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Die Marktanteile für x86-Prozessoren im dritten Quartal 2023

Tom's Hardware vermelden die durch die Marktforscher von Mercury Research ermittelten weltweiten Absatzzahlen für x86-Prozessoren, was auf den altbekannten Zweikampf von AMD vs Intel hinausläuft. Für das abgelaufene dritte Quartal 2023 sieht es optisch gut für AMD aus, denn fast alle Tendenz-Pfeile gehen in Richtung von "Team Red", die einzige Ausnahme ist mit 0,2 Prozentpunkte pro Intel bei Desktop-Prozessoren im Vergleich zum direkten Vorquartal ein eher minimaler Effekt. Dennoch sollte diese Marktsitation für AMD zu keinerlei Jubelstürmen anregen, denn die absolut erreichten Marktanteile liegen mit knapp 20% immer noch auf einem Stand, welchen AMD schon einmal zur Jahresmitte 2020 erreicht hatte.

Absätze Q3'23 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 19,2% pro Intel 0,2 PP ▶ ◀ 5,3 PP pro AMD 80,8%
x86 Mobile 19,5% ◀ 3,0 PP pro AMD ◀ 3,8 PP pro AMD 80,5%
x86 Client 19,4% ◀ 2,1 PP pro AMD ◀ 4,4 PP pro AMD 80,6%
x86 Server 23,3% ◀ 4,7 PP pro AMD ◀ 5,8 PP pro AMD 76,7%
Stückzahlen-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q3/2023 vermeldet durch Tom's Hardware

Die aktuell zugunsten von AMD steigenden Marktanteile haben also nur eine zwischenzeitliche Delle ausgeglichen, faktisch hat sich AMD aber seit drei Jahren nicht mehr wirklich von der Stelle bewegt bzw. ist nach dem Erreichen der 20-Prozent-Marke wie an eine unsichtbare Mauer gelaufen. Natürlich werden auch die IT-Wirren der Jahre 2020/21 hier ihren Beitrag geleistet haben, aber eigentlich war AMDs Produktprogramm recht stark und konnte man auf dessen Basis durchaus annehmen, AMD könnte nach dem Jahr 2020 auch höhere Marktanteile als eben diese 20-Prozent-Marke anpeilen. Real passiert ist hingegen das Gegenteil und AMD musste zuletzt kämpfen, um überhaupt wieder an diese Marke heranzukommen.

Denkbarerweise sieht man hier schlicht die Übermacht des OEM-Geschäfts bei PC-Prozessoren: Da kann AMD in einigen regionalen Märkten noch so stark im DIY-Segment sein, jenes betrifft nur einen kleinen Teil des Desktop-Segments und selbiges ist dann auch nur ein grobes Drittel der Rechnung "Desktop + OEM = (gesamt) Client". Im gesamten Markt der Consumer-Prozessoren ist der Anteil des DIY-Segment auf unter 10% zu schätzen, ergo spielen dort erreichte Marktanteile für die Gesamtrechnung kaum eine beachtbare Rolle. Und im OEM-Segment ist Intel schlicht extrem dominant, hat auch einfach die viel längerfristigen Geschäftsbeziehungen, während AMD auch teilweise damit kämpfen muß, vor ewigen Zeiten vorgestellte Produkte nicht wirklich (in Menge) liefern zu können.

So oder so führt der Weg zu höheren insgesamten Marktanteilen im Client-Segment für AMD ausschließlich über den Weg der dickeren OEM-Aufträge, mittels (noch) höheren DIY-Absätzen würde sich AMD kaum von der Stelle bewegen. Welche Schritte hierzu notwendig sind, ist schwer von außerhalb zu sagen. Klar ist aber, dass sich AMD in dieser Frage in den letzten Jahren nicht mit Ruhm bekleckert hat und demzufolge bei AMD die bisherige Strategie durchaus Diskussionsthema sein sollte. Sich mit über viele Jahre hinweg mit gut- bis erstklassigen Produkten keinen beachtbar größeren Teil des Kuchens einverleibt und derzeit auch keine langfristige Aussicht auf auch nur ähnliche Marktanteile wie Intel zu haben, kann sicherlich nicht der Anspruch von AMD sein.

Interessant daneben, dass AMD im Server-Markt die inzwischen klar besten Marktanteile produziert – obwohl gerade jenes Marktsegment doch üblicherweise als sehr traditionell und schwer zu überzeugen beschrieben wurde. Hier kommt AMD natürlich entgegen, dass Intel bei Server-Prozessoren inzwischen über mehrere CPU-Generationen klar versagt hat und einfach nicht in die Spur kommt – im Gegensatz zum Consumer-Segment, wo dies mit der Alder-Lake-Generation durchaus gelungen ist. Fehlend sind in diesem Quartal hingegen die Zahlen zu allen x86-Prozessoren, wobei diese Rechnung wegen des erheblichen Einfluß' der eigentlich nicht wirklich in einem "Markt" stehenden Konsolen-SoCs zuletzt auch einige Kritik auf sich zog. Dafür gibt es erstmals Zahlen zu Umsatz-Marktanteilen, wobei diese Rechnung wohl teilweise von AMD selber vorgenommen wurde und daher nicht gänzlich unabhängig ist.

Umsätze Q3'23 AMD vs Vorquartal vs Vorjahr Intel
x86 Desktop 16,3% ◀ 0,5 PP pro AMD ◀ 4,1 PP pro AMD 83,7%
x86 Mobile 17,3% ◀ 4,0 PP pro AMD ◀ 5,1 PP pro AMD 82,7%
x86 Client 16,9% ◀ 2,8 PP pro AMD ◀ 4,7 PP pro AMD 83,1%
x86 Server 29,4% ◀ 4,3 PP pro AMD ◀ 1,6 PP pro AMD 70,6%
Umsatz-Marktanteile!     ◀ = AMD gewinnt (und Intel verliert)     ▶ = Intel gewinnt (und AMD verliert)     PP = Prozentpunkt
Quelle: Mercury Research, für das Q3/2023 vermeldet durch Tom's Hardware

Allerdings scheint sich AMD hiermit auch keine Wunderdinge anzudichten, sondern schätzt durchaus realistisch ein, dass die Desktop- und Mobile-Marktanteile nach Umsätzen niedriger für AMD ausfallen als jene nach Stückzahlen. Hintergrund sind die nach wie vor höheren durchschnittlichen Verkaufspreise, welche Intel nehmen kann – und welche man auf Basis des beiderseitigen Produkt-Portfolios auch kaum damit begründen kann, dass AMD irgendwelche Angebote in der Leistungsspitze fehlen würden und man daher naturgemäß kleinere Brötchen backen müsste. Eher dürfte hiermit ausgedrückt werden, dass AMD als der kleinere der beiden Wettbewerber die OEMs zusätzlich über niedrigere Preise überzeugen muß, trotz gleichartiger gebotener Performance und Technik.

Die Ausnahme von der Regel stellen die Server-Prozessoren dar, wo AMD zu einem Absatz-Anteil von 23,3% sich selber einen Umsatz-Anteil von 29,4% errechnet. Ob dies gänzlich korrekt ist, wird sich von außen her nie belegen lassen, aber dennoch gibt man damit die klare Tendenz vor, dass AMD derzeit im Marktsegment der x86 Server-Prozessoren sogar höhere Preise als Intel nehmen kann. Anders formuliert muß Intel hier wohl mit heftigen Preisnachlässen agieren, um seine Marktanteile nicht noch schneller zu verlieren – was wiederum in der gegenüber AMD zurückhängenden Performance bei Server-Prozessoren begründet liegt. Allein in diesem Marktsegment existiert somit für AMD derzeit eine realistische Chance, langfristig mal ähnliche Marktanteile wie Intel sehen zu können (welche bei grob 40-45% anfangen).

Absätze x86 Desktop x86 Mobile x86 Client x86 Server x86 Overall (exkl.) x86 Overall (inkl.)
Q3/2023 19,2% vs 80,8% 19,5% vs 80,5% 19,4% vs 80,6% 23,3% vs 76,7% - -
Q2/2023 19,4% vs 80,6% 16,5% vs 83,5% 17,3% vs 82,7% 18,6% vs 81,4% 17,4% vs 82,6% 31,6% vs 68,4%
Q1/2023 19,2% vs 80,8% 16,2% vs 83,8% - 18,0% vs 82,0% 17,2% vs 82,8% 34,6% vs 65,4%
Q4/2022 18,6% vs 81,4% 16,4% vs 83,6% - 17,6% vs 82,4% - 31,3% vs 68,7%
Q3/2022 13,9% vs 86,1% 15,7% vs 84,3% 15,0% vs 85,0% 17,5% vs 82,5% - 28,5% vs 71,5%
Q2/2022 20,5% vs 79,4% 24,8% vs 75,2% - 13,9% vs 86,1% 22,5% vs 77,5% 31,4% vs 68,6%
Q1/2022 18,3% vs 81,7% 22,5% vs 77,5% - 11,6% vs 88,4% - 27,7% vs 72,3%
Q4/2021 16,2% vs 83,8% 21,6% vs 78,4% - 10,7% vs 89,3% - 25,6% vs 74,4%
Q3/2021 17,0% vs 82,9% 22,0% vs 78,0% - 10,2% vs 89,8% - 24,6% vs 75,4%
Q2/2021 17,1% vs 82,9% 20,0% vs 80,0% - 9,5% vs 90,5% - 22,5% vs 77,5%
Q1/2021 19,3% vs 80,6% 18,0% vs 82,0% - 8,9% vs 91,1% - 20,7% vs 79,3%
Q4/2020 19,3% vs 80,7% 19,0% vs 81,0% - 7,1% vs 92,9% - 21,7% vs 78,3%
Q3/2020 20,1% vs 79,9% 20,2% vs 79,8% 20,2% vs 79,8% 6,6% vs 93,4% - 22,4% vs 77,6%
Q2/2020 19,2% vs 80,7% 19,9% vs 80,1% 19,7% vs 80,3% 5,8% vs 94,2% - 18,3% vs 81,7%
Q1/2020 18,6% vs 81,4% 17,1% vs 82,9% 17,5% vs 82,5% 5,1% vs 94,9% - 14,8% vs 85,2%
Q4/2019 18,3% vs 81,7% 16,2% vs 83,8% 17,0% vs 83,0% 4,5% vs 95,5% - 15,5% vs 84,5%
Q3/2019 18,0% vs 82,0% 14,7% vs 85,3% 15,8% vs 84,2% 4,3% vs 95,7% - 14,6% vs 85,4%
Q2/2019 17,1% vs 82,9% 14,1% vs 85,9% 15,0% vs 85,0% 3,4% vs 96,6% - 13,9% vs 86,1%
Q1/2019 17,1% vs 82,9% 13,1% vs 86,9% - 2,9% vs 97,1% - 13,3% vs 86,7%
Q4/2018 15,8% vs 84,2% 12,2% vs 87,8% 13,5% vs 86,5% 3,2% vs 96,8% - 12,3% vs 87,7%
Q3/2018 13,0% vs 87,0% 10,9% vs 89,1% 11,6% vs 88,4% 1,6% vs 98,4% - 10,6% vs 89,4%
Q2/2018 12,3% vs 87,7% 8,8% vs 91,2% - 1,4% vs 98,6% - 9,1% vs 90,9%
Q1/2018 12,2% vs 87,8% 8,0% vs 92,0% - 1,0% vs 99,0% - 8,6% vs 91,4%
Q4/2017 12,0% vs 88,0% 6,9% vs 93,1% - 0,8% vs 99,2% - -
Q3/2017 10,9% vs 89,1% 6,8% vs 93,2% - - - 7,5% vs 92,5%
Q2/2017 11,1% vs 88,9% - - - - -
Q1/2017 11,4% vs 88,6% - - - - -
Q4/2016 9,9% vs 90,1% - - - - -
Q3/2016 9,1% vs 90,9% - - - - -
Stückzahlen-Marktanteile!     AMD-Marktanteil in rot, Intel-Marktanteil in blau     Quelle aller Zahlen: Mercury Research (±0,1PP)

Anmerkungen: Alle genannten Marktanteile beziehen sich (sofern nicht anders beschrieben) auf verkaufte Stückzahlen im weltweiten Markt an x86-Prozessoren. Jene werden von Mercury Research erhoben und manchmal in Teilen an die Presse gegeben – meistens nur bezogen auf die jeweiligen AMD-Marktanteile. Da der einzige weitere x86-Anbieter in Form von VIA derzeit keine echte Bedeutung mehr hat, kann man wohl davon ausgehen, dass die Differenz-Rechnung zum AMD-Marktteil immer zielgenau den Intel-Marktanteil ergibt (ein eventueller Fehler von –0,1 Prozentpunkten wäre zudem nicht wirklich schlimm). Die von Mercury Research angegebenen Zahlen zu den einzelnen Teilsegmenten "Desktop", "Mobile", "Client" und "Server" enthalten jeweils keinerlei Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, jene fließen allerdings in den üblicherweise genannten Insgesamt-Marktanteil "Overall" mit ein.

Inzwischen werden hierzu sogar zwei Zahlen angegeben: Einmal ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, einmal mit diesen. Darauf bezieht sich auch die Spalten-Beschriftung vorstehender Tabelle: "Overall exkl." bedeutet also ohne Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren, während "Overall inkl." die Zählung mit diesen Prozessoren ergibt. Alle früheren "Overall"-Werte beziehen sich hingegen gewöhnlich immer auf die Zählung inklusive Konsolen-SoCs sowie IoT- und Embedded-Prozessoren. Die (selten berichtete) Sparte "Client" stellt den kombinierten Marktanteil von Desktop- und Mobile-Prozessoren dar, wobei die Mobile-Modelle erfahrungsgemäß mit grob zwei Dritteln der Menge klar überwiegen. Die Sparte "Overall exkl." stellt zudem den kombinierten Marktanteil von Desktop-, Mobile- und Server-Prozessoren dar, wobei hier wiederum die Client-Modelle überwiegen sollten.