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Hardware- und Nachrichten-Links des 21. April 2020

Das chinesische HKEPC (maschinelle Übersetzung ins Deutsche) berichtet breit über eine neue Welle an Fake-Prozessoren bei chinesischen Online-Shops, welche allerdings über den Umweg von Aliexpress, Amazon & eBay durchaus auch in der westlichen Welt landen können. Die Betrügereien gehen dabei inzwischen so weit, sogar die Abdeckungen des Fake-Prozessors zu ändern, so dass selbst das versendete Exemplar dann erst einmal "echt" aussieht (und sich nur unter CPU-Z als Fälschung outet). In einem besonders drastischen Fall wurde gleich ein leeres CPU-Gehäuse verkauft – sprich zwischen Package und Abdeckung fehlt das eigentliche Prozessoren-Die, was dann zumindest sicher vor der Gegenprüfung durch CPU-Z wäre. Die eigentlich hierbei zugrundeliegende Problematik ist aber weniger der Erfindungsreichtum der Hardware-Fälscher, sondern zwei andere Punkte: Erstens einmal gilt gerade in China immer noch derjenige als "cleverer Geschäftsmann", welcher den anderen über den Tisch ziehen konnte (siehe hierzu einen interessanten Telepolis-Artikel, wonach das chinesische Sozialkredit-System primär eher gegen jenes Mentalitäts-Problem arbeiten soll).

Und zweitens sind die großen Shopping-Anbieter, welche eine Einbindung von Drittanbieter-Angeboten zulassen, nicht wirklich auf solcherart dauerhafte Betrügereien vorbereitet – sei es aus Desinteresse, weil die Manpower fehlt oder weil es letztlich keine wirklichen Konsequenzen für Aliexpress, Amazon, eBay & Co. hat. In Folge dessen gibt es nicht nur regelrechte Hardware-Fälschungen, sondern auch reihenweise unseriöser Angebote, welche (wie vorstehend beispielhaft) im Namen & Bild mit einer "GeForce GTX 1050 Ti" werben, wo die technische Beschreibung dann allerdings klar eine 28nm-GPU von AMD mit 2 GB Grafikkartenspeicher angibt (die GeForce GTX 1050 Ti basiert auf dem in der 16nm-Fertigung hergestellten GP107-Chip und wird ausschließlich zusammen mit 4 GB Speicher verbaut) bzw. die Preislage ein solches Angebot verbietet (umgerechnet ~40 Euro). Andere Angebote mit nur superkurzen Garantiezeiträumen deuten dann darauf hin, das es sich hierbei um gebrauchte oder gar reparierte Hardware handelt – ohne das dies jedoch in irgendeiner Form besonders erwähnt werden würde. Dabei sind die anbietenden Händler teilweise über Jahre (unter demselben Firmennamen) auf diesen Verkaufsplattformen aktiv – sprich, die großen Plattform-Anbieter tolieren es augenscheinlich, obwohl teilweise die allererste Augenscheinsprüfung den unseriösen Charakter der Angebote entlarvt.

Somit kann man nur die Empfehlung aussprechen, auf diesen großen Verkaufsplattformen extreme Vorsicht bei Angeboten walten zu lassen, welche nicht vom Plattformanbieter höchstselbst stammen. Dies geht natürlich zuungsten der vielen seriös arbeitenden kleinen Anbieter, welche diese großen Verkaufsplattformen nutzen – welche ihrerseits bei Aliexpress, Amazon, eBay & Co. einfach Druck machen müssen, auf das jene die unseriösen Anbieter eigenaktiv verfolgen und ausschließen. Zudem wäre zu überlegen, ob man nicht die Plattform-Anbieter für solcherart Angebote rechtlich haftbar machen sollte – bei Urheberrechtsverstößen geht dies schließlich genauso, gefälschte Produkte sowie falsche Produktkennzeichnungen sind dann eigentlich sogar noch eine Kategorie darüber anzusiedeln. Wenn die großen Plattformanbieter diesbezüglich genügend Druck bekommen würden, könnte jener Spuk schnell vorbei sein – weil es irgendwann zu ineffektiv für die unseriösen Anbieter wird, aller paar Tage einen neuen Verkäufer-Account anzulegen zu müssen. So lange sich diesbezüglich aber nichts grundlegendes ändern, ist auf diesen großen Plattformen (im Gegensatz zum altherkömmlichen lokalen Online-Shop) der einzige aktive Verbraucherschützer man selbst.

Die kürzlich schon genannten neuen Zen-2-basierten Vierkerner Ryzen 3 3100 & 3300X wurden von AMD nun sogar offiziell für einen Marktstart am 21. Mai angekündigt und mit entsprechenden Produkt-Webseiten samt Listenpreisen versehen. Selbige liegen mit 99 bzw. 120 Dollar vergleichsweise niedrig, bisher fing das Zen-2-basierte Produktangebot (offiziell) mit 199 Dollar beim Ryzen 5 3600 an. Dass AMD sich bei Zen 2 gleich in solch niedrige Preisgefilde hinabbegibt, dürfte eine Reaktion auf das Nahen von Intels Comet-Lake-basierter Core i-10000 Serie im Desktop-Segment sein, wo in der Core-i3-Sparte dann auch neue Vierkerner im Angebot befindlich sein werden. Eher erstaunlich ist, das AMD jene Core i3 von Comet Lake nicht (wie bisher) mit den früheren CPU-Modellen der Ryzen 1000/2000 Generationen kontern will – dies könnte darauf hindeuten, das jene Altware nun langsam doch ausläuft. In jedem Fall ist mit dieser Produkt-Ankündigung sicherlich nicht mit einem zeitnahen Auftauchen der Renoir-APU (in Form der Ryzen 4000G Serie) im Desktop-Segment zu rechnen. Derzeit dürfte AMD alle Renoir-Fertigungskontingente schlicht für das Mobile-Segment und dort die Ryzen 4000 U/H-Serien benötigen.

Kerne Takt L2+L3 TDP Kühler Liste Release
Ryzen 9 3950X 16C/32T 3.5/4.7 GHz 8+64 MB 105W ohne 749$ 25. Nov. 2019
Ryzen 9 3900X 12C/24T 3.8/4.6 GHz 6+64 MB 105W Wraith Prism LED 499$ 7. Juli 2019
Ryzen 9 3900 12C/24T 3.1/4.3 GHz 6+64 MB 65W ohne rein OEM 24. Sept. 2019
Ryzen 7 3800X 8C/16T 3.9/4.5 GHz 4+32 MB 105W Wraith Prism LED 399$ 7. Juli 2019
Ryzen 7 3700X 8C/16T 3.6/4.4 GHz 4+32 MB 65W Wraith Prism LED 329$ 7. Juli 2019
Ryzen 5 3600X 6C/12T 3.8/4.4 GHz 3+32 MB 95W Wraith Spire 249$ 7. Juli 2019
Ryzen 5 3600 6C/12T 3.6/4.2 GHz 3+32 MB 65W Wraith Stealth 199$ 7. Juli 2019
Ryzen 5 3500X 6C/6T 3.6/4.1 GHz 3+32 MB 65W Wraith Stealth China only 24. Sept. 2019
Ryzen 5 3500 6C/6T 3.6/4.1 GHz 3+16 MB 65W ohne rein OEM 14. Nov. 2019
Ryzen 3 3300X 4C/8T 3.8/4.3 GHz 2+16 MB 65W Wraith Stealth 120$ 21. Mai 2020
Ryzen 3 3100 4C/8T 3.6/3.9 GHz 2+16 MB 65W Wraith Stealth 99$ 21. Mai 2020

Hinzu kommt noch der Punkt, das im Gegensatz zu früheren APUs hierbei der Kostenpunkt anders herum verteilt sein könnte: Ein Zen-2-CCD samt I/O-Chip ist gerade einmal 199mm² groß, wovon aber nur 74mm² aus der 7nm-Fertigung von TSMC und 125mm² aus der günstigen 12nm-Fertigung von GlobalFoundries stammen. Die Renoir-APU ist zwar mit ~150mm² nominell etwas kleiner, könnte aber als reiner 7nm-Chip (von TSMC) in der Fertigung ähnlich teuer oder sogar (leicht) teurer kommen. In jedem Fall ist Ryzen 4000G somit etwas für einen späteren Zeitpunkt – auch wenn sich einige aufgrund des monolitischen Ansatzes von Renoir erhoffen, damit sogar das Performance-Niveau des "echten" Zen 2 zu erreichen. Daneben wäre noch zu erwähnen, das AMD den lange vermissten B550-Chipsatz nunmehr für einen Verkaufsstart ab dem 16. Juni angekündigt hat. Die Mainstream-Abwandlung des X570-Chipsatzes bietet im Gegensatz zu diesem kein eigenes PCI Express 4.0, die entsprechenden Mainboards können aber im Gegensatz zu früheren AMD-Mainboards das PCI Express 4.0 Signal der Zen-2-CPU zum Grafikkarten-Slot sowie einem M.2-Slot durchleiten – vollkommen ausreichend für normale PC-Systeme und damit ein Weg, den bisherigen Zwang zum (teuren) X570-Chipsatz zu umgehen.

Gestern schon verlinkt, berichtet die PC Games Hardware über die Reaktionen von AMD & nVidia gegenüber der Corona-Krise. Beide Hersteller werden derzeit insbesondere von Analysten über Pläne zu Stellenstreichungen ausgehorcht, da in den USA in deren Hire&Fire-System derzeit massive Entlassungswellen rollen. Beide Hersteller haben solcherart Pläne jedoch zurückgewiesen und betont, mit ihren Produkte gerade jetzt stark gefragt zu sein. AMD will dabei alle Mitarbeiter auch weiterhin voll bezahlen, egal ob diese eventuell nur noch stundenweise arbeiten, während nVidia eine sowieso geplante Lohnerhöhung nunmehr sogar vorziehen will. Letzteres stellt eine überaus löbliche wie natürlich auch sehr ermutigende Geste dar – sicherlich darauf basierend, das nVidia sich dies aufgrund eines eher maßvollen Lohnkosten-Anteils an den Gesamtkosten wie auch (bislang) sprudelnder Gewinne durchaus leisten kann. Eine gewisse Ahnung, wie stark die großen IT-Hersteller von der Corona-Krise betroffen sind, wird sich mit den Geschäftsberichten von AMD & Intel zum ersten Quartal ergeben, welche zum Anfang des Monats Mai zu erwarten sind – wobei das eigentliche Drama eher denn im zweiten Quartal steckt, gerade für US-Firmen mit deren späterem Lockdown-Beginn und (vermutlich) späterem Lockdown-Ende.