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GeForce GTX 1060 3GB kommt (angeblich) mit abgespeckter GP106-Hardware im August

BenchLife (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) haben schon recht detaillierte Spezifikationen zur angeblich Mitte August zu erwartenden GeForce GTX 1060 3GB anzubieten, darunter sogar einen AIDA-Screenshot. Zu diesem frühen Zeitpunkt überrascht dies etwas – andererseits ist der GP106-Chip augenscheinlich spruchreif und wird die GeForce GTX 1060 3GB als zweite Chip-Variante seitens nVidia eher bewußt zurückgehalten, um zuerst der GeForce GTX 1060 6GB Platz zur Entfaltung zu lassen. Sprich: Bei den Grafikkarten-Herstellern dürften längst schon die ersten Vorbereitungen zur zweiten GP106-Variante laufen, da ist es also nicht unmöglich, das schon entsprechende Karten (für AIDA-Screeshots) existieren. Trotzdem ist das ganze mit einer gewissen Skepsis zu betrachten – vor allem, weil sich nVidia mit dieser Ausführung der GeForce GTX 1060 3GB reichtlich Kritik einhandeln dürfte.

Denn die gegenüber der originalen GeForce GTX 1060 6GB gleichnamige Karte wird nicht nur weniger Grafikkartenspeicher bieten, sondern soll auch mit einer gewissen Abspeckung des GP106-Grafikchips antreten. Im Vorfeld wurden hierzu schon die Chip-Varianten GP106-400 & GP106-300 gehandelt – meistens versehen mit dem Hinweis, das nVidia für einen solchen Chip-Unterschied bisher immer auch eine andere Hardware angesetzt hat und nicht nur eine andere Speicherbestückung. Dies scheint sich nunmehr zu bewahrheiten, denn bei der GeForce GTX 1060 3GB sollen nur 19 der 20 physikalisch verbauten Shader-Cluster aktiv sein – sprich nur 1152 anstatt 1280 Shader-Einheiten. Dies ist ein Hardware-Unterschied von -5%, was sicherlich nicht die Welt ist, aber dennoch eine andere Karte mit einer anderen Performance ergeben wird. Zwar bleiben die anderen Hardware-Punkte augenscheinlich identisch (ROPs & Speicherinterface) und ist über die konkreten Taktraten noch nichts bekannt (hier könnte es auch noch Änderungen geben). Aber auch so rechtfertigt dieser klare Hardware-Unterschied eigentlich einen eigenen Kartennamen – oder anders formuliert macht nVidia die GeForce GTX 1060 3GB viel hübscher als sie eigentlich ist.

Leider hat AMD diese Unsitte mit der Radeon RX 480 kürzlich erst vorgemacht, aber dort blieb es bei einem Unterschied beim Speichertakt und der Speichermenge. Eine andere Version desselben Grafikchips mit einem eindeutigen Hardware-Unterschied unter demselben Namen zu verkaufen, ist aber noch einmal eine ganze Kategorie weiter – und ist zweifelsfrei nicht dazu geeignet, dem Grafikkarten-Käufer weiterzuhelfen bei dessen Suche nach dem individuell passenden Produkt. Natürlich versucht nVidia hiermit den Nachteil der geringen Speichermenge zu kaschieren – eine abweichend benannte Grafikkarte mit nur 3 GB Speicher wäre wegen dieser Speichermenge zu schnell als "Witzangebot" verbrannt worden. Bei den informierten Käufer sieht die GeForce GTX 1060 3GB aufgrund der Speichermenge sowie der mißbräuchlichen Namenswahl hingegen gleich doppelt schlecht aus – was dann eben auch auf deren Hersteller & Namensgeber zurückfällt.

Ironischerweise ist mit der geringeren Anzahl an Shader-Einheiten aber noch nicht einmal sicher gesagt, das die GeForce GTX 1060 3GB wirklich langsamer wird als die 6-GB-Version. nVidia könnte diesen geringen Unterschied schließlich auch über höhere Taktraten wieder ausgleichen. Genauso gut kann es allerdings sein, das die Taktraten der GeForce GTX 1060 3GB zwar nominell hoch (oder höher) liegen, jene Karte aber rein praktisch über ein niedrigeres Power-Limit eingebremst wird. Damit ist derzeit noch gar nicht bestimmbar, wo die GeForce GTX 1060 3GB herauskommt, man kann nur grob gewisse Fixpunkte angeben: Sicherlich nicht schneller als eine GeForce GTX 1060 6GB – und sicherlich nicht langsamer als eine Radeon RX 480 4GB:

AMD Polaris Perf.Index Listenpreis Straßenpreis nVidia Pascal
960% 599$/699$ 700-730€ GeForce GTX 1080
GP104-400, 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5X-Interface, 1607/1733/2500 MHz, 8 GB GDDR5X
800% 379$/449$ 460-480€ GeForce GTX 1070
GP104-200, 1920 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1506/1683/4000 MHz, 8 GB GDDR5
gesch. ~570-610% 249$/299$ vermtl. 300-320€ GeForce GTX 1060 6GB
GP106-400, 1280 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 1506/1709/4000 MHz, 6 GB GDDR5, ab 19. Juli
Radeon RX 480 8GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1120/1266/4000 MHz, 8 GB GDDR5
~540% 239$ 270-290€
grob ~520-610% vermtl. 199$ ? GeForce GTX 1060 3GB
GP106-300, angebl. 1152 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 3 GB GDDR5, ab Mitte August
Radeon RX 480 4GB
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1120/1266/3500 MHz, 4 GB GDDR5
~520% 199$ derzeit nicht lieferbar
Radeon RX 470
Polaris 10, 2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 4/8 GB GDDR5, ab Ende Juli
gesch. ~470-480% vermtl. 159-169$ (4GB) ?
Radeon RX 460
Polaris 11, 896 Shader-Einheiten @ 128 Bit GDDR5-Interface, 2/4 GB GDDR5, ab Juli/August
gesch. ~230-250% vermtl. 99-109$ (2GB) ?

Als Preispunkt darf man hingegen ziemlich sicher 199 Dollar annehmen, da die 6-GB-Version schließlich schon bei 249 Dollar für die Herstellerdesigns steht (ob es von der 3-GB-Version überhaupt eine "Founders Edition" geben wird, ist ungewiß). Vor allem aber muß nVidia mit der GeForce GTX 1060 3GB die Radeon RX 480 4GB beim Preis angreifen bzw. darf preislich zumindest nicht höher herauskommen. Bei nur 3 GB Grafikkartenspeicher wäre eine eventuelle Mehrperformance auf nVidia-Seite zwar ein gewisser Bonus, aber der Preis darf keineswegs höher als auf AMD-Seite ausfallen. Auf Basis eines gleichem Preispunkt könnte nVidia dann zuerst versuchen, mit dem gutem Namen der GeForce GTX 1060 zu punkten – überzeugender wäre allerdings sicherlich auch eine gewisse Mehrperformance zur Radeon RX 480.

Doch selbst unter dieser Voraussetzung wird es die GeForce GTX 1060 3GB unter Grafikkarten-Enthusiasten schwer haben – die verbaute Menge an Grafikkartenspeicher wird allgemein als zu wenig angesehen, im selben Preisbereich empfiehlt man bei der Radeon RX 480 schließlich schon den Gang zu 8 GB anstatt "nur" 4 GB. Im Massenmarkt könnte der Punkt der Speichermenge dagegen etwas untergehen und nVidia dennoch gute Geschäfte mit der GeForce GTX 1060 3GB machen. Und natürlich lohnt sich für nVidia eine solche Karte gleich doppelt, denn die Käufer solcherart bei der Speichermenge abgespeckter Karten kommen schneller an deren Limit und müssen demzufolge auch eher zur nachfolgenden Grafikkarten-Neuerwerbung schreiten. nVidia war sicherlich in den letzten Jahren mit dieser Strategie der bei der Speichermenge auf Kante gebauten Grafikkarten sehr erfolgreich, während sich für AMD deren Strategie der eher zukunftsorientieren Speichermengen nie wirklich ausgezahlt hat – weder geschäftlich noch (unverständlicherweise) im User-Standing.