Launch-Analyse: nVidia GeForce GTX 660 Ti (Nachträge)

Donnerstag, 16. August 2012
 / von Leonidas
 

Nachtrag vom 17. August 2012

Im Zuge der Testbericht-Nachzügler zum Launch der GeForce GTX 660 Ti haben sich nun auch genügend Stromverbrauchs-Messungen zu dieser Karte eingefunden, um das Feld der Schätzungen zu verlassen und mit echten Durchschnitts-Berechnungen eine solidere Datenbasis schaffen zu können. Somit läßt sich nunmehr sagen, daß die (unübertaktete) GeForce GTX 660 Ti bei einem durchschnittlichen Spiele-Verbrauch von 127 Watt herauskommt – dies ist knapp oberhalb des Niveaus der Radeon HD 7870 (120W) und deutlich unterhalb der Werte von Radeon HD 7950 (147W) und Radeon HD 7950 "850 MHz Edition" (~170W). Zu letzterer Karte liegen nun inzwischen wenigstens zwei Stromverbrauchswerte vor, so daß die entsprechende Schätzung präzisiert werden konnte – leider aber nach oben hin, denn mit Boost-Modus fängt die Radeon HD 7950 "850 MHz Edition" an, plötzlich Stromverbrauchswerte in der Nähe der Radeon HD 7970 (189W) anzupeilen.

Hardware.fr Heise HT4U PCGH TechPowerUp Ø
Radeon HD 7870 14W
124W
14W
122W
13,2W
126,8W
11W
114W
12W
103W
13W
120W
Radeon HD 7950 16W
154W
15W
148W
16,3W
156,6W
16W
127W
11W
126W
15W
147W
Radeon HD 7950 "850 MHz Edition" 16W
187W
11W
152W
~15W
~170W
GeForce GTX 660 Ti 15W
124W
17,6W
129W
12W
129W
15W
127W
Der obere Wert einer Zelle ist immer der Idle-Stromverbrauch, der untere Wert einer Zelle immer der Spiele-Stromverbrauch. In der Durchschnitts-Spalte ("Ø") fettgedruckte Werte basieren auf Berechnungen, der Rest (aka nicht fettgedruckte Werte) sind Schätzungen.

Zur GeForce GTX 660 Ti wäre noch zu erwähnen, daß es auffallend ist, wie eng die Verbrauchswerte der ab Werk übertakteten Versionen beieinanderliegen. Bei TechPowerUp hatte man vier ab Werk übertaktete Versionen im Test – mit den Spiele-Verbrauchswerten 128W, 129W, 133W und 135W – bei Hardware.fr liefen zwei ab Werk übertaktete Karten auf 132W und 135W, während die GeForce GTX 660 Ti auf Referenz-Taktraten (in diesem Test) 124W verbrauchte. Für gutklassig ab Werk übertaktete Karten (zwischen 10 und 16 Prozent mehr Chiptakt) ist dies recht wenig und es erhärtet den Verdacht, daß bei dieser Karte deren Power-Target-Limit von ca. 130 Watt sehr schnell eingreift und damit insbesondere bei übertakteten Karten den Übertaktungserfolg zunichte macht. Darauf deuten auch die mittels Chip-Übertaktung erzielten Performance-Werte bei TechPowerUp hin:

Chiptakt Stromverbrauch Perf.-Gewinn zur Referenz
Asus GeForce GTX 660 Ti Direct CU II 2 GB 1059 MHz (+15,7%) 133W +5%
MSI GeForce GTX 660 Ti Power Edition 2 GB 1020 MHz (+11,5%) 129W +6%
Palit GeForce GTX 660 Ti JetStream 2 GB 1006 MHz (+9,9%) 135W +5%
Zotac GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition 2 GB 1033 MHz (+13,0%) 128W +6%

Auch andere Ergebnisse von ab Werk übertakteten GeForce GTX 660 Ti Karten sind eher mittelprächtig – eine so herausragende Übertaktungs-Karte wie die GeForce GTX 560 Ti, wo ab Werk übertaktete Versionen schnell einmal 20 Prozent Mehrperformance und mehr herausholen konnten, ist die GeForce GTX 660 Ti bei weitem nicht. Dabei sind irritierenderweise die von der GeForce GTX 660 Ti unter Übertaktung erreichten Taktraten recht gut – aber der damit erzielte Performancegewinn ist klar unterdurchschnittlich, resultierend zum einen aus den Limits des Power Targets der Karte und zum anderen aus der nur begrenzt möglichen Speicherübertaktung. Dies soll natürlich nicht davon abhalten, sich die vielfältigen ab Werk übertakteten Versionen der GeForce GTX 660 Ti anzusehen – aber deren Vorteil liegt weniger im großen Performance-Gewinn als vielmehr im geringen Mehrpreis zu den regulären Versionen der GeForce GTX 660 Ti.

Nachtrag vom 19. August 2012

Vor dem Launch der GeForce GTX 660 Ti hatten wir auf das mögliche Problem des "krummen" 192 Bit DDR Speicherinterfaces mit aber asymmetrischer Speichermenge von 2 GB GDDR5-Speicher hingewiesen – verbunden mit der Hoffnung, daß man dieses Problem einer "krummen" Speicherkonfiguration bei den vielen Launchtests eventuell auch mit angehen könnte. Jetzt haben AnandTech hierzu wieder einige erhellende theoretische Aussagen getroffen, die wirklich weiterhelfenden Benchmarks kommen jedoch von der ComputerBase, wo man einfach eine 3-GB-Ausführung der GeForce GTX 660 Ti (mit dann zum Speicherinterface symmetrischer Speichermenge) mit durch alle Tests geschickt hat. Und basierend auf dieser eindeutigen Faktenlage läßt sich sagen, daß diese "krumme" Speicherkonfiguration die reguläre GeForce GTX 660 Ti mit 2 GB Speicher keineswegs behindert.

(ComputerBase) GeForce GTX 660 Ti 2GB GeForce GTX 660 Ti 3GB
1920x1080 4xMSAA 100% 99,8%
1920x1080 8xMSAA 100% 100,1%
1920x1080 4xSSAA 100% 101,8%
1920x1080 8xSSAA 100% 99,8%
2560x1600 4xMSAA 100% 100,9%
2560x1600 8xMSAA 100% 101,6%

Wenn es unter Spielen irgendeinen beachtbaren Effekt geben würde, hätte sich dies wenigstens unter 2560x1600 oder aber den Supersampling-Benchmarks bemerkbar machen müssen – zu sehen sind aber nur äußerst geringfügige Ausschläge, welche im Prinzip rein auf den Mehrspeicher zurückzuführen sind und keinesfalls auf die "krumme" Speicherkonfiguration der regulären GeForce GTX 660 Ti. Im Prinzip sehen wir hier einen Test nicht ob das Speicherinterface der GeForce GTX 660 Ti eine symmetrische Speicherbestückung benötigt – sondern vielmehr einen Test von 2 GB gegen 3 GB Grafikkartenspeicher auf derselben Grafikkarte. Ausgehend von diesem Test läßt sich sagen, daß wer keine TripleMonitoring-Auflösungen samt Supersampling-Anti-Aliasing oder aber speicherfressende Grafik-Mods fährt, mit 2 GB Speicher derzeit komplett ausreichend versorgt ist, da 3 GB Speicher momentan für keinerlei Performancegewinn stehen.

Daß das Speicherinterface der GeForce GTX 660 Ti 2GB trotzdem eine hakelige Angelegenheit sein kann, beweisen dann allerdings einzelne GPU-Computing-Benchmarks wiederum der ComputerBase. Denn während die allermeisten dieser Benchmarks nur einen normalen Unterschied zwischen den (in der nominellen Rechenleistung gleichstarken) GeForce GTX 660 Ti 2GB und GeForce GTX 670 aufzeigen, reagierte speziell der ComputeShader Raytracing Benchmark heftig auf die GeForce GTX 660 Ti 2GB: Unter der Blockgröße von 8x8 erzielten beide Karte noch dasselbe Ergebnis, unter der Blockgröße von 16x16 fällt die GeForce GTX 660 Ti 2GB sehr deutlich auf nur noch 71 Prozent des Ergebnisses der GeForce GTX 670 zurück – und damit sogar unterhalb des Ergebnisses der von der Rechenleistung her deutlich schwächeren GeForce GTX 560 Ti, welche jedoch eben über ein 256 Bit DDR Speicherinterface (mit regulärer Speichermenge) verfügt.

Aller Wahrscheinlichkeit nach gilt damit, daß die "krumme" Speicherkonfiguration der regulären GeForce GTX 660 Ti mit 2 GB Speicher üblicherweise so funktioniert, daß 1,5 GB von diesem Speicher mit der üblichen Speicherbandbreite angebunden sind, die restlichen 512 MB dagegen nur noch mit einem Drittel der üblichen Speicherbandbreite dieser Karte. So lange die Karte mit 1,5 GB Speicher auskommt oder aber in den übrigen 512 MB Speicher nur nicht besonders performancerelevante Daten lagern, spielt diese "krumme" Speicherkonfiguration keine Rolle und in der Spielepraxis konnten bisher auch keine Nachteil dieser Konfiguration nachgewiesen werden – der nVidia-Treiber scheint die Sache also gut im Griff zu haben. Nur unter sehr speziellen Konstellationen kann es zur Situation kommen, daß die Karte agiert, wie als hätte sie nur ein 128 Bit DDR breites Speicherinterface – bislang ist eine solche Konstellation aber nur in einem von zehn GPU-Computing-Benchmarks aufgetreten, unter Spiele-Benchmarks wie gesagt bislang noch überhaupt nicht.

Nachtrag vom 21. August 2012

Wir hatten das Thema schon einmal kurz angesprochen, wollen uns diesem hiermit jedoch noch einmal ausführlich widmen: Die ab Werk übertakteten Modelle der GeForce GTX 660 Ti bieten teils sogar erstklassige nominelle Übertaktungen an, denen aber nur ein klar unterdurchschnittlicher Performancegewinn gegenübersteht. Sprich: Die hohen anliegenden Taktraten täuschen deutlich darüber hinweg, was damit wirklich an Mehrperformance herauskommt. Nachweisen läßt sich dies mittels einiger Hardwaretests, wo ab Werk übertakteten Modelle gegen das Referenzmodell der GeForce GTX 660 Ti gestellt wurden.

Man kann anhand der nachfolgenden Aufstellung konstatieren, daß die ab Werk übertakteten Modelle der GeForce GTX 660 Ti trotz gutklassiger Chipübertaktung im Rahmen von 10 bis 16 Prozent Mehrtakt nur eher magere Performancegewinne im Bereich von zumeist 5 bis 6 Prozent liefern. Auffallend ist dabei, daß eine besonders hohe Übertaktung augenscheinlich nichts bezüglich des Performancegewinns sagt – beispielsweise lieferte die am besten übertaktete Asus-Karte (1059/1137/3000 MHz – 16% mehr Chiptakt) mit nur 5 Prozent Performancegewinn ein klar unterdurchschnittliches Ergebnis ab. Auch ergab sich keinerlei Effekt einer zusätzlichen Speicherübertaktung – das Zotac-Modell tritt mit gleich 10 Prozent höherem Speichertakt an, kam aber nicht auf eine bessere Performance als andere ab Werk übertaktete Modelle ohne Speicherübertaktung.

Quelle Chiptakt Boosttakt Speichertakt Perf-Gewinn
Asus GeForce GTX 660 Ti Direct CU II 2GB ComputerBase 1059 MHz (+15,7%) 1137 MHz (+16,0%) 3000 MHz +5,2%
Asus GeForce GTX 660 Ti Direct CU II 2GB TechPowerUp 1059 MHz (+15,7%) 1137 MHz (+16,0%) 3000 MHz +5%
EVGA GeForce GTX 660 Ti SuperClocked 2GB AnandTech 980 MHz (+7,1%) 1059 MHz (+8,1%) 3000 MHz +4,1%
Gainward GeForce GTX 660 Phantom 2GB ComputerBase 1006 MHz (+9,9%) 1085 MHz (+10,7%) 3054 MHz (+1,8%) +4,6%
Gigabyte GeForce GTX 660 Ti OC 2GB AnandTech 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3000 MHz +7,1%
KFA² GeForce GTX 660 Ti OC EX 3GB ComputerBase 1006 MHz (+9,9%) 1085 MHz (+10,7%) 3000 MHz +6,0%
MSI GeForce GTX 660 Ti Power Edition 2GB ComputerBase 1020 MHz (+11,5%) 1098 MHz (+12,0%) 3000 MHz +8,5%
MSI GeForce GTX 660 Ti Power Edition 2GB TechPowerUp 1020 MHz (+11,5%) 1098 MHz (+12,0%) 3000 MHz +6%
Palit GeForce GTX 660 Ti JetStream 2GB TechPowerUp 1006 MHz (+9,9%) 1084 MHz (+10,6%) 3000 MHz +5%
Zotac GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition 2GB AnandTech 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3304 MHz (+10,1%) +6,1%
Zotac GeForce GTX 660 Ti AMP! Edition 2GB TechPowerUp 1033 MHz (+13,0%) 1111 MHz (+13,4%) 3304 MHz (+10,1%) +6%

Nun ist es durchaus üblich, daß nicht jedes Prozent Mehrtakt paritätisch in Mehrperformance umgesetzt wird – daß man bei 20 Prozent Übertaktung nur 12 bis 15 Prozent Mehrperformance erwarten kann, ist absolut normal. Bei der GeForce GTX 660 Ti ist der Performancegewinn unter Übertaktung jedoch klar unterdurchschnittlich: Zumeist 12 bis 16 Prozent Mehrtakt stehen nur zumeist 5 bis 6 Prozent Mehrperformance gegenüber, damit wird weniger als die Hälfte des Mehrtakts in eine Mehrperformance umgesetzt. Beispielsweise bei den ab Werk übertakteten Modellen der GeForce GTX 670 mit Chipübertaktungen im ähnlichen Rahmen (11-16% Mehrtakt) ergab sich laut eines früheren Tests der ComputerBase ein Performancegewinn von 9 bis 10 Prozent – so wie man sich das vorstellen kann.

An der fehlenden Speicherbandbreite der GeForce GTX 660 Ti liegt deren unterdurchschnittlicher Performancegewinn unter Übertaktung jedoch nicht, wie der Test mit dem Zotac-Modell mit höherem Speichertakt beweist. Die eng zusammenliegenden Resultate selbst bei deutlich differierenden Taktraten deuten eher darauf hin, daß die GeForce GTX 660 Ti in der Praxis sehr oft an ihrem regulären Power Target von nur 130 Watt festrennt. Um hier einen Vorteil gegenüber anderen Modellen zu erzielen, reicht allein ein hoher Chiptakt also nicht aus: Gleichzeitig ist ein Hochsetzen des regulären Power Targets eine nahezu zwingende Option, genauso auch wie eine gute Kühlkonstruktion die Karte länger auf niedrigeren Temperaturen hält, welche wiederum die längere Anwendung höherer Boost-Taktstufen ermöglicht.

Bislang scheint jedoch noch keine GeForce GTX 660 Ti mit deutlich hochgesetztem Power Target auf dem Markt zu sein – vermutlich hält nVidia hier bewußt die Hand drauf, um die GeForce GTX 660 Ti nicht zu stark werden zu lassen. Die bislang mögliche Hochsetzung des Power Targets von regulär 130 Watt auf maximal 150 Watt ist jedenfalls kaum ausreichend, wenn es darum geht, der GeForce GTX 660 Ti einen wirklichen Performancegewinn unter Übertaktung zu entlocken. Für HighEnd-Übertaktungen ist die Karte damit absolut ungeeignet, denn es werden zwar ansprechende Taktraten (bei kurzzeitiger Belastung), aber kein entsprechender Performancegewinn erzielt.

Was sich mitnehmen läßt aus dieser Betrachtung, sind die folgenden Punkte: Unter Übertaktung hat es die GeForce GTX 660 Ti vergleichsweise schwer, ihren Mehrtakt auch in Mehrperformance umzuwandeln – so sind die vielen gutklassig ab Werk übertakteten GeForce GTX 660 Ti Karten leider nur 5 bis 6 Prozent schneller als ein Referenzmodell. Generell ist bei der GeForce GTX 660 Ti das Hochsetzen des Power-Target-Limits auf das Maximum empfohlen, da die Karte selbst unter Referenz-Taktraten schnell an ihr normales Power-Target-Limit stösst. Und für ernsthafte Übertaktungen mit der GeForce GTX 660 Ti sollte man auf Karten mit vom Grafikkartenhersteller deutlich über 150 Watt nach oben gesetztem Power Target warten, vorher steht der Aufwand in einem sehr schlechten Verhältnis zum Ertrag.

Nachtrag vom 11. September 2012

Zum Launch der GeForce GTX 660 Ti wurde fast nirgendwo eine GeForce GTX 660 Ti mit Referenz-Taktraten getestet, sondern fast ausschließlich ab Werk übertaktete Versionen dieser Grafikkarte – welche für den Zweck der vergleichenden Benchmarks dann auf die Referenz-Taktraten heruntergetaktet wurden. Da speziell die GeForce GTX 660 Ti aber bekannerweise deutlich an ihrem niedrigen PowerTarget-Limit hängt, konnte man immer schon Bedenken anmelden, ob diese Benchmarks denn auch gänzlich korrekt waren – schließlich hatte man bei den ab Werk übertakteten Versionen immer nur die Taktraten angepasst, nicht aber das PowerTarget-Limit.

Ein Testbericht zur GeForce GTX 660 Ti seitens HT4U bestätigt nun diese Annahme: Die Performance einer auf Referenz-Taktraten heruntergetakteten OC-Version der GeForce GTX 660 Ti entspricht nicht der Performance einer per default mit Referenz-Taktraten antretenden GeForce GTX 660 Ti. Der Unterschied ist mit im Schnitt 2,3 Prozent (1,4 Prozent unter 1920x1080 4xAA) absolut nicht weltbewegend, jedoch messtechnisch einwandfrei nachweisbar und auch durch die gemessenen Taktfrequenzen einwandfrei zu begründen. Denn die zuerst benutzte ab Werk übertaktete Asus-Karte lief selbst unter Heruntertaktung auf die Referenz-Taktraten noch mit einem Turbo-Takt von nahezu dauerhaft 1137 MHz, während die reguläre Referenz-Version trotz nominell gleicher Taktraten in der Praxis nur Turbo-Taktraten zwischen 1050 und 1124 MHz erreichte.

HT4U EVGA GeForce GTX 660 Ti Asus GeForce GTX 660 Ti DirectCU II TOP
per default auf 915/980/3000 MHz laufend heruntergetaktet auf 915/980/3000 MHz
1920x1080 4xAA 100% +1,4%
alle Messungen 100% +2,3%

Die Grundlage für diesen Taktraten-Unterschied dürfte im PowerTarget liegen, welches bei der ab Werk übertakteten Version seitens des Grafikkarten-Herstellers etwas höher gesetzt wurde als dies bei der nicht ab Werk übertakteten Version der Fall war. Bisher war das PowerTarget-Feature nicht für solcherart Seiteneffekte bekannt, aber bei der GeForce GTX 660 Ti liegt ein arg knappes PowerTarget an, welches schon auf Referenz-Taktraten anspringt und insbesondere eventuelle Übertaktungserfolge arg limitiert. Differenzen im PowerTarget – wie zwischen regulären Versionen und ab Werk übertakteten Versionen – können demzufolge bei dieser Karte durchaus für Performance-Unterschiede sorgen, selbst wenn "nur" die Referenz-Taktraten anliegen. Ein solcher Effekt kann sich sogar prinzipiell gesehen bei jeder Kepler-basierten Grafikkarte einstellen, sofern das von nVidia festgesetzte PowerTarget-Limit so knapp bemessen wurde wie bei der GeForce GTX 660 Ti.

In der Konsequenz aus dieser Erkenntnis müssen wir erst einmal die GeForce GTX 660 Ti in ihrer Performance-Bewertung etwas herunterstufen. Die Karte kam bei ihren Launch-Tests (unter 1920x1080 4xAA) auf einen 3DCenter Performance-Index von 290%, genausoviel wie bei der Radeon HD 7950 und minimal besser als bei der GeForce GTX 580 (280%). Allerdings lag schon "seinerzeit" die Radeon HD 7950 minimal um 1,5 Prozent vorn, basierend noch auf den verfälschenden Messungen mit einer heruntergetakteten OC-Version der GeForce GTX 660 Ti. Rechnet man die 1,4 Prozent Performance-Differenz hinzu, welche eine wirklich Referenz-mäßige GeForce GTX 660 Ti unter 1920x1080 4xAA hier nochmals langsamer ist, dann kommt hierbei ein Performance-Unterschied von kummuliert 3 Prozent heraus, welcher dann tatsächlich zu einer auch optisch sichtbaren Performance-Neubewertung der GeForce GTX 660 Ti herausfordert – wir stufen die GeForce GTX 660 Ti somit auf einen 3DCenter Performance-Index von 280% herunter.

AMD Northern Islands AMD Southern Islands nVidia Fermi-Refresh nVidia Kepler
Radeon HD 7970 "GHz Edition"
Perf.Index: 370%
GeForce GTX 680
Perf.Index: 360%
Radeon HD 7970
Perf.Index: 340%
GeForce GTX 670
Perf.Index: 330%
Radeon HD 7950 "Boost Edition"
Perf.Index: 310% (PT@Max: 320%)
Radeon HD 7950
Perf.Index: 290%
GeForce GTX 580
Perf.Index: 280%
GeForce GTX 660 Ti
Perf.Index: 280%
Radeon HD 7870
Perf.Index: 260%
Radeon HD 6970
Perf.Index: 240%
GeForce GTX 570
Perf.Index: 240%
GeForce GTX 560 Ti "448 Cores"
Perf.Index: 230%
Radeon HD 6950
Perf.Index: 220%
Radeon HD 7850
Perf.Index: 220%
GeForce GTX 560 Ti
Perf.Index: 210%

Gleichfalls müssen die Hardware-Tester ab sofort den Umstand beachten, daß bei Grafikkarten, deren Performance durch Features wie PowerTune und PowerTarget limitiert wird, das reine Umtakten auf andere Taktraten nicht mehr ausreichend ist, um damit andere Grafikkarten simulieren zu können. Theoretisch müsste man eben immer auch die PowerTune- und PowerTarget-Limits mit verändern – was schwierig ist, da diese oftmals offiziell nicht dokumentiert sind. Natürlich muß man es nicht übertreiben und bei einer Grafikkarte, welche nicht gerade wie die Radeon HD 7950 "Boost Edition" an ihrem PowerTune-Limit hängt oder wie die GeForce GTX 660 Ti an ihrem PowerTarget-Limit, ergeben sich wohl keinerlei beachtbare Seiteneffekte respektive Performance-Differenzen.

Aber wenn wieder eine Grafikkarte auftritt, die spürbar durch PowerTune bzw. PowerTarget limitiert wird, dann verbietet es sich wohl, mittels Heruntertaktung von ab Werk übertakteten Karten die Performance eines Referenzmodells ermitteln zu wollen (es sei denn, man senkt auch PowerTune bzw. PowerTarget auf die Referenzwerte ab). Tritt man dennoch einen solchen Test an, sollte man zumindest den Leser auf diesen Umstand aufmerksam machen und gedanklich bzw. in der Testbewertung die leichte Verfälschung der Benchmark-Werte mit einkalkulieren. Für einen sauberen Test muß man allerdings wohl oder übel streng zu einem Referenzmodell greifen.

An dieser Stelle muß zudem auch eine gewisse Kritik an nVidia angebracht werden, welche gerade bei der GeForce GTX 660 Ti überhaupt keine eigenen Testsamples am Start hatten, sondern dies alles den Grafikkarten-Herstellern überließen. Daß diese vornehmlich ihre ab Werk übertakteten Versionen in den Vordergrund zu rücken versuchen respektive zu den Hardware-Testern senden, ist nur natürlich – aber nVidia greift mit dieser Methode speziell bei der GeForce GTX 660 Ti eben auch zwei Prozentpunkte an Performance ab, welche dieser Karte eigentlich nicht zustehen und welche nur über die Nichtzurverfügungstellung von Referenz-Samples (scheinbar) zustandekommen.

Für zwei Prozent Performance kann man zwar kaum "Cheat!" rufen, aber dennoch ist es in jedem Fall eine (nicht einmal real anliegende) Verzerrung des Performance-Bildes. Vor allem aber kann man nVidia vorwerfen, daß es eben die Pflicht nVidias wäre, die Hardware-Tester mit Referenzsamples zu beliefern, wenn die von den Grafikkarten-Herstellern kommenden Samples auch unter Heruntertaktung nicht den Zweck erfüllen, die Performance eines Referenzmodells mit Referenz-Taktraten korrekt wiederzugeben. Da die Features PowerTune und PowerTarget wahrscheinlich eine klar zunehmende Bedeutung haben werden, müssen die Hardware-Tester zukünftig wirklich aufpassen, ob der Testkandidat auch wirklich zum Testinhalt passt.