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Herbst-Update zu Windows 10 aktiviert Intels "SpeedShift" und führt zu Mehrperformance bei Skylake-Prozessoren

Mit dem Herbst-Update zu Windows 10, welches jenes dann auf die "Version 1511" anhebt, hat Microsoft auch eine kleine Veränderung des Betriebssystems vorgenommen, mittels welcher Intels SpeedShift-Technologie der Skylake-Prozessoren aktiviert wird (jenes Update wird logischerweise nicht mehr für frühere Windows-Ausgaben zur Verfügung gestellt werden). SpeedShift regelt dann das dynamische Hoch- und Runtertakten des Skylake-Prozessors je nach anliegender Last selber, anstatt diese Aufgabe wie bisher vom Betriebssystem übernommen wurde. Genauso stellt SpeedShift auch mehr Zwischen-Taktstufen zur feineren Takraten-Justizierung zur Verfügung. Der Vorteil von SpeedShift liegt dann schlicht darin, daß die Prozessoren jene dynamische Taktung weitaus fixer und genauer erreichen können als das Betriebssystem, damit also beispielsweise ein höherer Takt bei anstehender höherer Last auch viel schneller zur Verfügung steht. In einem theoretischen Intel-Lasttest erreichte ein Skylake-Prozessor bei Steuerung der dynamischen Taktraten durch Windows so erst nach 61ms seine höchste Taktrate, bei Steuerung der dynamischen Taktraten durch die SpeedShift-Funktion des Prozessors selber aber schon nach nur 6ms.

Dieser Punkt hat dann Auswirkungen auf zwei Performancefelder, mit welchen man sich bei PC Perspective eingehend beschäftigt hat. Zum einen steigt tatsächlich die Browser-Performance unter faktisch jedem Browser an, im SunSpider-Benchmarks nur maßvoll um 4-7 Prozent, im WebXPRT-Benchmark regelrecht extrem um 12-34 Prozent. Grundlage dieses Effekts dürfte wohl sein, daß die Browser-Benchmarks die Prozessoren auch nicht perfekt auslasten respektive mit stark schwankenden Lasten operieren – und daß daher der schnellere Wechsel der verschiedenen Taktstufen hierbei sehr häufig angewandt werden kann. Bei anderen Anwendungs-Benchmarks, wo die Prozessoren durchgehend vollständig ausgelastet werden, sollten sich dagegen normalerweise keinerlei Performancegewinne durch die SpeedShift-Funktion ergeben.

Performancegewinn in Browser-Benchmarks durch SpeedShift
Microsoft Surface Pro 4 Lenovo Yoga 900
Prozessor Core i5-6300U
(Skylake, 2C+HT, 2.4/3.0 GHz)
Core i7-6500U
(Skylake, 2C+HT, 2.5/3.1 GHz
SunSpider @ Edge +6,5% +7,4%
SunSpider @ Chrome +4,3% +6,2%
WebXPRT @ Edge +24,7% +12,2%
WebXPRT @ Chrome +34,1% +22,7%

Denn insgesamten Effekt auf die Skylake-Performance sollte man allerdings durchaus noch einmal nachprüfen – nicht auszuschließen, daß auch andere Benchmarks hier und da geringfügig reagieren, womit in der Endabrechnung durchaus ein kleines Performanceplus von 1-3% zugunsten von Skylake herauskommen könnte. Dies erscheint auf den ersten Blick als wenig, aber da es sich schließlich auch nur um den Performanceffekt eines einzelnen Features handelt, ist dies technisch gesehen gar nicht einmal verkehrt.

Als für den Alltagsgebrauch allerdings sogar interessanter angesehen wird bislang die deutlich Verbesserung bei der Eingabelatenz im Touch-Modus. In einem kurzen Test konnten PC Perspective hierbei einen Vorteil bei der Scroll-Latenz im Webbrowser von zwischen 16% und 42% ermitteln (die von PC Perspective selbst genannten 20-72% ergeben sich aus einer mathematischen Fehlrechnung). Im Klartext reagierte das System mittels der SpeedShift-Funktion augenfällig flüssiger auf die Benutzereingaben per Touch-Bedienung. Wahrscheinlich dürfte Intels Idee hinter SpeedShift auch genau in diese Richtung gehen: Die augenfällige Performance zu verbessern, nicht die meßbare Performance – weil man sich in der heutigen Zeit eben maßgeblich mit Konkurrenz aus dem Smartphone- und Tablet-Segment und deren durchaus sehr flüssig wirkenden Bedienkonzepten herumschlagen muß.

Einschränkenderweise muß man dazusagen, daß Intels SpeedShift-Technologie nur primär bei Mobile-Prozessoren wirksam sein dürfte, wo also aus Stromspar- und TDP-Gründen ständig versucht wird, den Prozessor auf einem möglichst niedrigen Takt zu halten, jener nur für anliegende Aufgaben wirklich hochtaktet. Bei Desktop-Modellen liegt hingegen selbst auf dem niedrigsten verfügbaren Takt meistens genügend Performance für alle Alltagsaufgaben an, gleichfalls haben die Prozessoren hier auch keine Probleme, ihre nominellen und Turbo-Taktraten dauerhaft zu halten. SpeedShift kann wahrscheinlich nur da Gewinne bringen, wo ständig umgetaktet wird – dies ist bei Desktop-Prozessoren aber eher weniger der Fall, da läuft im Lastbetrieb meist irgendeine Turbo-Stufe, welche sich allerdings von der Taktrate und damit der Performance her kaum unterscheiden. Auch der gewisse Performancegewinn unter den Browser-Benchmarks dürfte womöglich bei den Desktop-Modellen nicht mehr zu sehen sein.