Grafikkarten-Marktüberblick August 2016 (Seite 2)

Dienstag, 23. August 2016
 / von Leonidas
 

Alle diese Empfehlungen wurden wie üblich streng nach Preis/Leistungs-Kriterien und nicht nach subjektiven Einschätzungen oder Hersteller-Vorlieben getroffen. Tabellarisch zusammengefasst ergeben sich gemäß Auflistung und Kommentierungen der vorherigen Seite die folgenden kumulierten Empfehlungen aus Preis/Leistungs-Sicht:

hauptsächliche Empfehlung Nebenempfehlung
DualChip-Lösung derzeit keine sinnvollen Angebote im Markt
schnellste SingleChip-Lösung Titan X (Pascal) -
Enthusiasten-Segment
(um die 600/700 Euro)
GeForce GTX 1080 -
HighEnd-Segment
(um die 400/500 Euro)
GeForce GTX 1070 -
oberes Midrange-Segment
(um die 300 Euro)
Radeon RX 480 8GB GeForce GTX 1060 6GB
(derzeit vollkommen gleichwertig, nur etwas schlechterer Langfrist-Ausblick)
unteres Midrange-Segment
(um die 200 Euro)
Radeon RX 480 4GB Radeon RX 470 4GB
(ähnlich gut & viel besser verfügbar)
Mainstream-Segment
(maximal 150 Euro)
Radeon RX 460 4GB -
schnellste Lösung für Mini-ITX Radeon R9 Nano GeForce GTX 1070
(ein einzelnes Gigabyte-Modell gibt es auch für Mini-ITX)
schnellste Lösung unter 200W Stromverbrauch GeForce GTX 1080 -
schnellste Lösung unter 120W Stromverbrauch GeForce GTX 1060 6GB -
schnellste Lösung bis 70W Stromverbrauch Radeon RX 460 4GB
(natürlich ein Modell ohne extra PCIE-Stromstecker)
-

Die Empfehlungen ergeben ein fast ausgegliches Bild zwischen AMD und nVidia, welche in diesem Grafikkarten-Marktüberblick jeweils fünf Hauptempfehlung holen. Auffallend ist allerdings, das AMD die Preis/Leistungs-Empfehlungen in allen Preissegmenten holt, wo man derzeit überhaupt ein 14/16nm-basiertes Angebot stehen hat – was wiederum bedeutet, das nVidia in den anderen Preissegmenten der Sieg (und damit die Empfehlung) von ganz alleine zufällt. Hier sollte sich AMD sputen, auch in den derzeit nicht besetzten Preissegmenten endlich neue 14/16nm-Angebote vom Stapel zu lassen – nur Wettbewerb macht die Sache sinnvoll und ergibt den Zwang bei Chipentwicklern und Kartenherstellern, nicht gerade jeden Phantasiepreis ansetzen zu können.

Hier liegt einige Hoffnung auf den in absehbarer Zeit zu erwartenden Vega-basierten Karten von AMD. Bis dahin sind dann allerdings nur (wenige) Programmergänzungen zum jetzt schon bestehenden 14/16nm-Angebot zu erwarten: nVidia dürfte mit der "GeForce GTX 1050" sicherlich noch eine neue Mainstream-Lösung in Konkurrenz zur Radeon RX 460 herausbringen, eventuell wird es auch noch neue LowCost-Lösungen geben (welche aus Gamer-Sicht weniger interessieren). Zudem könnte man über eine GP102-basierte "GeForce GTX 1080 Ti" spekulieren – aber nVidia wird sicherlich zuerst einmal die Titan X verkaufen zu versuchen, da muß man eventuell sehr lange warten. Zudem sollten die jetzt noch angebotenen 28nm-basierten Modelle mit der Zeit auslaufen, schon der nächste Grafikkarten-Marktüberblick könnte dann deutlich aufgeräumter aussehen.

Abschließend wollen wir wie üblich die bei diesem Marktüberblick eingesetzten Indizies "Performance/Preis" und "Performance/Spieleverbrauch" noch einmal kumuliert als weitere Entscheidungshilfe betrachten. Dazu haben wir die entsprechenden Ergebnisse aller Grafikkarten mit 4 GB und mehr Speicher jeweils in ein Diagramm zusammengefügt – angefangen mit dem Index "Performance/Preis", welchen man auch als "Framerate pro Euro" bezeichnen kann. Daß dabei die Grafikkarten mit steigendem Performancelevel ein immer geringeres Performance/Preis-Verhältnis aufweisen, ist vollkommen normal – relevant sind zuerst die relativen Unterschiede zu den anderen Angeboten des gleichen Perfomancebereichs. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist natürlich der 3DCenter Performance-Index, welchen es in seiner normalen Ausprägung für die FullHD-Auflösung und noch einmal extra für die UltraHD-Auflösung gibt:

Trotz des Vorhandenseins zweier grundsätzlich verschiedener Grafikkarten-Generationen im Markt liegen die Performance/Preis-Verhältnisse in den meisten Fällen erstaunlich nahe beieinander. Die 28nm-Karten sind also in ihren Abverkaufsangeboten gar nicht einmal schlecht ausgepreist – allerdings müssten jene eigentlich günstiger angeboten werden, um dem Neuheitswert und in den meisten Fällen auch dem Mehrspeicher der neuen 14/16nm-Karte etwas ernsthaftes entgegensetzen zu können. Wirklich abweichende Performance/Preis-Verhältnisse haben nur die hochpreisigen Angebote – wobei die GeForce GTX 1070 auffallenderweise noch richtig gut mit dabei ist, die Performance/Preis-Verhältnisse erst oberhalb dieser Karte (dann sehr deutlich) einbrechen.

Unter der UltraHD-Auslösung (gelistet wurden hierbei nur noch Grafikkarten mit mindestens gleich 6 GB Speicher) ergibt sich ein nochmals ausgeglicheneres Bild: Alles von Radeon RX 480 8GB bis GeForce GTX 1070 (mit Ausnahme der GeForce GTX Titan) liegt in einem sehr engen Korridor mit einem maximalen Unterschied von nur knapp 10% beim Performance/Preis-Verhältnis. Erst die GeForce GTX 1080 und Titan X (Pascal) brechen beim Performance/Preis-Verhältnis dann maßgeblich ein, die Maxwell-basierte GeForce GTX Titan X läuft dem ganzen dann nochmals mit Abstand hinterher.

Der nachfolgende Index "Performance/Spieleverbrauch" läßt sich dagegen auch als "Framerate pro Watt" übersetzen – hier es geht um die Energieeffizienz der Grafikkarten unter Spielen. Hierbei sollten normalerweise alle Grafikkarten derselben Fertigungstechnologie eine ähnliche Energieeffizienz aufweisen und damit vor allem die Ausreißer innerhalb desselben Performancebereichs interessant sein. Ausgangspunkt dieser Bewertung ist auch hierbei wieder der 3DCenter Performance-Index samt der im Stromverbrauchs-Artikel zusammengetragenen Stromverbrauchs-Meßwerte der reinen Grafikkarten – was die nachfolgende Indizies ergibt, zuerst für die FullHD-Auflösung und nachfolgend für die UltraHD-Auflösung:

Auch unter der neuen 14/16nm-Fertigung, unter Einrechnung realer Performance- und realer Stromverbrauchswerte kommt das bekannte Ergebnis heraus: nVidia ist nach wie vor deutlich energieeffizienter unterwegs – und AMD hat mit der 14nm-basierten Polaris-Generation gerade einmal die Energieeffizienz der 28nm-basierten Maxwell-Beschleuniger erreicht. Sicherlich hat man dabei AMD-intern große Fortschritte gemacht, aber das Energieeffizienz-Level von nVidias 16nm-basierter Pascal-Generation ist für AMD derzeit immer noch weit weg. Zum Glück für AMD ist man beim Stromverbrauch der real angebotenen Grafikkarten zumindest auf einem Niveau unterwegs, welches keine echten Nachteile entstehen läßt – sprich, man muß keine 200-Watt-Angebote mehr ins Midrange-Segment schicken. Es gibt also derzeit rein praktisch gesehen keine Fälle, wo man (14nm-basierte) AMD-Grafikkarten wegen zu hohen Stromverbrauchs als grenzwertige Empfehlung ansehen müsste.

Unter der UltraHD-Auflösung zeigt sich dasselbe Bild, wenngleich hier inzwischen viel weniger 28nm-basierte Lösung noch mitspielen. Auffallend ist zudem, das bei nVidias Pascal-Beschleunigern die schnellsten Modelle die sogar beste Energieeffizienz aufweisen – die GeForce GTX 1080 liegt in dieser Frage sogar bemerkbar besser als die GeForce GTX 1060 6GB. Dies war zu Zeiten der 65nm-, 55nm- und 40nm-Grafikkarten sowie auch zu den Anfangszeiten der 28nm-Grafikkarte noch deutlich anders, da fielen speziell die HighEnd- und Enthusiasten-Modelle bei der Energieeffizienz eigentlich immer recht deutlich ab. Heuer nun versteht es gerade nVidia, auch die allerschnellsten Grafikbeschleuniger (relativ gesehen) sehr energieeffizienz aufzulegen.