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News des 28./29. Mai 2022

Der Blick für den aktuellen Grafikkarten-Preistrend ergibt gegenüber dem Stand von vor drei Wochen erneut ein paar Prozente Preisnachlass bei fast allen Grafikkarten, womit sich AMD & nVidia weiterhin mühsam in Richtung Listenpreis-Marke robben. AMDs Radeon RX 6000 Grafikkarten stehen derzeit (gemessen am umgerechneten US-Listenpreis) im Schnitt noch +2% davon entfernt, nVidias GeForce RTX 30 Grafikkarten hingegen noch +6%. Erfasst wurden hierbei erstmals auch AMDs Radeon 65x0 Refresh-Lösungen sowie nunmehr der Vollständigkeit halber auch GeForce RTX 3080 12GB und GeForce RTX 3090 Ti. Inzwischen zeigt sich allerdings, dass die Erfassung des jeweils kompletten Angebots-Portfolios dazu führt, dass jene Grafikkarten mit (seitens des Herstellers) hochgezogenem Listenpreis den gesamten Durchschnitt maßgeblich verzerren.

Deswegen wurde auch ein Preisübertreibungs-Schnitt des "Kern-Angebots" beider Grafikchip-Entwickler gebildet – jener Grafikkarten im Midrange- bis HighEnd-Bereich mit den tatsächlich interessanten Listenpreisen, sprich Radeon RX 6700 XT, 6800 & 6800 XT sowie GeForce RTX 3060 Ti, 3070 & 3080-10GB. Und innerhalb dieser genannten Grafikkarten liegen die aktuellen Bestpreise immer noch im Schnitt um +17% oberhalb des Listenpreises – der schlechte Dollar/Euro-Kurs, welcher die Einzelhändler zu höheren Euro-Preisen zwingt, noch hinzukommend. Auch wenn AMD & nVidia somit inzwischen optisch sehr nahe am Listenpreis liegen, sind die Grafikkarten-Preise immer noch gefühlt um mindestens 20% übertrieben – entweder mittels der Einzelhandelpreise oder über die hochgezogenen Listenpreise. Für eine Grafikkarten-Generation am absehbaren Ende ihres Verkaufszyklus ist dies eher "mau", da könnte man sich inzwischen durchgehend Straßenpreise beachtbar unterhalb des Listenpreis-Niveaus vorstellen.

US-Listenpreis vs Straßenpreis 12.Dez. 2.Jan. 23.Jan. 13.Feb. 6.Mar. 27.Mar. 17.Apr. 8.Mai 29.Mai
AMD Radeon RX 6000 Serie +83%
 
+78%
-5PP
+63%
-15PP
+45%
-18PP
+35%
-10PP
+25%
-10PP
+12%
-13PP
+7%
-5PP
+2%
-5PP
nVidia GeForce RTX 30 Serie +87%
 
+85%
-2PP
+77%
-8PP
+57%
-20PP
+42%
-15PP
+26%
-16PP
+17%
-9PP
+13%
-4PP
+6%
-7PP
Kern-Angebot (nur 6700XT, 6800 & 6800XT + 3060Ti, 3070 & 3080-10GB) +106%
 
+100%
-6PP
+88%
-12PP
+67%
-21PP
+56%
-11PP
+39%
-17PP
+28%
-11PP
+23%
-5PP
+17%
-6PP
gemäß der (nachfolgenden) Straßenpreis-Aufstellung zum 29. Mai 2022; PP = Prozentpunkt

Mittels dieser Ermittlung des aktuellen Preistrends gab es wie zu sehen einige kleinere technische Änderungen. Es werden nicht mehr die Preise vieler Einzelhändler öffentlich ausgebreitet, da die Zeiten des geringen Angebots mit zudem oftmals fehlender Notierung im Geizhals-Preisvergleich vorbei sind. Demzufolge werden nachfolgend generell Geizhals-Preise notiert, jene allerdings manuell bei einigen interessanten Einzelhändlern auf dort eventuell nochmals bessere Preise kontrolliert (was in der Tat hier und da der Fall war). Damit verringert sich der veröffentliche Daten-Wust, die interne Preiserfassung bleibt jedoch auf demselben Level wie vor. Mittels der nachträglichen Einarbeitung von GeForce RTX 3080 12GB (deren Preis-Daten wurden intern bereits vom Launch weg erfasst) und GeForce RTX 3090 Ti verändern sich zudem einige nVidia-Mittelwerte für das Jahr 2022 minimal. Für die GeForce RTX 3080 12GB wurde hierbei ein Listenpreis von 849 Dollar angenommen, da die Karte im Schnitt der letzten Wochen ca. 150 Euro oberhalb ihrer 10GB-Schwester angeboten wurde.

Und letztlich zeigt die (gelbe) Ethereum-Kurve in vorstehendem Diagramm nun nicht mehr den ETH-Kurs, sondern die ETH-Miningprofitabilität an – sprich ein Verhältnis von ETH-Kurs zu Mining-Schwierigkeit. Interessanterweise ergibt sich damit eine klare Korrelation zur Grafikkarten-Verfügbarkeit (blaue Kurve) sowie den Grafikkarten-Preisen. Denn liegen beide Kurven deutlich auseinander, bewegen sich Preisniveau und Verfügbarkeit: Hin zu höheren Preisen, wenn die ETH-Miningprofitabilität oben liegt – und hin zu niedrigen Preisen, wenn die ETH-Miningprofitabilität unten liegt. Liegen ETH-Miningprofitabilität und Verfügbarkeit hingegen grob im selben Rahmen und verändern sich nicht wesentlich, bleibt das Preisniveau grob gleich oder geht sogar leicht nach oben. Auslöser dürfte dabei primär die ETH-Miningprofitabilität sein, die Verfügbarkeit ergibt sich jeweils daraus – denn wenn die Miner weniger kaufen, bleibt mehr für den Gamer übrig.

Liste Geizhals bester Preis Übertreibung Veränd. Lieferbarkeit
Radeon RX 6950 XT $1099 1229-1400€ ab 1229€  (Mindfactory) ab +1% - ★★★☆☆
Radeon RX 6900 XT $999 969-1100€ ab 969€  (Mindfactory) ab –12% –11PP ★★★★★
Radeon RX 6800 XT $649 879-1050€ ab 879€  (Mindfactory) ab +22% –5PP ★★★★☆
Radeon RX 6800 $579 865-1050€ ab 865€  (Mindfactory) ab +35% –1PP ★★★★☆
Radeon RX 6750 XT $549 609-700€ ab 609€  (Mindfactory) ab ±0 - ★★★★☆
Radeon RX 6700 XT $479 529-600€ ab 529€  (Mindfactory) ab ±0 –11PP ★★★★★
Radeon RX 6650 XT $399 449-500€ ab 449€  (Mindfactory) ab +2% - ★★★★☆
Radeon RX 6600 XT $379 429-480€ ab 429€  (Mindfactory) ab +2% +3PP ★★★★★
Radeon RX 6600 $329 325-380€ ab 325€  (Mindfactory) ab –11% –8PP ★★★★★
Radeon RX 6500 XT $199 178-240€ ab 178€  (Mindfactory) ab –19% –8PP ★★★★☆
Radeon RX 6400 $159 179-210€ ab 179€  (Computeruniverse) ab +2% +1PP ★★★★☆
Preisstand: 29. Mai 2022 (Nachts) für direkt lieferbare Angebote; Preisübertreibung gerechnet gegenüber dem US-Listenpreis, tagesaktuell umgerechnet auf Euro und zuzüglich 19% MwSt.; Veränderung gegenüber der letzten Erfassung vom 8. Mai 2022, in Prozentpunkten (PP) gegenüber der seinerzeitigen Preisübertreibung
Liste Geizhals bester Preis Übertreibung Veränd. Lieferbarkeit
GeForce RTX 3090 Ti $1999 2079-2250€ ab 1999€  (Caseking) ab –10% –5PP ★★★★☆
GeForce RTX 3090 $1499 1699-1900€ ab 1620€  (Saturn) ab –2% –8PP ★★★★★
GeForce RTX 3080 Ti $1199 1249-1400€ ab 1200€  (Saturn) ab –10% –6PP ★★★★★
GeForce RTX 3080 12GB ($849) 999-1200€ ab 990€  (Saturn) ab +5% –13PP ★★★★★
GeForce RTX 3080 10GB $699 869-1050€ ab 869€  (Notebooksbilliger) ab +12% –2PP ★★★★★
GeForce RTX 3070 Ti $599 719-850€ ab 719€  (Notebooksbilliger) ab +8% –3PP ★★★★★
GeForce RTX 3070 $499 619-720€ ab 619€  (Notebooksbilliger) ab +12% –9PP ★★★★★
GeForce RTX 3060 Ti $399 534-600€ ab 534€  (X-Kom) ab +21% –10PP ★★★★★
GeForce RTX 3060 $329 409-470€ ab 409€  (Notebooksbilliger) ab +12% –1PP ★★★★★
GeForce RTX 3050 $249 310-380€ ab 310€  (Asus e-Shop) ab +12% –12PP ★★★★★
Preisstand: 29. Mai 2022 (Nachts) für direkt lieferbare Angebote; Preisübertreibung gerechnet gegenüber dem US-Listenpreis, tagesaktuell umgerechnet auf Euro und zuzüglich 19% MwSt.; Veränderung gegenüber der letzten Erfassung vom 8. Mai 2022, in Prozentpunkten (PP) gegenüber der seinerzeitigen Preisübertreibung; Listenpreis der GeForce RTX 3080 12GB auf 849 Dollar angenommen

Auch nach den wieder hochgesetzten Performance-Erwartungen an Zen 4 geht die Diskussion darüber weiter, wie gut AMD damit im Wettbewerb mit Intel bestehen kann. AMDs Ansatz von viel Multithread-Gewinn (durch höhere Last-Taktraten) zu vergleichsweise wenig Singlethread-Gewinn läßt Intel in jedem Fall die Flanke offen bei Software, welche stark von der Performance einzelner oder weniger Kerne abhängig ist. In diesem Fall könnte dann schon "Alder Lake" vor "Zen 4" liegen – obwohl der eigentliche Zen-4-Kontrahent eher denn "Raptor Lake" sein wird. Die sich hier anschließende Frage ist, weshalb AMD bei Zen 4 nicht mehr zugunsten der IPC getan hat. Eine mögliche Erklärung hierfür könnte AMDs kommender big.LITTLE-Ansatz bei "Zen 5" sein, wofür (angeblich) eine abgespeckte Form der Zen-4-Kerne als "kleine Kerne" ("Zen4C") benutzt werden soll.

Im Gegensatz zu Intel, welche für diesen Zweck ihre langjährige "Atom" CPU-Linie aufgemotzt haben, setzt AMD hierfür mittels "Zen 4" auf einen sehr modernen und auch nicht gerade kleinen CPU-Kern. Deswegen hat man wahrscheinlich sogar bewußt alle großen Änderungen am CPU-Aufbau (und damit mehr IPC) auf "Zen 5" verschoben – damit die CPU-Kerne von "Zen 4" nicht noch größer werden und sich somit nicht mehr so gut als "kleine Kerne" eignen. Wahrscheinlich eben deswegen ist dann allerdings AVX512 bei Zen 4 mit an Bord, weil man jenes aus Gründen der Feature-Kompatibilität zwischen kleinen & großen CPU-Kernen benötigt – ein Punkt, der bei Intels Alder-Lake-Ansatz nicht funktioniert hat. All das, was AMD somit in der Hinterhand hat an Änderungen der CPU-Kerne hin zu mehr IPC, wird vermutlich bei Zen 5 ausgepackt – jener darf dann wohl deutlich breiter angelegte CPU-Kerne haben, damit sich dessen "große Kerne" gegenüber den "kleinen Kernen" von Zen4C auch wirklich absetzen können.