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Die nVidia-Geschäftsergebnisse im ersten Quartal 2025

Chip-Entwickler nVidia hat seine Geschäftsergebnisse für das sinngemäße erste Jahresquartal 2025 vorgelegt, welches bei nVidia fiskalisch allerdings von Februar bis April lief und zudem dem Geschäftsjahr 2026 zugeordnet wird (weil das vierte Quartal erst im Januar 2026 endet). Im genannten Zeitraum hat sich nVidia mal wieder selber übertroffen und das nunmehr 7. Quartal in Folge einen neuen Umsatzrekord aufgestellt – wobei diese allesamt sogar sehr deutlich waren, sprich der vorherige Rekord wurde jeweils um den Betrag mehrerer Milliarden Dollar überboten. In diesem Fall ging es von 39,3 auf 44,1 Mrd. Dollar hinauf, wobei dies wiederum seit 7 Quartalen auffallend ähnlich lag: Alle letzten 7 Umsatzsteigerungen betrugen um die 4-5 Mrd. Dollar pro Quartal, nVidia wächst also stark linear (und nicht exponentiell). Der Hintergrund dessen sich wohl einfach erklären: nVidias Umsatz steigert sich primär anhand der zunehmenden Fertigung von HPC/AI-Beschleunigern – und natürlich kann man neue Fertigungsanlagen hierfür schwerlich (dauerhaft) um exponentielle Beträge aufbauen, bei einem so lang anhaltenden Wachstum geht es wohl nur linear.

Der Hinweis auf das lineare Wachstum ist dabei nicht als Kritik zu verstehen, sondern als reine Beobachtung der Dinge. Schon das erreichte lineare Wachstum ist eine starke Größe, da der Markt an HPC/AI-Beschleunigern inzwischen faktisch riesig geworden ist (nVidia lieferte letztes Jahr in selbigem Markt für 115 Mrd. Dollar aus, neben weiteren Anbietern) und demzufolge irgendwann auch mal ein nachlassendes Wachstum zu erwarten wäre, sprich geringer werdend als ein linearer Anstieg. Noch wurde dieser Punkt nicht erreicht, nVidia trotzt derzeit erfolgreich sogar solch dicken Störsteinen wie den neuen US-Exportbestimmungen gegenüber China, mittels welchen GeForce RTX 5090D und alle HPC/KI-Beschleuniger im Laufe dieses Quartals aus dem nVidia-Angebot für China genommen werden mussten. Dies hat nVidia angeblich sogar weitere 2,5 Mrd. Dollar Umsatz gekostet, viel gewichtiger ist allerdings der Einfluß auf die Gewinnsparte: Denn da mussten 4,5 Mrd. Dollar hierfür abgeschrieben werden, womit für dieses Quartal auch keine neuen Rekordgewinne erzielt werden konnten und die Bruttomarge sogar deutlich sank.

Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025
Umsatz 26'044 Mio. $ 30'040 Mio. $ 35'082 Mio. $ 39'331 Mio. $ 44'062 Mio. $
(nomineller) Gewinn 14'881 Mio. $ 16'599 Mio. $ 19'309 Mio. $ 22'091 Mio. $ 18'775 Mio. $
Bruttomarge 78,4% 75,1% 74,6% 73,0% 60,5%
operativer non-GAAP-Gewinn 18'059 Mio. $ 19'937 Mio. $ 23'276 Mio. $ 25'516 Mio. $ 23'275 Mio. $

Allerdings nimmt nVidia diesen Effekt allesamt in jenes Quartal auf, soll also schon im laufenden zweiten Quartal die Bruttomarge wieder auf einen (nVidia)-"normalen" Wert steigen. Zugleich versucht nVidia genauso, ab Juni neue HPC/AI-Beschleuniger in den chinesischen Markt zu bringen. Jene könnten es allerdings einigermaßen schwieriger als die bisherigen nVidia-Angebote haben, da nVidia hierfür abgespeckte Varianten des GB202-Chips (der GeForce RTX 5090) zugrundelegen muß, nicht mehr den eigentlichen HPC/AI-Chip "GB100" benutzen kann. Daneben kann sich nVidia allerdings immer noch darauf verlassen, dass findige Geschäftemacher in Fernost jederzeit Wege finden werden, die regulären HPC/AI-Beschleuniger von nVidia nach China zu bringen – gut zu sehen an der Statistik von Kakashii @ X, wonach das kleine Singapur (6 Mio. Einwohner) für 20% des kompletten nVidia-Umsatz bzw. sogar 23% des Umsatzes der reinen DataCenter-Sparte bei nVidia steht.

Jene DataCenter-Sparte ist natürlich wieder einmal die dominierende bei nVidia, derzeit bei 89% des Gesamtumsatzes stehend. Allerdings machte sich die Gaming-Sparte auch nicht schlecht, das Vorquartal wurde um satt +48% übertroffen und auch im Vergleich zum Vorjahresquartal ging es deutlich um +42% nach oben. Praktisch hat nVidia seine vorherigen Lieferprobleme bei der GeForce RTX 50 Serie endlich in den Griff bekommen und führt die Blackwell-Serie somit zu echten geschäftlichen Höhen – sprich einem neuen Umsatzrekord (!) für diese Sparte. Ob nVidia dafür allerdings die ganz großen Stückzahlen ausgeliefert hat, bleibt etwas offen. Einzurechnen ist hier in jedem Fall der erhebliche Effekt der hohen durchschnittlichen Verkaufspreise (ASP), welche sich mit der GeForce RTX 50 Serie erzielen lassen. Seitdem jene auf dem Markt ist, lautet der durchschnittliche Verkaufspreis von nVidia-Grafikkarten bei der Mindfactory nicht mehr auf 500-500 Euro, sondern vielmehr auf 750-900 Euro, in den Anfangszeiten nach den Launches der ersten RTX50-Modelle gab es teilweise sogar vierstellige ASPs.

Umsätze Q1/2024 Q2/2024 Q3/2024 Q4/2024 Q1/2025
Gaming  (GeForce & Switch) 2647 Mio. $ 2880 Mio. $ 3279 Mio. $ 2544 Mio. $ 3763 Mio. $
Data Center  (HPC/KI) 22'563 Mio. $ 26'272 Mio. $ 30'771 Mio. $ 35'580 Mio. $ 39'112 Mio. $
Professional Visualization  (ex-Quadro) 427 Mio. $ 454 Mio. $ 486 Mio. $ 511 Mio. $ 509 Mio. $
Auto  (Tegra) 329 Mio. $ 346 Mio. $ 449 Mio. $ 570 Mio. $ 567 Mio. $
OEM & Other 78 Mio. $ 88 Mio. $ 97 Mio. $ 126 Mio. $ 111 Mio. $

Eventuell spielt in dieses Spitzen-Ergebnis auch die Vorproduktion für die Switch 2 mit hinein, deren Marktstart bevorsteht und welche von nVidia ebenfalls mit in der Gaming-Sparte verbucht wird. Nichtsdestotrotz erwähnte nVidia das Rekordergebnis der Gaming-Sparte nicht einmal in seiner Pressemitteilung – wohl als indirekten Hinweis, wie wichtig diese Sparte von nVidia selber noch angesehen wird. Denn am Ende ist der Gaming-Markt limitiert, während das Ende der Fahnenstange beim (weltweiten) HPC/AI-Markt noch nicht erreicht ist. Zwar rechnet nVidia selber für das laufende zweite Quartal mit "nur" 45,0 Mrd. Dollar Quartalsumsatz (±2%). An dieser Stelle wird dann der Umsatz-Schluckauf wegen dem vorerst fehlenden China-Geschäft erfolgen – sprich, die Serie an deutlich besseren Quartalsumsätzen wird dann erst einmal reißen. Ob es danach wieder wie gewohnt weitergeht (mit starken Rekordzahlen Quartal für Quartal), bleibt zudem offen. Man kann sogar in Frage stellen, ob nVidia ganz ohne China-Geschäft weiterhin so deutlich wachsen kann wie bisher. All dies hängt aber natürlich auch an Punkten, deren Entwicklung kaum zu prognostizieren ist: Ob nVidias Ersatz-Produkte für China einschlagen, wie es mit den US-Exportregelungen weitergeht und ob nVidia eventuell auch genügend Wachstum für seine HPC/AI-Beschleuniger außerhalb von China finden kann.

Für den Augenblick hat sich nVidia jedenfalls die traumhafte Marktstellung erarbeitet, im letzten Quartal mehr als doppelt so viel Umsatz auf die Waage zu bringen wie AMD und Intel zusammengerechnet. Hierzu kann man natürlich kritisieren, dass dies die beiden nVidia-Kontrahenten primär mit PC-Gütern und nicht vornehmlich mit reinen AI-Beschleunigern erwirtschaftet haben. Für den reinen PC-Markt ist nVidia somit keineswegs so bedeutend wie AMD & Intel zusammen. Aber natürlich ermöglicht nVidia das über seine aktuellen und vorangegangenen Geschäftszahlen erwirtschafte Geld ein ganz anderes Herangehen an die Zukunft. Dies betrifft zum einen die aufgebrachten Summen für Forschung & Entwicklung, zum anderen aber auch die Bereitschaft, neue Produktfelder zu besetzen. In dieser Frage steht nächstes Jahr mit dem MediaTek/nVidia-SoC "N1X" ein solches Seitenprojekt an, welches bei Gelingen nVidia einen deutlich größeren Einfluß auf den PC-Markt bringen könnte. Und die Kassen gut gefüllt, um solche Seitenprojekte selbst über Jahre hinweg defizitär zu führen, hat nVidia nun allemal.