Die kürzliche Meldung zu den Prozessoren-Marktanteile im Q1/2019 hat eine gewisse Diskussion darüber ausgelöst, inwiefern AMDs Prozessoren derzeit wirklich derart konkurrenzfähig sind wie in dieser Meldung behauptet. Dazu gibt es sicherlich verschiedene Ansichten und Betrachtungsweisen – schon allein, wenn man nur auf die Spiele-Performance schaut, kann sich das Bild komplett drehen. Workstation-Nutzer mit heftigen Workloads haben dann wiederum eine andere Herangehensweise als der Einkäufer von dutzenden bis hunderten einfachen Office-PCs. Um diese Diskussion auf eine vernünftige Grundlage stellen zu können, wurde aus den vorangegangenen Launch-Analysen im CPU-Bereich die entsprechenden Performance-Werte herausgesucht, welche dort seit einiger Zeit in Vorbereitung entsprechender Performance-Indizies sowie (kompletter) Marktüberblicks-Artikel für den CPU-Bereich aufgestellt wurden. Mit dem kommenden Launch von Ryzen 3000 auf Basis von "Zen 2" werden zwar neue Prozessoren und neue Benchmarks das Bild nochmals verändern, aber für die aktuelle Diskussion reichen diese Werte allemal aus.
CPU-Kerne | Anwend.-Perf. | Spiele-Perf. | Straßenpreise | |
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Ryzen 7 2700X vs. Core i7-9900K | 8C/16T vs. 8C/16T | 106% vs. 128% △21% | 88% vs. 108% △23% | ab 289€ vs. ab 498€ △72% |
Ryzen 7 2700X vs. Core i7-8700K | 8C/16T vs. 6C/12T | 106% vs. 100% △6% | 88% vs. 100% △14% | ab 289€ vs. ab 369€ △28% |
Ryzen 7 2700X vs. Core i7-8700 | 8C/16T vs. 6C/12T | 106% vs. ~98% △8% | 88% vs. ~99% △13% | ab 289€ vs. ab 301€ △4% |
Ryzen 7 2700 vs. Core i5-9600K | 8C/16T vs. 6C/6T | ~93% vs. 83% △12% | ~84% vs. 97% △15% | ab 212€ vs. ab 248€ △17% |
Ryzen 5 2600 vs. Core i5-9400F | 6C/12T vs. 6C/6T | ~83% vs. ~73% △14% | ~83% vs. ~82% △1% | ab 148€ vs. ab 149€ △1% |
Ryzen 5 1600 vs. Core i3-8100 | 6C/12T vs. 4C/4T | ~73% vs. ~51% △43% | 77% vs. ~70% △10% | ab 130€ vs. ab 125€ △4% |
bei allen Prozentvergleichen wurde durchgehend der größere Wert zum kleineren Wert verglichen |
Und nach Studium der Performance/Preis-Relationen sowohl bei Anwendungs- als auch Spiele-Performance muß man durchaus konstatieren, das es Intel derzeit eher schwer hat – sofern man nicht in Spitzen-Bereiche geht. Einem Core i9-9900K macht so schnell niemand etwas vor, AMD kann diese CPU derzeit nur mit einem besonders günstigen Threadripper-Modell in Form des Ryzen Threadripper 1920X bekämpfen – hat aber gerade in diesem Vergleich bei der Spiele-Performance keine Chance. Doch außerhalb dieses Preisbereichs der 500-Euro-Prozessoren (das genannte Threadripper-Modell kostet deutlich weniger, bedingt dafür aber auch deutlich teurere Mainboards) wird es schon zumindest gleichwertig: Im Vergleich von Ryzen 7 2700X vs. Core i7-8700K hat Intel zwar weiterhin +14% mehr Spiele-Performance, liegt jedoch bei der Anwendungs-Performance schon um -6% zurück und verlangt dafür einen Mehrpreis von immerhin +28%. Rechnet man hierbei ein, das sich der Vorteil der besseren Spiele-Performance letztlich ja nur in wenigen Szenen im Spiele-Alltag zeigen wird, läßt sich in diesem Vergleich sicherlich kein zugunsten von Intel geneigtes Preis/Leistungs-Verhältnis finden.
Die weiteren Vergleiche sind dem oftmals sehr ähnlich: AMD besser bei der Anwendungs-Performance, etwas zurückliegend bei der Spiele-Performance, meist erheblich günstiger als die Intel-Angebote. Je tiefer man dabei in Angebotsportfolio heruntergeht, um so ungünstiger wird das Verhältnis für die Intel-Seite: Der Vergleich Ryzen 5 1600 vs. Core i3-8100 sieht beispielsweise auf grob gleichem Preispunkt AMDs Sechskerner dann schon um +43% bei der Anwendungs-Performance vorn – und bei der Spiele-Performance ebenfalls mit +10% vor Intel liegend. Der sogar auf dem gleichen Preispunkt wie der Core i3-8100 liegende Ryzen 5 1600X hat dann nochmals etwas bessere Performance-Werte vorzuweisen (+57% Anwendungs-Perf. bzw. +13% Spiele-Perf.), wird allerdings ohne Kühler ausgeliefert – was in diesem Preisbereich dann durchaus einen Unterschied ausmacht. Leider liegen von den noch kleineren Modellen der beiderseitigen Angebotsportfolios kaum solide Performance-Werte (aus mehreren Quellen) vor – aber wenn sich die aufgezeigte Tendenz auch dort hält, sollte AMD im Vergleich von Athlon vs. Pentium somit mindestens genauso gut aussehen.
AMD | Perf. | Preis | Perf. | Intel |
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ab 498€ | 128% 108% |
Core i9-9900K Coffee Lake Refresh, 8C/16T, 3.6/4.7/5.0 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 95W TDP, ohne Kühler |
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ab 404€ | 108% 106% |
Core i7-9700K Coffee Lake Refresh, 8C/8T, 3.6/4.6/4.9 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 95W TDP, ohne Kühler |
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Ryzen Threadripper 1920X Summit Ridge (Zen), 12C/24T, 3.5/3.8/4.0 GHz, keine iGPU, Sockel TR4 (= teure Mainboards), 180W TDP, ohne Kühler |
131% ~82% |
ab 381€ | ||
ab 369€ | 100% 100% |
Core i7-8700K Coffee Lake, 6C/12T, 3.7/4.3/4.7 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 95W TDP, ohne Kühler |
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ab 301€ | ~98% ~99% |
Core i7-8700 Coffee Lake, 6C/12T, 3.2/4.3/4.6 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 65W TDP, inkl. Box-Kühler |
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Ryzen 7 2700X Pinnacle Ridge (Zen+), 8C/16T, 3.7/4.3/4.3 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, inkl. "Wraith Prism" Kühler |
106% 88% |
ab 289€ | ||
ab 248€ | 83% 97% |
Core i5-9600K Coffee Lake Refresh, 6C/6T, 3.7/4.3/4.6 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 95W TDP, ohne Kühler |
||
Ryzen 7 1800X Summit Ridge (Zen), 8C/16T, 3.6/3.7/4.0 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, ohne Kühler |
~96% ~83% |
ab 219€ | ||
Ryzen 7 2700 Pinnacle Ridge (Zen+), 8C/16T, 3.2/4.1/4.1 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 65W TDP, inkl. "Wraith Spire LED" Kühler |
~93% ~84% |
ab 212€ | ||
Ryzen 5 2600X Pinnacle Ridge (Zen+), 6C/12T, 3.6/4.2/4.2 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, inkl. "Wraith Spire" Kühler |
88% 84% |
ab 180€ | ||
Ryzen 7 1700X Summit Ridge (Zen), 8C/16T, 3.4/3.5/3.8 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, ohne Kühler |
~91% ~81% |
ab 179€ | ||
Ryzen 7 1700 Summit Ridge (Zen), 8C/16T, 3.0/3.2/3.7 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 65W TDP, inkl. "Wraith Spire LED" Kühler |
~84% ~77% |
ab 149€ ab 149€ |
~73% ~82% |
Core i5-9400F Coffee Lake Refresh, 6C/6T, 2.9/3.9/4.1 GHz, keine iGPU, Sockel 1151v2, 65W TDP, inkl. Box-Kühler |
Ryzen 5 2600 Pinnacle Ridge (Zen+), 6C/12T, 3.4/3.9/3.9 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 65W TDP, inkl. "Wraith Stealth" Kühler |
~83% ~83% |
ab 148€ | ||
Ryzen 5 1600 Summit Ridge (Zen), 6C/12T, 3.2/3.4/3.6 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, inkl. "Wraith Spire" Kühler |
~73% 77% |
ab 130€ | ||
ab 125€ | ~51% ~70% |
Core i3-8100 Coffee Lake, 4C/4T, 3.6 GHz, KBL GT2-Grafik, Sockel 1151v2, 65W TDP, inkl. Box-Kühler |
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Ryzen 5 1600X Summit Ridge (Zen), 6C/12T, 3.6/3.7/4.0 GHz, keine iGPU, Sockel AM4, 95W TDP, ohne Kühler |
~80% ~79% |
ab 124€ | ||
Taktraten: 1. Basetakt, 2. AllCore-Turbotakt, 3. maximaler nomineller Turbotakt (ohne XFR, TB3, TVB) .... Performance-Werte: oben Anwendungen, unten Spiele |
All dies deutet auf klare Vorteile von AMD im Desktop-Segment hin – mit den beschriebenen Ausnahmen zum einen im Spitzen-Bereich und zum anderen, wenn man rein nur auf die Spiele-Performance schaut. Beide CPU-Hersteller haben somit ihre Punkte – aber in jedem Fall fällt AMD damit im Desktop-Segment keinesfalls unterhalb die Marke von "gleichwertig", die Tendenz geht derzeit eher in Richtung der Marke von "im Schnitt besser". Dies sagt natürlich nichts zu den Zuständen im Mobile- und Server-Segment aus, wobei dort die (real im B2B-Bereich gemachten) Preislagen fehlen und somit kein vernünftiger Preis/Leistungs-Vergleich für Außenstehende möglich ist. Zumindest aus dem Server-Segment lassen sich allerdings Stimmen vernehmen, das AMD dort beim Preis/Leistungs-Verhältnis inzwischen klar vorn liegen soll, Intel bestenfalls noch bei der reinen Performance mithalten kann. Für das Notebook-Segment kann man ähnliches vermuten, allerdings hat AMD in diesem derzeit noch kein so breites Angebot wie in anderen Marktsegmenten.
Nichtsdestotrotz ist das bisher von AMD aufgebotene Portfolio von Zen-basierten Prozessoren als bereits jetzt stark genug anzusehen, um eine echte Konkurrenzfähigkeit mit Intel zu erreichen. Würde nicht ein Großteil des im CPU-Geschäft gemachten Umsatzes über OEMs, Systemhäuser und die Markentreue der Endkunden gemacht werden, dürfte AMD mit dem vorliegenden Produktportfolio bereits jetzt schon bei mindestens 30% Marktanteil, eher denn bei 40-50% Marktanteil liegen. Speziell im Desktop-Segment sollte dieser Marktanteil dann beachtbar höher bei über 50% liegen, denn AMD dominiert die stückzahlenstarken Marktsegmente der LowCost- und Mainstream-Modelle bei Preis/Leistungs-Verhältnis ziemlich klar. Die von Reddit-User 'Ingebor' aufgestellten CPU-Verkaufsreports mit Daten des deutschen Einzelhändlers 'Mindfactory' lassen diese These als sogar eher vorsichtig formuliert erscheinen – denn dort liegt AMD im Retail-Segment des Desktop-Markts zuletzt regelmäßig bei um die 65% Marktanteil.