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Umfrage-Auswertung: Wo liegen die Probleme bei nVidias Turing-Generation?

Mittels einer Umfrage von Anfang Februar wurde nach den Problemen bei nVidias Turing-Generation gefragt, welche sich nun augenscheinlich etwas schwerer als frühere Grafikkarten-Generationen von nVidia tut. Als Antwortoptionen standen die vier Problempunkte "wenig Mehrperformance", "hochgezogene Preispunkte", "nur gleich große Speichermengen" sowie "RayTracing derzeit kaum nutzbar" in allen Kombinationsmöglichkeiten zur Verfügung, so daß sowohl alle diese Kombinationen als auch der Effekt der einzelnen Antwortoption bewertet werden kann. Dabei gab es mit der Preislage von Turing einen klaren "Sieger", denn diese Antwortoption wurde in satten 95,0% aller abgegebenen Stimmen ausgewählt – sprich, nur für 5,0% der Umfrageteilnehmer stellen die Turing-Preise kein Problem dieser Grafikkarten-Generation dar. Logischerweise ist die Preislage damit auch in jeder einzelnen der Antwortoptionen enthalten, welche überhaupt auf beachtbare Stimmenanteile kamen.

Die Preislage ist zudem auch der einzige Problempunkt, welcher als singuläres Problem ausgewählt eine gewisse Anzahl an Stimmen (18,6%) auf sich ziehen konnte – alle anderen Problempunkte wurden dagegen nur höchst selten singulär ausgewählt (sondern primär nur in Kombination mit anderen Problempunkten). In diesen Kombinationen konnten aber auch die anderen genannten Problempunkte durchaus beachtbare Stimmenanteile auf sich vereinigen: Für 53,4% der Umfrageteilnehmer gab es zu wenig Mehrperformance bei Turing, weitere 50,0% bemängeln die nur gleich großen Speichermengen (sprich keinen Fortschritt bei der Speichermenge). Etwas abgeschlagen bemängeln dann noch 34,6% der Umfrageteilnehmer, das RayTracing derzeit kaum nutzbar ist – was aufgrund des klar niedrigeren Stimmenanteils wohl darauf hindeutet, daß das RayTracing-Feature derzeit von vielen Nutzern noch nicht als besonders relevant angesehen wird.

Ähnlich deutlich zerfällt dann auch das Feld der Problempunkte, wenn man es danach betrachtet, was nVidia nun überhaupt ändern könnte. Ausgerechnet beim Punkt des RayTracings ist diesbezüglich das meiste Potential zu sehen, arbeitet zumindest die Zeit hier zugunsten von nVidia. Speichermengen und Performance sind dagegen über die vorhandenen Grafikkarten nun einmal gesetzt, können nicht mehr nachträglich verändert werden. Am einfachsten könnte nVidia hingegen an den Turing-Preislagen etwas ändern – natürlich nur, wenn man dies überhaupt wollte. Diesbezüglich ist aber zu bezweifeln, das nVidia den Weg von echten Preissenkungen gehen will – weil dafür müsste es breitflächigen Wettbewerb geben, was man nun nicht gerade zum aktuellen Grafikkarten-Segment berichten kann. AMD hat bei vielen Grafikkarten durchaus seine Punkte, liegt jedoch sowohl bei den Massenmarkt-Käufer und OEMs als auch bei den (meisten) Grafikkarten-Enthusiasten deutlich zurück, kann nVidia also nicht wirklich unter Druck setzen.

In dieser Situation würden Preissenkungen für nVidia ergo kaum noch größere Anteile vom Stückzahlen-Absatz ergeben, weil nVidia ja sowieso schon auf dramatisch hohen Marktanteilen unterwegs ist. Vielmehr würde nVidia mittels Preissenkungen in der derzeitigen Situation schlicht seine Verkaufserlöse und damit auch seine Gewinnzahlen nach unten schicken – wirtschaftlich wäre dies also sinnlos bis selbstzerstörerisch. Natürlich muß nVidia aufpassen, das die PC-Spieler aufgrund der aktuellen Hochpreis-Politik nVidias nicht generell in Richtung anderer Compute-Möglichkeiten abspringen – beispielsweise zu den Spielekonsolen oder auch zum Cloudgaming. Insofern sollte nVidia diese Signale besser wahrnehmen und dann versuchen, spätestens bei der nächsten Grafikkarten-Generation gegenzusteuern – und nicht dauerhaft als Preistreiber wahrgenommen zu werden bzw. die Grafikkarten-Käufer generell aus dem PC-Markt zu verscheuchen.

Aber das es für die aktuelle Turing-Generation noch (ernsthafte) Preissenkungen gibt, ist aus vorstehend genanntem wirtschaftlichem Grund arg unwahrscheinlich. Wenn, dann würde sich nVidia hierzu allein nur durch den Markteintritt einer neuen Konkurrenz gezwungen sehen, wie beispielsweise AMDs Navi-Generation. In aller Regel passiert allerdings innerhalb einer einmal etablierten Grafikkarten-Generation nichts mehr einschneidendes bei den Preisen – die Grafikchip-Entwickler nehmen eher die errungenden Erfahrungswerte zugunsten der nächsten Grafikkarten-Generation mit, verändern aber für die aktuelle Generation dann selten noch etwas. Man kann ja versuchen sich zu erinnern, wann AMD und nVidia das letzte Mal (außerhalb von Abverkaufsaktionen) wirklich die Preise beachtbar gesenkt haben – das ist in jüngerer Vergangenheit eigentlich nie mehr passiert. Insofern ist es leider ziemlich unwahrscheinlich, das nVidia alsbald etwas am Problempunkt der Turing-Preislagen ändert – obwohl jener nunmehr eindeutig identiziert wie auch quantifiziert wurde.