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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im ersten Quartal 2022

Von Tom's Hardware kommen die aktuellen Zahlen zu den weltweiten Prozessoren-Marktanteilen für das abgelaufene erste Quartal 2022, wie üblich gezählt seitens der Marktforscher von Mercury Research. Jenes erste Quartal sah einen starken Geschäftseinbruch, speziell im Desktop-Segment soll es um satte –30% nach unten gegangen sein (leider ohne Kennung, ob auf Vorquartal oder Vorjahreszeitraum bezogen). Dennoch gibt es einen klaren Gewinner aus dieser Marktsituation, indem AMD in allen notierten Kategorien gegenüber dem Vorquartal zulegen konnte sowie im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wenigstens noch in 3 von 4 Kategorien. Hierbei sticht insbesondere der Insgesamt-Marktanteil von 27,7% heraus, was für AMD einen neuen Allzeit-Rekord ergibt.

Q1/2022 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 18,3% ◀ 2,1 PP pro AMD pro Intel 1,05 PP ▶ 81,7%
x86 Mobile 22,5% ◀ 0,9 PP pro AMD ◀ 4,5 PP pro AMD 77,5%
x86 Server 11,6% ◀ 0,9 PP pro AMD ◀ 2,7 PP pro AMD 88,4%
x86 Console 100% unverändert unverändert 0%
x86 Overall 27,7% ◀ 2,1 PP pro AMD ◀ 7,0 PP pro AMD 72,3%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q1/2022 vermeldet seitens Tom's Hardware; Hinweis: "x86 Console" ist eine eigene Anfügung

Die allgemeine Schwäche des PC-Marktes hat AMD bei diesen relativ guten Zahlen augenscheinlich doppelt weitergeholfen: Denn erstens einmal wurden damit AMDs limitierte CPU-Liefermengen aus rein relativer Sicht "größer". In den vergangenen Quartalen hatte sich Intel augenscheinlich schadlos an dem Umstand gehalten, dass AMD gar nicht so viel liefern konnte man man hätte verkaufen können – Intel sprang in die Breche und nahm AMD hier und da sogar wieder Marktanteile ab. Bei insgesamt sinkendem Markt und zugleich gleichbleibender Menge an AMD-Prozessoren steigt aber natürlich AMDs relativer Anteil – auch ohne dass man ein Stück mehr verkauft. Der Markt zeigt somit wohl realisitischere Marktanteile als im Jahr 2021 an, wo sich AMD (mangels Liefermöglichkeiten) um einige mögliche Verkaufsrekorde selbst betrogen hat.

Und zweitens erhöht sich mit diesen niedrigeren PC-Verkaufszahlen auch das Gewicht der Konsolen-SoCs – ein Feld, welches AMD derzeit aus x86-Sicht exklusiv beackert (nVidias Switch-SoC ist CPU-seitig ARM-basiert und wird somit in dieser Statistik nicht mit berücksichtigt). Dies ist mit diesen Marktanteils-Zahlen besonders augenscheinlich, denn AMD ist in keinem Teilsegment auch nur in der Nähe des Gesamt-Marktanteils von 27,7%. Hier muß es also einen gewichtigen Posten geben, welcher diesen insgesamten Marktanteil nach allen Desktop-, Mobile- und Server-Prozessoren noch deutlich zugunsten von AMD verändert. Die ebenfalls im Insgesamt-Marktanteil mit erfassten IoT-Prozessoren sind es wohl nicht, so viele x86-basierte IoT-Prozessoren gibt es auch nicht. Ganz eindeutig spielen hier Millionen an Spielekonsolen-SoCs eine gewichtige Rolle beim Insgesamt-Marktanteil, gerade weil dieses Teilsegment wie gesagt zu 100% an AMD geht.

Beide Einschränkungen schmälern AMDs relative Zugewinne etwas: Denn sobald der PC-Markt wieder anziehen sollte, muß AMD dafür dann auch mehr PC-Prozessoren liefern können – und wenn nicht, springt wiederum Intel ein. Zudem würde bei einem anziehenden PC-Markt der Anteil der Konsolen-SoCs (relativ) zurückgehen und somit das insgesamte Verhältnis ganz automatisch wieder etwas in Richtung Intel verschieben. AMDs aktuelle Marktsituation ist also deutlich stärker von statistischen Effekten bestimmt als denn eine wirkliche Stärke bei Produkt & Verkauf zu erkennen wäre. Die grobe Situation der Marktanteile von Consumer-Prozessoren ist schließlich seit einigen Quartalen recht unverändert: AMD bei grob 20%, Intel bei grob 80%. Den ganz großen Ausbruch aus dieser Situation hat AMD bislang nicht hinbekommen – sei es, weil man gar nicht mehr liefern konnte, sei es wegen des energischen Widerstands von Intel.

Es ist inzwischen durchaus auffallend beim Blick auf die jüngere Marktanteils-Geschichte, wie schnell sich AMD von grob 10% auf grob 20% Marktanteil vorarbeiten konnte – und wie wenig sich danach (selbst über einen längeren Zeitraum hinweg) bewegt hat. Hier spielen neben dem Produkt-Angebot sowie der Lieferbarkeit sicherlich auch noch andere Punkte mit hinein, wie Intels überaus enge Geschäftsbeziehungen zu den großen PC/Notebook-Herstellern, welche AMD als der deutlich kleinere der beiden Anbieter nicht mal eben so schnell kopieren kann. Für AMD bleibt nur der Weg, sich langsam weiter vorwärtszurobben – durchaus ohne der Aussicht, in absehbarer Zeit das Absatz-Niveau von Intel erreichen zu können. Bedingungen hierfür sind seitens AMD natürlich immer wieder herausragende Produkte – und Lieferbarkeit, Lieferbarkeit, Lieferbarkeit.

x86 Desktop x86 Mobile x86 Server x86 Client x86 Overall
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% 11,6% vs 88,4% - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% 10,7% vs 89,3% - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% 10,2% vs 89,8% - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% 20,2% vs 79,8% 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 5,8% vs 94,2% 19,7% vs 80,3% 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 5,1% vs 94,9% 17,5% vs 82,5% 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 4,5% vs 95,5% 17,0% vs 83,0% 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 4,3% vs 95,7% 15,8% vs 84,2% 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 3,4% vs 96,6% 15,0% vs 85,0% 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 3,2% vs 96,8% 13,5% vs 86,5% 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 1,6% vs 98,4% 11,6% vs 88,4% 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile" und "Server" enthalten jeweils keinerlei IoT-Prozessoren und Konsolen-SoCs, jene fließen allerdings beiderseits in den Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein. Die Sparte "Client" stellt hingegen den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen.