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Erste reale Daten zu AMDs Fiji-Chip: 4096 Shader-Einheiten an einem HBM-Speicherinterface

Erneut unser (ausgesprochen aufmerksames) Forum hat von AMD nach Indien geschickte Grafikboards für den Fiji-Grafikchip entdeckt, sowie gleichfalls Testergebnisse für einen neuen AMD-Grafikchip in der SiSoft-Datenbank erspäht. Aufgrund der dort genannten Daten kann es sich eigentlich nur um AMDs Fiji-Chip handeln, denn es wurden hierbei immerhin 4096 Shader-Einheiten an einem 4096 Bit Speicherinterface angegeben. Letzteres würde zudem die Verwendung von "High Bandwith Memory" (HBM) anzeigen, weil man nur mit HBM auf solch riesige Interfacebreiten wie 4096 Bit kommt. All dies passt letztlich nur zu Fiji, ein anderes AMD-Chipprojekt mit möglichem HBM-Einsatz ist nicht bekannt bzw. wäre sowieso erst viel später zu erwarten.

Mit den angegebenen 4096 Shader-Einheiten liegt AMD am oberen Ende der Erwartungen, zuletzt konnte man angesichts der (viel zu großen) Größe des Tonga-Chips bezweifeln, ob AMD eine so große Anzahl an Shader-Einheiten in eine Chipfläche von ~550mm² in der 28nm-Fertigung hineinpressen kann. Die 20nm-Fertigung nur beim Fiji-Chip ist dabei nach wie vor nicht gänzlich auszuschließen, auch wenn die faktischen Hinweise auf weiterhin 28nm TSMC hinzeigen. Bleibt AMD seiner bisherigen GCN-Architektur treu, bedeuten 4096 Shader-Einheiten dann auch satte 256 Textureneinheiten – wobei eine Abspeckung um die Hälfte wohl zu wenig für einen solch mächtigen Chip wäre, ungerade Abspeckungen dann andere Probleme hervorrufen und daher kaum wahrscheinlich sind.

    AMD Fiji

  • wahrscheinlich:  28nm-Fertigung von TSMC
  • geschätzt:  ~8 Milliarden Transistoren auf ~550mm² Chipfläche
  • vermutlich:  GCN 2.0 Architektur ("Pirate Islands" Generation)
  • vermutlich:  DirectX 11.2b
  • angenommen:  8 Raster-Engines
  • ziemlich sicher:  4096 Shader-Einheiten in 64 Shader-Clustern
  • wahrscheinlich:  256 Textureneinheiten (TMUs)
  • angenommen:  128 Raster Operation Units (ROPs)
  • ziemlich sicher:  4096 Bit DDR HBM-Interface
  • möglicher Speicherausbau:  4 GB HBM
  • möglicher Chiptakt:  ~1000 MHz
  • möglicher Speichertakt:  625 MHz
  • Performance-Prognose:  +40% bis +50% zur Radeon R9 290X
  • möglicher Release:  erstes Quartal 2015
  • möglicher Verkaufsname:  Radeon R9 390X

Gut zu erkennen ist an den "nur" 4 GB Speicher sowie dem Speichertakt von "1250 MHz" (inklusive DDR-Verdopplung, wie bei SiSoft üblich), daß hier die erste HBM-Generation zum Einsatz kommt, wo also die Interfacebreite fest mit einer bestimmten Speichergröße verknüpft ist – für eine Speichergröße von gleich 8 GB müsste AMD bei HBM1 also gleich ein utopisches 8192 Bit DDR HBM-Interface integrieren. Dies kann durchaus angesichts der aktuellen Entwicklung bei den Speichergrößen ein Pferdefuß dieser ersten HBM-ausgerüsteten Grafikkarten werden, zumindest wird die Konkurrenz in Form von nVidia darauf sicherlich genüßlich herumhacken. Aber natürlich sind auch hier auch einfache Auflösungen denkbar, wie daß AMD derzeit mit HBM1 testet, die Serienproduktion dann aber mit HBM2 herauskommt – aber dennoch bleibt an dieser Stelle ein gewisses Fragezeichen übrig.

In jedem Fall spart AMD mit dem HBM-Interface grob 40mm² an Chipfläche und satt an Stromverbrauch, was man demzufolge für anderes verwenden kann – mehr Shader-Einheiten zum Beispiel, wie beim Fiji-Chip augenscheinlich ausgeführt. Dabei sind AMD und nVidia zumindest ab der Maxwell-Architektur keineswegs über die Anzahl an Shader-Einheiten sowie deren nominelle Rohleistungen vergleichbar, weil solche Rechnungen nicht die höhere Effizienz der Maxwell-Architektur wiedergeben können. In anderen Disziplinen kann man jedoch einen Vergleich der Rohleistungen wagen – und sei es nur, um AMD-intern zu vergleichen, wie sich Fiji gegenüber Hawaii zu positionieren scheint:

Sofern AMD in der Praxis die angegebenen Fiji-Taktraten von 1000/625 MHz halten kann, würde eine Fiji-Grafikkarte bei den Rohleistungen um zwischen +45% bis +100% mehr bieten als eine Hawaii-Grafikkarte – mit klarer Gewichtung auf der Speicherbandbreite, welche auf glatt das Doppelte ansteigen würde. Ob sich damit die extrem hohe Rechenkraft eines Fiji-Grafikchips mit 4096 Shader-Einheiten auf 1000 MHz Chiptakt besser ausnutzen läßt, muß die Praxis sagen – zumindest derzeit ist es nicht gerade so, als würde der Hawaii-Chip an seiner Speicherbandbreite hängen. Bei deutlich höherer Rechenkraft (in Form des Fiji-Chips) kann sich eine solche Situation aber natürlich auch umkehren – ganz umsonst wird AMD nicht auf diese extrem hohen Speicherbandbreite gesetzt haben.

Eine Performance-Prognose wird dadurch allerdings deutlich schwer als beim GM200-Chip, welcher aus eher bekannten Einzelteilen zusammengemixt ist als AMDs Fiji-Chip mit augenscheinlich erstmaligem HBM-Einsatz. Bei extrem optimalen Verlauf kann Fiji um etwas mehr als seinen Rechenleistungsgewinn schneller sein, dies wären also vielleicht +60%. Eher realistisch ist eine Schätzung von +40% bis +50%, da eine optimale Umsetzung von mehr Rohleistung in mehr Performance eigentlich nicht vorkommt, es immer irgendwo kleine Performancebremsen gibt. In unserem Performance-Index würde dies einen Wert von ~730% bis ~780% ergeben, was sehr nahe des Potentials des GM200-Chip (~740% bis ~800%) liegt. Im Idealfall legen sich beide Monsterchips also direkt miteinander an – was aber nicht zu beschreien wäre, hier ist noch viel in alle Richtungen hin möglich. AMDs Fiji-Chip anzudichten, sich mit nVidias GM200-Chip anlegen zu können, wäre schlicht unfair, wenn AMD eventuell eine ganz andere Zielsetzung hat und Fiji dann einen anderen Performancepunkt besetzt als an dieser Stelle platt hochgerechnet.

Das Auftauchen der beiden Hinweise zu Fiji darf man aber wenigstens dahingehend werten, als daß Fiji nicht mehr all zu weg sein dürfte, die kürzliche Meldung über eine angebliche Verschiebung also wohl nicht korrekt ist. Bei einem normalen Verlauf sollte Fiji irgendwann im ersten Quartal 2015 zur Verfügung stehen, wahrscheinlich als "Radeon R9 390X", samt einer Salvage-Variante namens "Radeon R9 390". Interessant wird der von AMD hierzu aufgerufene Preispunkt, denn bislang hat AMD eigentlich keine SingleChip-Grafikkarte mit Preisen von 999 Dollar oder ähnlich im Angebot. Je nachdem wie mächtig Fiji am Ende gegenüber dem GM200-Chip herauskommt, dürfte AMD in diesem Fall aber dennoch ein ziemlich hohes Preisniveau anstreben, da man nVidias GM204-Lösungen mit diesen Hardware-Daten wohl problemlos (weit) hinter sich lassen kann.