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AMDs zweite Polaris-10-basierte Grafikkarte kommt als Radeon RX470

Nachdem AMD nunmehr wenigstens etwas zum Polaris-10-Chip bzw. der darauf basierenden Radeon RX480 Grafikkarte gesagt hat, steht natürlich die Frage im Raum, ob es sich bei den offerierten Daten von augenscheinlich 2304 Shader-Einheiten um den Vollausbau des Polaris-10-Chips handelt bzw. welche weiteren Polaris-10-Grafikkarten zu erwarten sind. Vorab gab es hierzu einige Auslegungsvarianten und auch Überlegungen hin in Richtung von gleich 2560 Shader-Einheiten beim Polaris-10-Chip. Da nun aber in allen Vorab-Benchmarks ausschließlich Karten mit nur 2304 Shader-Einheiten (nie aber mehr) aufgetaucht sind und jene teilweise sogar die augenscheinlich finalen Taktraten getragen haben, kann man wohl davon ausgehen, das der Polaris-10-Chip nur jene 2304 Shader-Einheiten trägt. Für die Chipfläche von ~232mm² wäre dies immer noch eine stolze Leistung, der ähnlich große Pitcairn-Chip (212mm²) kam in der 28nm-Fertigung gerade einmal mit 1280 Shader-Einheiten daher.

Damit sollte die Radeon RX480 fest die größere Polaris-10-Lösung darstellen – was ja nun nicht schlecht ist, dies kann nur bedeuten, das die kleinere Polaris-10-Lösung demzufolge mit einem nochmals günstigeren Preispunkt antreten sollte (wahrscheinlich bei 149$ Listenpreis). Laut Videocardz ergibt sich auch schon ein Name für diese Grafiklösung: Radeon RX470. Dies überrascht etwas, denn damit besetzt der Polaris-10-Chip gleich zwei Grafikkarten-Serien (70er & 80er) – aber andererseits ist der kleinere Polaris-11-Chip Hardware-technisch wohl viel zu niedrig angesetzt, um ernsthaft als 70er Serie durchzugehen und dürfte von AMD demzufolge nur als 60er Serie im Desktop-Segment verwendet werden (denkbar: "Radeon RX 460"). Zur Einordnung der Radeon RX470 kann man dann auf die früheren 3DMark11-Resultate zurückgreifen, welche sich nunmehr als mit finalen Taktraten erzeugt herausstellen. Die dort genannten 1266 MHz Chiptakt konnten TechPowerUp inzwischen für die Radeon RX480 fest bestätigen.

Somit kann man einiges aus der auf 11,7% liegenden Mehrperformance der Radeon RX480 gegenüber der RX470 unter dem 3DMark11 (GPU-Score) schlußfolgern, da man die finalen Taktraten beider Grafikkarten auf diesen Messungen basierend bereits kennt. Da der 3DMark11 auf seiner niedrigen Auflösung von 1280x720 kaum auf die (zwischen RX470 und RX480 fast identische) Speicherbandbreite zurückgreift, dürfte der Performance-Unterschied wohl allein über die pure Rechenleistung erzeugt worden sein. 11,7% Mehrperformance bzw. 10,5% Minderperformance dürften dann auf gleichem Chiptakt eine gewisse Abspeckung bei der Anzahl der aktiven Shader-Einheiten zur Grundlage haben. Denkbar sind hier Auflösungen mit 1920 oder 2048 Shader-Einheiten bei der Radeon RX470 – ersteres ergibt eine um gleich um 16,7% geringere Rechenleistung, zweiteres eine um 11,1% geringere Rechenleistung. Angesichts der zu sehenden Skalierung dieses Benchmarks bei anderen Grafikkarten (zwischen GeForce GTX 980 und 970 kommt es zu 12,1% weniger Performance bei 16,3% weniger Rechenleistung) würden wir eher auf die kleinere dieser beiden Auflösungen tippen.

AMD Polaris FHD Perf. 4K Perf. Preislage nVidia Pascal
960% 132% 599$/699$ GeForce GTX 1080
GP104-400, 2560 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5X-Interface, 1607/1733/2500 MHz, 8 GB GDDR5X, 180W GCP
800% 107% 379$/449$ GeForce GTX 1070
GP104-200, 1920 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, 1506/1683/4000 MHz, 8 GB GDDR5, 150W GCP
~650-700% ? ~299$ GeForce GTX 1065
GP104-150, mglw. 1920 Shader-Einheiten @ 192 Bit GDDR5-Interface, 6 GB GDDR5
Radeon RX480
Polaris 10, 2304 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, ≤1266/4000 MHz, 4/8 GB GDDR5, 150W TBP
~550-600% ? 199$
Radeon RX470
Polaris 10, mglw. 1920 oder 2048 Shader-Einheiten @ 256 Bit GDDR5-Interface, ≤1266/3850 MHz, 4/8 GB GDDR5
~500-550% ? ~149$
Anmerkung: Alle in dieser Tabelle genannten Werte zu noch nicht veröffentlichter Hardware sind natürlich spekulativ.

So oder so dürfte es zu einer AMD-typisch recht eng beeinanderliegenden Performance von Radeon RX470 und RX480 kommt – bei 10-15% Performancedifferenz je nach Auflösung und Spiel. Als Preispunkt dürfte die Radeon RX470 dann wohl den Kampfpreis von 149 Dollar bekommen – 159 Dollar würde auch noch gehen, höhere Preislagen wären dann zu nahe an der Radeon RX480 dran. Abzuwarten bleibt bei beiden AMD-Karten leider noch, wie die Preislagen mit 8 GB Speicher aussehen bzw. was AMD diesbezüglich für einen Mehrpreis verlangt. Andererseits sagt das vermutliche Performanceprofil beider AMD-Karten auch aus, das 8 GB wohl nur bei einer langfristigen Investition notwendig sind, man für kurz- und mittelfristige Nutzungszyklen wohl auch mit 4 GB Speicher auskommen kann. Ja nachdem wie käuferfreundlich der Mehrpreis für 8 GB ausfällt, könnte natürlich auch eine generelle Empfehlung pro der 8-GB-Modelle ergehen – dies hat AMD in der Hand.

In vorstehender Auflistung ist im übrigen AMDs völlig anderer Ansatz bei Polaris nochmals deutlicher zu erkennen – und nun ist auch klarer, wieso nVidia ungewöhnlicherweise noch eine dritte GP104-Variante in Vorbereitung hat, obwohl man ansonsten gern mit nur zwei Grafikkarten-Varianten pro Grafikchip auskommt. Doch der GP104-Chip ist so viel höher als der Polaris-10-Chip angesetzt, das nVidia wohl befürchtet, zu viele Marktanteile abzugeben, wenn man nicht schnellstmöglich auch eine günstige Pascal-Grafikkarte nachschiebt. Ob nVidia allerdings auf die Preislagen eines Polaris 10 herunterkommt, wäre zu bezweifeln – wenn dann dürfte dies die Aufgabe des GP106-Chips sein, welcher aber nicht vor diesem Herbst zu erwarten ist. Zudem muß sich der GP106-Chip auch erst einmal beweisen – gerade gegenüber den Erfahrungen aus der Vergangenheit, in welcher nVidias Performance-Chips immer etwas "halbgar" daherkamen. AMD legt mit Polaris 10 augenscheinlich prächtig vor, was dann nicht einfach durch nVidia zu kontern sein wird.