Mit seinem CES-Event hat nVidia eine weitere Ampere-Grafikkarte in Form der GeForce RTX 3060 angekündigt. Deren grundsätzliche Ausrichtung war über den bekannten GA106-Chip (30 Shader-Cluster an einem 192 Bit Interface) zwar schon des längeren bekannt, allerdings gab es zuletzt doch noch ein paar Verschiebungen in der konkreten Produktausgestaltung. So wurden andere Grafikkarten-Namen, andere Speicherbestückungen und eine leicht andere Anzahl an (freigeschalteten) Shader-Clustern gehandelt. nVidia hat sich aber letztlich dazu entschieden, die Sache vergleichsweise einfach zu machen und die Karte alleinig mit 12 GB Grafikkartenspeicher und ohne Sondernamen herauszubringen. Eine 6-GB-Ausführung ist damit nicht gänzlich vom Tisch, steht aber zumindest derzeit nicht auf dem Plan – die 12-GB-Version wird somit zumindest die hauptsächliche Ausführung zur GeForce RTX 3060 darstellen.
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Der zweite wichtige Punkt ist der Preis, welchen nVidia hierfür ansetzt: 329 Dollar US-Listenpreis sowie 319 Euro deutsche UVP sind leicht oberhalb dessen, wo man die GeForce RTX 3060 mit 6 GB erwartet hatte (299 Dollar/Euro), aber auch leicht unterhalb dessen, wo man eine extra 12-GB-Version maximal vermuten konnte (349 Dollar/Euro). Für eine 12-GB-Karte ist dies erst einmal ein vergleichsweise erfreulicher Preispunkt – welcher sich natürlich noch gegenüber AMDs Radeon RX 6700 Serie sowie vor allem dem Problem der schlechten Lieferbarkeit aller neuen Grafikkarten behaupten muß. Allerdings manifestiert sich hiermit erneut die mit der Turing-Generation vorgenommene Grafikkarten-Preissteigerung: Denn 329 Dollar war einstmals der Listenpreis der GeForce GTX 970, welche in der Rangordnung sicherlich deutlich oberhalb einer GeForce RTX 3060 stand. Jene GeForce RTX 3060 ist somit kaum noch dem Mainstream-Segment zuzuordnen, sondern eher dem (unteren) Midrange-Segment.
Chip | Hardware | Rohleistungen | 4K-Index | Liste | |
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GeForce RTX 3090 | GA102-300 | 82 SM @ 384 Bit, 24 GB GDDR6X | 35,7 TFlops & 936 GB/sec | 368% | $1499 |
GeForce RTX 3080 | GA102-200 | 68 SM @ 320 Bit, 10 GB GDDR6X | 29,8 TFlops & 760 GB/sec | 328% | $699 |
GeForce RTX 3070 | GA104-300 | 46 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 | 20,3 TFlops & 448 GB/sec | 245% | $499 |
GeForce RTX 3060 Ti | GA104-200 | 38 SM @ 256 Bit, 8 GB GDDR6 | 16,2 TFlops & 448 GB/sec | 212% | $399 |
GeForce RTX 3060 | GA106-300 | 28 SM @ 192 Bit, 12 GB GDDR6 | 12,8 TFlops & 360 GB/sec | ~150-180% | $329 |
Dafür bietet nVidia mit 12,8 TFlops FP32-Rechenleistung sowie 360 GB/sec Speicherbandbreite ordentliche Rohleistungen auf, dies ergibt Abschläge von -21% sowie -20% zur größeren GeForce RTX 3060 Ti. In der Performance-Rechnung wäre allerdings auch die erhebliche Differenz an Raster-Engines zu beachten: Die GeForce RTX 3060 Ti auf GA104-Basis führt davon immer noch 5 ins Feld, die GeForce RTX 3060 auf GA106-Basis kann maximal 3 aufbieten, da der zugrundeliegende Grafikchip über nicht mehr Raster-Engines verfügt. Gleiches gilt dann für die Anzahl der ROP-Einheiten, welche zwischen GeForce RTX 3060 Ti und GeForce RTX 3060 von 80 auf 48 deutlich nach unten gehen. Bei kleineren Differenzen spielen Raster- wie ROP-Power heutzutage keine beachtbare Rolle mehr, aber ein Abschlag von -40% wird doch bemerkbar sein und könnte die Performance-Differenz trotz Skalierungs-Effekten auf die Höhe der Rohleistungs-Differenz (oder sogar leicht darüber) anheben.
Die von nVidia selber veröffentlichten Benchmarks liefern leider nur einen (knappen) Vergleich mit der GeForce RTX 2060, welchen die GeForce RTX 3060 mit im Schnitt +23% gewinnt. Dabei ist unklar, inwiefern hierbei die (weitgehende) Benutzung von RayTracing sowie sich aus der Grafikkartenspeichermenge (6 vs. 12 GB) resultierende Effekte einen Performance-Einfluß haben. Der Sinn der nVidia-Folie lag auch eher darin, die GeForce RTX 3060 als durchgehend oberhalb von 60 fps anzuzeigen, weniger dieser konkrete Performance-Vergleich. Denn interessanterweise sollte gemäß ihren Rohdaten die GeForce RTX 3060 durchaus beachtbar oberhalb von nur +21% gegenüber der GeForce RTX 2060 herauskommen, eher denn bei ca. +35%. Entweder stappelt nVidia mit dieser Performance-Vorgabe zur GeForce RTX 3060 einigermaßen tief, oder aber eine Kalkulation anhand der Rohleistungen führt in diesem Fall nicht wirklich zum Ziel.
GeForce GTX 1060 | GeForce RTX 2060 | GeForce RTX 3060 | |
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Total War: Three Kingdoms | ~33,5 fps | ~58,0 fps | ~63,7 fps |
The Division 2 | ~40,1 fps | ~70,0 fps | ~81,7 fps |
Shadow of the Tomb Raider (+RT +DLSS) | - | ~62,8 fps | ~70,9 fps |
Watch Dogs: Legion (+RT +DLSS) | - | ~40,3 fps | ~60,7 fps |
Fortnite (+RT +DLSS) | - | ~54,0 fps | ~66,6 fps |
Cyberpunk 2077 (+RT +DLSS) | - | ~46,8 fps | ~60,7 fps |
Basis: grobe optische Auswertung von nVidias Benchmark-Folie |
Damit läßt sich zur GeForce RTX 3060 derzeit leider nur eine eher weite Performance-Prognose von ~150-180% gemäß des 3DCenter UltraHD/4K Performance-Index ansetzen, welche sich nachfolgend über die zu erwartenden Performance-Leaks wohl noch genauer eingrenzen läßt. Vermutlich wird es eher am oberen Rand herauskommen, ~170% ist eine gemäß der Rohleistungen solide Schätzung. Die gesamte Schätzungsspanne reicht dabei vergleichsweise von der Performance der GeForce RTX 2070 Referenz zur GeForce RTX 2070 Super, sprich ehemals zu 500 Dollar/Euro verkaufter nVidia-Grafikkarten. AMD-seitig dürfte die GeForce RTX 3060 grob im Performance-Feld der Radeon RX 5700 XT herauskommen, welche aber natürlich im selben Frühling dann durch die Navi-22-basierte Radeon RX 6700 Serie ersetzt werden wird.
Die Terminlage zur GeForce RTX 3060 ist mit Ende Februar 2021 nicht ganz so frühzeitig im Jahr angesetzt, wie bislang erwartet worden ist. Andererseits hat nVidia somit etwas mehr Luft, um genügend GA106-Chips für einen echten Launch mit wahrhaftiger Lieferbarkeit vorzufertigen. Zudem ist auch einzurechnen, dann jener GA106-Chip ab sofort auch ins Mobile-Segment geht und damit von zwei Seiten aus Nachfrage-Druck aufgebaut wird. Im Sinne der Vermeidung von Paper-Launches bzw. der aktuell schwierigen Liefersituation im Grafikkarten-Markt ist es wohl doch sinnvoller gewesen, dass nVidia diesen Launch etwas später angesetzt hat, als es möglich gewesen wären (denn spruchreif ist der GA106-Chip augenscheinlich). Zudem deutet jener Launchtermin auch an, dass nVidia erwartet, bis Ende Februar aus den gröbsten Schwierigkeiten bei der Nachlieferung der anderen Ampere-Grafikkarten herauszukommen – was schön wäre, wenn sich die erfüllen könnte.