20

Intel Geschäftsergebnisse Q4/2013: Vernünftige Zahlen, aber im Gesamtbild Stagnation

Prozessorenbauer Intel hat mit seinen Geschäftergebnissen für das vierte Quartal 2013 sowie das Gesamtjahr 2013 erneut vernünftige, aber keineswegs begeisternde Zahlen vorgelegt: Der erzielte Umsatz blieb gegenüber dem Vorquartal (+2,6%) sowie dem Vorjahresquartal (+2,6%) nahezu gleich, obwohl das Jahresendgeschäft eigentlich das klar beste Geschäftsquartal des Jahres bewirken sollte. Der große Kaufrausch zum Jahresende ist also erneut – wie allerdings auch in den Vorjahren ab dem Jahr 2011 – an Intel vorbeigegangen, was man mittlerweile als deutlich Ausdruck davon verstehen kann, daß diese alte Regel für das PC-Business nicht mehr gilt. Augenscheinlich ist der PC, wo Intel immer noch fest verankert ist, nicht mehr "sexy" genug, um besonders oft als Weihnachtsgeschenk auserkoren zu werden – und wer dessen Platz in den letzten Jahren eingenommen hat, ist allseits bekannt.

Gewinn und operativer Gewinn schwanken dagegen etwas zwischen Plus und Minus: Beim nominellen Gewinn musste man gegenüber dem Vorquartal (-11,0%) Einbußen verkraften, gegenüber dem Vorjahresquartal sieht es deutlich freundlicher aus (+6,4%). Beim operativen Gewinn wurde dagegen gegenüber dem Vorquartal ein faktischer Gleichstand erzielt (+1,3%), gegenüber dem Vorjahresquartal dagegen sogar ein gutes Plus (+12,5%). Beide Werte zusammengerechnet bedeuten wohl, daß Intel beim Gewinn trotz nahezu gleichgebliebenem Umsatz doch Fortschritte erzielt hat, daß speziell im vierten Quartal jedoch dann Sonderaufwendungen den nominellen Gewinn geschmälert haben.

Q4/2012 Q1/2013 Q2/2013 Q3/2013 Q4/2013
Umsatz 13477 Mio. $ 12580 Mio. $ 12811 Mio. $ 13483 Mio. $ 13834 Mio. $
Gewinn 2468 Mio. $ 2045 Mio. $ 2000 Mio. $ 2950 Mio. $ 2625 Mio. $
operativer Gewinn 3155 Mio. $ 2519 Mio. $ 2719 Mio. $ 3504 Mio. $ 3549 Mio. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Der langfristige Quartals-Trend sieht nach wie vor nicht verkehrt aus, da es zumindest beim Umsatz seit nunmehr vier Jahresquartalen nach oben geht. Interessant wird hier zu sehen sein, wie sich das erste Jahresquartal 2014 schlagen wird – sprich, ob Intel hier wieder einen (eigentlich jahreszeitmäßig typischen) kleinen Umsatzrückgang verkraften muß, oder ob es nach den eher lauen Umsatzsteigerungen der letzten zwei Quartale nunmehr auch in einem ersten Jahresquartal mal eine Umsatzsteigerung geben kann. Die Gewinnzahlen sehen dagegen langfristig betrachtet arg mittelmäßig aus, da die Traumzahlen der Jahre 2010 & 2011 nicht mehr erreicht werden. Im Vergleich mit anderen stark in der PC-Branche vertretenen Herstellern ist dies natürlich immer noch erstklassig, was Intel hier aufzubieten hat – kein anderer Hersteller spürt den gewissen Rückgang des PC-Geschäfts so wenig wie Intel.

Trotzdem ist dieser Rückgang auch bei Intel klar nachweisbar: Nach der Wirtschaftskrise anno 2008/2009 fand man sehr schnell wieder zu großer Form zurück und schaffte es sogar, anno 2010 & 2011 deutliche Umsatz- und Gewinnsprünge hinzulegen. Ab dem Jahr 2012 fand allerdings nur noch eine Verteidigung des einmal erreichten statt, welche im abgelaufenen Jahr 2013 sogar deutlichere Spuren hinterläßt als noch im Jahr 2012. Für das Jahr 2014 prognostiziert Intel dann eine weitere Stagnation – was besser ist als erneut leicht sinkende Geschäftszahlen, aber trotzdem nicht dem früheren beständigen Wachstumskurs von Intel entspricht. Nicht umsonst hat Intel angekündigt, runde 5% der Belegschaft abbauen zu wollen, während gleichzeitig die neue Fab 42 mangels Aufträge (derzeit) nicht vollständig fertiggestellt wird.

2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013
Umsatz 38,4 Mrd. $ 37,5 Mrd. $ 35,1 Mrd. $ 43,6 Mrd. $ 53,9 Mrd. $ 53,3 Mrd. $ 52,7 Mrd. $
Gewinn 7,0 Mrd. $ 5,2 Mrd. $ 4,3 Mrd. $ 11,6 Mrd. $ 12,9 Mrd. $ 11,0 Mrd. $ 9,6 Mrd. $
operativer Gewinn 8,3 Mrd. $ 8,9 Mrd. $ 5,7 Mrd. $ 15,9 Mrd. $ 17,4 Mrd. $ 14,6 Mrd. $ 12,2 Mrd. $
Für exakte Vergleichswerte zu AMD, Intel & nVidia zurück bis ins Jahr 2006 bitte klicken.

Andererseits – und dies ist das Feld, wo Börsenanalysten dann regelmäßig in ihrer Expertise versagen – ist bei Intel auch nicht mehr viel herauszuholen. Wer 85% Marktanteil in seinem Kerngeschäft hat, der hat kaum noch Wachstumschancen – es sei denn, der Markt wächst generell, was man dem PC-Geschäft derzeit ganz gewiß nicht nachsagen kann. Aufgrund des seit Jahren bestehenden Performance-Ungleichgewichts zwischen AMD und Intel war Intel die letzten Jahre auch nie gezwungen, dies an Prozessoren-Performance auszuliefern, was man wirklich könnte – sondern hat vielmehr in neue Fertigungsverfahren investiert, um den erreichbaren übergroßen Performance-Vorteil teilweise in einen Fertigungskosten-Vorteil zugunsten von Intel umzuwandeln. Dieser geschäftlich überaus richtige Schritt führt aber auch dazu, daß Intel nun kaum noch Optimierungspotential bei deb Fertigungskosten hat – das PC-Geschäft arbeitet schon am Gewinn-Maximum.

Somit müssen alle geschäftlichen Aussichten von Intel in Richtung eines Wagnisses gehen – weg vom PC-Markt, hin zu anderen Märkten, wobei sich derzeit natürlich der SoC-Markt der Chips für Smartphones & Tablets augenscheinlich anbietet. Auch wenn dieser Markt von den Börsenanalysten derzeit nahezu angebetet wird, sehen wir hierbei speziell für Intel – und vermutlich sehen es die Intel-Manager nicht viel anders – durchaus einige Risiken: Intels Geschäftsmodell auf dem PC-Markt bestand immer darin, durch Innovation die Technik vorzugeben, dadurch andere Anbieter weitestgehend auszuschalten und am Ende den größten Teil des Marktes mit einem Produkt zu besetzen, dessen Preis man überaus positiv für Intels Gewinne selber festsetzen kann. Diese Zielsetzung konnte im Markt der PC-Prozessoren eindrucksvoll realisiert werden – mit der Folge, daß Intel satte Gewinne abwirft und der Konsument mangels eines wirklich zugkräftigen Wettbewerbs faktisch zu viel zahlt.

Auf dem SoC-Markt der Chips für Smartphones & Tablets läuft dies (derzeit) dagegen völlig anders: Intel kommt hier in ein Feld, wo der Wettbewerb schon heftig läuft, wo Standards von anderen gesetzt wurden und wo man sich daher erst einmal beweisen muß. Zwischen dem "beweisen" und dem "selber Standards setzen" liegt dann nochmal ein weiter Weg – womöglich auch zu weit in diesem sich derzeit noch sehr schnell drehenden Markt. Denn schon in absehbarer Zukunft wird unserer Meinung nach bei Smartphones & Tablets der Punkt kommen, wo die Hype-Preislagen der Anfangszeit von der Masse der Konsumenten hinterfragt werden und die Gerätepreise auf breiter Front erheblich abrutschen werden. Dies kann so weit gehen, daß der Zugewinn an Stückzahlen-Verkäufen durch die abrutschenden Durchschnittspreise nicht mehr dazu ausreicht, am Jahresende noch ein (echtes) Umsatzplus für Smartphones & Tablets zu vermelden.

Alle Komponentenhersteller können sich für diesen Zeitpunkt schon einmal warm anziehen, denn dann wird der Preiskampf sowohl um den Endkunden als auch zwischen den Komponentenherstellern vollens entbrennen. Speziell für Intel wäre dies jedoch eine ungewohnte Situation – man ist aus seinem angestammten PC-Geschäft heraus überhaupt nicht mehr gewohnt, wirklich beinhart über den Preis und in der Nähe der absoluten Fertigungskosten zu agieren. Vor allem aber taugt ein solch lausiges Geschäft mit niedrigen Margen und Kampf um jeden einzelnen Auftrag nicht, um eine neue Geschäftsgrundlage für das Gewinnmargen-verwöhnte Intel herauszuarbeiten. Dies bedeutet nicht, daß Intel sich nicht diesem Markt widmen sollte – man sollte nur rein geschäftlich nichts davon erwarten. Der SoC-Markt wird für Intel zur Stabilisierung des Umsatzes beitragen, dürfte aber gewinnmäßig nichts einbringen. Die Zeiten der einfach so hereinfliessenden, nahezu automatischen Intel-Gewinne aus einem starken PC-Geschäft dürften vorbei sein – und vor allem voraussichtlich niemals durch den SoC-Bereich kompensiert werden können.