15

Hardware- und Nachrichten-Links des 15. Januar 2021

In einem von Seeking Alpha aufgezeichnetem Analystengespräch hat nVidia Klartext zur Frage der Grafikkarten-Lieferbarkeit geredet: Danach erwartet nVidia das Anhalten dieser Probleme über das gesamte erste Quartal 2021 hinweg. Dabei kann man sich streiten, ob hiermit das Kalenderquartal oder nVidias Finanzquartal gemeint ist, welches erst im April endet. Der eigentliche Clou der Aussage ist sowieso, dass das Ende der Grafikkarten-Dürre nicht mit dem Anbeginn des zweiten Quartals versprochen wurde, sondern indirekt nur die Aussage getroffen wurde, dass das zweite Quartal (wohl) nicht vollumfänglich betroffen sein sollte. Sprich: Ein normaler Grafikkarten-Markt sollte sich laut dieser Jahresanfangs-Aussage von nVidia irgendwann im zweiten Quartal 2021 einstellen, sicherlich aber noch nicht am Anfang diesen zweiten Quartals. Und natürlich ist hierbei das Risiko weiterer, derzeit nicht absehbarer Verzögerungen noch nicht mit einkalkuliert.

We expect the overall channel inventories, meaning the inventories that are with our AIC partners as well as in our e-tail and retail channels will likely remain lean throughout Q1.
Quelle:  nVidias CFO Colette Kress am 12. Januar 2021, notiert von Seeking Alpha

Von AMD gibt es derzeit keine derart konkrete Aussage, dort dürfte die Situation aber generell nicht anders sein – und AMD ist schließlich unter zusätzlichem Druck, da die 7nm-Fertigung von TSMC ausgebucht ist und einfach nicht mehr Chips hergibt zu Zeiten, wo neue AMD-Prozessoren & -Grafikkarten sowie die NextGen-Konsolen allesamt zum nahezu gleichen Termin herausgebracht wurden. Gegenüber The Verge hat AMD zwar versprochen, im ersten Quartal mehr Referenz-Grafikkarten in seinem eigenen Online-Shop anzubieten – aber ohne die dahinterstehende Quantität zu kennen, ist dies natürlich eine arg biegsame Aussage. Generell haben es beide Grafikchip-Entwickler mittels ihrer eigenverkauften Referenz-Designs in der Hand, vor allem die Grafikkarten-Preise derart zu regulieren, als dass wirklich nur noch die gutklassigen Eigendesigns der Grafikkarten-Hersteller zu höheren Preislagen als dem Listenpreis angeboten werden. Aber dafür müssten die Online-Shops von AMD & nVidia auch (flüssig) lieferbar sein – was wohl beiderseits nicht vor dem zweiten Quartal 2021 zu erreichen sein wird.

nVidia hat ein zum CES-Event zugehöriges Q&A online gestellt (via PC Games Hardware), welche auch eine Nutzer-Frage nach dem Grafikkartenspeicher der GeForce RTX 3060 im Vergleich zur (größeren) GeForce RTX 3080 enthält – welche bekannterweise mit 10 GB geringer ausgestattet ist als die (deutlich) kleinere 60er Karte. Dabei ist die seitens nVidia dargebrachte Erklärung sicherlich korrekt, insofern nVidia mit dem (lange vorher feststehenden) Speicherinterface des GA106-Chips nur eine Speicherbestückung von 6 oder 12 GB wählen konnte – und dass es für die (nominelle) Performance mehr auf die Speicherbandbreite als die Speichermenge ankommt. Die (nicht genannte) eigentliche Erklärung ist aber natürlich, dass nVidia bei der GeForce RTX 3060 bereits die kommende Navi-22-basierte Radeon RX 6700 Serie als zukünftige Kontrahenten im Mainstream/Midrange-Bereich im Blick hatte und selbige eben bis zu 12 GB Grafikkartenspeicher aufbieten werden.

nVidia hat mit den 12 GB der GeForce RTX 3060 somit bereits vorab auf die Radeon RX 6700 Serie reagiert – etwas, was bei GeForce RTX 3070 & 3080 aufgrund deren früheren Erscheinungstermins einfach nicht mehr möglich war. Dies zeigt an, dass sich nVidia durchaus der Problematik bewußt ist, dass AMD mit größeren Speichermengen antritt und dies Grafikkarten-Käufer zu AMD treiben (oder abwarten lassen) könnte. Gerade deswegen hat man auch weiterhin eine GeForce RTX 3070 Ti mit 10 GB sowie eine GeForce RTX 3080 Ti mit 20 GB in Vorbereitung – Projekte, welche wegen Chip- und Komponenten-Knappheit derzeit nicht realisiert werden können, von nVidia aber durchaus benötigt werden, sollte eines Tages alles halbwegs lieferbar sein und der Grafikkarten-Käufer somit die freie Entscheidung haben. Bei der GeForce RTX 3060 war man hingegen in der seltenen Situation, vorab der Konkurrenz deren Alleinstellungsmerkmal abnehmen zu können – und hat lieber diese Chance ergriffen, als dann später mit Programm-Updates nachziehen zu müssen.

Sicherlich dürfte hierbei auch mit hineinspielen, dass die GeForce RTX 3060 die Speerspitze des Massenmarkts darstellt, welcher zwar ziemlich nVidia-treu ist, welchen man aber auch nicht unbedingt zu AMD "verführen" will – gerade nicht dann, wenn AMD mutmaßlich konkurrenzfähige Gegenangebote (samt Mehrspeicher) aufstellen kann. Der nunmehr harte Wettstreit beider Grafikchip-Entwickler führt somit dazu, dass sich beide Anbieter maßgeblich bewegen, vor allem aber nVidia bisher gehegte Positionen aufgeben muß. Dies wird sich auch noch besser zeigen, wenn eines Tages mal eine vernünftige Liefersituation ;) erreicht ist. Nach wie vor erstaunlich ist allerdings, dass nVidia diese Problematik nicht mit 1,5-GB-Speicherchips angeht – welche die benötigten Zwischen-Speichermengen ermöglichen würden, um einer glatten Speicher-Verdopplung zu entgehen (somit beispielsweise 9 GB VRAM bei einer GeForce RTX 3060). Sicherlich müssen diese 1,5-GB-Speicherchips erst einmal aufgelegt werden (derzeit nie jemals gefertigt) – aber nachdem nVidia faktisch im Alleingang mit Micron den GDDR6X-Speicher aus der Taufe gehoben hat, sollte dies eigentlich möglich sein.

1-GB-Speicherchips 1,5-GB-Speicherchips 2-GB-Speicherchips
128-Bit-Interface 4/8 GB VRAM 6 GB VRAM 8 GB VRAM
160-Bit-Interface 5/10 GB VRAM 7,5 GB VRAM 10 GB VRAM
192-Bit-Interface 6/12 GB VRAM 9 GB VRAM 12 GB VRAM
256-Bit-Interface 8/16 GB VRAM 12 GB VRAM 16 GB VRAM
320-Bit-Interface 10/20 GB VRAM 15 GB VRAM 20 GB VRAM
384-Bit-Interface 12/24 GB VRAM 18 GB VRAM 24 GB VRAM

Stichwort: GeForce RTX 3080 Ti: Diese Karte darf gemäß der letzten Twitter-Gerüchte als "auf unbestimmte Zeit verschoben" betrachtet werden, wahrscheinlich schlicht zugunsten einer besseren Lieferbarkeit bei den bisherigen GA102-basierten Modellen GeForce RTX 3080 & 3090. Nichtsdestotrotz gibt es neue Anzeichen auf deren Existenz, denn gemäß VideoCardz wurde mal wieder ein großer Schwung neuer Grafikkarten-Modelle seiten Palit bei der Eurasian Economic Commission (EEC) angemeldet. Wie bekannt, werden diese Anmeldungen üblicherweise von Importeuren (in diesen Wirtschaftraum) vorgenommen und beinhalten oftmals auch Platzhalter-Daten – wirklich sichere Informationen lassen sich hieraus also nicht ziehen. Nichtsdestotrotz sollten die Importeure durchaus genaueren Einblick in die Zukunftspläne haben als denn zu Zeiten von vor dem Ampere-Launch – ergo sollten diese EEC-Anmeldungen auch etwas zu bedeuten haben.

Danach deuten sich gemäß der "Übersetzung" seitens VideoCardz sowohl "GeForce RTX 3080 Ti" als auch "GeForce RTX 3050" und "GeForce RTX 3050 Ti" an. Für die ersten beiden ergibt sich schon eine Erklärung, die genannte GeForce RTX 3050 Ti kann man sich hingegen als weitere GA106-Variante mit einer stärkeren Abspeckung des GA106-Chips vorstellen. Die "50er" Nameswahl könnte eventuell sogar den Weg zu einer kleineren Speicherbestückung (4 GB wie bei der GeForce RTX 3050) freimachen – aber vermutlich/hoffentlich entscheidet sich nVidia doch zur Speichermenge von 6 GB GDDR6, nachdem die GeForce RTX 3060 schließlich deren 12 GB abbekommen hat. Allerdings dürfte auch hier terminlich nichts so schnell passieren: nVidia wird schlicht den realen Launch der GeForce RTX 3060 abwarten (Ende Februar), dann sehen wie gut man mit den Chip-Nachlieferungen beim GA106-Chip nachkommt – und erst bei positivem Ausgang zu weiteren Grafikkarten-Neuvorstellungen im Mainstream-Segment schreiten. Der anstehende Ausbau der Ampere-Generation dürfte somit wohl bis in den Frühling 2021 hineinreichen.

Chip Hardware Speicher Listenpreis Status Release
GeForce RTX 3090 GA102-300 82 SM @ 384 Bit 24 GB GDDR6X $1499 veröffentlicht 24. September 2020
GeForce RTX 3080 Ti GA102-250 82 SM @ 320 Bit 20 GB GDDR6X $999 Indizien Frühling 2021
GeForce RTX 3080 Super GA102 70-72 SM @ 384 Bit 12 GB GDDR6X $699 Gerücht Sommer/Herbst 2021
GeForce RTX 3080 GA102-200 68 SM @ 320 Bit 10 GB GDDR6X $699 veröffentlicht 17. September 2020
GeForce RTX 3070 Ti GA103-300 58 SM @ 320 Bit 10 GB GDDR6X $599 Gerücht Frühling 2021
GeForce RTX 3070 Super GA103 48-50 SM @ 256 Bit 8 GB GDDR6X $499 Gerücht Sommer/Herbst 2021
GeForce RTX 3070 GA104-300 46 SM @ 256 Bit 8 GB GDDR6 $499 veröffentlicht 29. Oktober 2020
GeForce RTX 3060 Ti GA104-200 38 SM @ 256 Bit 8 GB GDDR6 $399 veröffentlicht 2. Dezember 2020
GeForce RTX 3060 GA106-300 28 SM @ 192 Bit 12 GB GDDR6 $329 angekündigt Ende Februar 2021
GeForce RTX 3050 Ti GA106 22-26 SM @ 192 Bit 6 GB GDDR6 $229-279 Indizien Frühling 2021
GeForce RTX 3050 GA107-300 18 SM @ 128 Bit 4 GB GDDR6 $179-199 Indizien Frühling 2021
Anmerkung: Hardware-Daten & Preise zu noch nicht veröffentlichten Grafikkarten basieren weitgehend auf Gerüchten & Annahmen

Ein Bericht der ComputerBase widmet sich der Fertigungstrategie bei Intel, welche wegen zurückhängender Technologie und Problemen in der Massenfertigung (neuerer Nodes) unter dem Druck von Anlegern & Analysten steht. Deren Pläne sind hochfliegend, aber vermutlich gar nicht umsetzbar, da Weltklasse-Fertigung heutzutage nur von (sehr) wenigen Auftragsfertigern einkaufbar ist. Bedacht wird bei diesen Plänen zudem oftmals nicht die schiere Größe von Intel (18-20 Mrd. Dollar Quartalsumsatz) gegenüber AMD (2-3 Mrd. Dollar Quartalsumsatz) und nVidia (3-5 Mrd. Dollar Quartalsumsatz) – was zum einen das Risiko eines Betriebs ohne eigene Halbleiterfabriken massiv nach oben schraubt und zum anderen eine ganz andere Hausnummer darstellt, als wenn AMD seine eigene Fertigung (wie mittels GlobalFoundries geschehen) abgibt. Denn andere Fertiger müssten faktisch um diesen Riesen-Batzen wachsen, wenn Intel "Fab-los" operieren wollte – was in dieser Größenordnung kaum vorstellbar erscheint.

Aus der Sicht Intels stellen die eigenen Halbleiterwerke in einer Zeit von nur noch zwei Weltklasse-Auftragsfertigern (Samsung & TSMC) sogar eine gewisse Gewähr von Lieferbarkeit dar – ein Trumpf, dessen Wert sich momentan um so deutlicher zeigt. Demzufolge scheint Intel in der Praxis auch eher in die andere Richtung zu gehen und anstatt eigene Halbleiterwerke abzugeben, lieber die Auftragsfertiger verstärkt zu bemühen – womit man mehr Zeit gewinnt, den eigenen Laden auf Vordermann zu bringen. Bekannt ist schon die 6nm-Fertigung der Xe-HPG Gaming-Grafikkarten bei TSMC, laut den Analysten von TrendForce sollen nun aber noch Core i3 Prozessoren unter der 5nm-Fertigung von TSMC sowie Midrange- und HighEnd-Prozessoren unter der 3nm-Fertigung von TSMC nachfolgen. Dies sieht demzufolge nach einer Intel-Zweitfertigung bei TSMC aus – eine zweite Quelle für Intels eigene Prozessoren, womit man voll flexibel wäre und normalerweise eine hohe Lieferbarkeit garantieren könnte.

Allerdings sind leichte Zweifel ob der Aussagen von TrendForce angebracht, denn die genannten Terminlagen erscheinen einigermaßen hochfliegend: Die 5nm-Massenfertigung im zweiten Halbjahr 2021 mag noch angehen, schließlich wird jene dann auch von Apple genutzt werden (wenngleich nominell exklusiv). Aber die 3nm-Massenfertigung im zweiten Halbjahr 2022 klingt doch sehr früh angesetzt, das Jahr 2022 dürfte der Ausweitung der 5nm-Fertigung und in der Technologiespitze irgendwelchen 5nm-Derivaten wie "5++" oder "4nm" gehören – nicht aber schon dem nächsten Fullnode, welcher zudem technologisch noch nicht final sein soll. Aber selbst wenn diese Terminlagen nicht ganz klappen, wäre es schon ein gewisser Paukenschlag, wenn Intel selbst Midrange- und HighEnd-Prozessoren (augenscheinlich Core i5 bis Core i9 gemeint) auch nur zweitfertigen läßt – denn bisher hatte Intel zu den Auftragsfertigern gewöhnlich nur nebensächliche Produkte sowie LowPower-Prozessoren gegeben. Aber natürlich muß sich diese Meldung auch erst einmal bestätigen, jene könnte sowohl komplett falsch sein als auch sich eventuell auf andere, weit weniger bedeutsame Intel-Produkte beziehen.