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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im dritten Quartal 2021

Grafikchip-Entwickler nVidia hat seine aktuellen Geschäftszahlen vorgelegt, welche sinngemäß dem dritten Quartal 2021 entsprechen, bei nVidia allerdings den Zeitraum der Monate August, September und Oktober 2021 umfassen und fiskalisch das dritte Quartals des Fiskaljahres 2022 (korrekt) bilden. Im Gegensatz zu anderen Herstellern bedeutet die zeitliche Verschiebung auch, dass bei nVidia üblicherweise das dritte Quartal das stärkste im Jahr ist, da das vierte Quartal dann den üblicherweise schwachen Monat Januar enthält. Die aktuelle geschäftliche Entwicklung bei nVidia wird jedoch von anderen, deutlich wirkmächtigeren Faktoren als denn jahreszeitlichen Schwankungen vorangetrieben: Faktisch galoppiert nVidia seit mehreren Quartalen ausnahmslos nach vorn, kann man nunmehr das sechste Quartal in Folge einen neuen Umsatzrekord vermelden.

Auch optisch machen die nunmehr erreichten 7,1 Mrd. Dollar Quartalsumsatz sicherlich etwas her für einen Hersteller, für welchen bis zum Jahr 2015 eher denn Quartalsumsätze von knapp über 1 Mrd. Dollar vollkommen normal waren. Gegenüber dem Vorquartal sind diese 7,1 Mrd. Dollar Quartalsumsatz dann +9,2% mehr, gegenüber dem Vorjahresquartal sogar satte +50% mehr. Die Entwicklung der Gewinnzahlen ist nochmals beachtbar besser, gegenüber dem Vorjahresquartal werden +84% beim nominellen Gewinn sowie +91% beim operativen Gewinn erzielt. Dass das Gewinn/Umsatz-Verhältnis selbst für nVidia-Verhältnisse enorm hoch ausfällt, deutet einmal mehr darauf hin, dass nVidia vollkommen am Limit arbeitet und alles (zu guten Preisen) verkaufen kann, was man herstellt.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Umsatz 4726 Mio. $ 5003 Mio. $ 5661 Mio. $ 6507 Mio. $ 7103 Mio. $
Gewinn 1336 Mio. $ 1457 Mio. $ 1912 Mio. $ 2374 Mio. $ 2464 Mio. $
operativer Gewinn 1398 Mio. $ 1507 Mio. $ 1956 Mio. $ 2444 Mio. $ 2671 Mio. $

Einige Differenzen gibt es dann bei der Verteilung dieses Umsatzsprungs auf die einzelnen Geschäftssparten: Die Gaming-Sparte legte im Jahresvergleich mit +42% zwar gut, aber doch leicht unterhalb des Unternehmensschnitts zu. Vor allem fällt der Sprung gegenüber dem direkten Vorquartal mit +5% ziemlich niedrig aus. Dies deutet darauf hin, dass die Gerüchte über Schwierigkeiten bei der Steigerung der Chipfertigung bei Samsung möglicherweise doch stimmen könnten. Denn die DataCenter-Sparte zeigt eine deutlich andere Entwicklung auf: Zum einen konnte sich jene im Vergleich zum Vorjahr mit +55% wesentlich stärker entwickeln, zum anderen gab es gegenüber dem direkten Vorquartal mit +24% auch einen klar größeren kurzfristigen Schritt nach vorn. Die DataCenter-Sparte ist damit bei nVidia kurz davor, zum stärksten Umsatzträger zu werden, hat derzeit schon 91% des Umsatz-Niveaus der Gaming-Sparte erreicht.

Q3/2020 Q4/2020 Q1/2021 Q2/2021 Q3/2021
Gaming  (GeForce & Switch) 2271 Mio. $ 2495 Mio. $ 2760 Mio. $ 3061 Mio. $ 3221 Mio. $
Professional Visualization  (Quadro) 236 Mio. $ 307 Mio. $ 372 Mio. $ 519 Mio. $ 577 Mio. $
Data Center  (Tesla & Mellanox) 1900 Mio. $ 1903 Mio. $ 2048 Mio. $ 2366 Mio. $ 2936 Mio. $
Auto  (Tegra) 125 Mio. $ 145 Mio. $ 154 Mio. $ 152 Mio. $ 135 Mio. $
OEM & Other 194 Mio. $ 153 Mio. $ 327 Mio. $ 409 Mio. $ 234 Mio. $

Inwiefern nVidia hierbei bedeutsam mehr Waferkapazitäten beim im professionellen Bereich weiterhin benutzten Chipfertiger TSMC benötigt, ist unklar: Die HPC-Chips sind zwar vergleichsweise groß, gehen allerdings auch zu sehr hohen Preisen weg, womit man sicherlich um einiges weniger Chipfläche für dieselbe Umsatzgröße benötigt. Damit könnte das "mehr" an Waferkapazitäten, welches nVidia für diese Umsatzsteigerung der DataCenter-Sparte zwangsläufig erhalten haben muß, bei TSMC letztlich nicht wirklich ins Gewicht fallen, sondern Teil der normalen Kapazitätsausweitung sein. Wie auch AMD dürfte nVidia nunmehr hingegen grundsätzlich durch die zugeteilten Waferkapazitäten bei Samsung & TSMC limitiert sein – die ganz großen Sprünge sollten demnächst nicht mehr drin sein, es sei denn, es gäbe bedeutsam höhere Waferkapazitäten.

Nichtsdestotrotz erwartet nVidia für das vierte Fiskalquartal (von November 2021 bis Januar 2022) mit 7,4 Mrd. Dollar einen neuen Umsatzrekord (±2%). Die bisher geltenden Jahresrekorde hat man hingegen schon mit dem Ergebnis des dritten Quartals (weit) übertroffen, das vierte Quartal wird dann "nur" noch die Höhe des neuen Rekords verschieben – auf voraussichtlich ca. 26,6 Mrd. Dollar Jahresumsatz (nach 16,7 Mrd. Dollar im Jahr 2020). Und obwohl das nachfolgende Jahr 2022 in weiten Teilen für nVidia nur ein "Übergangsjahr" werden dürfte, ehe im vierten Quartal dann eine neue Chip-Generation ansteht ("Hopper" für HPC und "Lovelace" für Gaming), ist kaum von wirklich schlechteren nVidia-Geschäften im Jahr 2022 auszugehen. Sofern die Grafikkarten-Preise oben bleiben und alles verkauft wird, was produziert werden kann, dürfte bei nVidia auch weiterhin ein Rekordquartal vom nächsten abgelöst werden.

Nachtrag vom 18. November 2021

Nachzutragen zu nVidias Quartalszahlen wäre noch der Punkt von nVidias CMP-Beschleuniger für explizite Cryptomining-Aufgaben: Jene haben sich zuletzt deutlich schlechter verkauft, der Quartalsumsatz mit CMP-Beschleunigern ging zwischen zweiten zu dritten Quartal von 266 auf 105 Mill. Dollar zurück. Damit ist dieses Geschäftsfeld für nVidia kurz vor der Grenze zur Nichtbedeutsamkeit – und ändert vor allem nichts an den Problemen des regulären Grafikkarten-Marktes in Bezug auf die (bekannten) dauerhaft überhöhten Preislagen. Augenscheinlich gab es somit einen gewissen Anfangseffekt für die CMP-Beschleuniger, aber nachfolgend überwiegen für deren Abnehmer wohl die Nachteil: Zumeist handelt es sich um alte Turing-Technologie mit nur mittelprächtiger Mining-Power zu einer schlechten Energieeffizienz. Vor allem aber spricht der mangelnde Wiederverkaufswert gegen CMP-Beschleuniger, da selbige nicht als reguläre Grafikkarte verwendbar sind – letzteres gilt dann auch für die zwei Ampere-basierten CMP-Lösungen.

Nachtrag vom 19. November 2021

nVidia Geschäftszahlen werden gern direkt mit dem Ethereum-Kurs in Verbindung gebracht – und sicherlich kann man sagen, dass nVidia in erheblichem Maßstab durch die seitens der Cryptominer getriebene, substantiell erhöhte Nachfrage profitiert. Legt man allerdings die Kurven der nVidia-Geschäftszahlen sowie des quartalsweise gemittelten Ethereum-Kurses (ETH-Datenmaterial von Market Watch) übereinander, so ergeben sich keine direkten Korrelationen: Der ETH-Kurs schlägt zum einen drastisch stärker aus, zum anderen teilweise auch an den anderen Stellen. Selbst eine auf gleiche Wertehöhe normierte Darstellung würde hier keinen durchgehend ähnlichen Verlauf ergeben – nur die aktuelle Steigerung ist beiderseits vorhanden. Insofern kann man maximal von einer teilweise oder auch derzeitigen Ähnlichkeit sprechen – jedoch nicht davon, dass nVidias Geschäftszahlen grundsätzlich (dauerhaft) der ETH-Verlaufskurve folgen.