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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im zweiten Quartal 2023

Nachdem es diese Woche einige Berichte mit teilweisen Zahlen zu den (weltweiten) Marktanteilen bei x86-Prozessoren nach der Auswertung von Mercury Research gegeben hatte, bringen PCWorld die vollständigen Zahlen hierzu. Erstmals wird dabei auch der Insgesamt-Marktanteil zusätzlich auch ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren angegeben – was sich gerade nach den Marktanteils-Zahlen zum letzten Quartal anbot, wo AMD unerwartet hoch mit 34,6% in dieser absoluten Gesamtwertung herauskam. Mit der nunmehr extra Kategorie "Overall exklusive Konsole-SoC, IoT & Embedded" zeigt sich, wie stark speziell diese drei Spezial-Prozessoren den Gesamtwert verfälscht haben, wenn ohne diese drei CPU-Klassen nur ein Verhältnis von 17% zu 83% zugunsten von Intel herauskommt. Dies ist dann das Ergebnis der eigentlichen PC-Prozessoren – Desktop, Mobile & Server.

Q2/2023 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 19,4% ◀ 0,2 PP pro AMD pro Intel 1,2 PP ▶ 80,6%
x86 Mobile 16,5% ◀ 0,3 PP pro AMD pro Intel 8,3 PP ▶ 83,5%
x86 Server 18,6% ◀ 0,6 PP pro AMD ◀ 4,7 PP pro AMD 81,4%
x86 Console ~100% unverändert unverändert ~0%
x86 Overall (exkl.) 17,4% ◀ 0,2 PP pro AMD pro Intel 5,1 PP ▶ 82,6%
x86 Overall (inkl.) 31,6% pro Intel 2,0 PP ▶ ◀ 0,2 PP pro AMD 68,4%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q2/2023 vermeldet durch PCWorld; "x86 Console" ist eine eigene Anfügung; "x86 Overall" ist "exklusive" ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, "inklusive" dann mit diesen

Zum zweiten Quartal 2023 hin hat sich daran nicht viel geändert, wie generell die Zahlen gegenüber dem direkten Vorquartal kaum anders ausfallen (wenngleich allesamt leicht pro AMD laufend). Die großen Unterschied ergeben sich dann beim Vergleich zum Vorjahreszeitraum: Zwar hat AMD hierbei stark im Server-Geschäft zugelegt, aber im Desktop-Segment etwas sowie im Mobile-Segment überaus stark verloren (immerhin 8,3 Prozentpunkte, dies ist bei der Höhe von AMDs Marktanteilen ein glattes Drittel weniger). Weil das Server-Segment die natürlicherweise viel kleineren absoluten Zahlen schreibt, kommt auch in der Insgesamt-Wertung (ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren) ein erheblicher Verlust für AMD heraus, jener wird primär getrieben durch den hohen Verlust an Marktanteilen im Mobile-Markt.

Und letztlich entspricht dies ja auch dem Bild bei AMDs Mobile-Angeboten im Jahr 2023: Von den zum Jahresanfang zur CES vorgestellten neuen Ryzen 7000 Mobile-Prozessoren ist nicht viel zu sehen, sofern jene Zen-4-basiert sind. Die gleichfalls vorgestellten "neuen" Mobile-Modelle mit hingegen älterer Architektur können aber natürlich nur eine LowEnd-Abrundung geben, alleine jedoch keinen kompletten Markt bedienen. Mit nur einer minimalen Anzahl an Zen-4-basierten Notebooks im Markt ist es fast schon ein Wunder, dass AMD überhaupt noch so viele Mobile-Prozessoren verkaufen konnte – denn faktisch hat man die neue Generation Markt-seitig bislang verschlafen. Und dies kommt natürlich zur ungünstigst möglichen Zeit, wenn der PC-Markt laut Jon Peddie Research gerade wieder zulegen kann bzw. die CPU-Verkäufe im Gesamtmarkt anziehen.

In der Summe der Dinge kommt es somit zur "leicht" irritierenden Situation, dass AMDs Marktanteile im (viel schwieriger zu beackernden Feld der) Server-Prozessoren seit einigen Quartalen beachbar oberhalb der AMD-Marktanteile im Mobile-Segment liegen. Selbst der AMD-Marktanteil im Desktop-Segment könnte demnächst von AMDs Server-Prozessoren eingeholt werden. Dabei waren die Desktop-Nutzer diejenigen, welche AMD in den schwierigen Zeiten die Treue gehalten haben bzw. sind sich Desktop- und Server-Prozessoren bei AMD technologisch noch am nächsten, entstammen grundsätzlich demselben Entwicklungs-Zweig. Allerdings muß sich AMD auf dem Desktop-Markt wohl weniger eigene Vorwürfe ob des ausbleibenden Markterfolgs machen, denn zum einen hat man für die Nachrüster immer noch ein reichhaltiges wie gutklassiges AM4-Angebot, zum anderen kommen die neuen AM5-Prozessoren langsam in vernünftige Bereiche, den kompletten Plattform-Preis betrachtend.

Ohne dass es hierzu genauere Daten gäbe, läßt sich aufgrund Marktbeobachtungen und Anekdoten eher darüber spekulieren, dass AMD bei Desktop-Prozessoren schlicht wegen des übergroßen Effekts des OEM-Markts nicht weiter vorankommt. An der Grenze von 20% Desktop-Marktanteil dümpelt man schließlich bereits seit dem Jahr 2019 herum, in dieser Zeit sind so einige wohlwollend betrachtete AMD-Generationen erschienen (Zen 2, Zen 3, Zen 4) und hatte Intel nicht immer ein gutes Gegenangebot. Sehr wohl möglich, dass hier Intels Widerstand hinter den Kulissen weit wirkkräftiger ist als Produktbewertungen und Preispunkte – indem Intel schlicht über die jahrezehntelange Zusammenarbeit bei den großen PC-Herstellern einfach bessere Karten hat gegenüber AMD als dem ewigen Herausforderer. Und sicherlich können die PC-Hersteller ihre Endabnehmer auch ganz gut einschätzen, wo das Vertrauen in Markennamen doch bedeutsamer ist als im DIY-Segment.

AMD steht damit einmal mehr vor großen Aufgaben, um die Intel-Dominanz im Markt der x86-Prozessoren wirksamer aufzubrechen. Ironischerweise könnte dabei das eigentlich als sehr schwierig geltenden Server-Segment in Zukunft eher ein Selbstläufer sein. AMD hat auf dieser Schiene die überlegene Technik, die Server-Hersteller zudem weitgehend überzeugt – und kann somit in diesem Segment darauf bauen, dass es auch in Zukunft weiter aufwärts geht. Für das Client-Segment muß AMD hingegen mehr tun als nur gute Technik aufzustellen. Im Mobile-Segment muss in jedem Fall die Zeitdifferenz zwischen Vorstellung und breiter Marktverfügbarkeit massiv reduziert werden, Intel ist AMD in dieser Frage weit voraus. Für das Desktop-Segment muß AMD hingegen analysieren, wo da das Problem der auffällig stagnierenden Marktanteile liegt. Denkbarerweise muß der Markenname stärker beworben oder auch die Arbeit mit den großen PC-Herstellern intensiviert werden. Ansonsten wird AMD wohl nie von dieser auffälligen Schwelle bei ca. 20% Marktanteil wegkommen.

Wie sich insbesondere mit diesen Zahlen erweist, war der Overall-Marktanteil inklusive Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren schon immer trügerisch, gerade in der Höhe des Ergebnisses. Denn mit den letzten Quartalen lag AMD hier bei regelmäßig über 30%, während der reale Marktanteil bei PC-Prozessoren (Desktop, Mobile & Server) eher bei 20% und geringer rangierte – ein durchaus kräftiger Unterschied in der Bewertung. Leider ist nicht klar, wie sich diese im "Overall (inkl.)" Marktanteil mitlaufenden Konsolen-SoCs, IoT- und Embedded-Prozessoren mengenmäßig aufteilen. Denkbarerweise dürfte hier der Löwenanteil zugunsten der Spielekonsolen-SoCs gehen – was AMDs einzige Möglichkeit ist, seinen Marktanteil substantiell zu verbessern, denn nur dort ist man faktischer Allein-Anbieter. Im Sinne dessen, dass dies tatsächlich x86-Prozessoren sind, gehören jene natürlich doch irgendwie hinzu. Aber da Spielekonsolen Komplettgeräte ohne jede Wahlmöglichkeit ob der Technik sind, passt dies im Sinne eines Marktes dann doch wieder nicht so ganz – und ist daher die Statistik ohne Spielekonsolen-SoCs ("Overall (exkl.)") die bessere Betrachtungsgrundlage.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall (exkl.) x86 Overall (inkl.)
Q2/2023 19,4% vs 80,6% 16,5% vs 83,5% 18,6% vs 81,4% - 17,4% vs 82,6% 31,6% vs 68,4%
Q1/2023 19,2% vs 80,8% 16,2% vs 83,8% 18,0% vs 82,0% - 17,2% vs 82,8% 34,6% vs 65,4%
Q4/2022 18,6% vs 81,4% 16,4% vs 83,6% 17,6% vs 82,4% - - 31,3% vs 68,7%
Q3/2022 13,9% vs 86,1% 15,7% vs 84,3% 17,5% vs 82,5% - - 28,5% vs 71,5%
Q2/2022 20,5% vs 79,4% 24,8% vs 75,2% 13,9% vs 86,1% - 22,5% vs 77,5% 31,4% vs 68,6%
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% 11,6% vs 88,4% - - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% 10,7% vs 89,3% - - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% 10,2% vs 89,8% - - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% - 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% - 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% - 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% - 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% - 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% - 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% - 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% - 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, jene fließen allerdings in den üblicherweise genannten Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein.

Inzwischen werden hierzu sogar zwei Zahlen angegeben: Einmal ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, einmal mit diesen. Darauf bezieht sich auch die Spalten-Beschriftung vorstehender Tabelle: "Overall exkl." bedeutet also ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, während "Overall inkl." die Zählung mit diesen Prozessoren ergibt. Alle früheren "Overall"-Werte beziehen sich hingegen gewöhnlich immer auf die Zählung inklusive Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren. Die (selten berichtete) Sparte "Client" stellt den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen. Die Sparte "Overall exkl." stellt zudem den kombinierten Marktanteil von Desktop-, Mobile- und Server-Prozessoren dar, wobei hier wiederum die Client-Modelle überwiegen sollten.