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Die Spezifikationen zur AMD Radeon HD 7800 Serie

Lange hat es gedauert, nun endlich liegen die Spezifikationen zum Pitcairn-Grafikchip bzw. zur Radeon HD 7800 Serie in Form einer AMD-Folie aus Fernost vor, welche anscheinend authentisch ist. Danach setzt AMD den Pitcairn-Chip von der Anzahl der reinen Hardware-Einheiten eher am unteren Ende der Erwartungen an: Es gibt maximal 20 Compute Units mit 1280 (1D) Shader-Einheiten samt 80 Textureneinheiten und 32 Raster Operation Units (ROPs) an einem 256 Bit DDR breitem Speicherinterface – ergo eine glatte Verdopplung des Cape Verde Mainstream-Chips und runde zwei Drittel der Hardware-Einheiten des R1000/Tahiti HighEnd-Chips.

Interessant sind die Taktraten von Radeon HD 7850 & 7870, wo AMD das Prinzip der Radeon HD 7700 Serie wiederholt: Vergleichsweise hohe Chiptaktraten zusammen mit eher durchschnittlichen Speichertaktraten, welche sich zudem nicht zwischen den einzelnen Grafikkarten unterscheiden. Damit differieren Radeon HD 7850 & 7870 kein Stückchen bei der Speicherbandbreite, während auf der Rechenleistung eine Differenz von 45 Prozent liegt – bei der Radeon HD 7750 & 7770 waren dies immerhin 61 Prozent. Ausgehend von den Erfahrungen mit diesen Mainstream-Grafikkarten ist somit zwischen Radeon HD 7850 & 7870 eine etwas niedrigere Performancedifferenz von vielleicht 25 Prozent zu erwarten.

Bleibt die Frage nach der generellen Performanceeinordnung von Radeon HD 7850 & 7870: Da der Pitcairn-Chip faktisch eine Hardware-Verdopplung des Cape-Verde-Chips darstellt und auch die Taktraten nahezu gleich sind, kann man die Radeon HD 7870 erst einmal grob auf der Performance einer Radeon HD 7770 CrossFire einordnen. Real ist es wohl sogar noch etwas besser, weil als SingleChip-Lösung erbringt die Radeon HD 7870 auch eine gute Performance unter CrossFire-unwilligen Spielen und zudem dürften die Radeon HD 7770 ihre nur 1 GB Grafikkartenspeicher bei höheren Performancesphären leicht ausbremsen, ist die Radeon HD 7800 Serie mit ihren gleich 2 GB Grafikkartenspeicher hierbei im Vorteil.

So gesehen müsste die Radeon HD 7870 in etwa wie eine Radeon HD 7770 unter idealem CrossFire laufen, ergo 75 bis 85 Prozent schneller als jene. Dies ergibt in unserem Performance-Index eine Wertung von 250% bis 270% Performance, was etwas schneller als die Radeon HD 6970 (240% Performance) und etwas langsamer als die GeForce GTX 580 (280% Performance) ist. Dies wäre in jedem Fall schon recht nahe der Radeon HD 7950 (290% Performance), eine solche Performance würde demzufolge auch eine recht hohe Preislage der Radeon HD 7870 rechtfertigen. Die Radeon HD 7850 würde sich dagegen bei zwischen 200% und 220% Performance einordnen – dies wäre schneller als die Radeon HD 6870 (190% Performance) bis bestenfalls gleichschnell wie die Radeon HD 6950 (220% Performance). Gegenüber dem Vorgänger-Chip RV940/Barts der Radeon HD 6800 Serie würde der Pitcairn-Chip damit im übrigen einen Performancegewinn von ca. 30 bis 40 Prozent hinlegen, was angesichts der bisherigen 28nm-Produkte von AMD im normalen Rahmen liegt.

Preislich ist die Vorabeinschätzung dagegen schwierig, da zwar die Preislage der umherliegenden Radeon HD 6000 Beschleuniger automatisch eine gewisse Preislage für die Radeon HD 7800 Serie suggeriert, AMD aber bei den bisherigen 28nm-Produkten regelmäßig viel höhere Launchpreise angesetzt hat, als vorab anzunehmen war. Insofern dürfte auch die Radeon HD 7800 Serie preislich komplett unbeeindruckt von den Preisen der 40nm-Beschleuniger und nur mit Blick auf die anderen verfügbaren 28nm-Beschleuniger angesetzt werden, vermutlich bei 349 Dollar für die Radeon HD 7870 und 279 Dollar für die Radeon HD 7850. Die europäischen Straßenpreise dürften somit ca. 310 Euro für die Radeon HD 7870 und ca. 250 Euro für die Radeon HD 780 betragen.

AMD Radeon HD 6000 Serie
(Northern Islands)
Performance
Index
AMD Radeon HD 7000 Serie
(Southern Islands)
330% Radeon HD 7950
AMD R1000/Tahiti, DirectX 11.1, 2048 (1D) Shader-Einheiten, 128 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 925/2750 MHz
Listenpreis 549 Dollar, Straßenpreis ca. 460-500 Euro
290% Radeon HD 7950
AMD R1000/Tahiti, DirectX 11.1, 1792 (1D) Shader-Einheiten, 112 TMUs, 32 ROPs, 384 Bit DDR Interface, 800/2500 MHz
Listenpreis 449 Dollar, Straßenpreis ca. 380-410 Euro
250-270% Radeon HD 7870
AMD Pitcairn, DirectX 11.1, 1280 (1D) Shader-Einheiten, 80 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 1000/2400 MHz
Listenpreis ca. 349 Dollar, Straßenpreis ca. 310 Euro (Schätzungen)
Radeon HD 6970
AMD RV970/Cayman, DirectX 11, 1536 VLIW4 Shader-Einheiten, 96 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 880/2750 MHz
Straßenpreis ca. 280-310 Euro
240%
Radeon HD 6950
AMD RV970/Cayman, DirectX 11, 1408 VLIW4 Shader-Einheiten, 88 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 800/2500 MHz
Straßenpreis ca. 200-240 Euro
220%
200-220% Radeon HD 7850
AMD Pitcairn, DirectX 11.1, 1024 (1D) Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 860/2400 MHz
Listenpreis ca. 279 Dollar, Straßenpreis ca. 250 Euro (Schätzungen)
Radeon HD 6870
AMD RV940/Barts, DirectX 11, 1120 VLIW5 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 900/2100 MHz
Straßenpreis ca. 140-150 Euro
190%
Radeon HD 6850
AMD RV940/Barts, DirectX 11, 960 VLIW5 Shader-Einheiten, 48 TMUs, 32 ROPs, 256 Bit DDR Interface, 775/2000 MHz
Straßenpreis ca. 110-130 Euro
160%

Vom Preis/Leistungsverhältnis wäre die Radeon HD 7800 Serie damit – wie allerdings bisher alle 28nm-Produkte – keine große Empfehlung wert, da die verfügbaren 40nm-Beschleuniger durchgehend die besseren Preislagen anbieten. Die von AMD bisher auf den Markt gebrachten 28nm-Beschleuniger haben sich aber trotz dieses Makels bisher gut verkauft, so daß AMD keinen Anlaß sehen dürfte, von dieser Strategie abzuweichen. Zudem gibt es das hartnäckige (und nicht unbegründete) Gerücht, Chipfertiger TSMC könnte derzeit gar nicht genügend 28nm-Chips liefern, um einem durch niedrige Preislagen ausgelösten größeren Ansturm zu genügen. Somit sind maßvolle Preise für 28nm-Beschleuniger wohl erst dann zu sehen, wenn zum einen nVidia sich mit der Kepler-Serie offenbart hat und zum anderen eine bessere 28nm-Ausbeute bei Chipfertiger TSMC vorliegt.