20

Die Grafikkarten-Performance unter The Witcher 3

Recht viele Webseiten haben sich zum Launch von The Witcher 3: Wild Hunt mit dessen Performance beschäftigt – meistens allerdings etwas zu früh, denn das Spiel hat mit weiteren Patch-Versionen und angepassten Treibern doch einiges an Reife gewonnen, was gerade in den allerersten Artikeln zum Thema dann etwas fehlt. Andererseits sind die Performance-Verbesserungen auch nicht so großartig, daß die älteren Artikel direkt falsch wären – bis auf die Frage von nVidias Hairworks: Hier haben die letzten Spiel- und Treiberversionen deutliche Verbesserungen zugunsten der AMD-Grafikkarten gebracht. Und dennoch lohnt es sich kaum, The Witcher 3 auf AMD-Grafikkarten mit aktivem Hairworks zu betreiben – der Performance-Hit ist viel zu hoch für den (das Gesamtbild betrachtend) eher geringen Optikgewinn. Dies lohnt nur bei nVidias Maxwell-Grafikkarten, wo der Performanceverlust unter Hairworks im vernünftigen Rahmen bleibt.

Aus diesem Grund machen auch vergleichende Benchmarks unter durchgehend aktivem Hairworks kaum einen größeren Sinn: Der Sieger steht dabei von Anfang fest. Eher praktikabel ist es, The Witcher 3 ohne Hairworks zu testen und jenes Feature einfach als kleinen Optikbonus für die Maxwell-basierten Grafikkarten anzusehen. Ausgangpunkt für unsere Betrachtungen war somit erst einmal der neue Spieltest seitens HT4U, welcher zudem mit einigen Messungen aus den Launch-Artikeln zur Radeon R9 Fury verrechnet wurde: Herangezogen wurden hierzu die Benchmarks der ComputerBase und von TechPowerUp. Dabei wurden zwar fast nur Performance- und HighEnd-Grafikkarten getestet, The Witcher 3 auf Basis der "REDengine 3" Spieleengine ist jedoch unter der höchstmöglichen Grafikqualität ausreichend Hardware-fressend, daß insbesondere Mainstream-Grafikkarten bei weitem nicht mehr mitkommen.

The Witcher 3 – 1920x1080, MaxQuality, Hairworks=off  (Quellen: HT4U, ComputerBase, TechPowerUp)
AMD HD7000 AMD R200 AMD R300 nVidia GF600 nVidia GF700 nVidia GF900
25-29 fps 7950
7950-Boost
7970
280 680 770 960
30-35 fps 7970-GHz 285
280X
380 780
35-39 fps 290 Titan Titan Black
40-49 fps 290X 390
390X
780Ti 970
50-59 fps Fury
Fury X
980
ab 60 fps 980Ti
Titan X

Unter 1920x1080 wird schon eine HighEnd-Grafikkarten früherer Generation benötigt, um überhaupt auf 25 fps im Mittel zu kommen – eine GeForce GTX 680 springt gerade einmal so über diese Marke. Für eher angenehme 35 fps gehen die Anforderungen wesentlich nach oben, selbst die orginale GeForce GTX Titan erreicht gerade einmal dieses Framerate-Level. Auffallend ist, daß von den nVidia-Grafikkarten sich nur die Maxwell-Beschleuniger perfekt positionieren können, wo selbst eine GeForce GTX 960 noch mit gelistet werden kann – die Kepler-Beschleuniger kommen demgegen nicht gut mit und liegen teilweise sogar gegenüber ansonsten als gleich betrachteten AMD-Beschleunigern zurück. Mit den aktuellen Treiber- und Spielversionen liegt AMD also gut im Rennen, Vorteile für nVidia sind kaum festzustellen – dafür aber gewisse Nachteile bei Kepler-basierten Grafikkarten.

The Witcher 3 – 2560x1440, MaxQuality, Hairworks=off  (Quellen: HT4U, ComputerBase, TechPowerUp)
AMD HD7000 AMD R200 AMD R300 nVidia GF600 nVidia GF700 nVidia GF900
25-29 fps 7970-GHz 280X Titan 780
30-35 fps 290
290X
390 Titan Black
780Ti
970
35-39 fps 390X 980
40-49 fps Fury
Fury X
980Ti
50-59 fps Titan X

Schon bei 2560x1440 geht dann nichts mehr unterhalb echter HighEnd-Ware: Selbst die originale GeForce GTX Titan erreicht hier keine 30 fps mehr – und für 35 fps im Mittel werden bei AMD ab der Radeon R9 390X aufwärts und bei nVidia ab der GeForce GTX 980 aufwärts benötigt. Exzellente Beschleuniger á Radeon R9 290X oder GeForce GTX 970 erreichen diese Marke nicht einmal – The Witcher 3 positioniert sich hier wahrhaft als ein Spiel, welches auch schon unterhalb der 4K-Auflösung Hardware zum Frühstück frisst. Zwischen AMD und nVidia gibt es bis auf die gewisse Kepler-Schwäche keine größeren Ausreißer. Interessant ist jedoch, daß bei AMD noch einige Grafikkarten basierend auf dem 2½ Jahre alten Hawaii-Chip gelistet werden konnten, während bei nVidia nichts unterhalb des (deutlich größeren) GK110-Chips geht – wieder einmal ein Fall, wo AMD-Hardware länger durchhält, denn vom Hawaii-Counterpart GK104 ist hier nichts mehr zu sehen (GeForce GTX 770 bei ~21 fps).

The Witcher 3 – 3840x2160, MaxQuality, Hairworks=off  (Quellen: HT4U, ComputerBase, TechPowerUp)
AMD HD7000 AMD R200 AMD R300 nVidia GF600 nVidia GF700 nVidia GF900
20-24 fps 290X 390
390X
980
25-29 fps Fury
Fury X
980Ti
Titan X

Unter der 4K-Auflösung von 3840x2160 schafft es keine der aktuell angebotenen Grafikkarten auf wirklich spielbare Frameraten – selbst für die GeForce GTX Titan X ist bei knapp unter 30 fps Feierabend, die Radeon R9 Fury X kommt auf grob 29 fps. Hier wird man die Details etwas herabsenken müssen, um echte Spielbarkeit zu erreichen – alternativ ist dies eine Aufgabe für MultiChip-Setups bzw. dann eben kommende Grafikkarten-Generationen. Beim ausnahmesweise mit notierten Frameraten-Bereich von "20-24 fps" fällt auf, daß dort AMD viel zahlreicher vertreten ist als nVidia, die bekannte 4K-Stärke von AMD hierbei also vollens durchschlägt. Bei den Spitzenmodellen herrscht dagegen (aber auch im Gegensatz zu den Tests unter den anderen Auflösungen) ein Gleichstand: In der höchsten fps-Kategorie konnten jeweils zwei AMD- und nVidia-Lösungen notiert werden.

Da die vorstehenden Vergleiche unter der maximalen Spielqualität zu viele Beschleuniger ausschließen und natürlich auch die Spiel-Performance unter kleineren Grafikkarten interessant ist, soll auch noch ein Performance-Vergleich unter der Medium-Bildqualität erfolgen (was nVidias Hairworks automatisch ausschließt). Ausgangspunkt hierfür ist ein Artikel des TechSpots mit entsprechenden Benchmarks unter der Medium-Bildqualität für eine Vielzahl an Grafikkarten (die Lücken wurden wie üblich durch uns mittels Interpolation gefüllt). Jener Artikel wurde noch vor allem Treiber- und Spielverbesserungen aufgenommen – aber da der TechSpot üblicherweise nicht die allerhärtesten Benchmark-Squenzen ansetzt, könnte sich dieser Effekt halbwegs wieder ausgleichen. Wichtig sind hierbei nicht konkrete Frameraten, sondern vielmehr ein Überblick, welche Grafikkarten unter Witcher 3 überhaupt noch so mitkommen:

The Witcher 3 – 1920x1080, MediumQuality, Hairworks=off  (Quelle: TechSpot)
AMD HD7000 AMD R200 AMD R300 nVidia GF600 nVidia GF700 nVidia GF900
25-29 fps 7790 260 360 650Ti 750
30-35 fps 260X 650Ti-Boost
660
750Ti
35-39 fps 7850 265 370
40-49 fps 7870
7870-Boost
7950
270
270X
660Ti
670
680
760
50-59 fps 7950-Boost
7970
280
285
380 770 960
ab 60 fps 7970-GHz 280X
290
290X
390
390X
Fury
Fury X
Titan 780
Titan Black
780Ti
970
980
980Ti
Titan X

Unter 1920x1080 in der Medium-Bildqualität ist die Tabelle dann gut gefüllt mit alten und neuen Grafikkarten – wobei es trotzdem nicht unterhalb eines gewissen Niveaus losgeht. Mit LowCost-Grafikkarten oder aber integrierter Grafik braucht man bei The Witcher 3 nicht ankommen – trotz der Reduzierung der Bildqualität auf das Medium-Niveau. Dafür geht es aber schon bei den Grafikkarten des Performance-Segments mit gutklassigen Frameraten ab 35 fps im Mittel los – das Spiel skaliert exzellent mit der zur Verfügung stehenden Grafikkarten-Power. Für alle HighEnd-Grafikkarten lohnt unter diesem Setting dann natürlich schon wieder der Blick zu höheren Bildqualitäten, da selbst ältere HighEnd-Modelle hier oftmals 50 fps und mehr erreichen.

Nachtrag vom 3. August 2015

Die PC Games Hardware bietet einen Nachtest zu The Witcher 3 auf aktuellen Spiel- und Treiberversionen sowie gleich unter Windows 10 an – sprich, die derzeit aktuellste Informationsbasis zur Performance dieses RPG-Spiels. Im Vergleich zu unserer kürzlichen Performance-Zusammenfassung für Witcher 3 ändert sich allerdings wenig, die größten Veränderungen scheinen schon in die ersten Treiberversionen und Spielupdates nach Spielrelease eingeflossen zu sein. Die PCGH hat sich allerdings eine wirklich schlauchende Benchmark-Szene herausgesucht, in welcher noch nicht einmal eine kräftig ab Werk übertaktete GeForce GTX 980 Ti die 60-fps-Marke knackt – wer auf der Suche nach der Witcher-Performance in den eher heiklen Szenen ist, wird hier gut bedient. Dafür kommen dann allerdings nur noch HighEnd-Grafikkarten oberhalb von 35 fps heraus, für diesen Wert sollte man schon mit Radeon R9 390 oder GeForce GTX 970 antreten – kleinere Karten oder frühere HighEnd-Modelle erreichen diese fps-Marke nicht mehr, nur etwas ältere Mittelklasse-Grafikkarten finden sich schnell in einem klar nicht spielbaren Territorium wieder (GeForce GTX 660 bei nur 13,8 fps).