12

Zur Performance-Differenz zwischen Radeon RX 480 4GB und Radeon RX 8GB

Zur Performance-Differenz zwischen den beiden Ausführungen der Radeon RX 480 liegen nunmehr mehrere Artikel vor, so das sich dieses Thema nunmehr genauer betrachten läßt. Zum Launch hatten AnandTech als seinerzeit einziger Artikel ein paar entsprechende Benchmark-Werte aufgenommen, welche die Radeon RX 480 4GB nur um -3,4% unter FullHD sowie -3,3% unter WQHD zurückliegend sahen. Angesichts des hohen Unterschieds beim Speichertakt (3500 zu 4000 MHz, -12,5% gegen die 4-GB-Version) sowie der bekannten Bandbreiten-Abhängigkeit der Radeon RX 480 überraschte dies durchaus, so das seinerzeit jene Werte noch nicht für voll genommen werden konnten. Inzwischen ergibt sich jedoch einer gewisse Erklärung dieser Werte: Da die 4-GB-Version durch den niedrigeren Speichertakt ein paar Watt Stromverbrauch (im Speicherinterface, die Auswirkung in den Speicherzellen selber dürften nur marginal sein) einspart und das Power-Limit der 4-GB-Version unverändert auf 170 Watt liegt, kann bei der Radeon RX 480 4GB schlicht der Grafikchip real etwas höher takten und die Bandbreiten-Differenz durch eine höhere praktische Rechenleistung somit teilweise wieder egalisieren.

Keine Rolle spielt hierbei im übrigen die Anzahl der Speicherchips – zumindest in diesem Fall. Normalerweise ist die Anzahl der Speicherchips sehr gewichtig für den Stromverbrauch des Speicher-Subsystems: Erfahrungsgemäß gibt es kaum Unterschiede im Stromverbrauch von Speicherchips unterschiedlicher Taktraten und Speichermengen pro Speicherchip. Die reine Anzahl der Speicherchips ist dagegen der entscheidende Punkt – und somit könnte eine Radeon RX 480 4GB mit hypothetisch nur vier verbauten Speicherchips nochmals einiges an Stromverbrauch einsparen, was dann anzunehmenderweise noch höhere reale Boosttaktraten ermöglichen würde. Aber dafür benötigt man GDDR5-Speicherchips mit 64-Bit-Interface, welche faktisch nicht erhältlich sind – und mit den vorliegenden GDDR5-Speicherchips mit 32-Bit-Interface müssen es angesichts des 256-Bit-Interfaces der Radeon RX 480 eben immer gleich acht Speicherchips auf dem Grafikboard sein.

Somit werden sich die nachfolgend erscheinenden Herstellerdesigns zur Radeon RX 480 4GB in dieser Frage auch nicht vom aktuellen Referenzdesign unterscheiden – wo wie bekannt 8 GB Speicher physikalisch verbaut werden, welche dann per BIOS auf 4 GB begrenzt sind. Die kommenden Herstellerdesigns werden an dieser Stelle nur 4 GB Speicher physikalisch verbauen, wobei aber wieder acht Speicherchips benutzt werden und somit die Stromverbrauchs- und damit auch die Performance-Charakteristik zum aktuell vorliegenden Referenzdesign nahezu identisch sein sollte. Insofern spielt es keine Rolle, das aktuell nur die nicht mehr lieferbaren Referenzdesigns getestet wurden, meistens sogar 8-GB-Versionen nur per BIOS-Patch zu 4-GB-Versionen umgewandelt wurden (die ausgelieferten 4-GB-Karten machen dies sowieso nicht anders):

FullHD WQHD UltraHD bemerkbare Ausreißer
Hardwareluxx  (10 Tests) -4,5% -5,0% - Rise of the Tomb Raider: -12,0% @ FullHD, -11,9% @ WQHD, The Division: -12,2% @ WQHD
AnandTech  (9 Tests) -3,4% -3,3% - keine
Gamers Nexus  (10 Tests) -6,4% -2,1%
(abweichendes Benchmark-Set)
- Assassin's Creed Syndicate: -14,5% @ FullHD, Mirror's Edge Catalyst: -24,5% @ FullHD & Hyper-Settings (beide Tests wurden leider nicht unter WQHD ausgeführt)
Legit Reviews  (3 Tests) -3,9% -3,5% -4,4% keine

Die Testergebnissen gehen einigermaßen durcheinander, aber eine grobe Richtung läßt sich durchaus erkennen: Zwischen 3 und 5 Prozent ist die 4-GB-Version langsamer als die 8-GB-Version. Je nach Größe des Benchmark-Sets kann dieser Wert auch durch einzelne besonders abweichende Resultate nach oben getrieben werden – aber noch sind jene in der klaren Minderzahl und bis auf große Ausnahmen (Mirror's Edge Catalyst @ Hyper-Settings) auch nicht außerhalb des Bereichs von -15% Performance. Primär dürfte diese geringere Performance auf den niedrigeren Speichertakt zurückzuführen sein – und nicht auf die geringere Speichermenge, jener Effekt war in diesen Benchmarks bis auf Ausnahmen kaum sichtbar.

Aber natürlich spielt die Zeit gegen die 4-GB-Version der Radeon RX 480 – mit zunehmenden Hardware-Anforderungen werden auch die 4 GB eines Tages selbst unter FullHD zu wenig werden, unter WQHD noch früher. Wer zudem mit dem Kauf eines noch höher auflösenden Monitors spielt oder aber wer den Wiederverkaufswert der Karte im Auge hat, für den lohnt sich der Griff zur Karte mit dem Mehrspeicher ganz gewiß. Der Preisunterschied beträgt nur derzeit immerhin 50 Euro (regulär sollten es 40 Euro sein), aber neben dem Mehrspeicher erhält man eben auch eine kleine Mehrperformance – und natürlich die wesentlich höhere Zukunftstauglichkeit zuzüglich des höheren Wiederverkaufswerts. Für Sparfüchse dürfte hingegen eher die Radeon RX 470 in Betracht kommen, welche per default mit nur 4 GB Speicher antreten und einen nochmals niedrigeren Preispunkt mitbringen wird.