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Hardware- und Nachrichten-Links des 31. Januar 2018

Im Zuge der Bekanntgabe seiner Quartalszahlen hat AMD einige interessante Informationen zu allen möglichen zukünftigen AMD-Produkten fallengelassen. Erster Punkt ist dabei Vega 20, welcher von AMD immer noch ungenau als "Vega in 7nm" bezeichnet wird, zu welchem aber die Auslieferung bereits im Jahr 2018 nunmehr in Frage zu stellen ist. Denn AMD wollte laut Fudzilla nur Vega-20-Samples im Jahr 2018 bestätigen – was üblicherweise eine Verklausulierung für den Umstand darstellt, das es dieses Jahr nicht mehr zu kaufbaren Produkten kommen wird. Angesichts dessen, das Vega 20 womöglich bei als 7nm-Pipecleaner (ob nun bei GlobalFoundries oder TSMC) eingesetzt wird, ist dies auch nicht gänzlich unverständlich. Aber dies könnte unter Umständen bedeuten, das Vega 20 dann gar keine Chance auf den Gaming-Bereich mehr hat (war ja immer schon als professionelle Lösung geplant), weil dann Anfang 2019 die Navi-Generation zu nahe sein könnte. Ob sich jene damit auch verschiebt (wie von Fudzilla spekuliert), ist im übrigen nicht gesagt – das dürfte auch eher denn am Abschluß der Designarbeiten zu Navi hängen als an der Verfügbarkeit der 7nm-Fertigung, davon abgesehen war und ist Navi sowieso bislang nur ungenau auf "2019" terminiert.

Laut AnandTech ändert AMD gegenüber dem wieder aufgeflauten Mining-Boom nunmehr seine bisher eher zurückhaltende Strategie und wird mehr AMD-Grafikchips herstellen lassen. Bislang ging AMD von einem zurückgehenden Mining-Geschäft im vierten Quartal 2017 aus, hat aber einen gehörigen Teil der vernünftigen Quartalszahlen nun dem genauen Gegenteil zu verdanken – was wie bekannt zu einer regelrechten Grafikkarten-Lieferschwäche im Retailmarkt geführt hat. Dem will man endlich mit einer höheren Chipfertigung gegensteuern – gibt dabei allerdings auch zu bedenken, das gleichzeitig die benötigten Grafikkartenspeicher immer schwerer und zu höheren Preisen zu besorgen sind, was die Bemühungen AMDs zugunsten einer besseren Lieferbarkeit durchaus torpedieren könnte. Da selbige Situation für den Normalbürger mittels der anziehenden Preise für PC-Hauptspeicher und teilweise sogar für Flashspeicher-basierte Produkte auch schon bemerkbar ist, dürfte da durchaus etwas dran sein – auch wenn es natürlich trotzdem das Potential zu einer einfachstmöglichen Ausrede hat. Ob AMD also etwas an der derzeitigen Grafikkarten-Lieferflaute ändern kann, muß man abwarten – zumindest scheint AMD nicht wie nVidia in der Bredoille zu stecken, daß das Hochfahren der Chipfertigung höchst riskant wegen einer direkt nachfolgenden neuen Grafikchip-Generation (nVidia Ampere) wäre.

Und letztlich hat AMD nun sogar etwas dazu gesagt, in welcher Form zukünftige Hardware Spectre-sicher sein soll (gegenüber Meltdown ist AMD sowieso nicht anfällig) – im übrigen die erste Aussage eines Herstellers, welche halbwegs konkret ist und nicht einfach nur Nebelkerzen à "alles wird gut" versprüht. Laut AMD soll Zen+ ("Pinnacle Ridge" für Ryzen 2 & Threadripper 2) mit Microcode-Updates ab Werk versorgt werden – so, wie es zu erwarten war und wie es auch nicht besser geht bei diesem seit vielen Monaten bereits in praktischer Erprobung befindlichem Stück Silizium. Für Zen 2 ("Matisse" für Ryzen 3 & Threadripper 3) verspricht man hingegen bereits Hardware-Änderungen im Chipdesign, welche den Prozessor gegen "Spectre-ähnliche Angriffe" abhärten sollen. Dies kommt etwas überraschend, denn laut den von AMD zum Jahresanfang präsentierten neuen Roadmaps ist das Zen-2-Design jedoch schon finalisiert.

Longer term, we have included changes in our future processsor cores, starting with our Zen 2 design, to further address potential Spectre-like exploits.
Quelle: Dr. Lisa Su, AMD (via PCWorld)

Der Einwand, das wichtige Hersteller bereits im Sommer 2017 über Meltdown & Spectre informiert worden sind, zieht hierbei nicht besonders, denn AMD hatte noch zum Zeitpunkt dieser Roadmaps die eigene (sicherlich kleine) Verwundbarkeit gegenüber Spectre bestritten – und auch jetzt noch arbeitet man bei AMD daran, diese Verwundbarkeit noch etwas genauer zu eruieren. Die Chance, in dieser Situation derart umgehend Hardware-Fixes an einem durchaus heiklen Teil der CPU-Architektur anbringen zu können, ist verschwindend gering (es handelt sich im eigentlichen nicht um Fixes, sondern um Design-Anpassungen). Gut möglich, das AMDs bisherige Darstellung der Fertigstellung des Zen-2-Designs vielleicht etwas "optimistisch" war – nachweisbar wäre dies sowieso nie. Denkbar wäre allerdings auch, das AMD die Hardware-Änderungen gegen Spectre einfach in ein neues Stepping von Zen 2 einfließen läßt – ausgehend von der praktischen Erfahrung, das gerade im CPU-Bereich nie ein allererstes Stepping bereits Produktionsreife erzielt. Hiermit wäre eine parallele Arbeit an der Zen-2-Evaluierung und gleichzeitig der Einbindung weiterer Hardware-Änderungen am Zen-2-Design zumindest bis zu einem gewissen Maße denkbar.

Von der Klasse dessen, was da als Spectre-Gegenmaßnahme herauskommt, wird man sich überraschen lassen müssen – denn trifft die These einiger Sicherheitsforscher zu, das wir bei Spectre gerade erst einmal die Spitze des Eisbergs an Möglichkeiten sehen, dürften Hardware-Änderungen gegen Spectre sicherlich auch noch mit das Thema nachfolgender CPU-Generationen sein. So richtig befriedigende Hardware-Gegenmaßnahmen (mit auch geringstmöglichen Performance-Verlust) sollte man eigentlich erst von CPU-Generationen erwarten, deren Designphase derzeit eher noch am Anfang steht – wo also durchaus noch die Zeit vorhanden ist, die Problematik ganz grundsätzlich anzugehen. Andererseits muß auch klar zugunsten von AMD gesagt werden, das AMD-Prozessoren von dem (gefährlicheren) Meltdown gar nicht betroffen sind und Spectre-Angriffe bei AMD eine sehr viel höhere Schwierigkeit als bei Intel darstellen. AMD muß natürlich zugunsten professioneller Bedürfnisse trotzdem alles menschenmögliche gegen Spectre tun – in der Praxis des normalen PC-Anwenders geht jedoch von der Kombination "AMD + Spectre" kaum ein echtes Risiko aus (im klaren Gegensatz zu Intel).