Die letztjährigen Herbst aufgestellten Systemanforderungen für die PC-Spiele der Jahre 2014/2015 sind leider inzwischen auch schon wieder überholt und verlangen nach einer Neuauflage, welche hiermit dargebracht werden soll. In der Zwischenzeit haben sich die Systemanforderungen laut sowohl den offiziellen Herstellerangaben als auch den praktischen Meßergebnissen klar weiterentwickelt – manchmal auf unerwartetem Terrain (Speicher und SSD), manchmal dort, wo man es allgemein immer erwartet (CPU & Grafikkarte). Die folgende Auflistung stellt dabei eine Kompilation der vorliegenden Daten dar: Zum einen eine Zusammenfassung der offiziellen Mindest-Systemanforderungen aktueller Titel, gemessen allerdings immer am oberen Maß dieser Anforderungen. Sprich, normalerweise wurden die härtesten Systemanforderungen notiert – weil es ja nichts bringt, Minimum-Anforderungen für eine ganze Spiele-Generation zu notieren und einzelne Titel wären dann damit nicht spielbar.
Die "Empfehlungen für flüssige fps auf bester BQ" (Zielframerate: ~45 fps) basieren dann auf den vorliegenden Performance-Messungen zu aktuellen Spielen, kommen also rein aus der Praxis (und werden auch mit weiterer Praxis-Erfahrung unterfüttert). Auch hierbei gilt allerdings wieder das Prinzip, daß normalerweise die höchste Anforderung eines Einzeltitels ausgewählt wird. Abweichen könnte man hiervon nur dann, wenn ein einzelner Titel ganz besonders absurde Hardware-Anforderungen aufstellt – was aber in dieser Spielegeneration nicht zutrifft: Hier gibt es gleich mehrere Ausreißer nach oben, was dann aus der Ausnahme die Regel macht und uns damit regelrecht zwingt, hierbei die Hardware-Anforderungen der aktuellen Hardware-Fresser zu notieren (gilt insbesondere für GTA V & The Witcher 3):
Mindestanforderungen | Empfehlungen für flüssige fps auf bester BQ | |
---|---|---|
Betriebssystem | Windows Vista/7/8/10 64-Bit | Windows Vista/7/8/10 64-Bit |
Hauptspeicher | 8 GB | 16 GB |
SSD | - | unbedingt |
Prozessor | Achtkern-Prozessor von AMD ab Bulldozer ab ~4 GHz oder Vierkern-Prozessor von Intel ab Sandy Bridge ab ~3 GHz | Vierkern-Prozessor von Intel ab Sandy Bridge ab ~4 GHz |
Grafikkarte | DirectX-11-Modell mit 2 GB Speicher Radeon HD 7000 Serie: ab Radeon HD 7870 Radeon R200 Serie: ab Radeon R9 270 Radeon R300 Serie: ab Radeon R7 370 GeForce 600 Serie: ab GeForce GTX 660 Ti GeForce 700 Serie: ab GeForce GTX 760 GeForce 900 Serie: ab GeForce GTX 950 |
für FullHD: DirectX-11-Modell mit 3 GB Speicher Radeon R200 Serie: ab Radeon R9 290 Radeon R300 Serie: ab Radeon R9 390 GeForce 600 Serie: ab GeForce GTX Titan GeForce 700 Serie: ab GeForce GTX 780 GeForce 900 Serie: ab GeForce GTX 970 für WQHD: DirectX-11-Modell mit 4 GB Speicher Radeon R300 Serie: ab Radeon R9 390X GeForce 900 Serie: ab GeForce GTX 980 |
Erneut hat sich damit gegenüber dem Stand vom letzten Jahr so einiges getan: Beim Hauptspeicher wollen einige Spiele schon minimal 8 GB sehen, aufgrund der Praxiserfahrungen mit einigen Speicherfressern sind aber sogar 16 GB zu empfehlen – 8 GB funktionieren in 95% der Fälle auch, aber für die restliche 5% Spieletitel ergibt sich durch den Mehrspeicher dann doch noch ein Flüssigkeitsgewinn. Unsererseits wärmsten zu empfehlen ist die Benutzung einer SSD, was diesen Speicherfressern ebenfalls entgegenkommt, vom allgemein flüssigerem Windows-Betrieb einmal ganz abgesehen. Erneut geht natürlich nichts unterhalb eines 64bittigen Windows, wobei zumeist Windows Vista nicht mehr von den Spielepublishern erwähnt wird und es daher in Zukunft durchaus Fälle geben könnte, wo ein Spiel (aufgrund mangelndem Supports) unter Windows Vista nicht mehr richtig läuft.
Sehr deutlich nach oben gegangen sind die minimalen CPU-Anforderungen: Konnte es letztes Jahr noch ein relativ beliebiger Vierkerner sein (LowPower-Architekturen immer ausgenommen), will man dieses Jahr für die größten Hardware-Fresser dann doch schon Intel-Vierkerner ab der Sandy-Bridge-Generation mit Taktraten von ~3 GHz sehen. Die zu AMD-Prozessoren an dieser Stelle offiziell geäußerten Anforderungen sind dann zumeist hardwaretechnisch nicht äquivalent, so daß wir hier selber Hand anlegen mussten: Ein AMD-Achtkerner der Bulldozer-Architektur mit Taktraten von ~4 GHz sollte dem vorgenannten Intel-Standard (halbwegs) nahekommen. Bei den Empfehlungen zugunsten einer flüssigen Framerate auf bester Bildqualität können wir dann allerdings nur noch Intel-CPUs notieren: Ein Vierkerner ab der Sandy-Bridge-Generation mit Taktraten von ~4 GHz sollte hier geliefert werden, bei neueren Intel-Generationen sind dann auch etwas niedrigere Taktraten gangbar. AMD-Prozessoren reichen leider bei der Gaming-Performance hier nirgendwo heran und können daher keine Empfehlung für echte Gamer-Systeme mehr bekommen.
Die Grafikkarten-Anforderungen sind sowohl beim Minimum als auch bei den praktischen Empfehlungen erneut stark gewachsen: Reichte letztes Jahr als Minimum noch eine DirectX-11-Grafikkarte mit 1 GB Speicher vom Schlage Radeon HD 7770 (Perf.Index 145%) oder GeForce GTX 560 (Perf.Index 190%) aus, soll es nunmehr gleich eine DirectX-11-Grafikkarte mit 2 GB Speicher vom Schlage Radeon HD 7870 (Perf.Index 270%) oder GeForce GTX 660 Ti (Perf.Index 280%) sein – eine Steigerung auf fast das Doppelte. Empfohlen für FullHD haben wir letztes Jahr hingegen 2-GB-Modelle á Radeon R9 280X (Perf.Index 390%) oder GeForce GTX 770 (Perf.Index 380%), dieses Jahr sollte es für eine flüssige Framerate bei maximaler Bildqualität unter FullHD besser eine 3-GB-Grafikkarte á Radeon R9 290 (Perf.Index 480%) oder GeForce GTX 780 (Perf.Index 440%) sein. Hierbei liegt die Steigerung der Leistungsanforderung bei nominell nur grob 20%, eher zu beachten ist die empfohlene größere Speicherausstattung.
Unter WQHD war letztes Jahr ein 3-GB-Modell á Radeon R9 290X (Perf.Index 520%) oder GeForce GTX Titan Black (Perf.Index 500%) empfohlen, heuer nun geht dies auf ein 4-GB-Modell á Radeon R9 390X (Perf.Index 570%) oder GeForce GTX 980 (Perf.Index 600%) hinauf. Auch ist liegt die nominelle Leistungssteigerung bei nur grob 15% nicht besonders hoch und wäre eher die empfohlene größere Speicherausstattung der springende Punkt. Für UltraHD wollen wir auch dieses Jahr noch keine wirklich bindende Empfehlung abgeben, da selbst die hierfür am besten geeignete GeForce GTX 980 Ti nicht überall wirklich flüssige Frameraten unter der 4K-Auflösung erreicht. In der Summe der Dinge liegt dieses Jahr vor allem eine heftige Steigerung bei den minimalen Grafikanforderungen vor, weniger denn bei den Grafikkarten-Empfehlungen. Jene liegen aber sowieso schon ausreichend hoch: Um wirklich flüssig wegzukommen, sind derzeit unter FullHD immerhin 300-Euro-Modelle vonnöten, für WQHD dann schon 450-Euro-Modelle.
Dabei handelt es sich beiderseits um Empfehlungen für die aktuelle Praxis, sprich ohne Einrechnung von Reserven für die Zukunft. Je nach angedachter Nutzungsdauer sollte man bei einem Neukauf eigentlich ein bis drei Leistungsstufen oberhalb dieser Empfehlungen einsteigen – ansonsten riskiert man, früher als gedacht doch wieder bei der Bildqualität zurückstecken zu müssen (oder zum verfrühten Neukauf gezwungen zu werden). Die Entwicklung der Spiele-Systemanforderung über die letzten drei Jahre (mit dem Release der aktuellen Konsolen-Generation) kannte jedenfalls nur eine Richtung – klar nach oben, jedes einzelne Jahr (Spiele-Systemanforderungen 2013/14 & Spiele-Systemanforderungen 2014/15). Damit ergab sich in den zwei Jahren zwischen 2013/14 und 2015/16 eine grobe Verdopplung der Hardware-Anforderungen, zumindest bei Hauptspeicher und Grafikkarten klar so zu sehen:
Anstieg der Spiele-Systemanforderungen über die letzten Jahre | |||
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2013/14 | 2014/15 | 2015/16 | |
Betriebssystem | 64bittiges Windows-Betriebssystem ab Windows Vista | ||
CPU-Minimum | AMD-Vierkerner (egal der Baureihe) oder Intel-Vierkerner (egal der Baureihe) | AMD-Vierkerner (egal der Baureihe) oder Intel-Vierkerner (egal der Baureihe) | AMD-Achtkerner ab Bulldozer ab ~4 GHz oder Intel-Vierkerner ab Sandy Bridge ab ~3 GHz |
CPU-Empfehlung | AMD-Achtkerner ab Bulldozer oder Intel-Vierkerner ab Sandy Bridge | AMD-Achtkerner ab Bulldozer oder Intel-Vierkerner ab Sandy Bridge | Intel-Vierkerner ab Sandy Bridge ab ~4 GHz |
RAM-Minimum | 4 GB | 6 GB | 8 GB |
RAM-Empfehlung | 8 GB | 8 GB | 16 GB + SSD |
GPU-Minimum | DirectX-10-Modell mit 1 GB á Radeon HD 4870 oder GeForce GTX 260 | DirectX-11-Modell mit 1 GB á Radeon HD 7770 oder GeForce GTX 560 | DirectX-11-Modell mit 2 GB á Radeon HD 7870 oder GeForce GTX 660 Ti |
GPU-Empfehlung (FullHD) | DirectX-11-Modell mit 2 GB á Radeon HD 7850 oder GeForce GTX 650 Ti "Boost" | DirectX-11-Modell mit 2 GB á Radeon R9 280X oder GeForce GTX 770 | DirectX-11-Modell mit 3 GB á Radeon R9 290 oder GeForce GTX 780 |
GPU-Empfehlung (WQHD) | - | DirectX-11-Modell mit 3 GB á Radeon R9 290X oder GeForce GTX Titan Black | DirectX-11-Modell mit 4 GB á Radeon R9 390X oder GeForce GTX 980 |
Derzeit ist nicht zu erkennen, daß dieser Trend demnächst stoppen könnte – die Spieleentwickler sind immer noch von den Möglichkeiten der aktuellen Spielekonsolen (und gerade von deren großem Speicher) begeistert und anscheinend noch lange nicht an dem Punkt, wo das Ende der Grafik-Weiterentwicklung auf dieser Hardware bereits zu sehen wäre. Zudem hat sich das Prinzip bewährt, bei Leistungsproblemen auf Xbox One und Playstation 4 einfach deren Renderauflösung nach unten zu drehen, dieses Prinzip wird man in Zukunft demzufolge häufiger sehen bzw. steht damit die maximale Leistungsfähigkeit der aktuellen Konsolen der allgemeinen Grafik-Weiterentwicklung noch weniger im Weg. Man kann daher durchaus darüber spekulieren, daß die Spieltitel der Spiele-Saison 2016/17 nochmals um 30-50% höhere Hardware-Anforderungen tragen werden bzw. daß sich diese Hardware-Anforderungen erneut im Laufe von zwei Jahren (wie zwischen 2013/14 zu 2015/16) verdoppelt werden.