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Hardware- und Nachrichten-Links des 8. Oktober 2021

Eine Scharte, welche einige Hardwaretester mit den kommenden Launchreviews zur Radeon RX 6600 (non-XT) auswetzen können, wäre jene der bisher breitflächigen Nichtbeachtung von rBAR & SAM. Insbesondere für diese unter der FullHD-Auflösung klar am meisten nutzvolle Grafikkarte wäre es wichtig, dass jenes Feature durchgehend in die Benchmarks einfließt – und dies natürlich nicht nur beim Testkandidaten, sondern vor allem auch bei jeder getesteten Vergleichs-Hardware. Denn zum einen gewinnen die AMD-Grafikkarten durch SAM gerade unter FullHD im durchaus interessanten einstelligen Prozentbereich hinzu, zum anderen fällt der rBAR-Performancegewinn auf nVidia-Hardware durchgehend klar niedriger aus. Wer rBAR/SAM nicht in seine Benchmarks einfließen läßt, stellt die AMD-Hardware somit unter modernen Systemen um grob 3-4 Prozentpunkte schlechter dar. Dies wäre zwar kein Weltuntergang, ist aber dennoch eine systematische Ergebnisverzerrung – welche man allein über die Wahl eines modernen Testsystems umgehen kann.

rBAR/SAM Bedingung Performance-Effekt
AMD RDNA1 AMD-Treiber 21.9.1 ca. 5-6% auf FullHD
AMD RDNA2 ab Werk ca. 5-7% auf FullHD
nVidia Ampere  (non-LHR, bis vor RTX3060) per BIOS-Update ca. 2-3% auf FullHD
GeForce RTX 3060, 3070 Ti, 3080 Ti & alle LHR-Modelle ab Werk ca. 2-3% auf FullHD

Möglich ist rBAR/SAM bei Zen 2/3 Prozessoren auf Mainboards mit AMDs 500er Chipsätzen sowie Comet-Lake- und Rocket-Lake-Prozessoren auf Mainboards mit Intels 500er Chipsätzen. Daneben bieten die Mainboard-Hersteller teilweise auch für noch ältere Systeme einen eigenen rBAR/SAM-Support an. Da zukünftig alle neue Hardware automatisch rBAR/SAM-fähig sein wird, sollte man diese Umstellung nun endlich durchführen (sowie den rBAR/SAM-Status in den Testbedingungen explizit ausweisen). Der Treiber-Mischmasch, welchen manche Hardwaretester zudem ansetzen – wo teilweise noch Werte des initialen RDNA2-Launchs vom letzten November weiterverwendet werden – sollte bei dieser Gelegenheit auch gleich mit abgeschafft oder wenigstens stark reduziert werden. An dieser Stelle muß endlich einmal ein Ruck bei den Hardwaretestern passieren, denn zuletzt ist das Feld der auf wirklich aktuellen Systemen & Treibern angetretenen Benchmarks zur Radeon RX 6600 XT merklich zusammengeschrumpft.

Laut Tom's Hardware hat sich die Mining-Software "T-Rex" einen neuen Trick zur Umgehung von nVidias Cryptomining-Bremse der LHR-Grafikkarten einfallen lassen: Danach geht 70% der Rechenleistung wie gehabt in Richtung Ethereum – und mit den restlichen 30% wird schlicht ein anderer Coin geminert. Dies erfordert allerdings einen größeren Grafikkartenspeicher und funktioniert nur unter gewissen Crypto-Kombinationen. Zudem dürften die jeweiligen anderen Coins auch nicht ganz so gewinnträchtig wie Etherum sein, ergo kommt unter keinen Umständen 100% des Profit-Niveaus eines gleichwertigen non-LHR-Beschleunigers heraus. Aber zumindest der eigentliche Effekt der Cryptomining-Bremse ist damit vollständig durchbrochen, wenn das Profit-Niveau nunmehr Richtung 90% und etwas mehr gehen dürfte. Der höhere Aufwand hierfür ist negierbar und gerade für Mining-Farmen mit tausenden (per Remotescript) identisch konfigurierten Systemen faktisch nicht existent.

Möglicherweise mag dies auch erklären, wieso zuletzt die Stimmung auf dem Grafikkarten-Markt wiederum umgeschwungen ist bzw. das Ethereum-Netzwerk nach seinem Juni-"Schluckauf" die seinerzeit verlorengegangene Miningkapazität nicht nur (bis zur August-Mitte) wieder aufgeholt hat, sondern nachfolgend sogar auf klaren Wachstumskurs gegangen ist und inzwischen auch (klare) neue Spitzenwerte bei der Ethereum-Miningkapazität erreicht hat. Anders formuliert: Die wegen rein räumlicher Verlagerung mal für ein paar Wochen inaktiven Mining-Systeme sich nun wieder allesamt online, es sind aber auch in erheblicher Menge rechtrecht neue Mining-Systeme hinzugekommen. Insbesondere für Ethereum mag dies etwas erstaunen, soll der Umstieg zu "Proof of Stake" schließlich tatsächlich durchgezogen werden. Allerdings sagt dieser Chart natürlich nichts darüber aus, ob professioneller Miner derzeit noch in großem Maßstab Consumer-Grafikkarten nachkaufen.

Der zu sehende Anstieg könnte schließlich auch über andere Faktoren erzielt worden sein: Über ASIC-Miner oder über eine größere Anzahl an "Normalbürgern", welche ihre Grafikkarten zum Mining einsetzen. Als Erklärung für die derzeit wieder anziehenden Grafikkarten-Straßenpreise kann zudem auch noch ein anderer Punkt angeboten werden: Insbesondere nVidia scheint verstärkt im OEM-Geschäft mit Komplett-PCs & Notebooks aktiv zu sein, jedenfalls werden solcherart Geräte derzeit doch recht breit (und lieferbar) angeboten. Da letztlich nur eine gewisse Anzahl an Grafikchips verfügbar ist, verkauft nVidia wohl lieber direkt an die OEMs – und kassiert somit unter Umgehung der Grafikkarten-Hersteller und Distributoren einen größeren Anteil der Preisübertreibung selber ab. Aber wahrscheinlich liegt die Erklärung für die anziehenden Grafikkarten-Preise sowieso in einem Mix aus allen Faktoren, von welcher keiner wirklich dominiert.