Etwas später als geplant nach unserem letzten Grafikkarten-Marktüberblick vom August 2010 wollen wir uns an eine erneute Aufstellung der derzeit kaufbaren Grafikkarten, ihren Spezifikationen und Preispunkten heranmachen. Die kleine Verzögerung war sinnvoll, um die in diesem Monat erschienene GeForce GTX 580 noch mit einzubauen, womit dann sowohl seitens AMD (Radeon HD 6800 Serie) als auch seitens nVidia die ersten Vertreter der derzeit anstehenden Refresh-Generation in diesem Marktüberblick auftauchen.

Da AMDs Radeon HD 6900 Serie auf den Dezember verschoben wurde und viele weitere Karten dieser Refresh-Generation erst im neuen Jahr zu erwarten sind, lohnt es derzeit auch nicht, noch weiter auf diese zu warten – diese Karten werden dann Thema des Jahreswechsel-Marktüberblicks sein. Derzeit interessiert natürlich vor allem die neue Situation im Performance-Segment, wo AMD mit der Radeon HD 6800 Serie erstklassige Alternativen zu nVidias GeForce GTX 460 anbietet, gleichzeitig aber auch einige frühere HighEnd-Angebote von AMD und nVidia (Radeon HD 5850 & GeForce GTX 470) in diesen Preisbereich heruntergefallen sind. Daneben gibt es im HighEnd-Segment mit der GeForce GTX 580 einen neuen Performance-Spitzenreiter, welcher selbstredend die bisherige Positionierung aller anderen HighEnd-Lösungen zur Disposition stellt – sowie mit GeForce GTS 450 und GeForce GT 430 nVidias lang erwartete DirectX11-Konkurrenzangebote im Mainstream-Segment.

In der für die konkreten Straßenpreise wichtigen Frage des Dollar/Euro-Kurses hat sich gegenüber dem letzten Marktüberblick wenig getan: Seinerzeit standen wir bei 1,33 Dollar/Euro, heute sind es 1,37 Dollar/Euro. Allerdings gab es in den letzten Wochen auch schon Kurse von klar über 1,40 Dollar/Euro, welche dann durchaus einen gewissen Einfluß auf die europäischen Grafikkarten-Preise hatten. Da der Dollar/Euro-Kurs aber derzeit klar unter diesen (kurzfristigen) Höchstständen notiert und auch eher das Risiko einer weiteren Dollar-Aufwertung zu sehen ist, gibt es derzeit wenig währungstechnischen Spielraum für die europäischen Grafikkartenpreise.

Wesentlich bedeutender für die Preisentwicklung bei Grafikkarten waren allerdings diverse Preissenkungen, welche in erster Linie durch neu erschienene Grafikkarten ausgelöst wurden: Zu erwähnen wären hier die Radeon HD 5800 und 5900 Serie sowie die GeForce GTX 470 & 480 Grafikkarten, welche sich mit neuen Preispunkten deutlich tiefer positionieren als noch vor drei Monaten und damit durchaus wieder lohnende Angebote darstellen, trotz daß deren Ablösung schon absehbar bzw. teilweise schon auf dem Markt ist. Gerade da die neuen Grafikkarten technologisch nicht grundlegend verändert sind, lohnt sich unserer Meinung nach ein extra Blick auf diese "älteren" Modelle.

Die nachfolgenden Listen sind wie üblich auf Vollständigkeit bedachte Auflistungen des kompletten derzeit verfügbaren Angebots von AMD und nVidia – abzüglich nur der derzeit auslaufenden Karten, welche als Restposten zumeist nur noch zu Mondpreisen angeboten werden (und vor allem nicht mehr nachgeliefert werden). Diese Listen sollen einen Überblick über das aktuelle Marktangebot geben, was bedeutet, daß hier auch die eher ungünstigen Angebote erfasst sind – es geht um Vollständigkeit, nicht primär um die besten Angebote (diese ergeben sich schließlich erst aus dem Studium der vollständigen Liste). Zudem sollen die überall notierten Karten-Spezifikationen davor schützen, auf Angebote mit abgesenkten Spezifikationen hereinzufallen bzw. die Erkennung von ab Werk übertakteten Modellen ermöglichen. Unsere (subjektiven) Empfehlungen sind dagegen separat notiert.

Die nachfolgenden Auflistungen sind wiederum der Speichermenge (512-MB-Karten, 1-GB-Karten und 2-GB-Karten) nach unterteilt. Dies macht die Listen hoffentlich besser lesbar, weil somit jede Grafikkarte in einer Liste immer nur noch in einer Version gelistet ist – und nicht in verschiedenen Speicherbestückungen, was den schnellen Überblick über den Kartenpreis erschwert. Die GeForce GTX 470, 480 & 580 Karten mit ihren vom üblichen Standard abweichenden Speichermengen von 1280 bzw. 1536 MB wurden hierbei erst einmal der 1-GB-Klasse zugeschlagen, die GeForce GTX 480 & 580 zusätzlich noch der 2-GB-Klasse. 768-MB-Karten wie die GeForce GTX 460 768MB wurden der 1-GB-Klasse zugeschlagen, man sollte bei diesen Karten nur beachten, daß jene nicht besonders gut für sehr hohe Auflösungen à 2560x1600 geeignet sind. DualChip-Grafikkarten wurden natürlich ausgehend von der Speichermenge pro Grafikchip einsortiert, weil dies die faktisch nutzbare Speichermenge dieser Karten darstellt.

Wiederum haben wir bei diesem Marktüberblick die Grafikkarten des LowCost-Segments herausgelassen, da diese Modelle für unsere Leser faktisch nicht interessant sind. Zudem lohnen sich die in diesem Marktsegment angebotenen Lösungen auch aus Preis/Leistungserwägungen heraus nicht – ein gutes 50-Euro-Modell (Radeon HD 4650) ist oft mehrfach so schnell wie eine übliche 35-Euro-Grafikkarte (Radeon HD 5450). Die Konzentration auf die für Spieler interessanten Grafikkarten schafft hoffentlich einen etwas besseren Überblick im Dschungel der Angebote. Herausgelassen wurden zudem auch die derzeit wieder einmal beliebten Angebote mit nur DDR2-Speicher im Mainstream-Markt, da diese zu ihren erheblichen Performancenachteilen im Prinzip durchgängig keine interessanten Preisvorteile gegenüber den regulären DDR3-Versionen bieten.

Anzumerken wäre letztlich noch, daß die angebenenen Stromverbrauchswerte auf entsprechende Messungen von HT4U setzen, unterteilt in einen Stromverbrauch unter Idle und unter Spielen (Messgrundlage ist hierbei HAWX). Da aber noch nicht zu allen Grafikkarten entsprechende Werte vorliegen, sind einige Angaben derzeit leider nur Schätzungen unsererseits. Die nachfolgenden Auflisten sind wie vorstehend erläutert nach der Speichermenge unterteilt, nachfolgend erst einmal das aktuelle Angebot an 1-GB-Lösungen:

Nachdem nVidia nun endlich sein DirectX11-Angebot komplettiert hat, haben beide Grafikchip-Entwickler ein vollständiges DirectX11-Portfolio im Markt und werden die letzten angebotenen DirectX10-Lösungen immer uninteressanter. Einzig die Radeon HD 4850 ist wegen ihres weiterhin hervorragenden Preis/Leistungsverhältnises immer noch einen Blick wert – alle anderen DirectX10-Lösungen stehen aber eigentlich nur noch der Vollständigkeit halber in der vorstehenden Liste, sind aber faktisch durch gleichwertige oder bessere DirectX11-Lösungen schon ersetzt.

Zu dem derzeit angebotenen DirectX11-Portfolio kann man AMD und nVidia nur gratulieren – selten gab es ein so ausgewogenes Angebot an Grafikkarten, wo in allen Preissegmenten überall Lösungen beider Grafikchip-Entwickler mit einem guten Preis/Leistungsverhältnis zu finden sind. Zudem gibt es durch den Preisrutsch verschiedener früheren HighEnd-Grafikkarten derzeit im Performance-Segment so viel Performance fürs Geld wie nie zuvor – es ist eine gute Zeit, um eine Grafikkarte zu kaufen, sogar unabhängig der noch kommenden weiteren neuen Grafikkarten und weiterer eventueller Preisnachlässe (weil noch länger warten kann man schließlich immer).

Beachtenswerte Punkte sind dabei eine Radeon HD 5870 ab 240 Euro (!), eine GeForce GTX 470 ab 200 Euro und natürlich weiterhin die attraktiven Preispunkte der GeForce GTX 460 Karten. Gerade bei Radeon HD 5870 und GeForce GTX 470 sticht ins Auge, daß diese Karten nun zwar nicht mehr in der absoluten Performance-Oberklasse spielen, die aktuellen Spitzenmodelle aber gerade einmal auf grob 50 Prozent Mehrperformance für über 100 Prozent Mehrpreis kommen. Eine GeForce GTX 580 zu 450 Euro und die kommende Radeon HD 6970 zu einem vermutlich ähnlichen Preis mögen tolle HighEnd-Karten sein, aber Radeon HD 5870 und GeForce GTX 470 bieten zur Hälfte des Preises einfach sehr deutlich mehr fps pro Euro.

Daneben sehen wir endlich einmal eine vernünftige Preisgestaltung im unteren Mainstream-Segment, wo die Preise nunmehr auch zur gebotenen Performance passen. Eine Karte wie die Radeon HD 5670 ist uns zwar immer noch zu teuer angesichts des hohen Performance-Abstands zur Radeon HD 5750 bei gleichzeitig nur geringem preislichen Abstand, aber zumindest die Radeon HD 5550/5570 Karten mit DDR3-Speicher haben inzwischen einen nachvollziehbaren Preispunkt gefunden. Die früher einmal preislich sehr interessanten Radeon HD 4650/4670 Karten sind dagegen leider im Preis gestiegen, womit auch hier der Fokus gänzlich auf die neueren DirectX11-Angeboten gehen kann.

Unsere subjektiven Empfehlungen lauten daher:

• An der absoluten Leistungsspitze steht die GeForce GTX 580, welche bezüglich der Performance niemand etwas vormacht, welche aber auch ein ungewöhnlich schlechtes Preis/Leistungsverhältnis hat: Gegenüber der GeForce GTX 470 werden bestenfalls 50 Prozent Mehrperformance geboten zu einem um mehr als 120 Prozent höherem Preis. Die GeForce GTX 580 eignet sich daher nur für absolute Enthusiasten. GeForce GTX 480 und Radeon HD 5970 sind vom Preis/Leistungsverhältnis her sogar besser als die GeForce GTX 580 – aber da es bei dieser Karte eben gerade nicht um das beste Preis/Leistungsverhältnis geht, sondern um die absolute Spitzenperformance, sind GeForce GTX 480 und Radeon HD 5970 dann doch nur zweite Sieger.
   
• Im Preisbereich klar über 150 Euro bis hin zu 300 Euro gibt es einige gute Lösungen: Die schon vorerwähnte GeForce GTX 470 bietet hier ein ausgezeichnetes Preis/Leistungverhältnis, Radeon HD 5850 & 5870 sind zu ihren Abverkaufspreisen jedoch nicht minder gut. Insbesondere der Preispunkt der Radeon HD 5870 ist nochmals erwähnenswert, schließlich ist die Karte immer noch ein ausgewachsenes HighEnd-Modell, welches zur Jahresmitte noch bei nahezu 400 Euro stand. Ein kleines bißchen nur zweiter Sieger ist dagegen die Radeon HD 6870, weil sie trotz gutem Preis/Leistungsverhältnis nicht wirklich gegen die Abverkaufspreise von Radeon HD 5850 & 5870 ankommt – die GeForce GTX 465 ist hingegen klar uninteressant, da preislich immer noch zu hoch angesetzt.
   
• Im Preisbereich von um die 150 Euro liegen zwei Karten klar sehr gut: Radeon HD 6850 und GeForce GTX 460 1024MB, wobei die nVidia-Karte hier aufgrund des etwas besseren Preispunktes (oder aber ab Werk übertakteter Karten zum selben Preispunkt wie die AMD-Karte) minimal vorn liegt, aber dies ist sicherlich auch subjektiv. Gänzlich außerhalb jeder Diskussion sind dagegen Radeon HD 5830 und GeForce GTX 460 SE 1024MB, beide Karten sind für ihre Performance klar zu teuer.
   
• Im Preisbereich von ab 90 Euro bis hin zu 140 Euro gibt es fast nur gutklassige Angebote: Rechnet man die durch die GeForce GTS 450 komplett uninteressant gewordene GeForce GTS 250 heraus, sind alle Angebote dieses Preisbereichs – von Radeon HD 5750 & 5770 über die GeForce GTS 450 bis zur GeForce GTX 460 768MB – mit erstklassigen Preis/Leistungsverhältnissen ausgerüstet. Hier eine direkte Empfehlung auszusprechen lohnt überhaupt nicht, da alle diese genannten Karten gut sind und man sich problemlos von subjektiven Einflüssen treiben lassen kann.
   
• Im Preisbereich von 70 bis 90 Euro sehen wir dagegen viele Lösungen mit einem eher schlechten Preis/Leistungsverhältnis: Die Karten tragen fast ausschließlich Mainstream-Grafikchips, welche bei weitem langsamer sind als die preislich nur um eine Nuance entfernten 100-Euro-Karten – hier gibt es einfach keinen beachtbaren Preisvorteil für den großen Performancenachteil dieser Karten. Einzige Ausnahme ist die Radeon HD 4850, welche von der Performance her problemlos mit den 100-Euro-Karten mithalten kann und als beachtbaren Nachteil eben nur DirectX10 bietet. Wenn man darüber hinwegsehen kann, haben die anderen Lösungen dieses Preisbereichs keinerlei Chance – und wenn es zwingend eine DirectX11-Lösung sein soll, würden wir empfehlen, entweder eine Lösung des 100-Euro-Preisbereichs zu nehmen oder aber eine Lösung des 60-Euro-Preisbereichs, weil zwischen 70 und 90 Euro wie gesagt keine guten Preis/Leistungsverhältnisse geboten werden.
   
• Im Preisbereich von 50 bis 70 Euro gibt es nun endlich gutklassige DirectX11-Lösungen in Form von Radeon HD 5550 DDR3 und 5570 DDR3 sowie der GeForce GT 430. Neben diesen Karten gibt es in diesem Preisfeld nur noch frühere DirectX10-Lösungen in Form von Radeon HD 4650/4670 und GeForce GT 240, welche durch die neuen DirectX11-Lösungen bezüglich Performance und Preis perfekt ersetzt sind, womit sich diese älteren DirectX10-Lösungen nicht mehr lohnen.