25

Die Intel-Geschäftsergebnisse im zweiten Quartal 2025

Intel hat seine Geschäftszahlen für das zweite Jahresquartal vorgelegt, welche einhergehen mit nochmals härten Plänen zur Umstrukturierung. Zwar kam Intel Umsatz-technisch in diesem Quartal mit 12,9 Mrd. Dollar leicht oberhalb der vorherigen Prognose von 11,2-12,4 Mrd. heraus, die ändert aber natürlich nichts daran, dass man sich geschäftlich klar seitwärts bewegt und demnächst auch keine Produkte in der Roadmap stehen hat, von welchen man sich einen diesbezüglichen Kurswechsel versprechen könnte. Zudem sehen die Gewinnzahlen mit –3,0 Mrd. nomineller Verlust und nunmehr auch –0,5 Mrd. operativer non-GAAP-Verlust fürchterlich für Intel aus – wenngleich unklar ist, zu welchem Anteil die bereits letztes Quartal in Gang gesetzten Sparmaßnahmen hier schon enthalten sind. Jene werden Intel kurzfristig sicherlich einiges kosten, genauso betreffend dann natürlich die mit diesem Quartalsbericht neu verhängten Sparmaßnahmen: Es werden weitere 15% der Belegschaft gehen müssen, die Fabrik-Projekte in Deutschland und Polen werden nicht angegangen und andere Ausbauvorhaben zumindest verzögert. Damit soll Intel nach dieser neuen Schrumpfungsrunde bei noch 75'000 Mitarbeitern stehen, eine dann schon deutliche Differenz zu den 109'000 Mitarbeitern Ende 2024.

Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025 Q2/2025
Umsatz 12'833 Mio. $ 13'284 Mio. $ 14'260 Mio. $ 12'667 Mio. $ 12'859 Mio. $
(nomineller) Gewinn –1654 Mio. $ –16'959 Mio. $ –153 Mio. $ –887 Mio. $ –3024 Mio. $
Bruttomarge 35,4% 15,0% 39,2% 36,9% 27,5%
operativer non-GAAP-Gewinn 24 Mio. $ –2369 Mio. $ 1368 Mio. $ 690 Mio. $ –503 Mio. $

Trotz dass das zweite Jahresquartal 2025 beim Umsatz besser lief als Intels (in den roten Bereich gehende) Prognose, bedeutet dies natürlich nicht, dass sich da irgendeine Umsatzentwicklung in mittel- oder langfristiger Richtung ergeben hätte. Vielmehr hat Intel gerade so das Ergebnis des Vorjahreszeitraums erreicht, somit nur den weiteren Absturz verhindert. Das gleiche Bild ergibt sich dann bei den einzelnen Intel-Sparten, wobei hier einige Zwischenwerte noch fehlen, da Intel jene Sparten mit dem Jahresbeginn 2025 etwas umorganisiert hatte. Bei den drei neuen Hauptsparten ändert sich allerdings auch recht wenig, die einzige Sparte mit einem vergleichsweise konstanten Zugewinn (auf niedrigem Niveau) ist jene der "anderen Produkte", sprich ein nicht wirklich geschäftsbedeutsamer Posten. Insbesondere bei Intels Foundry-Sparte fehlt vor allem ein gewisser Zugewinn, welcher aufgrund der hohen laufenden Kosten dieser Sparte sich eigentlich im Milliarden-Bereich bewegen müsste.

Umsätze Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025 Q2/2025
Client Computing  (CCG, "Consumer-Sparte") 8143 Mio. $ ? ? 7629 Mio. $ 7871 Mio. $
Data Center and AI  (DCAI, "Server-Sparte") 3805 Mio. $ ? ? 4126 Mio. $ 3919 Mio. $
Intel Foundry  ("Fertigungs-Sparte") 4282 Mio. $ ? ? 4667 Mio. $ 4417 Mio. $
all other 881 Mio. $ ? ? 943 Mio. $ 1053 Mio. $

Allerdings liegt genau an dieser Stelle das geschäftliche Problem Intels, wie man auch in einer Pflicht-Mitteilung an die US-Aufsichtsbehörde SEC ganz offen ansprach: Intel ist es derzeit nicht gelungen, für irgendeinen der Intel-Nodes einen signifikaten Auftraggeber zur Chipfertigung zu aquirieren, dies schließt augenscheinlich auch die (vorher so hochgelobte) 18A-Fertigung mit ein. Bei der nunmehr in Entwicklung befindlichen 14A-Fertigung führt dies dann zum faktischen Showdown: Kann auch für jene 14A-Fertigung kein signifikanter externer Auftraggeber gewonnen werden (was Intel selber als "ungewiß" bezeichnet), müsste Intel den ganzen Ansatz der Intel Foundry und damit der Weiterentwicklung von Halbleiter-Nodes überdenken. Dies bedeutet, dass 14A Intels letzte Patrone in der derzeitigen Firmenverfassung mit einem starken Fertigungsarm ist. Wird auch diese (wirkungslos) verschossen, sind wirklich große Änderungen wohl unausweichlich.

If we are unable to secure a significant external customer for our Intel 14A node, we may pause or discontinue development of Intel 14A and subsequent next generation leading-edge nodes. While we remain focused on continued development of Intel 14A and securing such a significant external customer, we have taken steps to reduce our overall investment and have further slowed down the construction of the new leading-edge fabrication facilities we are building in Ohio. In addition, while we continue to evaluate Intel 14A for use in future Intel products and our plan includes an initial product designed to utilize Intel 14A, at present we are maintaining the option to design future Intel products requiring nodes with performance beyond Intel 18A and Intel 18A-P to be produced internally or by an external foundry. We have been unsuccessful to date in securing any significant external foundry customers for any of our nodes and our prospects for securing a significant external foundry customer for Intel 14A are uncertain.
Quelle:  Intel in einer Pflicht-Mitteilung an die US-Aufsichtsbehörde SEC am 24. Juli 2025

Interessant an dieser Stelle, mit welch großen Worten Intel die Folgen eines solchen Stopps der eigenen Fertigungs-Weiterentwicklung ausmalt: Abhängigkeit von Fremdfertigern mit eventuellen Beeinträchtigungen für Termintreue und verfügbare Volumen, Verlust der (bisherigen) Investitionen in Forschung & Entwicklung, Verlust von Regierungsaufträgen oder etwaiger Subventionen für Fabrik-Bauten. Dies ist alles korrekt und womöglich muß Intel dies sogar in jener Schärfe angeben. Allerdings könnte man die Vermutung auflegen, dass insbesondere der Punkt mit den Regierungsaufträgen womöglich auch als Warnhinweis in Richtung der US-Regierung gelten könnte. Denn wenn Intel seine Fertigungs-Weiterentwicklungs stoppen sollte, gäbe es in der Tat keine US-Firma mehr, bei welcher man (unter modernen Nodes) US-Regierungsaufträge (aka Chips für Rüstungsgüter) mit den hierfür gewünschten Sicherheitsstufen abhandeln kann. Ob der Hinweis auf diese Problematik tatsächlich ein Hintergedanke seitens Intel war, bleibt allerdings offen.

Die Frage nach dem Erfolg der 14A-Fertigung klärt sich natürlich erst in einiger Zeit. Erstaunlich daneben, dass Intel selbst so wenig daran setzt, seine eigenentwickelten Fertigungsverfahren zu nutzen – denn bei "Nova Lake" wird schließlich wieder ein Großteil der Tiles von TSMC kommen. Dass es geschäftlich günstiger sein soll, Milliarden-schwere Verluste mit der eigenen beschäftigungslos dastehenden Chipfertigung zu kassieren, nur um mittels der extern eingekauften TSMC-Chips irgendwie ein paar Prozent Mehrperformance herauszuholen (was ja nun bei "Arrow Lake" nicht wirklich geklappt hat), erscheint doch als gewagte Kalkulation. So oder so schmort Intel für die nächste Zeit sicherlich erst einmal im eigenangerichteten Saft, denn die kurzfristige Roadmap gibt für die nächsten vier Quartale schließlich nur "Panther Lake" her, welches möglicherweise noch vor Ende 2025 startet, aber so wirklich geschäftswirksam erst im Jahr 2026 werden dürfte. Als reine Mobile-Generation fehlt jener Intel-Generation aber auch die ganz große Produkt-Bandbreite, um die Intel-Ergebnisse positiv zu beeinflussen.

Für das laufende dritte Quartal wird Panther Lake in jedem Fall noch keine Bewandtnis haben, in selbigem Zeitraum rechnet Intel mit einem gewissen Aufschwung auf einen Quartalsumsatz von 12,6-13,6 Mrd. Dollar sowie einer auf wenigstens wieder 34,1% steigenden Bruttomarge. Grob gesehen würde das dem Ergebnis des Vorjahreszeitraums entsprechen, ergo rechnet man hier nicht wirklich mit einem Wachstum, allein saisonale Gründe würden für diese (gegenüber dem Vorquartal) steigenden Zahlen sorgen. Wie gesagt gibt es kurz- und mittelfristig bei Intel keine Wachstumsphantasien, denn Chipentwicklung ist ein langwieriges Geschäft und auf den Roadmaps steht derzeit kurzfristig nichts bedeutsames. Die nächste wirkliche Chance hat Intel dann erst mittels "Nova Lake" – und jenes dürfte vielleicht Ende 2026 starten, dürfte aber auch erst Anfang 2027 vollständig geschäftswirksam werden. Bis dahin dürfte sich die aktuelle Seitwärtsbewegung Intels fortsetzen bzw. ist eine solche womöglich das beste, was Intel in der Zwischenzeit überhaupt erreichen kann.