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nVidia stellt GeForce RTX 3070, 3080 & 3090 offiziell vor

Mit seinem "GeForce Special Event" hat nVidia die ersten Ampere-basierten Gaming-Grafikkarten vorgestellt. Dabei hat man sich vergleichsweise wenig auf Technik und Spezifikationen konzentriert, sondern versuchte vor allem mittels der (eigenen) Performance-Projektion sowie der Preislage zu punkten. Insbesondere letzteres ist nVidia zweifelsfrei gelungen, denn angesichts der vorherigen Befürchtungen über (wieder einmal) steigende Grafikkarten-Preise hören sich 499 Dollar/Euro für eine GeForce RTX 3070 8GB (erhältlich im Oktober) sowie 699 Dollar/Euro für eine GeForce RTX 3080 (erhältlich ab 17. September) durchaus vernünftig an. Dem gegenüber fällt die GeForce RTX 3090 24GB (erhältlich ab 24. September) mit 1499 Dollar/Euro deutlich ab – allerdings war diese Preislage zumindest erwartet worden. Die Formulierung auf der nVidia-Webseite gibt daneben Anlaß anzunehmen, dass es innerhalb der Ampere-Generation keine Preisdifferenz zwischen Hersteller- und FE-Karten mehr gibt, genauso liegen die bereits offiziell genannten deutschen UVP-Preise exakt auf dem Niveau der US-Listenpreise.

GeForce RTX 3070 GeForce RTX 3080 GeForce RTX 3090
Technik 5888 CUDA-Cores @ 1.73 GHz Boost-Takt, 256 Bit GDDR6-Interface 8704 CUDA-Cores @ 1.71 GHz Boost-Takt, 320 Bit GDDR6X-Interface @ 19 Gbps 10496 CUDA-Cores @ 1.70 GHz Boost-Takt, 384 Bit GDDR6X-Interface @ 19.5 Gbps
Speicherausbau 8 GB GDDR6 10 GB GDDR6X 24 GB GDDR6X
Rohleistungen 20 TFlops, 40 RT-TFlops, 163 Tensor-TFlops 30 TFlops, 58 RT-TFlops, 238 Tensor-TFlops, 760 GB/sec 36 TFlops, 69 RT-TFlops, 285 Tensor-TFlops, 936 GB/sec
off. Verbrauch 220W (GCP) 320W (GCP) 350W (GCP)
Kartengröße FE: 242mm, 2-Slot FE: 285mm, 2-Slot FE: 313mm, 3-Slot
Listenpreis $499  (UVP: 499€) $699  (UVP: 699€) $1499  (UVP: 1499€)
Release Oktober 2020 17. September 2020 24. September 2020
Anmerkung: basierend allein auf dem "GeForce Special Event" sowie den offiziellen Daten auf nVidias Webseite

Mit genauen technischen Informationen geizte das Vorstellungs-Event allerdings, so dass an dieser Stelle nicht zu klären war, woher die immerhin 36 TFlops Shader-Performance der GeForce RTX 3090 herkommen sollen. Dies ergibt gegenüber der GeForce RTX 2080 Ti einen satten Zuwachs von +153%, sprich das 2,5fache an Rechenleistung. Damit liegt die GeForce RTX 3090 sogar überaus deutlich vor der "A100" HPC-Lösung, welche nVidia-offiziell 19,5 TFlops unter FP32 erreicht. Lustigerweise bieten nVidias offizielle Produkt-Webseiten dann klar mehr Informationen zu GeForce RTX 3060, 3070 & 3090 – jene werden dort eindeutig mit 5888, 8704 bzw. 10496 CUDA-Cores genannt. Dies bedeutet, dass nVidia rein offiziell die Anzahl der Recheneinheiten zwischen Turing und Ampere sogar mehr als verdoppelt hat. Wie dies genau realisiert wurde, bleibt derzeit noch etwas im Dunklen: Denkbar wäre eine Aufstockung der Anzahl der Shader-Einheiten pro Shader-Cluster (128 anstatt 64). Genauso gut wäre aber auch eine "kreative" Zählweise möglich, welche die mit Turing eingeführten INT32-Einheiten nunmehr als "CUDA Cores" mitzählt (nVidia sprach schließlich von "Shader-TFlops", nicht von "FP32-TFlops").

Eine echte Verdopplung im Wortsinn liegt dagegen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht vor. Dafür ist selbst der hohe Transistoren-Aufwand (28 Mrd. Transistoren für den größen Gaming-Amere-Chip, aka wohl GA102) immer noch zu gering, denn dies sind "nur" +50% mehr Transistoren gegenüber dem vorhergehenden TU102-Chip. Auch würde man (sofern genügend Speicherbandbreite zur Verfügung steht) mit einem wirklich verdoppelten Design bzw. dem 2,5fachen an Rechenleistung eine absolute Performance-Verdopplung erreichen müssen. Selbige gibt nVidia in den wenigen gezeigten Performance-Messungen aber nur in der Kombination von RayTracing samt DLSS an – sprich dort, wo Ampere prinzipbedingt stark sein soll. Dies deutet zwischen den Zeilen stark darauf hin, dass Ampere unter regulären Benchmarks doch um einiges entfernt von einer Performance-Verdopplung herauskommt – was wiederum bedeutet, dass die 2,5fache Rechenleistung nicht wirklich ausgenutzt wird bzw. nicht gänzlich ausgenutzt werden kann, somit also keine "echte" Design-Verdopplung vorliegt.

Zudem glänzen die meisten nVidia-Benchmarks durch Rosinen-Pickerei – ganz besonders, wenn nur wenige Zahlen bzw. Benchmarks verarbeitet wurden oder aber "up to" Angaben getroffen werden. Sobald es sich um ein nur geringfügig breiteres Benchmark-Feld handelt, schafft nVidia augenscheinlich nicht einmal mehr die propagierte Performance-Verdopplung einzuhalten – dann sind es im Schnitt ca. +75% zwischen Turing und Ampere (wie der letzten abgebildeten Präsentations-Folie zu entnehmen, leider ohne Maßgabe der jeweils benutzten Grafikkarten). Sofern auch diese Angabe wieder nur unter RayTracing samt DLSS entstanden ist, kommt dann auch noch eine höhere Unwägbarkeit hinein, wieviel von dieser Mehrperformance auf Basis einer grundsätzlich besseren RayTracing- und/oder DLSS-Performance von Ampere entstanden ist. Dadurch, dass nVidia seine Präsentations-Folien nicht eindeutig genug beschriftet hat, kann man sehr viel in diese hineininterpretieren – was sicherlich auch so beabsichtigt war.

Denn auch ohne festnagelbare Benchmarks zu zeigen, kam das "GeForce Special Event" bei den über 200'000 Zuschauern sehr gut an, wurden Preislagen und Performance-Projektion wie gesagt überaus wohlwollend goutiert. Manche Beobachter verstiegen sich gar gleich zu Bewertungen, dass AMD mittels "Big Navi" geradezu unmöglich an nVidias Ampere herankommen könnte. Für diese Einschätzung ist es jedoch noch deutlich zu früh: Nicht nur liegen zu "Big Navi" derzeit immer noch zu wenige Daten vor, vor allem aber muß nVidia erst einmal beweisen, welche Performance unter Spielen ohne RayTracing- und DLSS-Einsatz in Gaming-Ampere wirklich drin steckt. In dieser Frage erscheint Ampere derzeit durchaus noch als "Wundertüte", wo ergo noch alles von +40% bis +70% unter "regulären" Spielen drin ist. Zumindest gibt es nunmehr einen festen Termin, zu welchem sich diese Fragen spätestens klären lassen werden: Am 17. September geht die GeForce RTX 3080 an den Start, am 24. September die GeForce RTX 3090 – die GeForce RTX 3070 folgt dagegen (zu einem noch genauer zu bestimmenden Termin) im Oktober nach.

Nachtrag vom 1. September 2020

In der Frage, wie nVidia seine Einheiten-Verdopplung bei Gaming-Ampere erreicht hat, ist zumindest die These einer möglichen "kreativen" Zählweise ganz schnell wieder vom Tisch, denn die nVidia-Webseite notiert in dieser Frage glasklar einen verdoppelten FP32-Durchsatz innerhalb der Shader-Cluster, sprich also Einheiten- wie Takt-normiert und damit nicht mehr anzufechten. Ergo kann man sich auf andere Auflösungen konzentrieren, wobei derzeit eine reine Verdopplung der ALUs (möglicherweise sogar unter dem Verzicht auf die INT32-Einheiten von Ampere) in der Pole Position steht: Deren Platzbedarf ist handelbar, die zusätzliche Leistungsaufnahme durch die höhere Rechenkraft hält sich gerade bei Recheneinheiten unter kleineren Fertigungsverfahren in Grenzen. Derzeit verschiebt sich im Chipdesign die Frage der größten Stromverbraucher eher weg von den reinen Recheneinheiten hin zu Kontrolllogik und Interfaces, ergo dort, wo Daten innerhalb des Chips transportiert werden (müssen). Während sich frühere Grafikchip-Architekturen von nVidia eher der Ausweitung der Kontrolllogik gewidmet haben, um eine größtmögliche Auslastung der Recheneinheiten zu garantieren, geht nVidia diesesmal den umgedrehten Weg – mehr Recheneinheiten pro Shader-Cluster.

Nachtrag vom 2. September 2020

Videocardz @ Twitter vermelden die vollständigen Taktraten der kommenden GeForce-30-Karten, inklusive auch des jeweiligen Basetakts sowie des noch fehlenden Speichertakts zur GeForce RTX 3070 (erstaunlicherweise nur 14 Gbps). Damit sind dann auch exaktere Angaben zu den jeweiligen Rohleistungen möglich: Zwischen GeForce RTX 3080 & 3090 ergeben sich somit +19,5% Rechenleistung sowie +23,2% Speicherbandbreite, was in etwa auf eine Performance-Differenz von ca. +15-17% hinauslaufen sollte. Diese vergleichsweise geringe Unterschied ist natürlich bedingt durch die beiderseitige Verwendung des GA102-Chips, welcher für die GeForce RTX 3080 auch schon recht stark heruntergebrochen wurde (nur 68 von maximal möglich 84 Shader-Clustern sind aktiv). Zwischen GeForce RTX 3070 & 3080 gibt es dagegen Unterschied von immerhin +46,5% Rechenleistung sowie +69,6% Speicherbandbreite (+48,4%, sofern es doch 16-Gbps-Speicher ist), hier ist eine untypisch hohe Performance-Differenz von schätzungsweise ca. +40-45% zu erwarten. Diese große Abstand führt dann auch dazu, dass die GeForce RTX 3070 sich gegenüber der GeForce RTX 2080 Ti wohl nicht so eindeutig besser positionieren kann, wie aufgrund von nVidias Marketing-Aussagen oftmals angenommen: Vermutlich erreicht die GeForce RTX 3070 knapp die Performance-Höhe der GeForce RTX 2080 Ti – aber ob die GeForce RTX 3070 tatsächlich schneller herauskommt, kann sich erst nach unabhängigen Tests ergeben.

GeForce RTX 3070 GeForce RTX 3080 GeForce RTX 3090
Chip-Basis nVidia GA104 nVidia GA102 nVidia GA102
Technik 6 Raster-Engines, 46 Shader-Cluster, 5888 CUDA-Cores, 96 ROPs, 256 Bit GDDR6-Interface 6 Raster-Engines, 68 Shader-Cluster, 8704 CUDA-Cores, 96 ROPs, 320 Bit GDDR6X-Interface 7 Raster-Engines, 82 Shader-Cluster, 10496 CUDA-Cores, 112 ROPs, 384 Bit GDDR6X-Interface
Taktraten 1500/1725 MHz 1440/1710 MHz 1395/1695 MHz
Speicherausbau 8 GB GDDR6 @ 14 Gbps 10 GB GDDR6X @ 19 Gbps 24 GB GDDR6X @ 19,5 Gbps
Rohleistungen 20,3 TFlops & 448 GB/sec 29,8 TFlops & 760 GB/sec 35,6 TFlops & 936 GB/sec
off. Verbrauch 220W (GCP) 320W (GCP) 350W (GCP)
Kartengröße FE: 242mm, 2-Slot FE: 285mm, 2-Slot FE: 313mm, 3-Slot
Listenpreis $499  (UVP: 499€) $699  (UVP: 699€) $1499  (UVP: 1499€)
Release Oktober 2020 17. September 2020 24. September 2020

Nachtrag vom 10. September 2020

Golem, Hardwareluxx & PC Games Hardware bestätigen im Rahmen ihrer Unboxing-Artikel zur GeForce RTX 3080 das zuletzt schon kolportierte Ampere-Launchdatum vom 14. September – und nicht den 17. September, wie es gemäß nVidias Ampere-Vorstellung zu vermuten war. Am selbigen 17. September wird zum einen der Verkaufsstart stattfinden, gemäß früherer Informationen müssen die Tests der Herstellerdesigns zur GeForce RTX 3080 allerdings genauso bis zu diesem 17. September zurückgehalten werden. Am 14. September um 15 Uhr deutscher Zeit dürfte es somit ausschließlich Benchmark-Resulate zu nVidias eigener Founders Edition geben – was aber keinen Beinbruch darstellt, da selbige Karte augenscheinlich recht hochwertig ist und es auch keine abweichenden Taktraten innerhalb der Ampere-Generation mehr gibt. Da alle drei Webseiten explizit auch nur die GeForce RTX 3080 erwähnen, scheint somit zudem die These vom Tisch zu sein, die größere GeForce RTX 3090 würde eventuell am selben Tag mitgetestet werden. Vermutlich kommt die GeForce RTX 3090 somit einheitlich am 24. September – wo dann Launch von Founders Edition und Custom-Designs sowie der Marktstart auf denselben Tag fallen.

FE-Benchmarks AIB-Benchmarks Marktstart
GeForce RTX 3080 bestätigt:  14. Sept. angeblich:  17. Sept. offiziell:  17. Sept.
GeForce RTX 3090 anzunehmen:  24. Sept. anzunehmen:  24. Sept. offiziell:  24. Sept.

Nachtrag vom 11. September 2020

nVidia hat den Launchtermin der GeForce RTX 3080 FE kurzfristig vom 14. auf den 16. September verschoben. Als Grund zitiert Andreas Schilling @ Twitter Bitten von Hardware-Testern nach einer Verschiebung, weil wegen Covid-Beschränkungen und eventuell auch Covid-bedingten Lieferschwierigkeiten der Testzeitraum zu kurz geraten würde. Für die Tester im deutschen Sprachraum, welche ihre Samples augenscheinlich rechtzeitig erhalten haben, dürfte das ganze ein Segen sein: Somit kann man seine Artikel entsprechend aufpolieren, eventuell noch ein paar mehr Benchmark-Serien einfließen lassen oder/und sogar seltene Nebentests diesesmal gleich mit zum Launch-Artikel liefern. Gleichzeitig notierte nVidia auch den Launch & Verkaufsstart der GeForce RTX 3070 für den 15. Oktober um 15 Uhr deutscher Zeit. nVidia schrieb zwar nur über einen "Marktstart", da aber auch eine spezifische Uhrzeit angegeben wurde, zeigt dies genauso auch auf einen Launch-Termin samt NDA-Fall für entsprechende Benchmarks hin. Daneben erwähnen Videocardz @ Twitter noch den Punkt, dass die Testsamples zur GeForce RTX 3090 erst nächste Woche versandt werden – womit es endgültig vom Tisch ist, am 16. September eventuell Benchmarks beider GA102-basierter Grafikkarten zu sehen.

FE-Benchmarks AIB-Benchmarks Marktstart
GeForce RTX 3080 offiziell:  16. Sept. (15:00 MESZ) angeblich:  17. Sept. offiziell:  17. Sept.
GeForce RTX 3090 anzunehmen:  24. Sept. anzunehmen:  24. Sept. offiziell:  24. Sept.
GeForce RTX 3070 offiziell:  15. Okt. (15:00 MESZ) anzunehmen:  15. Okt. offiziell:  15. Okt.