Im deutschen/österreicher Grafikkarten-Markt hat sich der negative Preistrend der letzten Monate bei den Ampere- und RDNA2-Grafikkarten weiter fortgesetzt: Erneut sind die Preise fast aller dieser Grafikkarten gestiegen, zugleich ist auch die Verfügbarkeit zumindest leicht zurückgegangen. Vor allem aber wurden auffällig viele (relativ gesehen) vernünftige Angebote ausverkauft, während neue Listungen dann meist nur noch zu hohen bis absurd hohen Preislagen in den Markt kamen. Dies führt auch zum erneuten Aufkommen von echten Extremen, wie Radeon RX 6800 & 6800 XT Karten oberhalb der Preise der (eigentlich stärkeren) Radeon RX 6900 XT, teilweise absurde Preise zur GeForce RTX 3070 Ti von (klar) über 2000 Euro sowie einem neuen Preisrekord für die GeForce RTX 3090 von 4029 Euro. Im Schnitt der hierfür ausgewerteten Alt-Modelle (ohne Radeon RX 6600/XT, GeForce RTX 3070 Ti & 3080 Ti wegen deren hochgesetzter Listenpreise) stiegen die Bestpreise bei AMD um 18 Prozentpunkte auf 201% des Listenpreis-Niveaus, bei nVidia um 16 Prozentpunkte auf 188% des Listenpreis-Niveaus.

AMD Radeon RX 6000 & nVidia GeForce RTX 30 – Straßenpreis-Preisentwicklung 2021 v9

AMDs aktuelle Grafikkarten-Preise liegen damit im übrigen schon in der Nähe der in diesem Frühling ermittelten Höchstpreise. nVidia ist davon noch weit entfernt, was aber primär an einem drastisch höheren Spitzenwert hängt. Die Preissteigerungs-Rate ist bei nVidia nunmehr jedoch wieder auf AMD-Niveau, nachdem es zuletzt fast so aussah, als könnte nVidia einen eigenen, gemäßigteren Trend schreiben. Während bei AMD praktisch alle Karten an der Preissteigerung "mitwirken", gibt es bei nVidia auch Ausnahmen zu beobachten, fallen aber auch GeForce RTX 3060 & 3090 als besonders starke Preistreiber auf. Dies bedeutet zum einen, dass der "untere" Preisbereich immer teurer wird – und zum anderen an der Leistungsspitze wiederum die 3000-Euro-Marke angepeilt werden muß. Insgesamt betrachtet gibt der deutsche/österreicher Grafikkarten-Markt derzeit kein schönes Bild ab: Trotz eigentlich vernüftiger Verfügbarkeit kennen die Preise nur die falsche Richtung und galoppieren derzeit auf den doppelten Listenpreis (oder mehr) hinzu.

Interessanterweise zeigen andere Preis-Erhebungen auf andere Trends in anderen Weltregionen hin. Erst kürzlich hatten Hardware Unboxed @ YouTube selbiges für den US-Markt getan, wobei hier auch die Auswertungs-Methode abweichend ist: Es werden nicht Bestpreise betrachtet, sondern vielmehr abgeschlossene Geschäfte auf eBay ausgewertet. Danach ergaben sich in der dritten September-Woche bei AMD und auch bei nVidia keinerlei Tendenzen pro steigender Grafikkarten-Preisen im US-Markt. Es darf also offenbleiben, ob die im deutschen/österreicher Grafikkarten-Markt zu sehende (klare) Tendenz eventuell nur regional ist – oder einen Vorgriff auf das darstellt, was dem US-Markt eventuell noch droht. Von substantiell sinkenden Grafikkarten-Preisen wird derzeit leider nirgendwo berichtet. Die These, irgendwann wieder die Listenpreise zu erreichen, scheint derzeit komplett aus dem Blickfeld verschwunden zu sein. Was dann zu eher verstörenden Aktionen wie dieser führt, wo Asus ein Gewinnspiel veranstaltet, dessen "Preis" darin besteht, eine Grafikkarte zum Listenpreis kaufen zu dürften.

Twitterer Greymon55 fügt nun noch den Tape-Out-Termin für Navi 32 hinzu – welcher mit dem ersten Quartal 2022 noch einigermaßen in der Zukunft liegt und somit auf einen gewissen Nachzügler innerhalb der RDNA3-Generation hindeutet. Andererseits könnte die Validierungs-Zeit für Navi 32 nach den bei Navi 31 gewonnenen Erfahrungen auch wieder etwas kürzer ausfallen, so dass sich in der Praxis der Launch der jeweiligen Grafikchips nur um ein paar Wochen und nicht um mehrere Monate unterscheiden könnte. Es fügt sich somit das Bild zur RDNA3-Generation langsam zusammen: Zuerst kommt Navi 33 im Oktober 2022, dann folgt zum Jahresanfang 2023 Navi 31 nach und Navi 32 dürfte das ganze dann irgendwann im Frühling 2023 beschließen. Offen bleibt weiterhin, wie das AMD-Portfolio unterhalb von Navi 33 aussieht bzw. ob AMD hierfür tatsächlich noch den oft kolportierten RDNA2-Refresh in der 6nm-Fertigung ansetzt.

n32 Q1 2022 tape-out
Quelle:  Greymon55 @ Twitter am 30. Oktober 2021

Gleichfalls hat Twitterer Kopite7kimi – in Korrektur auf die eine von dieser Stelle verbreiteten Navi 3X Spezifikations-Tabelle – nochmals betont, dass der Navi-33-Chip nur mit 4096 FP32-Einheiten antreten soll. Dies ist abweichend von anderen Angaben, wurde aber in der Gerüchteküche hier und da bereits derart erwähnt, ist also keine gänzlich neue oder unbekannte Angabe. Die Problematik dieser Spezifikations-Angaben liegt allerdings in zwei Dingen: Erstens dem sich dann ergebenden erheblichen Performance-Sprung zwischen Navi 33 (4'096 FP32) und Navi 32 (10'240 FP32), was geradezu unnatürlich viel wäre – und zweitens dem Punkt, dass Navi 33 gemäß übereinstimmender Angaben mit dem Performance-Ziel von "Navi 21 +X" konzipiert wurde.

n33=4096
Quelle:  Kopite7kimi @ Twitter am 30. Oktober 2021

Jenes Performance-Ziel ist allerdings nicht ganz so einfach zu erreichen, wenn Navi 33 mit dem halbierten Speicherinterface, nur der gleichen Menge an Infinity Cache und dann auch noch ein Fünftel weniger FP32-Einheiten antreten sollte. Auf der für Navi 33 angesetzten 6nm-Fertigung kann man auch nicht gerade den großen Taktratensprung erwarten – womit Navi 33 schon nur im bestmöglichen Fall irgendwie die Rechenleistung von Navi 21 erreicht, dann aber bei der Speicherbandbreite massiv zurückliegt. Jener Nachteil verschwindet bei Navi 33 mit gleich 5'120 FP32-Einheiten zwar nicht, aber eine höhere Rechenleistung (durch Mehrtakt sowie Architektur-Verbesserungen) könnte dann zum Ausgleich dieses Nachteils dienen. Für den Augenblick ist dieser Punkt wegen der klar gegensätzlichen Angaben nicht zu klären – und wartet daher kommender, hoffentlich erhellender neuer Informationen.