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Hardware- und Nachrichten-Links des 27. Oktober 2021

Eine der zur offiziellen Alder-Lake-Vorstellung sicherlich ungeklärten Fragen ist jene nach den Stromverbrauchs-Settings von Alder Lake. Gleichfalls handelt es sich um eine Frage, welche man eigentlich noch vor dem Alder-Lake-Launch zum 4. November klären müsste – damit die Hardwaretester eine Maßgabe haben, wie man (vergleichbar) testen sollte. Denn offiziell kommen die K/KF-Modelle von Alder Lake nicht mehr mit einer TDP und damit einer allgemeingültigen Maßgabe daher. Vielmehr definiert Intel hier einige Werte um, weist jenen dabei aber auch (teilweise) andere Bedeutungen zu: So wird bei Alder Lake aus der vorherigen TDP eine "Processor Base Power" (PBP) – welche sinngemäß weiterhin dasselbe ausdrückt, es handelt sich um einen durchschnittlichen Last-Stromverbrauch unter Anwendung der Base-Taktraten.

Processor Base Power (PBP)
The time-averaged power dissipation that the processor is validated to not exceed during manufacturing while executing an Intel-specified high complexity workload at Base Frequency and at the junction temperature as specified in the Datasheet for the SKU segment and configuration.
 
Maximum Turbo Power (MTP)
The maximum sustained (>1s) power dissipation of the processor as limited by current and/or temperature controls. Instantaneous power may exceed Maximum Turbo Power for short durations (<=10ms). Note: Maximum Turbo Power is configurable by system vendor and can be system specific.

Quelle:  Intel ARK zum Core i9-12900K am 27. September 2021

Bei der "Maximum Turbo Power" (MTP), welche an die Stelle des vorherigen PL2 tritt, handelt es sich jedoch um eine gänzliche andere Ansetzung als bisher: Während das PL2 nur für eine gewisse Zeitspanne wirken konnte und dann durch einen niedrigeren Stromverbrauch ausgeglichen werden musste, damit im Schnitt wieder der TDP/PL1-Wert erreicht wird, stellt MTP zumindest bei den K/KF-Modellen von Alder Lake augenscheinlich (nach derzeitiger Deutung) das eigentliche TDP-Limit dar. Jenes darf im Gegensatz zum früheren PL2 unlimitiert ausgenutzt werden, der Alder-Lake-Prozessor dürfte also dauerhaft das MTP anliegen haben – sofern die Kühlung und der Prozessor selber dies mitmachen. Kurzfristig höhere Power-Limits kommen hier noch oben drauf, sind dann aber wirklich nur kurzfristig angelegt (bis maximal 10ms). Sofern Intel dies durchzieht, kann man ergo davon sprechen, dass beispielsweise der Core i9-12900K ein reales Power-Limit von 241 Watt trägt – was auch nicht durch eine zeitliche Komponente oder aber eine Durchschnittsrechnung limitiert wird.

Wie dies bei den non-K-Modellen aussieht, bleibt derzeit offen – denn hier kann sich Intel im Gegensatz zu den K-Modellen eigentlich keine reale TDP-Anhebung leisten. Aber vielleicht ist dies dennoch möglich, denn letztlich brauchen sowieso nur die größeren Modelle des non-K-Portfolios wirklich mehr Strom als die non-K-typische TDP von 65 Watt – bei den kleineren Modellen für den Massenmark dürften jene 65 Watt wohl weiterhin ausreichen. Wichtig ist, dass herausgefunden wird, was wirklich "normal" ist – und dass sich nachfolgend die Hardwaretester wenigstens in der Mehrheit darauf einigen, diesen Normalzustand zu testen (nebst anderen Tests). Ansonsten ergäbe sich ein Potpourri aus nicht vergleichbaren Benchmark-Resultaten, basierend auf jeweils anderen angesetzten Power-Limits. Unsere derzeitige Deutung geht wie gesagt in diese Richtung, dass MTP als "normales" Stromverbrauchslimit zu definieren. Dies bedeutet natürlich auch, dass speziell Core i7-12700K (190W MTP) und Core i9-12900K (241W MTP) in ganz anderen Stromverbrauchs-Kategorien spielen als die zum Vergleich angesetzten Zen-3-Prozessoren (üblicherweise 142W PPT).

Doch wahrscheinlich sind die von Intel angesetzten Power-Limits dann noch nicht einmal für die Praxis sinnvoll, denn im Spiele-Betrieb würden üblicherweise auch 125 Watt (oder leicht mehr) reichen. Das höhere Power-Limit beeinflußt maßgeblich nur die Anwendung-Performance bzw. das Erzielen von Rekordwerten bei selbiger – was jedoch für einen Großteil der Nutzer im Spiele-Bereich keine wirkliche Rolle spielt. Und reine Anwendungs-Nutzer dürften hingegen in nicht geringer Anzahl lieber auf niedrigeren Stromverbrauchswerten operieren wollen, da die letzten 100 Watt nur für magere Performance-Gewinne sorgen, damit jedoch jegliche Energie-Effizienz flöten geht. Selbst wenn man also beim Core i9-12900K das MTP als von Intel gesetztes Power-Limit annimmt, ergibt sich dennoch ein Ansatz, den Prozessor eher unter nur 125 Watt MTP (oder leicht mehr, beispielsweise AMDs Wert von 142 Watt) zu testen, weil für die meisten Anwender diese ineffiziente Energieverschleuderung nicht wirklich zweckmäßig ist. Wie gesagt sollten diese Fragen eigentlich noch vor den Launchreviews allgemeingültig geklärt werden.

Daneben wäre zu den Intel-eigenen Benchmarks noch zu erwähnen, dass jene noch ohne der Windows-11-Patches zugunsten von Zen 3 abgelaufen sind – sprich, bezogen auf Zen 3 zumindest im Spiele-Bereich nicht gänzlich ernst zu nehmen sind. Allerdings reicht auch der reine Blick auf die Intel-eigenen Vergleichswerte zu Rocket Lake aus, um hierbei eine erhebliche (seitens Intel prognostizierte) Mehrperformance durch Alder Lake zu sehen. Da Rocket Lake im Spiele-Bereich eigentlich schon auf Augenhöhe mit Zen 3 operiert, kann man auch ohne diesen Fehler der Intel-eigenen Benchmarks darauf schließen, dass Intel sich im Spiele-Bereich genauso klar vor Zen 3 sieht. Ob Windows-11-Benchmarks derzeit überhaupt fair gegenüber Zen 3 sein können, steht noch auf einem ganz anderen Blatt, den vollumfänglich scheint die mangelhafte Performance des Level3-Caches von Zen 3 unter Windows 11 auch mit den letzten Microsoft-Patches nicht überwunden zu sein.

Twitterer Kopite7kimi scheint neue Stromverbrauchs-Werte zu NextGen-Grafikkarten erspäht zu haben – jedenfalls twittert er in diese Richtung hin. Eine andere denkbare Auflösung könnte natürlich auch in der puren Bestätigung des "High Power Connectors" für PCI Express 5.0 liegen, über welche VideoCardz anhand von neuen Asus-Netzteilen berichten. Der genannte PCIe 5.0 High Power Connector ermöglicht wie bekannt 600 Watt über einen einzelnen Stromstecker, was echte Reserven für die Zukunft läßt – und aber womöglich schon zum großen Teil mittels der NextGen-Grafkkarten der 5nm-Generation um AMDs RDNA3 und nVidias Lovelace ausgenutzt wird. Augenscheinlich ist das Hochreißen des Stromverbrauchs zum Aktivieren der letzten Reserven derzeit der letzte Schrei der IT-Branche – vorbei also die Zeiten, wo man mit hoher Energieeffizienz punkten wollte.

Rest in peace, PSU.
I don't want to leak details now.
Let's wait and see.

Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 27. Oktober 2021