellen Wechselkurses (und unter Zurechnung der Mehrwertsteuer) nur ein paar Prozentpunkte höher ausfallen.

AMDs Preissenkung bei der ersten Threadripper-Generation hat einige darüber angeregt, bei diesen Preisen intensiv über die Anschaffung jene HEDT-Prozessoren nachzudenken – was dann allerdings oftmals zum negativen Punkt der Preise für TR4-Mainboards geführt hat. Denn jene sind "leicht" abgehoben, wenn ein Jahr nach Start dieser Plattform die allergünstigten Angebote bei gerade einmal knapp unter 300 Euro anfangen, es dann schnell weitergeht zu Preisen von 330-400 Euro. Dies minimiert den Spaß an einem günstigen HEDT-Prozessor doch sehr deutlich, schließlich wird hier in jedem Fall dann auch noch ein dickes QuadChannel-Speicherkit vonnöten. Wieso diese hohen Preislagen für TR4-Platinen existieren müssen, erschließt sich nicht so ganz, denn bei Intels HEDT-Angeboten sind Sockel-2066-Mainboards derzeit ab 169 Euro zu haben, für 190-240 Euro hat man dann schon eine breite Auswahl. Normalerweise ist eigentlich Intel als der übliche Kostentreiber bei Mainboards bekannt – in diesem Fall ist es erstaunlicherweise klar umgedreht. Ein gewisser Aufpreis wäre sicherlich ertragbar (schließlich darf AMD gern auch einmal etwas verdienen), aber ein so krasser Mehrpreis von grob +70% darf dabei eigentlich nicht herauskommen.

Viel beachtet wird derzeit eine Meldung des chinesischen Expreview (maschinelle Übersetzung ins Deutsche), bei welcher eine AMD-APU in 7nm als Raven-Ridge-Nachfolger noch für Jahresende 2018 versprochen wird. Die Ausgangslage jener Meldung ist allerdings vergleichsweise dünn und insgesamt erscheint jene Meldung aus mehreren Richtungen betrachtet als arg unglaubwürdig. Denn AMD kann derzeit kaum 7nm-Kapazitäten für in größeren Volumen hergestellte APU auftreiben: Bei TSMC läuft gerade einmal die 7nm-SoC-Fertigung, zum Jahresende kommt Vega 20 als Kleinserie, Anfang 2019 dann Zen 2 für Epic-Server in ebenfalls vermutlich kaum ganz großen Stückzahlen – und GlobalFoundries eigene 7nm-Fertigung liegt da jeweils ein paar Monate zurück. Zudem gilt generell, das das Margen-schwache Produkt "APU" eigentlich fast nur beim günstigsten Fertiger (GlobalFoundries) und dort ganz garantiert nicht zuerst hergestellt werden wird. Aller Vermutung nach ist hier etwas in den falschen Hals geraten und daher kam dann diese Meldung heraus. Eher ist zu erwarten, das AMD in dieser Frage weiterhin nach seiner eigenen Roadmap verfährt, welche die APU-Entwicklung technologisch jeweils hintendran sieht.

Danach kommen zuerst die neuen Prozessoren-Dies für Desktop, HEDT & Server, und erst danach die neuen Prozessoren-Dies für den APU-Bereich. Somit steht im APU-Bereich als Raven-Ridge-Nachfolger zum Jahresstart 2019 erst einmal nur "Picasso" an, was zwar als "Ryzen 3000G" verkauft werden dürfte, aber technologisch vermutlich zu Zen+ gehört und sicher maximal die 12nm-Fertigung nutzen wird. Den Sprung zu Zen 2 und damit zur 7nm-Fertigung dürfte es im APU-Bereich dann vermutlich erst ein ganzes Jahr später geben, sprich Anfang 2020 mittels "Renoir" bzw. "Ryzen 4000G". Auch in diesem Fall dürfte die 7nm-APU als letztes AMD-Produkt auf die 7nm-Fertigung gehen bzw. im Desktop/HEDT/Server-Bereich die nachfolgende "Zen 3" Generation bereits vor der Tür stehen. Da kein Prozessorenentwickler alle Produkte basierend auf einer neuen Technologie gleichzeitig herausbringen kann, muß man einfach priorisieren bzw. Zeitpläne erstellen, die das eine Produkt bevorzugen und das andere benachteiligen. Bei AMD hat es die APUs getroffen, dafür kann man nunmehr im Desktop- und HEDT/Server-Bereich voll angreifen. Bei Intel ist es nahezu anders herum: Dort kommen immer zuerst die normalen Consumer-Prozessoren für Desktop & Mobile, während die jeweiligen HEDT/Server-Abwandlungen regelmäßig nahezu ein Jahr später erscheinen.