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Hardware- und Nachrichten-Links des 4. September 2020

Igor's Lab breiten in einem YouTube-Video zur Ampere-Generation auch aktuelle Spekulationen/Gerüchte über AMDs "Big Navi" aus. Die grundsätzliche Richtung ist dabei, dass "Big Navi" (aka "Navi 21") seitens AMD in Richtung einer Leistungsaufnahme von 275 Watt konzipiert sein soll und damit eine Performance oberhalb der GeForce RTX 3070 erreicht werden kann – sofern nVidias eigene Performance-Prognose zur GeForce RTX 3070 passt. Diese Formulierung deutet wohl darauf hin, dass AMDs interne Performance-Prognose sich eher an der GeForce RTX 2080 Ti orientiert, denn die GeForce RTX 3070 ist zum einen diesbezüglich noch nicht genau genug abschätzbar. Und zum anderen ist es schließlich die große Frage aus nVidias Ankündigungs-Show, ob die Performance-Prognosen von nVidia gehalten werden können – darunter auch die nVidia-Aussage, welche die GeForce RTX 3070 als schneller als die GeForce RTX 2080 Ti einordnet. Leider geht in diesen ganzen "ist besser als" Aussagen jegliche Genauigkeit unter, womit nicht klar ist, ob "Big Navi" die GeForce RTX 3070 somit klar distanzierten soll – oder nur leicht besser herauskommt.

"Big Navi" Gerüchteküche
– wurde konzipiert für 275 Watt Leistungsaufnahme
– Performance oberhalb der GeForce RTX 3070, sofern nVidias Performance-Prognose zur RTX3070 stimmt
– um auf das Level einer GeForce RTX 3080 zu kommen, würde man über 300 Watt benötigen
– noch ist unbekannt, für welchen Weg sich AMD in dieser Frage entscheidet
– AMDs Boardpartner haben noch keine BoM-Liste, ergo sind kaum RDNA2-Custommodelle vor Weihnachten zu erwarten

Quelle:  Igor's Lab @ YouTube am 4. September 2020

Dies wäre allerdings wichtig zur Beurteilung der zweiten Performance-Aussage von Igor's Lab, nachdem AMD angeblich "Big Navi" mittels einer höheren Leistungsaufnahme von über 300 Watt in Richtung der Performance einer GeForce RTX 3080 prügeln könnte – wobei derzeit noch unbekannt ist, ob AMD diesen Weg auch tatsächlich beschreitet. In jedem Fall würde dies auf ein klar zwischen GeForce RTX 3070 und 3080 liegendes "normales" Performance-Level von "Big Navi" hinweisen, wenn man mit angenommen 20% mehr TDP plötzlich die GeForce RTX 3080 erreichen kann. Schließlich liegen GeForce RTX 3070 & 3080 überaus deutlich auseinander, trennen die Karten +47% Shader-Cluster und geschätzt ca. +40% Performance. Generell erscheint es somit als etwas seltsam, wenn man davon spricht, mittels höherem Stromverbrauch die Distanz zwischen GeForce RTX 3070 & 3080 überbrücken zu wollen – da ergibt sich schnell der Verdacht, dass dieses Gerücht ausgedacht wurde von Personen, welche noch den bisherigen Abstand von xx70er und xx80er Karte im Kopf haben (und nun einfach wohlfeil spekulieren). Leider liegt in diesem Fall ja auch keine Quelle vor oder wird die Herkunft des ganzen benannt, ergo besteht durchaus eine gewisse Chance auf ein falsches Gerücht.

Das große Bild betrachtet ist die Annahme allerdings korrekt, dass sich "Big Navi" nicht mit einer GeForce RTX 3090 anlegen können wird, sondern das maximal das Performance-Level einer GeForce RTX 3080 erreichbar erscheint. Die verschiedenen Leaks & Gerüchte zur Performance von "Big Navi" in der jüngeren Vergangenheit ergeben eine Performance-Projektion von ~300-350% gemäß dem 3DCenter UltraHD Performance-Index. Im bestmöglichen Fall sind dies +48% auf eine GeForce RTX 2080 Ti oben drauf, was sicherlich aller Ehren wert ist, aber in der neuen Situation mit Ampere nur noch knapp reicht, um an eine GeForce RTX 3080 heranzukommen – und dies auch nur dann, wenn selbige unter unabhängigen Benchmarks leicht schlechter herauskommt als es nVidias eigene Performance-Werte derzeit vermuten lassen. Abzuwarten gilt in dieser Frage allerdings weiterhin der Punkt, ob AMD nicht schlicht mittels der höheren Speichermenge trotzdem noch punkten kann: Dies trifft weniger zu, wenn "Big Navi" nur mit 12 GB Grafikkartenspeicher antritt. Doch bei gleich 16 GB würde dies schon wieder ganz anders aussehen, dafür könnten die Grafikkarten-Käufer durchaus über eine leicht zurückliegende Performance hinwegsehen.

AMD nVidia Turing nVidia Ampere
GeForce RTX 3090  —  ~380-420%
Navi 21 ("Big Navi")  —  ~300-350% GeForce RTX 3080  —  ~320-360%
GeForce RTX 2080 Ti (FE)  —  236% GeForce RTX 3070  —  ~220-250%
GeForce RTX 2080 Super  —  198%
Radeon VII  —  173% GeForce RTX 2070 Super  —  172%
Radeon RX 5700 XT  —  156% GeForce RTX 2070 (FE)  —  151%
Performance-Angaben gemäß des 3DCenter UltraHD Performance-Index; für Navi 2X & Ampere natürlich geschätzt

Mit dem Freitag-Abend sind erste Technik-Artikel zu Gaming-Ampere seitens ComputerBase, Hardwareluxx und PC Games Hardware erschienen, welche über viele Details jener Grafikchip-Architektur aufklären. Damit bestätigen sich auch die zuletzt an dieser Stelle getroffenen Angaben zu den größeren Ampere-Chips GA104 & GA102 – was die zusätzlich getroffenen Angaben zu den kleineren Ampere-Chips GA106 & GA107 nochmals glaubwürdiger macht, selbst wenn jene derzeit nicht offiziell bestätigt sind. Hinzugekommen in der tabellarischen Aufstellung ist nun noch eine Angabe zum Level2-Cache, zudem konnte die Anzahl der RT-Cores bestätigt werden. Wie nVidia die Verdopplung der FP32-Einheiten in den Shader-Clustern realisiert, wurde zwar auch schon an dieser Stelle beschrieben, nVidias offizielles Blockschaltbild eines GA102 Shader-Clusters zeichnet das ganze dann jedoch sogar nochmals eleganter: Der zweite Datenpfad mit FP32 oder INT32 wird einfach als eine (gemeinsame) Einheit abgebildet. Ob dies technisch wirklich so realisiert wurde, ist unklar – aber zumindest ist es somit einfacher verständlich, wo die Differenz in den Shader-Clustern von Turing und Ampere liegt:

Eine andere Offenbarung liegt in den Chip-Daten zu GA104 & GA102, wo bisher nur die Transistoren-Größe zum GA102-Chip (28 Mrd.) bekannt war. Diese befinden sich nunmehr auf einem 628mm² großen Chip – womit die Gerüchteküche einmal mehr richtig lag. Bei der Packdichte der Transistoren ergibt dies im übrigen einen heftigen Unterschied zum GA100-Chip aus TSMCs 7nm-Fertigung: Selbige liegt mit 65,4 Mio. Transistoren pro mm² augenscheinlich sehr weit vor Samsungs 8nm-Fertigung, welche beim GA102-Chip nur 44,6 Mio. Transistoren pro mm² realisieren kann (jene ist aber auch nur eine Verbesserung der 10nm-Fertigung, liegt also fast einen ganzen Node zurück). Der GA104-Chip von GeForce RTX 3060 & 3070 wird hingegen offiziell mit 17,4 Mrd. Transistoren auf 392mm² Chipfläche angegeben: Dies ist bei der Transistoren-Anzahl nur minimal weniger als beim TU102-Chip der GeForce RTX 2080 Ti (18,6 Mrd. Xtors auf 754mm²). Zu den kleineren Ampere-Chips GA106 & GA107 wurde (logischerweise) nichts gesagt, allerdings kann man jene anhand der bekannten Hardware-Daten und unter der Annahme, dass auch diese Grafikchips dann RT-Cores tragen werden, in Bezug auf Transistoren-Menge und vermutlicher Chipgröße schon schätzen. Klein werden auch diese Grafikchips (vermutlich) nicht, der GA107-Chip dürfte sogar beachtbar mehr Transistoren aufweisen als der frühere GP104-Chip von GeForce GTX 1070 & 1080 (7,2 Mrd. Xtors auf 314mm²).

GA107 GA106 GA104 GA102 GA100
Fertigung 8nm Samsung 7nm TSMC
Transistoren (geschätzt ~8-9 Mrd.) (geschätzt ~11,5-12 Mrd.) 17,4 Mrd. 28 Mrd. 54 Mrd.
Chipfläche (geschätzt ~180-200mm²) (geschätzt ~260-270mm²) 392mm² 628mm² 826mm²
Packdichte - - 44,4 Mio/mm² 44,6 Mio/mm² 65,4 Mio/mm²
GPC/SM/SI 2/20/128b 3/30/192b 6/48/256b 7/84/384b 8/128/6144b

Die ComputerBase thematisiert die Einschränkungen von Intels "Evo" Programm, welches der Prozessoren-Entwickler anläßlich der Vorstellung der Tiger-Lake-Generation für entsprechende Notebooks aus der Taufe gehoben hat. Markant sind hieran zwei Punkte: Erstens entfällt der Linux-Support und zweitens gibt es das Evo-Siegel ausschließlich für Notebooks mit Intels eigener Xe-Grafik. Dies ist natürlich arg unbefriedigend, zudem wettbewerbsfeindlich und hilft dem Konsumenten letztlich auch nicht wirklich weiter, wenn gute Technik (extra Mobile-Grafiklösungen) ausgeschlossen werden. Aber andererseits kann man das "Evo"-Siegel somit auch umgedreht als "Unqualitäts-Siegel" betrachten – bezeichnend Notebooks, die sich sklavisch an zwei Dutzend Intel-Vorgaben halten, welche sicherlich hier und da zugunsten des Konsumenten lauten, aber primär in jedem Fall zu 100% zugunsten Intels gedacht sind. Schade, dass Intel in dieser Frage immer wieder die Fehler der Vergangenheit ("Centrino", "Ultrabook" & "Project Athena") wiederholt. Schade aber auch, dass die Fachpresse hierbei regelmäßig mitspielt und allein schon durch die ständige Namensnennung dieser Intel-Programme eine vermeintliche Wertigkeit suggeriert – anstatt sich einfach einen Teufel um solcherart Marketing-Gewäsch zu scheren und die Notebooks rein nach ihren tatsächlichen Fähigkeiten zu beurteilen.