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Gerüchteküche: Daten und Performance-Punkte von bis zu sechs "Alchemist" Desktop-Grafikkarten

Unter der Woche etwas liegengeblieben, aber sehr wohl berichtenswert sind die Gerüchte über diverse "Intel Arc" Desktop-Grafikkarten. Jene stammen im Original vom (gewöhnlich gut informierten) "Enthusiast Citizen" auf der chinesischen Plattform Bilibili, eine gewisse Übersetzung ins Englische gibt es seitens WCCF Tech. Danach will Intel im Desktop-Bereich mit vier Grafikkarten antreten: Arc A770, A750 und A580 auf Basis des größeren "SOC1", sowie Arc A380 auf Basis des kleineren "SOC2". Denkbarerweise wird für A580 zu einem späteren Zeitpunkt noch die Chip-Basis ersetzt – von SOC1 auf den mittleren "SOC3", dessen Hardware eigentlich für die 500er Serie von Intel gedacht ist (welcher jedoch augenscheinlich zu spät für den Arc-Launch kommt).

Chip Speicher Performance
Arc A770 ACM-G10 (SOC1) kleiner als 16 GB möglw. GeForce RTX 3060 Ti
Arc A750 ACM-G10 (SOC1) 8 GB grob GeForce RTX 3060
Arc A580 ACM-G10 (SOC1) 8 GB zwischen Radeon RX 6600 und GeForce RTX 3060
Arc A380 ACM-G11 (SOC2) 6 GB zwischen Radeon RX 6400 und GeForce RTX 3050
Arc A310 ACM-G11 (SOC2) 4 GB grob Radeon RX 6400
gemäß der Aussagen von "Enthusiast Citizen" auf Bilibili, samt nachfolgender Ergänzungen bei VideoCardz

Auffallend an diesem Portfolio ist das Fehlen einer echten Spitzen-Lösung, welche dann normalerweise als "Arc A780" antreten sollte. A770 ist dies nominell nicht, da augenscheinlich bei der Hardware abgespeckt: Darauf deutet die kleinere Speicherbestückung als 16 GB sowie das Performance-Level von "nur" der GeForce RTX 3060 Ti hin. Allerdings kann man hierzu auch andere Auslegungen aufmachen: Zum einen wurde eine A770 im Geekbench schon mit "12,7 GB" Speicher gesichtet, was durchaus real existierende 16 GB bedeuten kann. Zum anderen ist die Performance-Angabe auch nur eine eigene Schätzung seitens "Enthusiast Citizen" – sprich, wirklich darauf verlassen kann man sich noch nicht. Am Ende ist der reine Grafikkarten-Name der einzige solide Hinweis: Wenn Intel sowohl "Arc A380" als auch "Arc A580" führt, sollte es eigentlich auch noch eine "Arc A780" geben – welche dann dem Vollausbau des SOC1 entsprechen sollte.

Inwiefern eine "Arc A770" noch kein Vollausbau ist, bleibt abzuwarten, gerade angesichts der Existenz einer "Arc A750": Intel könnte auch schon die Hardware der A770 abspecken, die Differenz zur A780 könnte allerdings auch rein in Form niedrigerer Taktraten sowie einer singulären Abspeckungen beim Speicherinterface gelöst werden. Eine Meldung seitens VideoCardz bringt zudem weitere Aussagen & Einordnungen von "Enthusiast Citizen" daher: So wird das Performance-Level von "Arc A750" mit grob einer GeForce RTX 3060 beschrieben, das Performance-Level von "Arc A580" mit zwischen Radeon RX 6600 und GeForce RTX 3060 liegend sowie das Performance-Level von "Arc A380" mit zwischen Radeon RX 6400 und GeForce RTX 3050 angegeben. Zugleich gibt es Daten zu einer "Arc A310" als absolute Einsteiger-Lösung auf Basis des kleineren "SOC2" in direkter Konkurrenz zur Radeon RX 6400 und als Ersatz von Intels DG1.

Chip mögliche Hardware Speicher Performance
Arc A780 SOC1 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit 16 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3070
Arc A770 SOC1 möglw. 32 Xe (4096 FP32) @ 192 Bit 12 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060 Ti
Arc A750 SOC1 möglw. 24 Xe (3072 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060
Arc A580 SOC1/SOC3 16 Xe (2048 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 bestenfalls Radeon RX 6600 (oder etwas schlechter)
Arc A380 SOC2 8 Xe (1024 FP32) @ 96 Bit 6 GB GDDR6 etwas besser als Radeon RX 6500 XT
Arc A310 SOC2 möglw. 6 Xe (768 FP32) @ 64 Bit 4 GB GDDR6 grob Radeon RX 6400
Anmerkung: eigene Einschätzung des Intel "Alchemist" Arc A## Desktop-Portfolios

Damit scheint es also nicht nur 4, sondern eher gleich (mindestens) 6 Desktop-Lösungen innerhalb des Desktop-Portfolios von Intels "Alchemist" Arc A## Grafikkarten-Serie zu geben. Womöglich ist die "Arc A310" letztlich nur für OEMs verfügbar, dies wird sich – wie eventuelle weitere Grafikkarten-Varianten – noch ergeben. Die eigentliche Problematik für Intel liegt inzwischen eher denn in der sehr späten Terminlage: Vor Juni 2022 wird es nichts werden mit ersten Desktop-Grafikkarten – was bei Intel noch nicht einmal bedeuten muß, dass dann das komplette Portfolio antritt sowie das eine Vorstellung zugleich einen Marktstart bedeutet. Eine weitere Verzögerung in den Anfang des dritten Quartals hinein ist durchaus vorstellbar, eine breite Verfügbarkeit noch innerhalb des zweiten Quartals inzwischen ziemlich unwahrscheinlich.

Doch damit gerät Intels Grafik-Projekt der kommenden Ada/RDNA3-Generation zu nahe, selbst wenn jene genausowenig bereits im dritten Quartal das komplette Portfolio auftischen wird. Die mediale Aufmerksamkeit verschiebt sich dann jedoch schon auf die neue Grafikchip-Generation, welche mit der besseren Fertigungs-Technologie sowie einem grundsätzlich stärkerem Ansatz auch die Wahrnehmung auf die Intel-Grafikkarten verändern wird: Wo sich die beste Intel-Grafikkarte derzeit noch mit einer GeForce RTX 3070 messen können soll, muß jene später in den Vergleich mit einer GeForce RTX 4060 (oder kleiner) gehen. Dies könnte sogar dazu führen, dass Intel preislich kleinere Brötchen backen muß, als ursprünglich gedacht war. Und in jedem Fall nimmt es dem Launch erster Intel-Grafikkarten für Desktop-Gefilde einiges an Biß, auch wenn das technische Interesse seitens Hardware-Enthusiasten weiterhin vorhanden bleibt.

Alchemist ACM-G11 ACM-G12 ACM-G10
altern. Codename SOC2 SOC3 SOC1
Chipdaten 7,2 Mrd. Transistoren auf 157mm² unter der 6nm-Fertigung von TSMC ca. 13 Mrd. Transistoren auf ca. 250mm² unter der 6nm-Fertigung von TSMC 21,7 Mrd. Transistoren auf 406mm² unter der 6nm-Fertigung von TSMC
Hardware 8 Xe (1024 FP32) @ 96 Bit GDDR6 16 Xe (2048 FP32) @ 128 Bit GDDR6 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit GDDR6
Speichermenge 4/6 GB 8 GB 8/12/16 GB
Verkaufsname Arc A300 Serie Arc A500 Serie Arc A700 Serie
max. Performance (Desktop) etwas besser als Radeon RX 6500 XT bestenfalls Radeon RX 6600 (oder etwas schlechter) grob GeForce RTX 3070

Nachtrag vom 25. April 2022

VideoCardz berichten auf Basis eines Tweets seitens "Komachi" (nicht öffentlich einsehbar) von kleineren Änderungen am Portfolio der Intel "Arc" Desktop-Grafikkarten: So soll es nun auch noch eine "Arc A350" geben – augenscheinlich als dritte Variante auf Basis des kleineren SOC2 zwischen A310 und A380. Denkbarerweise könnte A350 die Hardware-Daten von A310 zu höheren Taktraten tragen und A310 sich dann tatsächlich ins OEM-Segment zurückziehen. Zugleich gibt es eine neue Information zu "Arc A770": Anstatt mit 12 GB Grafikkartenspeicher beschreibt der Twitterer diese zweithöchste Lösung als in zwei Varianten antretend – einmal mit 8 und einmal mit 16 GB VRAM. Zugleich bekommt das Spitzen-Modell "Arc A780" ein fragendes Smiley ab – sprich, wie schon bei den anderen Quellen existiert hier eine gewisse Unsicherheit, ob Intel jene A780-Grafikkarte überhaupt noch im Plan hat.

Chip mögliche Hardware Speicher Performance
Arc A780 SOC1 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit 16 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3070
Arc A770 SOC1 möglw. 32 Xe (4096 FP32) @ 256 Bit 8 und 16 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060 Ti
Arc A750 SOC1 möglw. 24 Xe (3072 FP32) @ 128/256 Bit 8 GB GDDR6 grob GeForce RTX 3060
Arc A580 SOC1/SOC3 16 Xe (2048 FP32) @ 128 Bit 8 GB GDDR6 bestenfalls Radeon RX 6600 (oder etwas schlechter)
Arc A380 SOC2 8 Xe (1024 FP32) @ 96 Bit 6 GB GDDR6 etwas besser als Radeon RX 6500 XT
Arc A350 SOC2 möglw. 6 Xe (768 FP32) @ 64 Bit 4 GB GDDR6 etwas besser als Radeon RX 6400
Arc A310 SOC2 möglw. 6 Xe (768 FP32) @ 64 Bit 4 GB GDDR6 grob Radeon RX 6400
Anmerkung: eigene Einschätzung des Intel "Alchemist" Arc A## Desktop-Portfolios

Womöglich hängt dies mit dem geringen Performance-Abstand zusammen, welchen A780 gegenüber A770 erzielen kann: A770 auf 8 oder 16 GB VRAM bedeutet erst einmal das volle 256bittige Speicherinterface. Dass es (höchstwahrscheinlich) die vollen 32 Xe-Cores bei A770 sind, ergibt sich aus dem Hinweis, dass A770 grob die Performance der GeForce RTX 3060 Ti und A750 grob die Performance der GeForce RTX 3060 erreichen soll (+32% im 4K Perf.-Index). Damit hätten A780 & A770 Chip-seitig komplett dieselbe Hardware – und allein mittels Taktraten-Differenzen erzielt man kaum große Performance-Differenzen. Intel könnte A780 mit einem viel großzügigeren Power-Limit ausstatten, aber auch das dürfte nicht ausreichen, um einen Performance-Sprung wie von GeForce RTX 3060 Ti auf GeForce RTX 3070 zu erzielen (+15% im 4K Perf.-Index). A770 & A780 dürften also vergleichsweise nahe beinander herauskommen – was sich üblicherweise nicht gut macht.

Eventuell bezeichnet Intel die "Arc A780" als limitierte Sonderedition, dann kann man deren (vermutlich über dem Performanceplus) liegenden höheren Preispunkt besser erklären und dafür die "Arc A770" auf einen marktgerechten Preis ansetzen. Hinweise auf eine A780 als Sonder-Ausführung gab es schließlich schon in der (jüngeren) Vergangenheit. Bemerkenswert ist daneben, dass Intel augenscheinlich immer noch über keine feste Ausgestaltung seines Grafikkarten-Portfolios verfügt – was bedeutet, dass man die Zeit bis zum Launch im Juni tatsächlich benötigt, somit immer noch in der Test- und Produktgestaltungs-Phase feststeckt. Auffallend ist zudem, wie wenig von den einzelnen Grafikkarten-Herstellern bezüglich Intel-Grafikkarten zu hören ist: Entweder sind selbst diese Kooperationen noch nicht spruchreif – oder aber Intel wagt den Grafikkarten-Einstieg als Eigenmarke, was sich allerdings angesichts des Schicksals von seinerzeit 3dfx nicht gerade erfolgsversprechend anhört.