Launch-Analyse: AMD Radeon HD 7950 (Seite 2)

Dienstag, 31. Januar 2012
 / von Leonidas
 

Bezüglich der reinen Performance ist aus den Hardware-Ansetzungen ein Performance-Abstand zur Radeon HD 7970 von 15 bis 20 Prozent zu erwarten – und demzufolge ein harter Zweikampf mit der GeForce GTX 580, welche exakt diesen Performanceabstand zur Radeon HD 7970 bereits innehat. Wie die verschiedenen Benchmarks der einzelnen Launchtests allerdings ergeben, kann sich die Radeon HD 7950 im Schnitt aller Messungen einen minimalen Vorteil gegenüber der GeForce GTX 580 erarbeiten:

ComputerBase 7950 vs. 7970 7950 vs. GTX580 7950 vs. GTX570 7950 vs. 6970
1920x1080 4xAA -13,9% (+16,1%) +3,5% (-3,4%) +19,5% (-16,3%) +16,7% (-14,2%)
1920x1080 8xAA -12,5% (+14,3%) +12,5% (-11,1%) +30,2% (-23,2%) +10,4% (-9,4%)
2560x1600 4xAA -14,2% (+16,5%) +11,7% (-10,5%) +32,8% (-24,7%) +21,5% (-17,7%)
2560x1600 8xAA -13,9% (+16,1%) +14,6% (-12,7%) +37,4% (-27,2%) +12,2% (-10,9%)
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7950/7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 @ 11.11c, GeForce GTX 570/580 @ 290.36
HT4U 7950 vs. 7970 7950 vs. GTX580 7950 vs. GTX570 7950 vs. 6970
1920x1200 4xAA -13,1% (+15,0%) +4,2% (-4,0%) +20,9% (-17,3%) +18,9% (-15,9%)
2560x1440 4xAA -14,4% (+16,9%) +7,4% (-6,9%) +27,0% (-21,3%) +19,0% (-16,0%)
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7950/7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 @ Catalyst 11.11, GeForce GTX 570/580 @ 285.88 Beta
PCGH 7950 vs. 7970 7950 vs. GTX580 7950 vs. GTX570 7950 vs. 6970
1920x1080 maxAA (MS/SSAA) -14,9% (+17,5%) -2,5% (+2,6%) +12,0% (-10,7%) +7,9% (-7,3%)
2560x1600 maxAA (MS/SSAA) -13,4% (+15,5%) -0,3% (+0,3%) +19,6% (-16,4%) +15,4% (-13,3%)
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 6970/7950/7970 @ Launchtreiber, GeForce GTX 570/580 @ 290.36 Beta
benutzt wurde in aller Regel das maximal sinnvoll nutzbare AA-Level, d.h. oftmals auch Supersampling Anti-Aliasing
TechPowerUp 7950 vs. 7970 7950 vs. GTX580 7950 vs. GTX570 7950 vs. 6970
1920x1200 4xAA -12,3% (+14,0%) +1,0% (-1,0%) +13,6% (-12,0%) +17,7% (-15,0%)
2560x1600 4xAA -14,5% (+17,0%) +5,3% (-5,0%) +20,5% (-17,0%) +22,0% (-18,0%)
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 7950/7970 @ Launchtreiber, Radeon HD 6970 @ Catalyst 11.2, GeForce GTX 570/580 @ 285.62
Hardware.fr 7950 vs. 7970 7950 vs. GTX580 7950 vs. GTX570 7950 vs. 6970
1920x1200 4x/8xAA -13,8% (+16,0%) +6,0% (-5,7%) +21,8% (-17,9%) +17,8% (-15,1%)
benutzte Treiberversionen: Radeon HD 6970/7950/7970 @ Launchtreiber, GeForce GTX 570/580 @ 290.36

AMD hat somit augenscheinlich sein Idealziel erreicht, die GeForce GTX 580 nicht nur irgendwie zu erreichen, sondern sogar (denkbar knapp) zu schlagen. Die ab Werk übertakteten Ausführungen der Radeon HD 7950 tun dann ihr übrigen und rennen der GeForce GTX 580 dann nicht nur um runde 5 Prozent, sondern schnell um 10 bis 15 Prozent davon. Dabei gewinnt die Radeon HD 7950 um so deutlicher, je höher das Setting lautet: Unter 2560x1600 bzw. unter 8x Anti-Aliasing liegt der Abstand zwischen Radeon HD 7950 und GeForce GTX 580 schnell bei 10 bis 15 Prozent auf default-Taktraten. Mit den 3 GB Grafikkartenspeicher eignet sich die Radeon HD 7950 zudem sowieso generell besser für solch höhere Weihen – bei der GeForce GTX 580 gibt es zwar auch Ausführungen mit gleich 3 GB Speicher, aber diese kosten dann nicht unbedeutend mehr.

Jetzt ist nVidia damit noch nicht komplett geschlagen, immerhin liegt die Performancedifferenz rein unter 1920x1200 mit 4x Anti-Aliasing nur bei knappen 5 Prozent. nVidia kann an dieser Stelle immer noch mit seinen ganz eigenen Features wuchern, zu nennen wären hier die minimal bessere Qualität des anisotropen Filters (unter "HighQuality"), die höhere Anzahl an Anti-Aliasing-Optionen und entsprechenden Mischmodi sowie Alleinstellungsmerkmale wie PhysX und Cuda. Unter gewissen Gesichtspunkten kann dies die etwas schwächere Performance der GeForce GTX 580 absolut wieder ausgleichen. Aber: Am Ende des Tages bekommt AMD seine Performance mit einem Spieleverbrauch von 154 Watt hin, wo nVidia ganze 238 Watt benötigt – dies entscheidet den Fall dann endgültig. Sicherlich ist der Stromverbrauch im HighEnd-Segment nie der ganz große Punkt, aber bei so einem deftigen Unterschied macht dies dann doch etwas aus.

Damit sieht erst einmal alles gut aus: Die Radeon HD 7950 ist die bessere Wahl gegenüber der GeForce GTX 580 bei gleicher bzw. minimal besserer Performance, dickem Mehrspeicher, leisen Hersteller-Karten, vielen ab-Werk-Übertaktungen und trotzdem deutlich geringerem Stromverbrauch zum (grob) gleichen Preis, den Neuheitswert der AMD-Karte nicht zu vergessen. Wer wirklich die typischen nVidia-Features benötigt, sollte natürlich auf entsprechende neue nVidia-Angebote warten, ansonsten könnte man an dieser Stelle wirklich eine volle Empfehlung für die Radeon HD 7950 aussprechen. Tun wir aber nicht – denn preislich ist die Radeon HD 7950 – wie schon die Radeon HD 7970 – derzeit überzogen angesetzt und es kristallisiert sich immer mehr heraus, das die frühen Käufer dieser beiden neuen AMD-Karten schon in wenigen Wochen heftige Preisnachlässe schlucken werden müssen.

Denn letztlich stellt die Radeon HD 7950 die zukünftig oberste Speerspitze des 28nm Performance-Angebots dar – und dafür ist nur ein Preis von unter 300 Euro gerechtfertigt, auf keinen Fall aber von über 400 Euro. AMD kann sich die aktuellen Preislagen von Radeon HD 7950 & 7970 mangels 28nm-Konkurrenz von nVidia leisten – aber sobald entsprechende Konkurrenzangebote im Markt sind, wird die natürliche Entwicklung einsetzen, daß wir den Performancevorteil von 28nm faktisch umsonst bekommen werden. Schon mittelfristig (d.h. im Sommer) sehen wir eine Radeon HD 7950 bei 250 bis 270 Euro, eine Radeon HD 7970 bei 350 bis 370 Euro und nVidias Konkurrenzangebot GK104 bei 250 bis 300 Euro. Spätestens eben jener GK104-Chip wird die Preise von Radeon HD 7950 & 7970 effektiv nach unten treiben – oder AMD verkauft halt nichts mehr.

Demzufolge erscheint es in unseren Augen aus heutiger Sicht töricht, sich jetzt eine Radeon HD 7950 oder 7970 zu diesen hohen Preislagen zuzulegen. Die Chance, daß vorstehende preislichen Vorhersagen zutreffen, ist doch ziemlich groß (sicher ist natürlich nichts) und ein Spareffekt von über 100 Euro für eine Wartezeit von zwei bis drei Monaten ist doch ein gangbarer Tausch. Langfristig gesehen wird es vorgenannte Preislagen zudem in jedem Fall geben – es ist halt nur die Frage, ob die preisliche Anpassung so schnell kommt wie von uns derzeit vorausgesagt. An der Klasse der Radeon HD 7950 ändert dies natürlich überhaupt nichts – die Karte ist rundherum gelungen.

Nachtrag vom 1. Februar 2012

Zur Radeon HD 7950 sind nach Sichtung aller bisher aufgelaufenenen Testberichte natürlich noch deren Übertaktungsergebnisse nachzutragen. Die Karte ist ausgehend von dem sowieso (relativ) niedrigen Referenztakt von 800/2500 MHz ein richtig guter Übertakter, die durchschnittliche Übertaktung lag bei 1070 MHz Chiptakt (+33%) bzw. 3038 MHz Speichertakt (+21%) – dies ist äußerst ansprechend und geht durchaus schon in Richtung der Übertaktungserfolge der GeForce GTX 560 Ti. Dabei ergab sich kein bemerkbarer Übertaktungs-Unterschied zwischen einzelnen Herstellerkarten oder aber den Herstellerkarten und dem Referenzdesign – das ganze ist augenscheinlich Glück und Pech, ob man eine gut übertaktbare oder weniger gut übertaktbare Karte erwischt (vor allem beim Speichertakt).

Overclocking-Ergebnisse der Radeon HD 7950 (default = 800/2500 MHz)
HT4U 1050/2900 MHz (AMD-Referenz) Hardwareluxx 1020/2800 MHz (Asus @ 900/2500 MHz)
ComputerBase 1024/3150 MHz (AMD-Referenz) ComputerBase 1026/3200 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz)
TechPowerUp 1085/3570 MHz (AMD-Referenz) HT4U 950/3200 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz)
Neoseeker 1100/3150 MHz (AMD-Referenz) TechPowerUp 1075/3550 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz)
Rage3D 1025/3180 MHz (AMD-Referenz) t-break 950/2800 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz
Vortez Hardware 1041/2838 MHz (AMD-Referenz) Guru3D 1150/3108 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz)
Hot Hardware 1050/2550 MHz (AMD-Referenz) Vortez Hardware 1160/3000 MHz (PowerColor @ 880/2500 MHz)
Hardware.fr 1175/3050 MHz (AMD-Referenz) Hardware Canucks 1199/2994 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
AnandTech 1025/2900 MHz (AMD-Referenz) Overclock3D 1150/2900 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
Hardware Canucks 1011/2974 MHz (AMD-Referenz) Overclockers Club 1150/3228 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
HardOCP 1050/3000 MHz (AMD-Referenz) AnandTech 1025/2900 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
HT4U 990/3150 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
Hardwareluxx 1050/2800 MHz (Sapphire @ 900/2500 MHz)
Hardwareluxx 1060/2870 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Tom's Hardware 1025/2850 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
AnandTech 1050/2900 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
The Tech Report 1175/3150 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
t-break 1000/3000 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Overclockers Club 1156/3246 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Hardware Canucks 1122/3012 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Vortez Hardware 1100/3000 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Benchmark Reviews 1020/3150 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Hardware Canucks 998/2982 MHz (HIS @ 800/2500 MHz) Legit Reviews 1030/3150 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Overclock3D 1075/3150 MHz (HIS @ 800/2500 MHz) Overclock3D 1050/3100 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)
Guru3D 1040/3150 MHz (HIS @ 800/2500 MHz) TweakPC 1300/2900 MHz (XFX @ 900/2750 MHz)

Etwas eingedämpft werden diese Übertaktungsaussichten jedoch, wenn man jene aus dem Stand der ab Werk übertakteten Modelle betrachtet. Die durchschnittlich erreichten 1059/3040 MHz sehen ausgehend vom AMD-default von 800/2500 MHz hervorragend aus, ausgehend von einer guten ab-Werk-Übertaktung von 900/2750 MHz ist dies jedoch nicht mehr ganz so zwingend. Die ab Werk übertakteten Modelle mögen einen (geringen) Mehrpreis wert sein, sofern man eben nicht selber übertakten will – wenn man aber sowieso diesen Weg gehen will, sind eventuell die Karten auf default-Takt sinnvoller, weil preisgünstiger und mit den augenscheinlichen gleichen Übertaktungseigenschaften ausgestattet.