Launch-Analyse AMD Radeon RX 6600 XT (Seite 3)

Mittwoch, 25. August 2021
 / von Leonidas
 

Die RayTracing-Benchmarks (unter der FullHD-Auflösung) wurden dann zwar wieder etwas häufiger angetreten, ergeben jedoch geradezu extrem abweichende Performance-Bilder zwischen den verschiedenen Launchreviews. Man kann zwar sicherlich einen gemittelten Index-Wert aufstellen, doch jener ist in seiner konkreten Höhe vergleichsweise schwach abgesichert. Dafür ist allerdings auch wieder das grobe Performance-Bild überaus eindeutig: RayTracing stellt für die Radeon RX 6600 XT kein Zuckerschlecken dar, nirgendwo fällt die Karte stärker zurück als unter dieser Disziplin. Im groben Maßstab wird nur die RayTracing-Performance einer GeForce RTX 2060 geboten – welche die kleinste von nVidia bis dato angebotene RTX-Grafikkarte darstellt und welche auch schon wieder wieder mehr als zweieinhalb Jahre alt ist (veröffentlicht im Januar 2019).

RayTracing-Perf. (@ FullHD) 2060 2060S 2070S 3060 3060Ti 6600XT 6700XT
Generation & Speicher Turing, 6GB Turing, 8GB Turing, 8GB Ampere, 12GB Ampere, 8GB RDNA2, 8GB RDNA2, 12GB
ComputerBase  (5 Tests) 93,1% 119,8% 140,3% 132,7% 173,0% 100% 136,3%
Le Comptoir d.H.  (12 Tests) - 155,0% - 174,9% 229,9% 100% 171,2%
PC Games Hardware  (10 Tests) - - 168,5% 152,9% - 100% 153,8%
TechPowerUp  (3 Tests) 94,9% 108,4% 126,0% 124,1% 162,9% 100% 131,5%
Tweakers  (3 Tests) 84,4% - - 108,3% 138,2% 100% 122,6%
gemittelte RayTracing-Perf. - ~135% ~161% ~150% ~197% ~100% ~153%
TDP (GCP/TBP) 160W 175W 215W 170W 200W 160W 230W
Listenpreis $299 $399 $499 $329 $399 $379 $479
Performance-Durchschnitt gemäß geometrischem Mittel, gewichtet zugunsten jener Hardwaretests mit höherer Benchmark-Anzahl; werksübertaktete Karten sind in blauer Schrift markiert (angegeben ist jeweils die werksübertaktete Performance, was für den Performance-Durchschnitt auf Referenz-Takt normalisiert wurde); gesamte ausgewertete Benchmark-Anzahl: ca. 170

Wie alle Grafikkarten der jüngeren Vergangenheit erzielt die Radeon RX 6600 XT einen Stromverbrauch in tatsächlicher Nähe zu ihrer offiziellen TDP-Angabe von 160 Watt – im Durchschnitt der Messungen (von möglichst auf Referenz-Taktraten laufenden Karten) wurden 156 Watt ermittelt. Die werksübertakteten Ausführungen mit gleich 145 Watt TGP (Referenz-TGP: 130W) sind auch regelmäßig anhand derer höherer Stromverbrauchs-Werte zu erkennen, welche in diesem Zustand meist bei 160-170 Watt herauskommen. Damit ist die Radeon RX 6600 XT der GeForce RTX 3060 bei der Stromverbrauchs-Effizienz zumindest unter der FullHD-Auflösung klar überlegen: Die vorstehend belegte Mehrperformance sowie der geringere Stromverbrauch ergeben zusammen eine um immerhin +22% bessere Energieeffizienz seitens der AMD-Karte.

Stromverbrauch 3060 3060Ti 3070 6600XT 6700XT
Generation & Speicher Ampere, 12GB Ampere, 8GB Ampere, 8GB RDNA2, 8GB RDNA2, 12GB
ComputerBase 172W 200W 220W 147W 215W
Golem - 200W 221W 152W 231W
Guru3D 175W 224W 208W 165W 217W
Hardwareluxx 189W 209W 221W 215W 260W
Igor's Lab 170W 198W 217W 163W 217W
Le Comptoir d.H. 175W 201W 227W 172W 227W
Les Numeriques 162W 208W 232W - 222W
PC Games Hardware 171W 202W 221W 155W 218W
TechPowerUp 177W 199W 220W 166W 221W
Tweakers 172W 195W 207W 158W 215W
gemittelter Verbrauch 171W 201W 221W 156W 220W
TDP (TBP/GCP) 170W 200W 220W 160W 230W
Powerlimit 170W (Karte) 200W (Karte) 220W (Karte) 130W (ASIC) 186W (ASIC)
gemittelter Verbrauch gegen die (wenigen) deutlich danebenliegenden Werte gewichtet; vorzugsweise FE/Referenz-Modelle (oder gleichwertige); werksübertaktete Karten sind in blauer Schrift markiert

In den Nebendisziplinen von Geräusch- und Temperaturentwicklung läßt sich mangels eines Referenzdesigns erst einmal nichts allgemeingültiges sagen. Allerdings sind aufgrund der aufgezeigten Wattage an dieser Stelle auch keine wirklich großen Probleme zu erwarten, was gemäß der vorliegenden Tests zu Herstellermodellen auch im groben bestätigt wird: Dort wird die Radeon RX 6600 XT in aller Regel als laufruhiger Vertreter beschrieben, welcher auch keiner Temperatur-Probleme aufweist. Dies sind dann auch gute Voraussetzungen für eine gewisse Übertaktungseignung, was die Radeon RX 6600 XT zumindest teilweise erfüllt. Ausgehend vom Referenz-Takt sind durchaus Übertaktungen mit bis zu 10% Performance-Gewinn unter den Launchreviews zu lesen gewesen – was in der heutigen Zeit schon ziemlich viel ist. Relevant hierfür dürfte sein, eines der Kartenmodelle mit ordentlichem TGP-Spielraum zu erwischen – denn es soll wohl auch gegenteiliges geben (siehe hierzu die Auflistung der Herstellermodelle bei der PC Games Hardware).

In der Summe der Dinge erfüllt die Radeon RX 6600 XT sicherlich AMDs Zielsetzung eines fast reinrassigen FullHD-Beschleunigers – welcher dann für höhere Auflösungen kaum noch sinnvoll zu verwenden ist und auch für RayTracing nur im grenzwertigen Maßstab einsetzbar wäre. Dies könnte man als harsche Einschränkungen sehen, sofern die Karte für etwas anderes konzipiert wäre oder aber dafür eine dicke Hardware anbringen würde – was bei der Radeon RX 6600 XT jedoch nicht der Fall ist. Die Karte geht schon fast in Richtung der früher weit verbreiteten Mittelklasse-Beschleuniger mit (seinerzeit) vernünftiger FullHD-Performance, maßvollem Stromverbrauch und ebenso vertretbarem Preispunkt. Die vernünftige FullHD-Performance hat die Radeon RX 6600 XT zweifellos, beim maßvollen Stromverbrauch kommt man mit 156 Watt zumindest nahe heran – doch beim Preispunkt verfehlt man die Zielsetzung "Mainstream" mit einem Listenpreis von 379 Dollar sowie aktuellen Straßenpreisen von 430-600 Euro mehr als deutlich.

Dabei muß man AMD als dem (deutlich) kleinerem der beiden Grafikchip-Entwickler nicht unbedingt die aktuellen Preisübertreibungen bei den Straßenpreise ankreiden. Doch die Wahl des Listenpreises liegt allein in AMDs Händen – und selbiges ist bei der Radeon RX 6600 XT doch einigermaßen schief gegangen. Sicherlich kann sich man sich rein nominell gegenüber der GeForce RTX 3060 mittels der besseren FullHD-Performance retten, die anderen Punkte zur Karte nicht beachtend. Doch im Vergleich zur nominell nur 20 Dollar teurer angesetzten GeForce RTX 3060 Ti sieht die Radeon RX 6600 XT keinen Stich, gemessen an dem dabei erzielten Performance-Unterschied wäre eher ein Listenpreis von 330-350 Dollar angemessen gewesen. Bezieht man es hingegen auf die eigentliche Zielsetzung der Karte als echter Mainstream-Beschleuniger, sollten es eigentlich unterhalb 300 Dollar sein – für (angenommen) 279 Dollar hätte AMD in normalen Zeiten ein wirkliches Ausrufezeichen setzen können.

Gen. & Speicher FHD-Index 4K-Index Real-Verbr. Listenpreis Straßenpreis
GeForce RTX 3070 Ampere, 8GB 1640% 250% 221W $499 / 519€ 830-1000 Euro
Radeon RX 6700 XT RDNA2, 12GB 1540% 221% 220W $479 / 479€ 760-900 Euro
GeForce RTX 3060 Ti Ampere, 8GB 1460% 217% 201W $399 / 419€ 650-800 Euro
Radeon RX 6600 XT RDNA2, 8GB 1260% 159% 156W $379 / 380€ 430-600 Euro
GeForce RTX 3060 Ampere, 12GB 1130% 165% 171W $329 / 329€ 550-700 Euro

In den aktuell "unnormalen" Zeiten hilft es der Radeon RX 6600 XT ironischerweise kaum, dass jene bei den aktuellen Straßenpreisen in Umkehrung der Listenpreis-Situation erheblich günstiger als die GeForce RTX 3060 angeboten wird. Denn selbst für 430 Euro – wobei jener Preispunkt nur mit einigem Stöbern und teilweise Warten auf Nachlieferungen zu erreichen ist – spricht man den typischen FullHD-Gamer des Massenmarkts nicht wirklich an. Dafür waren frühere Bestseller mit Midrange-Performance zu Preislagen von 250-300 Euro zu erfolgreich und weitverbreitet (man denke an GeForce GTX 1060, Radeon RX 480 & 580), gleichzeitig derzeit aber immer noch (zumeist) vernünftig nutzbar. Die Mehrperformance der Radeon RX 6600 XT gegenüber diesen Alt-Beschleunigern ist sicherlich ansprechend, der dafür aufgerufene Preispunkt der Produktklasse jedoch nicht angemessen – egal ob Listenpreis oder Straßenpreis betrachtend. Je tiefer man herunterkommt im Portfolio, um so weniger gangbar werden halt die aktuellen Preisübertreibungen, wenn Mainstream-Gamer nun plötzlich um die 500 Euro herum löhnen sollen.

Sollten sich die Grafikkarten-Preise jedoch noch innerhalb dieser Grafikkarten-Generation wieder auf Höhe der jeweiligen Listenpreise einpendeln, verschlimmert sich sogar die Lage für die Radeon RX 6600 XT: Denn dann wäre die GeForce RTX 3060 Ti für einen Mehrpreis von nur 20 Dollar überaus klar vorzuziehen. Allerdings steht zu vermuten, dass AMD dann zu der eigenen Tradition zurückfindet, einzelne Produkte teilweise auch deutlich unterhalb der jeweiligen Listenpreise zu verkaufen – vermutlich realisiert über kräftige interne Rabatte an die Grafikkarten-Hersteller. Durchaus möglich, dass die Radeon RX 6600 XT darüber eines Tages doch noch den Weg zu Straßenpreisen um die 300 Euro herum findet. Dann würde die Karte tatsächlich ihren Zweck im Grafikkarten-Portfolio erfüllen können – was zu den derzeitigen Preislagen einfach nicht möglich ist. Sehr schade um eine Karte, welche zu Normalzeiten das Potential gehabt hätte, AMD gerade im Massenmarkt einige neue Nutzer zuzutreiben.

Performance-Faktor der Radeon RX 6600 XT gegenüber früheren Grafikkarten unter FullHD
AMD Mainstream AMD Midrange AMD HighEnd AMD Enthusiast NV Enthusiast NV HighEnd NV Midrange NV Mainstream
1,1   5700XT 1,1   R7 2019 0,9   2080S 1,6   1660Ti
2018 0,8   2080Ti 1,0   2080 1,2   2070
4,2   560 2,1   580 1,4   Vega64 2017
4,8   460 2,3   480 2016 1,1   1080Ti 1,3   1080 2,1   1060 3,5   1050Ti
4,8   370 3,2   380X 2,2   390X 1,9   FuryX 2015 1,7   980Ti 3,7   960
2014 2,1   980 6,0   750Ti
6,3   260X 4,2   270X 3,2   280X 2,4   290X 2013 2,4   780Ti 3,3   770
8,7   7770 4,7   7870 3,2   7970G 2012 3,5   680 5,0   660 11,0   650
3,5   7970 2011
Performance-Multiplikator der Radeon RX 6600 XT gegenüber älteren Grafikkarten gemäß dem 3DCenter FullHD Performance-Index