Liebe Microsofties ... wann ist bei Euch eigentlich die früher einmal überaus heilige Kuh der langfristigen Produktpflege geschlachtet worden? Und haben die Käufer Eurer früheren Produkte von diesem Grillfest partizipieren dürfen – beispielsweise in teilweisen Kaufpreis-Rückerstattungen? Denn dies, was Ihr Euch derzeit gegenüber allen früheren Betriebssystemen als Windows 10 leistet, geht weder auf die sprichwörtliche Kuhhaut, noch erfüllt es die Grundanforderungen an eine sinnvolle Produktpflege.
Wo ist beispielsweise die lange gehegte Tradition eines Service Packs geblieben? Bei Windows 7 installiert man bei einem Neuaufsetzen des Systems nunmehr zwischen 200-300 Sicherheitsupdates nach – all dies könnte Teil eines Service Packs 2 sein, genau dafür sind solche Service Packs schließlich gedacht. Selbst wenn man diese Tradition für neuere Betriebssysteme grundsätzlich nicht weiterführen wollte, spricht was genau dafür, diese Tradition auch noch mitten im Lebenszyklus von Windows 7 einzustellen – wo der Käufer zu Launchzeiten glasklar davon ausgehen konnte, genau diese Art Produktpflege zu bekommen?!
Wie kommt man dann noch zur Höhe auf die Idee, die Suche nach Windows-Updates unter Windows 7 nicht mehr auf Microsoft-Servern laufen zu lassen – sondern ("zufälligerweise" zeitgleich mit dem Release von Windows 10) nunmehr auf den PCs der Nutzer? Dies kann bei einer Neuinstallation und einem älteren, leistungsschwachen System durchaus Stunden dauern – nur für einen Suchlauf zur Erkennung der benötigten Windows-Updates. Da jener Suchlauf üblicherweise bei einer Neuinstallation mehrfach angestoßen werden muß, kann der gesamte Updateprozeß nach neuer Microsoft-Gangart somit zwischen 1-2 Tage dauern. Auch hierfür wäre ein Service Pack 2 natürlich die eigentlich zielführende Lösung, aber das mutwillige Ausbremsen der Windows-7-Nutzer bleibt so oder so ein übles Foul. Wie konnte man nur die solide Suche nach Produktfehlern derart reduzieren, daß der Internet Explorer 11 unter Windows 7 einen derart grässlichen Bug seit Jahren mit sich herumschleppt? Und wer ist auf die Idee gekommen, den Internet Explorer 11 nunmehr für Windows 7 verpflichtend zu machen – und dem Anwender damit die Möglichkeit zu nehmen, sich durch eine ältere Browser-Version um diesen Bug herumzumogeln? Was die Anwender in diesem Fall machen werden, sollte doch wohl klar sein: Wer die höhere Schriftgröße benötigt, der wird nicht diese höhere Schriftgröße zurückdrehen – sondern den Internet Explorer durch einen gänzlich anderen Browser ersetzen. Und selbst wenn der geneigte Leser denken mag, daß dies schließlich nur ein wenige Nutzer betreffender Bug ist – noch dazu auf einem von Microsoft nicht mehr unterstützten Feature (der Windows-Sidebar): Früher wäre es bei Microsoft niemals passiert, daß zum Launch des Betriebssystem angebotene Feature schon zur Laufzeit des Betriebssystems entwertet würden, das gerade einfache Bugs schlicht mutwillig nicht mehr gefixt werden. Wie konnte man nur den Support von hochauflösenden Monitoren derart sträflich liegenlassen – im übrigen sogar noch beim Nachfolger Windows 8, obwohl zu dessen Erscheinen das Thema "4K" schon präsent war?! Auch wenn dies den nachträglichen Einbau von Features in ein bereits verkauftes Betriebssystem bedeutet hätte – dies wäre nun wirklich notwendig gewesen, um mit der Zeit zu gehen. Man hat bei Microsoft vielmehr die Umstellung auf hochauflösende Monitore lange Zeit praktisch ausgebremst, da Windows 7 nur wirklich gut mit 100% Schriftgrößen harmoniert, größere Schriftgrößen zu viele unerwünschte Seiteneffekte hervorrufen und es keine andere, sinnvoll nutzbare Hochskalierungstechnik gibt. Doch wenn nicht hier, wo liegt dann dann die primäre Aufgabe eines Betriebssystems?! Wieso reduziert man die Vertriebschancen von sicherlich interessanten Spieletiteln wie Quantum Break und Gears of War: Ultimate Edition vorsätzlich durch einen Zwang zu Windows 10 sowie – doppelt schlimm – zum Windows Store? Letzteres bedeutet sogar praktische Nachteile, weil diese Spiele dann nur in Form von Apps verfügbar werden, was beim derzeitigen Stand der Windows-Apps einen Rückschritt bedeutet (kein echtes Vollbild, Zwang zu VSync, kein DSR/VSR, keine Overlays & Injectoren). Insbesondere letzteres stößt den Spielern derzeit übel auf – der Zwang zum immer neuesten ist vielleicht noch verständlich machbar, technische Rückschritte hingegen überhaupt nicht mehr. Und wo ist letztlich der Respekt vor den eigenen Nutzern abgeblieben – welchen man unter Windows 7/8 aller paar Wochen eine neue Version eines Nervtools andreht, um jene (endlich) zum Upgrade auf Windows 10 zu bewegen? Wo war da schon in der allerersten Version des GWX-Tools die ansonsten absolut selbstverständliche Option "Nein, niemals wieder fragen"? Microsofts Nervmethoden zur Puschung von Windows 10 haben inzwischen die Qualität von Adware erreicht – wenn jemand anderes als Microsoft so etwas heraushaut, würden die Antiviren-Hersteller dies auch genau derart einordnen. Ein respektvoller Umgang mit den eigenen Kunden (und Käufern) sieht gänzlich anders aus. |
An dieser Stelle ließe sich tiefer graben, sicherlich noch mehr Störpunkte finden. Der spannende Gedanke ist aber eigentlich, was sich hieraus ergibt: Primär sicherlich erst einmal, das Microsoft vornehmlich Windows 7 "vergessen" hat – es übertragenerweise derart behandelt, als hätte es so etwas "aussätziges" wie Windows 7 niemals bei Microsoft gegeben. Dies gerade einmal gut 6 Jahre nach Launch zu bringen, ist schon ein starkes Stück – und es ist ja nicht einfach so, daß Microsoft nichts mehr für Windows 7 tut, man arbeitet inzwischen vorsätzlich gegen Windows 7. Jenes Betriebssystem wird also inzwischen regelrecht schlechter gemacht, die seitens Microsoft erbrachte (und vom Kunden schon bezahlte) Leistung wird also abgesenkt.
Und dies sollte durchaus zu denken geben beim künftigen Betriebssystem-Kauf, egal ob Privatnutzer oder gewerbliche Anwender. Wenn Microsoft nicht wenigstens eine gewisse Zeit zu seinen früheren Produkten stehen kann, sondern jene möglichst schnell dem alten Eisen zuschiebt, dann bedeutet dies ja vor allem: Auch Windows 10 wird eines Tages dieses Schicksal ereilen! Eines Tages wird Microsoft anfangen, Windows 10 zu vergessen, es schlechtreden und in der Praxis schlechter machen bzw. zu behandeln – um die Anwendern zu irgendeiner Microsoft-Neuentwicklung zu treiben. All der jetzige Neuheitswert und all die "revolutionären Features" von Windows 10 werden dann vergessen sein, weil eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird.
Doch wenn Microsoft seinen (zahlenden) Kunden noch nicht einmal einen soliden Support für die Lebenszeit eines normalen PC-Systems geben kann (was bei Office- und HomeOffice-Systemen durchaus 6-8 Jahre sein können), dann stellen Microsoft-Betriebssysteme im generellen keine solide Wahl mehr dar. Dann muß man dem fragenden Normalverbraucher (und gewerblichen Anwender) empfehlen, anstatt sich dem ganzen Microsoft-Wahnsinn auszusetzen, doch zukünftig besser in Richtung Linux zu investieren. Selbst wenn dort die notwendigen Upgrade-Zyklen ähnlich wie bei Microsoft sind und der Langzeitsupport einer einzelnen Linux-Version sogar kürzer ausfällt als bei Windows – aber wenigstens versucht man dort nicht aller paar Jahre das Rad komplett neu zu erfinden und quält die Nutzer mit Änderungen, die keiner bestellt hat, technologisch rückschrittlich sind und auch nur für den Hersteller selber Sinn ergeben. Wenn man einfach nur "nutzen" will, erscheint Linux immer mehr als die sinnvollste langfristige Wahl – und zwar nicht, weil Linux so gut wäre, sondern weil sich Microsoft derart kundenverachtend entwickelt hat.