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AMD stellt mit der "Radeon Pro 400" Serie erste Polaris-basierte Mobile-Beschleuniger vor

Chipentwickler AMD hat zusammen mit der Ankündigung der neuesten MacBooks die ersten Mobile-Varianten auf Polaris-Basis offiziell vorgestellt. Die hierzu aufgelegte "Radeon Pro 400" Serie besteht derzeit allein aus den Polaris-11-basierten Mobile-Lösungen Radeon Pro 450, Radeon Pro 455 und Radeon Pro 460 – welche zuerst wie gesagt in Apples neuen MacBooks erscheinen, später aber auch von anderen Notebook-Herstellern zu erwarten sind. Und womöglich hat auch dieser Deal mit Apple deren Ankündigung so lange hinausgezögert – ursprünglich wollte AMD einmal mit der Polaris-Serie besonders im Mobile-Segment punkten, erwartet man früher einmal erste entsprechende Lösungen bereits im Frühjahr 2016. Der späte Start von Polaris 11 im Mobile-Segment bringt AMD allerdings noch nicht aus der Pole Position heraus, denn nVidias konkurrierender GP107-Chip soll im Mobile-Segment erst im Januar 2017 erscheinen – nur einen großen Zeitvorsprung hat AMD nun nicht mehr in der Hand.

Die TDP von unter 35 Watt deutet es schon an, das es sich bei den drei Exemplaren der Radeon Pro 400 Serie um echte Mobile-Beschleuniger handelt – wofür kein Notebook-Hersteller ein extra Kühlsystem aufbauen bzw. den Akku entsprechend größer dimensionieren muß. Dabei dürften die beiden kleineren Lösungen aufgrund ihrer klar abgespeckten Hardware sogar noch viel deutlicher unter diesen 35 Watt liegen als die Radeon Pro 460. Selbige bringt erstmals den Vollausbau des Polaris-11-Chips an den Start – mit allerdings Rohleistungen, die (wegen der klar niedrigeren Taktraten der Mobile-Lösungen) doch noch unterhalb derjenigen der Radeon RX 460 aus dem Desktop-Segment liegen.

Radeon Pro 450 Radeon Pro 455 Radeon Pro 460 Radeon RX 460
Chipbasis AMD Polaris 11, 3,0 Mrd. Transistoren in 14nm auf 123mm² Chipfläche bei GlobalFoundries
Architektur GCN4, DirectX 12 Feature-Level 12_0
Technik 2 Raster-Engines, 640 Shader-Einheiten, 40 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 768 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage) 2 Raster-Engines, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Vollausbau) 2 Raster-Engines, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 16 ROPs, 128 Bit GDDR5-Interface (Salvage)
Leistung ≤1 TFlops
80 GB/sec
≤1,3 TFlops
80 GB/sec
≤1,85 TFlops
80 GB/sec
≤2,15 TFlops
112 GB/sec
Taktraten ≤800/2500 MHz ≤850/2500 MHz ≤900/2500 MHz 1090/1200/3500 MHz
(Ø-Chiptakt: ~1170 MHz)
TDP <35W <35W <35W <75W
FHD Perf.Index gesch. ~130-150% gesch. ~150-170% gesch. ~200-220% 260%
Verwendung Mobile Mobile Mobile Desktop

Beachtenswert ist jedoch eher, wie nahe die Radeon Pro 460 mit ihren Rohleistungen der Radeon RX 460 kommt: 86% von deren Peak-Rechenleistungen samt 71% von deren Speicherbandbreite werden für eine etwas mehr als halbierte TDP erreicht. Der zugrundeliegende Polaris-11-Chip kann also (sogar im Vollausbau) durchaus ein echter Stromsparer sein – nur sind die seitens AMD im Desktop-Segment angesetzten Taktraten dafür zu hoch, der Polaris-11-Chip augenscheinlich eigentlich für niedrigere Taktraten gedacht gewesen. Die übliche These hierzu lautet ja dahingehend, das AMD unter dem Druck von nVidias Pascal-Generation die Polaris-Taktraten bei allen Desktop-Modellen hat nach oben setzen müssen – worauf sich dann auch die erneut zurückhängende Energieeffizienz bei AMD erklärt. Mit den Mobile-Modellen zeigt AMD wohl viel eher, wie die Polaris-Generation eigentlich gedacht war.

Gewisse Unsicherheiten liegen allerdings in dem Punkt der von AMD leider nur angegebenen Peak-Rechenleistung – was letztlich nur bedeutet, wo deren Maximaltakt liegt. Gerade unter Mobile-Bedingungen können die üblicherweise anliegenden Taktraten dann deutlich darunter rangieren, was erhebliche Spielräume nach unten hin bei deren Performance-Schätzung ergibt (hinzu kommt der Unsicherheitsfaktor der Schätzung selber). Die Performance von Radeon Pro 450, 455 und 460 wird man wohl erst wirklich gut beurteilen können, wenn entsprechende Notebooks vorliegen, bei denen man zumindest die real anliegenden Taktraten im Spielebetrieb ablesen kann. Gemäß der aktuellen (fehlbaren) Schätzung liegen Radeon Pro 455 & 460 ungefähr in dem Performancefeld der GeForce GTX 750 & 750 Ti aus dem Desktop-Segment – für echte Mobile-Beschleuniger ist dies durchaus nicht verkehrt. FullHD auf Medium-Einstellungen dürfte damit durchaus machbar sein, natürlich ohne große Reserven für die Zukunft, aber dies ist in dieser Klasse auch nicht zu verlangen.