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Gerüchteküche: nVidia Turing Tape-Out umgehend erwartet, kaufbar aber erst gegen Ende des dritten Quartals

Die PC Games Hardware weist auf Aussagen aus dem Beyond3D-Forum hin, welche den Tape-Out eines ersten Turing-Chips (wohl der GT104 für eine GeForce GTX 2070/2080 oder 1170/1180) in den nächsten Tagen nahelegen, wenngleich der Produktlaunch erst gegen Ende des drittes Quartals erwartet wird. Die Aussagen kommen von einem bekannten Mitglied des Beyond3D-Forums, welcher laut der PCGH in der Vergangenheit zutreffende Informationen zu den nVidia-Chips GP102, GP107 & GP108 geliefert hatte und demzufolge (im Sinne einer Gerüchteküche) als ausreichend vertrauenswürdig gelten darf. Klar muß aber auch sein, das wohl genügend Fehlinformationen durch die Gegend schwirren, nVidia womöglich sogar bewußt selbige streut. Sicher ist hieran also noch nichts, am besten bestätigt sich dies nachfolgend durch weitere Informationen.

Turing hasn't yet taped out and is expected back from the fab any day now apparently. Expected launch is late Q3. So the PC gaming market will at least have something for 2018. My Source indicated that next is 7nm Ampere due sometime in H1'19 and that 7nm Gaming GPUs will be delayed given initial 7nm wafer availability and costs.
Quelle:  'Erinyes' @ Beyond3D-Forum am 28. März 2018

Für den Augenblick passen diese neuen Gerüchte allerdings auch zum letzten Kenntnisstand, wonach es vor dem dritten Quartal nichts werden wird mit einer neuen Grafikkarten-Generation von nVidia – und das nVidia nunmehr seine nächsten Gamer-Chips unter dem Codenamen "Turing" laufen läßt, während der Codename "Ampere" nur bei Profi-Produkten Verwendung finden wird. Diese Zweiteilung wird durch das Posting im Beyond3D-Forum ausdrücklich bestätigt (insbesondere durch ein nachfolgendes zweites Posting) – allerdings verschiebt sich laut diesem die Terminlage eher denn nochmals nach hinten. Denn der Tape-Out des ersten Turing-Grafikchips ist erst in diesen Tagen zu erwarten, war laut dem Originalposting vom 28. März noch nicht über die Bühne gebracht. Dabei dürfte es wahrscheinlich (hoffentlich) um die Meldung zum erfolgreichen Tape-Out handeln, welche für die nächsten Tage erwartet wird – sprich die Rückmeldung der Fabrik, daß das Chipdesign in einem funktionierenden Status hergestellt werden konnte. Sofern man mit Tape-Out (wie früher so bezeichnet) das Einsenden der Design-Unterlagen zum Chiphersteller meint, würde hier noch weitere Zeit benötigt werden. Aber vermutlich ist mit dem erwarteten Ereignis wirklich der "erfolgreiche Tape-Out" gemeint.

An selbigen schließt sich dann seitens des Chipentwicklers eine längere Evaluierungsphase an, während der Chiphersteller später dann schon mit den Vorbereitungen zur anschließenden Massenfertigung beginnt. Beides benötigt allerdings seine Zeit, üblicherweise geht man hierzu bei Grafikchips von 6-9 Monaten aus, bei Prozessoren eher denn von einem Jahr Zeitdauer zwischen erfolgreichem Tape-Out und dem jeweiligen Marktstart. Insofern wäre das Erreichen eines Launches noch im dritten Quartal 2018 eine sehr gute Leistung seitens nVidia und dem vermutlichen Chiphersteller TSMC – und alle noch früher angesetzten Termine eher denn pure Illusion, sofern der zugrundeliegende terminliche Fixpunkt des erfolgreichen Tape-Outs um Ostern 2018 herum korrekt ist. Der erste Turing-Chip scheint somit erst richtig im vierten Quartal 2018 wirksam zu werden (mit den Marktstarts entsprechender Herstellerdesigns) – und ob es weitere Turing-Chips noch in diesem Jahr geben kann, erscheint angesichts dieser Ausgangslage als eher ungewiß. Sehr gut möglich, das sich der Ausbau der Turing-basierten Grafikkarten-Serie noch bis in das Frühjahr 2019 hineinzieht.

Dies dürfte jedoch kaum mit den nachfolgenden 7nm-Grafikchips von nVidia kollidieren (zur Frage des Fertigungsverfahrens der Turing-Chips gab es nach wie vor keine neue Information): Zwar erwartet man nunmehr Ampere für den Profi-Bereich schon in der 7nm-Fertigung irgendwann im ersten Halbjahr 2019 – aber 7nm für Gamer-Chips werden so lange auf sich warten lassen müssen, bis die 7nm-Fertigung mehr Volumen zur Verfügung stellt sowie bis deren Kostenlage auf ein vertretbares Maß abgesunken ist. Bei einem HPC-Ampere kann sich nVidia die Anfangskosten der 7nm-Fertigung aufgrund der hohen im Profi-Bereich genommenen Preise sicherlich leisten, genauso spielt für dieses Produkt eine anfänglich geringe Waferanzahl keine (blockierende) Rolle. Aber bei den millionenfach verkauften Gamer-Chips muß nVidia einigermaßen anders kalkulieren – und TSMC ist dann ja auch derzeit technologisch sehr weit vorn, findet also problemlos andere Abnehmer für die ersten 7nm-Chargen, muß nicht auf nVidias Preisvorstellungen eingehen. Insofern ist es nicht unwahrscheinlich, das nVidia das Gaming-Segment erst im Jahr 2020 mit 7nm-Grafikchips bedient.

Auf AMD muß nVidia diesbezüglich nicht wirklich schauen, denn so lange AMD bei der Grafikchip-Architektur und deren Effizienz derart klar zurückliegt, würde ein besseres Fertigungsverfahren (AMDs Navi-Generation soll in der 7nm-Fertigung bereits im Jahr 2019 antreten) AMD zwar sicherlich gut zu Gesicht stehen, aber eine Überflügelung nVidias wäre dann noch eine ganz andere, derzeit eher unwahrscheinliche Kategorie. Zudem ergibt sich inzwischen aufgrund der hohen Auslastung von AMDs Hausfertiger GlobalFoundries die These, das AMD seine Grafikprodukte in 7nm nicht bei GlobalFoundries, sondern bei TSMC fertigen läßt. Sollte dies der Fall sein, dann wird auch AMD so lange mit der Navi-Generation warten müssen (ein einzelner Vega 20 unter 7nm spielt hierfür keine Rolle, da primär für HPC-Aufgaben gedacht), bis die 7nm-Fertigung bei TSMC bezahlbar wird. In der Summe der Indizien deutet sich damit an, das 7nm-Chips für Gamer-Bedürfnisse bei beiden Grafikchip-Entwicklern eher ein Ding des Jahres 2020 sein werden, für das Jahr 2019 bestenfalls zum Jahresschluß angesiedelt werden können.

nVidias kommende Turing-Generation wird damit wenigstens ein Jahr für sich allein haben – und darf dennoch eher als Zwischengeneration gelten, selbst wenn es sich (aufgrund eigener Dies) nicht um eine klassische Refresh-Generation handelt. Auf Basis der mehrheitlich erwarteten 12nm-Fertigung sind zwar gute, jedoch keine überragenden Performance-Gewinne möglich – welche nVidia aber natürlich auch nicht zu bringen braucht, wenn AMD nichts neues vor dem Erreichen der 7nm-Fertigung liefert wird. nVidia dürfte vermutlich eher versucht sein, dem derzeit massiv gepuschtem RayTracing-Ansatz entsprechende Consumer-Beschleuniger zur Seite zu stellen – dann spielt das konkrete Performance-Plus viel weniger eine Rolle, wenn man der einzige Hersteller mit verfügbarer RayTracing-Hardware ist. Nach über zwei Jahren mit derselben nVidia Grafikkarten-Generation (Pascal) dürfte der Markt so oder so eine Neuvorstellung goutieren, selbst wenn es nicht zu der in diesem Zeitabstand ansonsten üblichen Performanceverdopplung langen sollte.