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Hardware- und Nachrichten-Links des 5./6. März 2020

In einer der AMD-Präsentationsfolien zum FAD'20 (nachfolgend verlinkt) findet sich auch ein kurzer Teaser zu einer kommenden, wahrscheinlich RDNA2-basierten Grafikkarte. Wie groß die Karte wird und was sich daraus auf deren Leistungsfähigkeit schließen läßt, ist aufgrund des Bildausschnitts nicht zu sagen. Doch interessanterweise stellt jener Teaser ein neues AMD-Referenzdesign mit Axial-Lüftern dar – im Gegensatz zu den bisher seitens AMD genutzten Radial-Lüftern ("Blower"-Design). Und wie AMD auf Reddit bestätigt, ist dies auch kein Darstellungsfehler, sondern wird AMD in der Tat keine Radial-Lüfter bei seinen Referenz-Designs der nächsten Grafikkarten-Generation (dies wäre dann RDNA2 bzw. Navi 2X) mehr verwenden. Jener Schritt ist als überaus positiv zu bewerten, denn AMDs letzte Referenz-Designs waren weithin unbeliebt und konnten letztlich nur über einen niedrigstmöglichen Preis verkauft werden. Zudem warteten insbesondere informierte Käufer regelmäßig das Auftauchen von entsprechenden Herstellerdesigns ab, was aber eine Verzögerung ab Launch von durchaus zwei Monaten bedeutete – Zeit, in welcher sich der Grafikkarten-Käufer natürlich auch noch umentscheiden konnte. Ob AMDs neue Referenzdesigns wirklich qualitativer werden, ist damit natürlich noch nicht erwiesen – aber es ergibt sich wenigstens die Chance darauf, wenngleich wie bekannt erst in Richtung Jahresende 2020.

Im Zuge von AMDs Verlautbarungen zum FAD'20, die Navi-2X-Serie eben erst zum Jahresende 2020 in den Markt bringen zu wollen, gibt es natürlich einige Nutzer-Bedenken, ob dies nicht schon zu spät ist, um gegenüber nVidias Ampere-Generation bestehen zu können. Schließlich erwartete man Navi 2X bisher als späteren Turing-Konter, sprich eher im Frühjahr bis Sommer 2020 – und nunmehr kommt AMD möglicherweise sogar später als nVidias nächste Grafikchip-Generation heraus. Andererseits ist vor dem (vorfristigen) Verteilen von Siegerpokalen zu bedenken, das wir derzeit auch zu nVidias Ampere noch keinerlei belastbare Terminlage haben – selbst der inzwischen fast allgemein erwartete Vorstellungs-Termin des HPC-Chips "GA100" zum Ende März ist schließlich bislang nur im Status von Vermutungen. Daher ist auf nVidia-Seite noch alles möglich, gerade die dem HPC-Segment sicherlich erst etwas später nachfolgenden Gaming-Chips betreffend: Von Sommer 2020 bis Anfang 2021 ist da noch alles drin – womit man keinesfalls bereits die feste Schlußfolgerung aufstellen kann, das zum Launchtag von Navi 2X dann bereits eine GeForce RTX 3080 Ti im Markt existieren würde. Gerade wenn sich nVidia wieder der üblichen Release-Reihenfolge zuwendet, kann es gut und gerne passieren, das Gaming-Ampere zwar dieses Jahr startet, speziell die GeForce RTX 3080 Ti dann aber erst im Jahr 2021 antritt.

    angenommener Releaseplan zu nVidias Ampere-Generation

  1.   Vorstellung der Ampere-Architektur (aus HPC-Sicht) und des HPC-Chips "GA100" bei nVidias GTC-Keynote, Ende März 2020
  2.   Launch des HighEnd-Chips "GA104" mittels der GeForce RTX 3080, vermutlich im Herbst 2020
  3.   Ausbau des Ampere-Portfolios mittels der GeForce RTX 3070 (GA104-Basis), nachfolgend im Herbst 2020
  4.   Launch des Midrange-Chips "GA106" mittels der GeForce GTX/RTX 3060, vermutlich Herbst/Winter 2020
  5.   Launch des Enthusiasten-Chips "GA102" mittels der GeForce RTX 3080 Ti, vermutlich erst 2021
  6.   Launch des Mainstream-Chips "GA107" mittels der GeForce GTX/RTX 3050, sicher erst 2021
  7.   Launch des Mainstream-Chips "GA108" mittels der GeForce GT 3030, sicher erst 2021

Als weiterer Punkt zugunsten von Navi 2X wäre einzurechnen, das man mittels der von AMD prophezeiten erheblichen Verbesserung bei der Energieeffizienz dann wieder mehr Reserven im üblichen 250-Watt-Rahmen für Gaming-Grafikkarten erhält – sprich, AMD kann (und wird) mehr Shader-Cluster aufbieten können, ehe man an diese übliche Stromverbrauchsgrenze herankommt. Ob es ausreicht, um ein ausgereiftes nVidia-Produkt in der gleichen Chipfertigung zu erreichen, soll damit nicht gesagt werden – aber zumindest die bisherigen Erkenntnisse & Hochrechnungen auf Basis von Navi 1X und dessen Energieeffizienz gelten für Navi 2X dann eben nicht mehr. Zudem hat AMD mittels Navi 21, Navi 22 und Navi 23 bereits drei in Treiber-Dateien identifizierte Chips der Navi-2X-Klasse in Vorbereitung, kann damit ergo einiges an Performance-Segmenten abdecken. Eine ganz einfache Hypothese würde beispielsweise die bisherigen Navi-1X-Chips jeweils eine Preiskategorie nach unten schicken und die drei Navi-2X-Chips darüber ansiedeln – wobei selbiges notfalls auch mit nur zwei Navi-2X-Chips zu realisieren wäre (und dies alles derzeit natürlich eine reine Spekulation darstellt). In jedem Fall läßt sich sagen, das man Navi 2X wegen des unerwartet späten Erscheinungstermins noch nicht verdammen sollte: Der hohe Energieeffizienz-Gewinn reißt es wieder raus, womit (bei gutem Gelingen) der natürliche Gegner von Navi 2X nun eben nicht mehr Turing, sondern Ampere lauten wird.

Chipbasis RayTracing Marktsegment & Gegner
Radeon RX 6900 Serie Navi 23 Enthusiast vs. GeForce RTX 3080 Ti
Radeon RX 6800 Serie Navi 21 HighEnd vs. GeForce RTX 3080
Radeon RX 6700 Serie Navi 22 Midrange vs. GeForce RTX 3060/3070
Radeon RX 6600 Serie Navi 10 Mainstream vs. GeForce GTX/RTX 3050
Radeon RX 6500 Serie Navi 14 LowCost vs. GeForce GT 3030
Die Angaben dieser Tabelle zu Navi-2X-Chip sind voll spekulativ.

AnandTech (via PC Games Hardware) haben bei AMD eine Klarstellung eingeholt, wieso die neuen AMD-Roadmaps für den Grafikchip-Bereich sowie für den Prozessoren-Bereich im Gegensatz zu früheren AMD-Roadmaps nunmehr keinen "7nm+ Fertigungsprozeß" mehr führen – sondern alles einheitlich mit "7nm" gekennzeichnet ist. AMD will hiermit vermeiden, das unter der Benennung "7nm+" direkt auf TSMCs "N7+" Fertigungsprozeß geschlossen wird – weil man sich offenhalten will, welchen der beiden besseren 7nm-Verfahren von TSMC man für welches Produkt einsetzt. Zur Auswahl stehen hierbei N7P mit DUV-Einsatz und N7+ mit EUV-Einsatz – letzterer ist natürlich technologisch besser, aber möglicherweise auch teurer oder steht nicht zeitgerecht zur Verfügung. In der Summe werden die 2020er AMD-Chips laut AMD durchgehend eine der beiden besseren 7nm-Varianten verwenden – nur eben nicht zwingend die EUV-Variante. Dies ist bisher aufgrund von AMDs Roadmap-Angaben sicherlich falsch aufgefasst worden, AMD hat diesem Mißverständnis nunmehr einen Riegel vorgeschoben.

Belichtung Packdichte Taktrate / Stromverbrauch
TSMC N7 DUV 100% 100%
TSMC N7P DUV kein Unterschied 7% höhere Taktrate oder 10% niedrigerer Stromverbrauch
TSMC N7+ tlw. EUV 20% höhere Packdichte 10% höhere Taktrate oder 15% niedrigerer Stromverbrauch

Heise und Golem berichten über eine neu erkannte Sicherheitslücke in Intels "Management Engine" (ME), welche das Auslesen des Prozessoren-eigenen Haupt-Sicherheitsschlüssels ermöglicht – womit danach alle anderen Sicherheitsanstrengungen in sich zusammenfallen, die ME im kompletten komprimitiert wäre. Ausnutzbar wäre dies dann in Form eines manipulierten BIOS oder auch der Aushebelung von Hardware-DRMs für Netflix & Co. – letzteres für Intel natürlich ein wichtiges Verkaufsargument und damit keineswegs so verzichtbar wie die IT-Sicherheit der Intel-Kunden. Ausgangspunkt hierfür ist ein dummer, vermeidbarer Fehler, wonach der Schutz des für die ME benutzten Speicherbereichs erst kurz nach dem Booten greift – sprich kurzzeitig auslesbar wie manipulierbar ist. Als Clou liegt jener Fehler im festen ROM der Management Engine vor, ist also nicht (wie in anderen Fällen) über Sicherheits-Fixes oder BIOS-Updates patchbar. Ironischerweise dürfte Intel auch dieser Lapsus nichts anhaben können, denn wie mittels des Themenkomplex "Meltdown & Spectre" festgestellt dienen gefundene CPU-Sicherheitslücken den CPU-Herstellern in der Praxis eher als Absatzförderung zugunsten neuer, gefixter Prozessoren.  (Forendiskussion zum Thema)