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News des 2./3. Dezember 2023

Wie AI Business in Berufung auf die Marktforscher von Omedia berichten, hat nVidia im dritten Quartal nahezu eine halbe Million an expliziten HPC/AI-Lösungen abgesetzt. Im Gegensatz zur Angabe vom letzten Quartal – 300'000 H100-Lösungen im Q2/2023 – bezieht sich diese neue Angabe jedoch auf H100- und A100-Lösungen, sprich inklusive der immer noch gefertigten Ampere-basierten HPC-Beschleuniger. Wie da der Mix aussieht, ist unbekannt, allerdings läßt sich die benötigte Wafer-Fläche auch so kalkulieren, da zwischen GA100 (826mm²) und GH100 (814mm²) kein wirklicher Flächen-Unterschied besteht. Somit werden für diese halbe Million HPC-Beschleuniger ca. 10'000 Wafer benötigt, was angesichts der für das Gaming-Segment verbrauchten 45-65k Wafer ganz gewiss kein Problem darstellt. Letztere Zahl bezieht sich auf die derzeit eher unterdurchschnittlichen Auslieferungsmengen an Consumer-Grafikchips, die Halbleiterfertigung hatte zum Jahreswechsel 2021/22 schon einmal grob das Doppelte ausgeworfen.

Volumen Q3'23 Die-Size Wafer-Menge
nVidia HPC-Chips nahezu 500'000 814-826mm² (5/7nm) ca. 10'000
nVidia Gaming-GPUs vermutlich ~12 Mio. 160-630mm² (5/8nm) ca. 45-65k
Wafer-Mengen kalkuliert mit 90% Yield bei den Gaming-Chips sowie 80% Yield bei den HPC-Chips

Aber wie inzwischen allgemein bekannt, liegt das Fertigungsproblem bei nVidias HPC-Lösungen nicht in der Chip-Fertigung, sondern im Packaging. Hierfür werden (bei diesen HPC-Lösungen) besonders hochwertige Verfahren angesetzt, deren Produktionskapazität schon seit einigen Quartalen voll ausgeschöpft und gleichzeitig weiter hochgefahren wird. Trotz enormen Steigerungsraten über die letzten Quartale kann nVidia somit immer noch nicht so viel (an HPC-Lösungen) ausliefern, wie man an Bestellungen vorliegen hat, die aktuelle Wartezeit liegt bei 36-52 Wochen. Der Wegfall aller Lieferungen nach China dürfte hier maßgeblich zur Entzerrung beitragen, aufgrund des vorliegenden Bestell-Bergs ist ein nachfolgendes Absatzloch jedoch genauso wenig zu befürchten. Allenfalls könnte irgendwann der Punkt erreicht sein, wo das "Advanced Packaging" bei TSMC so weit ausgebaut ist, um sowohl nVidia vollständig bedienen zu können, als auch noch Reserven für andere Abnehmer zu bieten.

YouTuber Moore's Law is Dead (wichtigstes Bildmaterial bei VideoCardz) hat einiges neues zu AMDs Zen 6 zu sagen, wobei sich nahezu alles eher auf Server-Modelle bezieht – und sich somit allerhöchsten indirekte Informationen zu entsprechenden Consumer-Modellen ergeben. Springender Punkt von Zen 6 sind die neuen CCDs mit 32 CPU-Kernen, welche neben CCDs mit 8 und 16 CPU-Kernen existieren sollen. Insbesondere bei früheren Zen-Generationen hatte AMD eigentlich immer nur jeweils ein CCD gefertigt, welches dann für alle Anwendungsfälle in entsprechend mehrfacher Anzahl benutzt wurde. Zuletzt kam eine erste Ausnahme hinzu, wo es neben dem 8-Kern-CCD von Zen4 nunmehr auch ein 16-Kern-CCD von Zen4c gibt. Inwiefern die Idee der Dense-Kerne auch für Zen 6 eine Rolle spielt, ist derzeit ungeklärt, denn der "c"-Suffix wurde laut MLID bei Zen 6 nicht mehr erwähnt.

Eine schnelle Absägung dieser Entwicklung wäre jedoch etwas verwunderlich angesichts des Umstands, dass AMD jene nunmehr auch ins Consumer-Segment gebracht hat bzw. mit zukünftigen APUs (Strix Point) dies noch verstärken wird. Zudem passt gerade die von AMD augenscheinlich mit den 32-Kern-CCDs geplante "Epyc-E" Serie an Server-Prozessoren für Network- und Edge-Zwecke genau zu Dense-Kernen, da es bei diesem Einsatzzweck kaum auf maximale Taktraten ankommt bzw. selbige aus Kühlungs-Gründen sogar eher unerwünscht sind. Bei den großen Server-Prozessoren will AMD dann auf bis zu 8 CCDs (und damit max. 256 CPU-Kerne) hinaufgehen, wobei einzelne CCDs auch durch Spezial-Dies für AI- und Netzwerk-Aufgaben ersetzt werden können. Dies stellt eine schöne Nutzung der Modularität von AMDs Chiplet-Ansatz dar und könnte bei gutem Gelingen AMDs Geschäft mit Server-Prozessoren weiter ankurbeln.

Die US-Handelsministerin Gina Raimondo hat laut einem Bericht von Fortune eine interessante wie starke Warnung abgegeben, für AI nutzbare Chips extra für China umzugestalten und damit die US-Importsanktionen zu umgehen. Die Warnung scheint wohl direkt auf nVidias frühere Sanktions-Umgehungen mit der H800-Lösung bezogen zu sein – und wird nunmehr teilweise darauf hin ausgelegt, auch die kommende "GeForce RTX 4090 D" zu betreffen. Allerdings hat man an der H800 auch gesehen, wie schnell dieses "very next day" wirklich war – die alte Sanktionsliste kam im August 2022, die neue im Oktober 2023. Zudem hat nVidia auch keinen wirklichen Ärger wegen der H800 für China bekommen, jene lag schließlich explizit unter der Schwelle der (seinerzeitigen) Sanktionen. Zumindest aus dieser Historie heraus ergibt sich kein Anlaß für nVidia, die GeForce RTX 4090 D zu streichen.

If you redesign a chip around a particular cut line that enables them to do AI, I’m going to control it the very next day.
Quelle:  U.S. Commerce Secretary Gina Raimondo auf dem "Reagan National Defense Forum", notiert von Fortune, veröffentlicht am 3. Dezember 2023

Aber natürlich könnte hinter den Kulissen inzwischen dennoch größerer Druck herrschen – vor einem Jahr war das Thema AI schließlich noch bei weitem nicht so breit in der Öffentlichkeit wie jetzt. Demzufolge könnte man nunmehr eine größere Bedeutung in der (auch sinngemäßen) Einhaltung der Sanktionen sehen. Zumindest explizite AI-Beschleuniger nur für China dürften demzufolge derzeit für nVidia ein "no-go" sein. Bei der GeForce RTX 4090 D kann man dies anders sehen, immerhin ist die Karte primär für Gamer gedacht. Mittels dieser Anmerkungen der US-Handelsministerin wird es für nVidia aber sicherlich dringender, über Wege nachzudenken, den Einsatz als AI-Beschleuniger bei zukünftige Gaming-Grafikkarten effektiv zu unterbinden. Womöglich muß man dafür diverse Rechenformate explizit aussperren, auch wenn dies ein paar Prozent an Gaming-Performance kostet. Kritisch wird es vor allem bezüglich DLSS, denn jenes lebt von den kleinen Rechenformaten der Tensor-Kerne – welche wiederum genauso ideal für AI-Beschleunigung sind.

Bei Tarnkappe berichtet man über die "Verlangsamung" der Updates von Ad-Blockern seitens Google Chrome. Dies kann man derart ausdrücken – oder man könnte auch schreiben, dass zukünftig alle Aktualisierungen zu Browser-AddOns nur noch über den Chrome Web Store erfolgen können. Damit dürfte Google primär Sicherheits-Interessen verfolgen, schließlich besteht bei den Browser-AddOns doch einiges an Mißbrauchspotential. Dass damit einfache Filterlisten-Aktualisierungen bei Ad-Blockern nicht mehr so fix wie bisher zur Verfügung gestellt werden können (muß erst als reguläres Update angemeldet und von Google geprüft sein), dürfte man bei Google hingegen durchaus als erfreulichen Nebeneffekt einbuchen.

Denn mit dem zweiten Artikel-Teil haben Tarnkappe dann doch Recht: Die Verbindung von Browser-Hersteller Google mit Werbemarkt-Beherrscher Google ist keine langfristig funktionierende – dies zeigt sich jetzt immer deutlicher. Die demnächst anstehende Änderung an den AddOn-Richtlinien ("Manifest V3") limitieren Werbeblocker mit umfangreichen Filterregeln nochmals stärker als mit der letzten Änderung. Teilweise läßt sich dies gut begründen damit, dass die AddOn-Regeln natürlich für alle AddOns gelten und man daher immer daran interessiert sein muß, unberechtigte Zugriffe zu unterbinden. Teilweise ist es allerdings offensichtlich reine Schikane gegenüber Ad-Blockern, wie wenn die Anzahl der Filterregeln willkürlich beschränkt wird. In der Summe der Dinge wird der Widerspruch zwischen Browser-Hersteller und Werbungs-Vermarkter immer klarer: Der Chrome-Browser wird aus rein geschäftlichem Interesse von Google scheibchenweise verschlechtert.

Hierbei handelt es sich natürlich auch um ein massives Versagen der Wettbewerbs- und Monopol-Hüter. Insbesondere die USA mit ihrer starken Anti-Monopol-Gesetzgebung sollten normalerweise längst an einer (zwangsweisen) Aufsplittung von Google arbeiten. Hierzu muß man sich nur fragen, wie ein Browser-Hersteller mit den vorhandenen AddOns oder dem Thema Werbe-Blocker umgehen würde, insofern jener nicht dem größten Werbevermarkter der Welt gehören würde. Selbst der Firefox-Browser der Mozilla Foundation dürfte nicht gänzlich frei vom Google-Einfluß sein, ist Google doch einer der größten Geldgeber jener Foundation. Mit freiem Wettbewerb hat dies alles dann nichts zu tun: Denn würde es einen solchen geben, würden sich die Browser-Hersteller derzeit eher einen technologischen Wettlauf darum liefern, Tracking zu minimieren sowie Cookie-Warnungen und aggressive Werbebanner so gut wie möglich auszublenden.