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Intel stellt die "Comet Lake-H" Mobile-Prozessoren der Core i-10000H Serie vor

Wie kürzlich schon gerüchteweiser vorhergesagt, haben Intel mit "Comet Lake-H" und nVidia mit dem "SUPER"-Refrehs seiner Turing-basierten Mobile-Beschleuniger am zweiten April-Tag einen augenscheinlich vorher abgesprochenen Doppel-Launch für das Mobile-Segment hingelegt. Dies macht durchaus Sinn, denn der Kontrahent beider Chip-Entwickler ist AMD – und jene haben auf dem Mobile-Segment wie bekannt mit den Ryzen 4000 U/H Mobile-APUs stark vorlegt. Wie schnell Intel & nVidia ihre neue Produkte dann in tatsächlich kaufbare Notebooks umgewandelt bekommen, bleibt allerdings noch abzuwarten – augenscheinlich ist insbesondere Intel bei "Comet Lake-H" schon seit Wochen spruchreif, aber natürlich müssen nachfolgend die Notebook-Hersteller auch erst noch einmal ihre Arbeit tun. An den Spezifikationen der einzelnen Modelle der Core i-10000H Serie hat sich gegenüber der Vorab-Berichterstattung nichts geändert – es bleibt also dabei, das Intel hiermit primär etwas mehr Takt bietet, während die grundsätzliche Portfolio-Gestaltung gleich ist zur vorhergehenden Core i-9000H Serie.

Dass damit nicht viel zu reißen ist, weiss wohl auch Intel – und bietet daher gleich nur noch Performance-Vergleiche zu drei Generationen zurückliegenden (!) Mobile-Prozessoren an (sprich der Core i-7000 Serie, ironischerweise basierend auf derselben Skylake-Architektur wie Comet Lake-H). Das ergibt zumindest mal wieder schöne Balkenlängen – und AMD wäre demzufolge zukünftig der Vergleich zwischen Ryzen und den Bulldozer-basierten FX-Prozessoren zu empfehlen, das dürfte dann noch eindrucksvoller aussehen (FX-9590 mit 713 Punkten im Cinebench R15, Ryzen 7 3800X mit dagegen 2165 Punkten). Die eigentlich interessante Frage ist natürlich, wie die Core i-10000H Serie gegenüber AMDs Ryzen 4000H abschneidet – was gemäß der vorliegenden Benchmarks zu diesen AMD-APUs (gegenüber Intels Vorgänger-Generation Core i-9000H) ein schweres Brot für Intel wird. Schließlich liegen zwischen Core i-9000H (Coffee Lake-H Refresh) und Core i-10000H (Comet Lake-H) jeweils nur ein paar hundert Megahertz mehr maximaler Turbo-Takt, während insbesondere die Base-Taktraten sich gar nicht oder nur um maximal +100 MHz bewegt haben.

Core i-9000H Core i-10000H Ryzen 4000H
großer Achtkerner Core i9-9980HK @ 2.4/5.0 GHz Core i9-10980HK @ 2.4/5.3 GHz Ryzen 9 4900H @ 3.0/4.3 GHz
kleiner Achtkerner Core i9-9880H @ 2.3/4.8 GHz Core i7-10875H @ 2.3/5.1 GHz Ryzen 7 4800H @ 2.9/4.2 GHz
großer Sechskerner Core i7-9850H @ 2.6/4.6 GHz Core i7-10850H @ 2.7/5.1 GHz Ryzen 5 4600H @ 3.0/4.0 GHz
kleiner Sechskerner Core i7-9750H @ 2.6/4.5 GHz Core i7-10750H @ 2.6/5.0 GHz -
großer Vierkerner Core i5-9400H @ 2.5/4.3 GHz Core i5-10400H @ 2.6/4.6 GHz -
kleiner Vierkerner Core i5-9300H @ 2.4/4.1 GHz Core i5-10300H @ 2.5/4.5 GHz -

Hier ist sicherlich kein Performance-Wunder gegenüber dem direkten Vorgänger zu erwarten – und kann realistischerweise auch nicht erwartet werden, angesichts der Häufigkeit, mit welcher Intel die altgediente Skylake-Architektur bzw. die 14nm-Fertigung bisher schon bemüht hat. Demzufolge läuft wohl alles darauf hinaus, das sich auch Intels neue Core i-10000H Serie letztlich gegenüber AMDs Ryzen 4000H Serie beugen muß – wobei dennoch natürlich noch explizite Tests gerade zu den kleineren Modellen des Portfolios angestellt werden sollten. Auffallend im Taktraten-Vergleich mit Ryzen 4000H ist im übrigend der große Intel-Vorteil beim maximalen Boost – was dann in allen SingleThread-Tests wirken wird. Gleichfalls liegt AMD jedoch beim Basetakt gegenüber Intel durchgehend (!) vorn, bei den Achtkern-Modellen sogar ziemlich kräftig (jeweils 600 MHz mehr). Neben der (etwas) höheren IPC von Zen 2 dürfte hier ein Grund für AMDs aktuellen Benchmark-Erfolg liegen – bzw. Intels Achillesferse in Form der immer noch aktiven 14nm-Fertigung durchscheinen.

Kerne Takt L2+L3 iGPU TDP Vorstellung
Core i9-10980HK 8C/16T 2.4/5.3 GHz (inkl. TB3.0 & TVB) 2+16 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
Core i7-10875H 8C/16T 2.3/5.1 GHz (inkl. TB3.0 & TVB) 2+16 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
Core i7-10850H 6C/12T 2.7/5.1 GHz (inkl. TB3.0 & TVB) 1.5+12 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
Core i7-10750H 6C/12T 2.6/5.0 GHz (inkl. TB3.0 & TVB) 1.5+12 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
Core i5-10400H 4C/8T 2.6/4.6 GHz 1+8 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
Core i5-10300H 4C/8T 2.5/4.5 GHz 1+8 MB UHD Graphics 630 (GT2) 45W (≤65W) 2. April 2020
TB3.0 = Turbo Boost Max 3.0 ..... TVB = Thermal Velocity Boost

Nachtrag vom 2. April 2020

Notebookcheck liefern die ersten Benchmarks zu Comet Lake-H (Core i-10000H Serie), welche auch in den Vergleich zu AMDs Ryzen 4000H sowie Intels Vorgänger-Generation in Form der Core i-9000H Serie gestellt wurden. Leider sind die dargebrachten Zahlen einigermaßen mißverständlich, da die neuen Intel-Prozessoren (ohne irgendeine Erklärung) jeweils zweimal notiert wurden (wenngleich nur mit jeweils marginaler Performance-Differenz), teilweise auch gar nicht existierende Modell-Namen verwendet werden ("Core i9-10880H"). Als zusätzliche Unsicherheit kommt hinzu, das die Ergebnisse der älteren Intel-Prozessoren den Durchschnitt einer Vielzahl an Geräten darstellt, die Werte der neuen Prozessoren jedoch auf einzelnen Geräten basieren – was also je nachdem noch in die eine oder andere Richtung schwanken könnte. Unter der Annahme, das mit jenem "Core i9-10880H" tatsächlich das Comet-Lake-H-Spitzenmodell "Core i9-10980HK" gemeint sein soll, kommt dann ein zu erwartendes Ergebnis heraus: Bei der SingleThread-Performance liegt Intel vorn (allerdings nur gegen das 35W-Modell von AMD), bei der MultiThread-Performance hingegen AMD – und dies sogar schon mit dem kleineren Ryzen 7 4800H.

Technik ST-Tests MT-Tests
Ryzen 9 4900HS AMD Zen 2 (Renoir), 8C/16T, 3.0/4.3 GHz, 35W TDP 101,1% 112,7%
Ryzen 7 4800H AMD Zen 2 (Renoir), 8C/16T, 2.9/4.2 GHz, 45W TDP - 109,5%
Core i9-10980HK Intel Comet Lake-H, 8C/16T, 2.4/5.3 GHz, 45W TDP 107,2% 104,2%
Core i9-9980HK Intel Coffee Lake-H, 8C/16T, 2.4/5.0 GHz, 45W TDP 100% 100%
Core i9-9980H Intel Coffee Lake-H, 8C/16T, 2.3/4.8 GHz, 45W TDP 96,4% 89,7%
Core i7-10750H Intel Comet Lake-H, 6C/12T, 2.6/5.0 GHz, 45W TDP 106,6% 84,3%
Core i7-9750H Intel Coffee Lake-H, 6C/12T, 2.6/4.5 GHz, 45W TDP 92,8% 75,3%
gemäß den Ausführungen von Noteboocheck: ST-Tests: Cinebench R15 & R20, MT-Tests: Cinebench R15 & R20, 3DMark13 FireStrike Physics & TimeSpy CPU

Die Abstände sind allerdings (unter diesen Benchmarks) gering genug, als das jene in der Praxis der jeweiligen Notebook-Gestaltung auch wieder verschwinden könnten. Das hatte vor wenigen Tagen bei den Benchmarks zum Ryzen 9 4900HS noch deutlich anders ausgesehen, da wurden eher Performance-Differenzen von (grob) +30% gegenüber Intel ermittelt. Insofern schreit das ganze deutlich nach einer Neuauflage aller dieser Mobile-Benchmarks vom Wochenanfang – nur diesesmal unter der Teilnehme von Comet Lake-H (und hoffentlich auch mehr Modellen von Ryzen 4000H). Mit der Zunahme der Bedeutung von leistungsfähigen Notebooks sowie auch dem neuen Wettbewerb, welchen AMD in diesem Segment angefacht hat, tun exaktere Ermittlungen zur Performance von Mobile-Prozessoren nun einfach not. Dies gilt insbesondere für die (viel) häufiger verkauften, aber proportional deutlich weniger (bis gar nicht) getesteten kleineren Modelle der Core i3, i5 & i7 Serien sowie deren gleichwertigen Ryzen-Pendants. Jener Punkt ist um so wichtiger, als dass es gemäß der weiteren Notebookcheck-Benchmarks so aussieht, als würde Intel im Bereich der kleineren Modelle von Comet Lake-H doch deutlicher zulegen können als an der absoluten Leistungsspitze.

Nachtrag vom 20. April 2020

Noch auszuwerten sind die Benchmarks von Comet Lake-H gegen Ryzen 4000H, welche verschiedene Hardwaretest-Webseiten letzte Woche kredenzt hatten. Getestet wurde dabei Intel-seitig primär der "kleine" Achtkerner Core i7-10875H – was eine durchaus vernünftige Wahl darstellt, denn Vergleiche zum großen Achtkerner Core i9-10980HK wären aufgrund dessen (hoher) Preislage und demzufolge seltenem Einsatz nur mittelmäßig interessant gewesen. Getestet wurde dabei vorwiegend gegen AMDs Ryzen 9 4900HS als dem derzeitigen Spitzen-Modell der Ryzen 4000H Serie innerhalb der 35-Watt-Klasse. Inwiefern die genannten Prozessoren preislich überhaupt zusammenpassen, läßt sich allerdings nicht sagen, da sich AMD & Intel bei Preisen für Mobile-Prozessoren üblicherweise nicht in ihre Karten blicken lassen. Als weitere Schwierigkeit kommt hinzu, das die TDPs der Test-Prozessoren nicht gleich sind: Der Ryzen 4900HS tritt wie gesagt mit 35 Watt an, Comet Lake-H dagegen generell mit 45 Watt (regelbar bis 65 Watt). Die hierfür benutzten Test-Notebooks von Gigabyte laufen zudem per default gleich mit 52 Watt, bieten allerdings vom Nutzer wählbare Einstellungen von 38 bis 62 Watt an – was die Hardwaretester teilweise auch ausgenutzt haben.

Anwendungs-Performance Core i9-9980H Core i9-9980HK Ryzen 9 4900HS 10875H @45W 10875H @52W 10875H @62W
Technik Coffee Lake, 8C/16T, 2.3/4.8 GHz, 45W Coffee Lake, 8C/16T, 2.4/5.0 GHz, 45W Zen 2, 8C/16T, 3.0/4.3 GHz, 35W Comet Lake, 8C/16T, 2.4/5.3 GHz
ComputerBase  (8 Tests) - - 100% 82% - 95%
Hardwareluxx  (6 Tests) - - 100% - 94% -
Notebookcheck  (5 Tests) 86% 88% 100% - 91% -
TechSpot  (12 Tests) 90% - 100% 91% - 96%

Wie im Notebook-Bereich üblich, gehen die Benchmark-Ergebnisse der einzelnen Hardwaretester etwas auseinander, aber nach Studium mehrerer Tests ist die insgesamte Richtung gut zu erkennen: Der Ryzen 9 4900HS bleibt durchgehend vorn, selbst mit auf 62 Watt hochgeregelter TDP kommt der Core i7-10875H nicht ganz auf dessen Performance. Auf der default-TDP des Core i7-10875H ergeben sich dann schon Performance-Differenzen von ca. 10-20%, auf vergleichbarer TDP (von 35W) dürfte der Core i7-10875H nochmals mehr in die Knie gehen. Das größte Problem Intels ist dabei der geringe Fortschritt gegenüber der vorherigen Core i-9000H Generation, welcher gemäß diesen Benchmarks nur bei ein paar Prozentpunkten liegt – damit ist gegenüber einem Zen-2-basierten Mobile-Prozessor augenscheinlich kein Staat zu machen. Eine Antwort auf die Frage, wie dieser Performance-Wettstreit bei den kleineren Prozessoren der jeweiligen Angebots-Portfolios ausgeht, können diese Benchmarks allerdings nicht ausliefern. Besonders interessant wäre ein Vergleich der Sechskerner, da Intel beim Core i7-10850H (2.7/5.1 GHz) mit einem klar höheren Basetakt als bei den Achtkernern antritt – womit man im Wettstreit mit AMDs Ryzen 5 4600H(S) möglicherweise mehr reißen kann als in diesem Vergleich der Achtkern-Modelle.