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Hardware- und Nachrichten-Links des 29. Juni 2020

Bei Igor's Lab hat man versucht, aus Industrie-Quellen genaueres zum Stand der nächsten AMD-Prozessoren herauszufinden – und konnte somit in Erfahrung bringen, dass "Vermeer" derzeit im B0-Stepping validiert wird sowie dass sich die APUs "Cezanne" wie "van Gogh" derzeit im A0-Stepping befinden. Igor's Lab schlußfolgern daraus, dass insbesondere Vermeer (Desktop-Modell der Zen-3-Generation) somit "faktisch reif für die Massenfertigung" sei und AMD somit den Launch- wie auch Auslieferungstermin ohne Druck vergleichsweise variabel festlegen kann. Als Hintergrund dieses Einwandes steht sicherlich die Überlegung im Raum, dass AMD derzeit wegen der schwachen Intel-Gegenwehr nicht wirklich nachlegen müsste, andererseits aber klar Zen-3-basierte Desktop-Prozessoren noch für das Jahr 2020 sogar erst kürzlich bestätigt hat. Denkbar also, dass von Vermeer bzw. dem echten "Ryzen 4000" dieses Jahr nur ein paar wenige Modelle antreten, der große Rest des Portfolios dann aber nächstes Jahr.

Desktop APU LowCost-APU Server HEDT
Zen Summit Ridge Raven Ridge Dali Naples Whitehaven
Zen+ Pinnacle Ridge Picasso - - Colfax
Zen 2 Matisse Renoir van Gogh Rome Castle Peak
Zen 3 Vermeer Cezanne ? Milan Genesis Peak
Zen 3+ Warhol Rembrandt ? - ?
Zen 4 Raphael ? ? Genoa ?
Anmerkung: Die Einordnung zukünftiger AMD-Codenamen ist teilweise spekulativ.

Derzeit stellen jene Annahmen zu langsamen/späten Zen-3-Launches aber auch nur Thesen dar, AMD könnte nichtsdestotrotz schon am Anfang des vierten Quartals mit der vollen Wucht des kompletten Portfolios angreifen. Aus der Sicht des OEM-Marktes, wo AMD den (ganz eindeutig) größeren Nachholbedarf hat, sind ständig neue Produkte immer ein gutes Argument (Stichwort "Werbe-Effekt"). Die beiden APUs dürften dagegen erst klar ein Thema des Jahres 2021 sein, selbst wenn es eventuell auf der CES 2021 bereits eine entsprechende Ankündigung gibt. Derzeit hat AMD im APU-Feld schließlich noch nicht einmal die Desktop-Modelle von Renoir ausgerollt, da muß nicht sofort die nächste APU-Generation nachfolgen – welche bei AMD üblicherweise weit nach den Desktop-Modellen antreten. Von Igor's Lab genannt wurde hierzu die große APU "Cezannne" mit weiterhin einer Vega-basierten Grafiklösung (wobei "Vega 20" wohl eine fehlerhafte Auslegung ist, an dieser Stelle dürfte eine "Vega 2nd Generation" gemeint sein) sowie die kleine APU "van Gogh" mit einer (ersten) Navi-basierten Grafiklösung – wie es sich zuletzt schon an anderer Stelle angedeutet hatte. PS: Van Gogh soll gemäß diesen früheren Infos im übrigen noch Zen-2-basiert sein – wahrscheinlich, weil man für diese kleine APU den Achtkern-CCX von Zen 3 nicht verwenden kann.

Bei Notebookcheck gibt es einen vielbeachteten Vorab-Test zu einem ersten Lenovo Thinkpad mit Renoir-Prozessor – interessant vor allem deswegen, weil damit der einfache Vergleich von AMD vs. Intel im Mobile-Segment unter nahezu baugleichen Notebooks möglich ist. Somit wurde ein Lenovo ThinkPad E15 mit Ryzen 7 4700U samt (integrierter) Vega 7 gegen ein Lenovo ThinkPad E15 mit Core i7-10510U samt Radeon RX 640 Mobile verglichen. Das AMD-Notebook gewinnt dabei alle der angestellten (kurzen) Performancetests, beim Cinebench-Test unter der Multithread-Kategorie wegen 8 vs. 4 CPU-Kernen sogar deutlich. Auch der geringe Vorteil unter dem 3DMark13 FireStrike-Test ist beachtenswert, immerhin stand hierbei eine rein integrierte Grafik gegen eine extra-Grafiklösung, wenn auch basierend auf einem (älteren) Grafikchip des Einsteiger-Bereichs. Einen gewissen Nachteil hat das AMD-Gerät dann bei der Akku-Laufzeit, die dort erzielte Differenz ist allerdings nicht groß und würde nur dann, wenn die Akku-Laufzeit das allein entscheidende Kriterium wäre, eine Rolle spielen.

Technik CB15 3DM13 FS (GPU) Akku-Laufzeit
Lenovo ThinkPad E15
Gen2-20T9S00K00
Ryzen 7 4700U + Vega 7 ST: 182
MT: 1139
3561 Video: 9h
WLAN: 7h
Lenovo ThinkPad E15
20RD0011GE
Core i7-10510U + Radeon RX 640 Mobile ST: 174
MT: 586
3279 Video: 10,5h
WLAN: 7,5h
gemäß den Ausführungen von Notebookcheck

Vorbehaltlich eines umfangreichen Tests beider Notebooks gegeneinander läßt sich an diesem Beispiel allerdings schon konstatieren, dass AMD-Hardware auch im Mobile-Segment problemlos mithalten und teilweise sogar in Führung gehen kann. Dabei hat Intel selber schon alles ins Gefecht geworfen, was man noch an Reserven hatte – und kann für die nächste Zeit gar nicht mehr entscheidend nachlegen, denn die kommende Tiger-Lake-Generation verbleibt wohl weiterhin im Vierkern-Segment. AMDs Roadmap ist hingegen im Mobile- bzw. APU-Feld auch weiterhin gut gefüllt, wie vorstehend zu sehen. Normalerweise sollte dies zu steigenden Marktanteilen auch im Mobile-Feld führen – dies aber natürlich nur dann, wenn AMD auch wirklich liefern kann. Diesbezüglich ist AMD sicherlich beachtbar hinter den öffentlich kommunizierten Plänen zurückhängend, denn erst jetzt zur Jahresmitte beginnt sich ein breites (und dann auch lieferbares) Angebot an Renoir-basierten Notebooks herauszubilden – was angesichts der Renoir-Vorstellung bereits zur CES 2020 (Anfang Januar) eine ziemlich lange Wartphase war.

Videocardz berichten über eine GeForce GTX 1650 GDDR6 seitens "Galax" (tritt in Europa unter "KFA2" auf), welche nicht den standardmäßigen TU117-Chip dieser Karte, sondern den TU106-Chip von GeForce RTX 2060, RTX 2060 Super und RTX 2070 benutzt. Selbiger ist mehr als doppelt so groß und verfügt über deutlich höhere Hardware-Fähigkeiten (einschließlich RayTracing), was jedoch bei jener speziellen GeForce GTX 1650 GDDR6 samt und sonders deaktiviert wurde – von den aktiven Hardware-Einheiten sowie den Taktraten her ist es eine normale GeForce GTX 1650 GDDR6. Abweichend liegt die TDP bei 90 Watt (nVidia-default wären 75 Watt) – was in Eigenregie von Galax passiert sein könnte, eventuell aber auch darauf hindeutet, dass der größere TU106-Chip etwas mehr Saft benötigt als der (effektivere) kleinere TU117-Chip. Zudem könnte ein gewisser, schwer erkennbarer Hardware-Unterschied beim Level2-Cache existieren: Für jene GeForce GTX 1650 GDDR6 benötigt man die Hälfte der TU106-Speicherinterface – was erst einmal kein Problem darstellt.

nVidia TU117 nVidia TU106 GeForce GTX 1650 GDDR6
Fertigung 4,7 Mrd. Transistoren in 12nm auf 200mm² Chipfläche bei TSMC 10,6 Mrd. Transistoren in 12nm auf 445mm² Chipfläche bei TSMC -
Technik 2 Raster-Engines, 16 Shader-Cluster, 1024 Shader-Einheiten, 64 TMUs, 32 ROPs, 1 MB Level2-Cache, 128 Bit GDDR5/GDDR6-Interface 3 Raster-Engines, 36 Shader-Cluster, 2304 Shader-Einheiten, 144 TMUs, 36 RT-Cores, 288 Tensor-Cores, 64 ROPs, 4 MB Level2-Cache, 256 Bit GDDR6-Speicherinterface 2 Raster-Engines, 14 Shader-Cluster, 896 Shader-Einheiten, 56 TMUs, 32 ROPs, 1 MB Level2-Cache, 128 Bit GDDR6-Interface
Abspeckung für GTX1650 2 Shader-Cluster (-12,5%) 1 Raster-Engine (-33%), 22 Shader-Cluster (-61%), 32 ROPs (-50%), 3 MB Level2-Cache (-75%), 128 Bit GDDR6-Speicherinterface (-50%) -

Deaktiviert man ergo beim TU106-Chip die Hälfte des Speicherinterfaces, geht normalerweise auch die Hälfte des Level2-Caches flöten – dies wären dann aber immer noch 2 MB und nicht nur ein Megabyte, wie beim regulären TU117-Chip. Ob man speziell den Level2-Cache noch feinteiliger deaktivieren kann bzw. ob damit nicht unschöne Seiteneffekte ausgelöst werden, ist unbekannt – und wenn nicht, dann hat jene spezielle GeForce GTX 1650 GDDR6 von Galax dann doch einen kleinen Hardware-Vorteil gegenüber regulären Kartenmodellen. Die seitens Apisak @ Twitter genannten immerhin +12% Mehrperformance unter dem 3DMark13 TimeSpy-Test dürften sich aber wenn dann eher auf die höhere TDP beziehen – denn mit jener kann die Karte automatisch höher boosten, kommt jener das Power-Limit seltener in die Quere. Ob eine TU106-basierte GeForce GTX 1650 damit aus Prinzip schneller ist, kann nicht gesagt werden – dies würde sich nur auf identischem Power-Limit feststellen lassen. So oder so hat Galax damit möglicherweise eine der schnellsten GeForce GTX 1650 Karten in der Hand, wenn auch mit der Brechstange über einen viel größeren Grafikchip (samt höherer TDP) erzielt.