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Hardware- und Nachrichten-Links des 27. Mai 2019

Als weiteren Vorab-Konter (neben den Ice-Lake-Grafikbenchmarks) gegenüber AMDs Computex-Offenbarungen zur Ryzen 3000 Serie hat Intel noch am Sonntag teilweise Modelldaten für einen weiteren Coffee-Lake-Spitzenprozessor bekanntgeben. Der Core i9-9900KS (das zusätzliche "S" steht für "Special Edition") bringt laut der ComputerBase Taktraten von 4.0/5.0/5.0 GHz an den Start, was gegenüber den 3.6/4.7/5.0 GHz des regulären Core i9-9900K insbesondere beim AllCore-Turbo einen entscheidenden Zuschlag von 300 MHz bedeutet. Faktisch könnte der Core i9-9900KS somit durchgehend bei 5.0 GHz laufen, sofern die Kühlung adäquat ist und keine Powerviren wie AVX-Benchmarks gefahren werden. Allerdings hat Intel wohlweislich bei seiner Vorab-Information die beiden kritischen Punkte der TDP sowie des Preispunkts weggelassen. Die TDP soll wohl höher als die bisherigen 95 Watt ausfallen – ob sich Intel hierbei aufschwingt, mal einen realistischen Wert zu nennen (und nicht die TDP am Basetakt auszumachen), bleibt abzuwarten, ist aber (leider) unwahrscheinlich, gerade nach der Intel einigermaßen unter Druck setzenden Vorstellung von Ryzen 3000.

Desktop Kerne Takt unl. verl. L2+L3 Speicher iGPU TDP Liste Release
Core i9-9900KS 8C/16T 4.0/5.0/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/? MHz ? ? unbekannt
Core i9-9900K 8C/16T 3.6/4.7/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/1200 MHz 95W 488$ 19. Okt. 2018
Core i9-9900KF 8C/16T 3.6/4.7/5.0 GHz 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 deaktiviert 95W 488$ 8. Jan. 2019
Core i9-9900 8C/16T 3.1/?/5.0 GHz ? 2+16 MB 2Ch. DDR4/2666 GT2 @ 350/1200 MHz 65W 439$ 23. April 2019

Beim Preispunkt dürften es dann wohl noch mehr als die 488 Dollar des regulären Core i9-9900K werden, was Intel eigentlich nicht weiterhilft – das Preis/Leistungs-Verhältnis wird angenommen eines höheren Listenpreises beim Core i9-9900KS trotz der Mehrperformance nicht besser. Eine Möglichkeit für Intel zugunsten eines besseren Preis/Leistungs-Verhältnisses würde darin bestehen, den Core i9-9900KS auf den bisherigen Preispunkt des Core i9-9900K zu setzen und letzteren dann im Preis zu senken. Weil dies dann aber auch schnell zu Preissenkungen bei den nächstkleineren CPU-Modellen zwingt und Intel sowieso generell nicht für Preissenkungen bekannt ist, bleibt abzuwarten, wie Intel diese Problematik auflösen will. Unter Umständen geht es Intel hierbei auch gar nicht wirklich um ein besseres Preis/Leistungs-Verhältnis oder beachtbare Umsätze mit dem Core i9-9900KS. Vielmehr könnte die eigentliche Idee hinter diesem Prozessor schlicht darin liegen, zum Launch von Ryzen 3000 ein neues, stärkeres Achtkern-Modell aufweisen zu können, damit AMD nicht so einfach das Kräfteverhältnis im Achtkern-Segment mit dem (günstigeren) Ryzen 7 3800X ausgleicht sowie mit dem potenteren Ryzen 9 3900X nachfolgend an Intel vorbeizieht. Eine gewisse Historie, dann wenn wirklich Wettbewerb droht, mit reinen Benchmarker-Prozessoren anzutreten, hat Intel schließlich durchaus.

Allerdings ist bei AMD auch nicht alles Gold, was da (auf den ersten Blick) glänzt: Gerade bei der abgelaufenen Computex-Keynote hat man einige Ungenauigkeiten an (sehr) relevanter Stelle eingebaut. Dies betrifft unglücklicherweise die drei am meisten relevanten Performance-Angaben: Der IPC-Zuwachs von Zen 2 sowie die Zuwächse bei Performance/Clock und Performance/Watt von Navi wurden allesamt ohne exakt bestimmbare Referenz angegeben. Selbst die Fußnoten der entsprechenden AMD-Pressemitteilung sind genau an dieser Stelle vergleichsweise ungenau, während ironischerweise zu allen anderen Benchmarks Roß und Reiter zumeist ziemlich exakt genannt wurden. Somit steht es derzeit in der Schwebe, ob der IPC-Gewinn von Zen 2 (von +15%) nun gegenüber Zen+ oder Zen 1 gilt – die offizielle Aussage "over the predecessor Zen architecture" kann man in beide Richtungen hin auslegen ("Zen" deutet auf Zen 1, "predecessor" hingegen auf den direkten Vorgänger in Form von Zen+). Den ganz großen Unterschied macht dies zwar nicht aus, aber wenn AMDs Aussage auf Zen 1 bezogen ist, kann man rein technisch gesehen gegenüber Zen+ durchaus 3 Prozentpunkte von den genannten +15% abziehen – dies ist nämlich der AMD-offizielle IPC-Unterschied zwischen Zen 1 und Zen+. Noch etwas verworrener wird diese Situation im übrigen dadurch, das in der Berichterstattung von AnandTech zu AMDs Computex-Keynote eine abweichende AMD-Präsentationsfolie auftaucht, welche dann sogar nur von +13% IPC-Gewinn bei Zen 2 spricht.

Im Fall von Navi lautet die AMD-offizielle Aussage im übrigen auf "compared to the previous generation Graphics Core Next (GCN) architecture", was erst einmal ziemlich zwingend auf die Vega-Architektur hinausläuft – allerdings die Frage offenläßt, ob es sich hierbei um einen Vergleich gegenüber den regulären Vega-Vertretern Radeon RX Vega 56/64 handelt, oder aber um einen Vergleich gegenüber der Radeon VII. Dies macht speziell in der Frage des Performance/Watt-Verhältnisses einen enormen Unterschied aus, denn zwischen Radeon RX Vega 64 und Radeon VII liegt hierbei schließlich schon eine Energieeffizienz-Differenz von +36%. Innerhalb der ursprünglichen Meldung zur Navi-Vorstellung wurden bereits diverse Hochrechnungen auf Basis des Vergleichs zu Radeon RX Vega 56/64 getätigt, welche jedoch allerhöchstens mittelprächtig für Navi ausfallen. An dieser Stelle könnten wir uns aber natürlich auch geirrt haben – sofern AMDs Angaben gegenüber der Radeon VII gilt, dann werden die Vega-Grafikkarten ein um so besseres Performance/Watt-Verhältnis aufweisen und vor allem beim Stromverbrauch sogar tatsächlich niedriger als nVidias Turing-Karten durchs Ziel gehen. Bezüglich dieser beiden mißverständlichen Angaben zu Zen 2 und Navi sollte AMD aber sicherlich noch einmal nachlegen und die damit verbundenen offenen Fragen mit dann auch wirklich eindeutigen Antworten ausräumen.

In vorgenanntem AnandTech-Bericht findet sich dann auch noch eine Präsentationsfolie zur "RDNA" Grafik-Architektur der Navi-Generation, welche nicht während der Computex-Keynote gezeigt wurde, allerdings wenigstens ein paar Stichworte zu deren Veränderungen zum besten gibt. Das "New Compute Design" dürfte sich auf die veränderten Shader-Cluster beziehen, zu welchen es erst vor kurzem ein passendes Gerücht gab. Was sich genau hinter "Multi-Level Cache Hierarchy" sowie "Streamlined Graphics Pipeline" verbirgt bzw. wo da die genauen Änderungen gegenüber der Vega-Architektur liegen, bleibt dagegen weitere erhellende Informationen hierzu abzuwarten. Was für eine Speichersorte die Radeon RX 5700 Serie benutzt, hat AMD im übrigen ganz nebenbei in seiner Pressemitteilung notiert – es wird (wie erwartet) GDDR6-Speicher geben, an gleicher Stelle wurde dann auch noch der Support von PCI Express 4.0 bestätigt. Ganz generell gesprochen ist es aufgrund der fehlenden Detail-Informationen nach wie vor denkbar, das die "RDNA" Grafik-Architektur im eigentlichen "nur" eine späte GCN-Iteration darstellt, welche aufgrund der umfangreichen Änderungen sowie der zuletzt doch eher zunehmenden Kritik an der GCN-Architektur einfach aus Marketinggründen einen eigenen Architektur-Namen von AMD spendiert bekommen hat. Die angesetzten Änderungen erscheinen allerdings zumindest beim herauskommenden Performance-Effekt sowieso derart gravierend, das hierbei egal der exakten technischen Herkunft ein eigener Architektur-Name in jedem Fall lohnt.